Albanien 2023: Fazit einer vierwöchigen Reise

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  • Beitrag zuletzt geändert am:März 31, 2024
  • Lesedauer:10 min Lesezeit

Ein Monat durch Albanien … und – was bleibt in unserem Kopf und Herzen zurück?

Von vorne weg … viel Positives! Ein Land, das wir sicher nochmals bereisen werden! Im Vorfeld hatten wir zwar von anderen Reisenden hauptsächlich positive Feedbacks erhalten … diese konnten uns aber nicht vollends überzeugen – Vorurteile kleben an einem wie Kletten … leider!

Nach der wunderbaren Zeit in Griechenland wussten wir nicht, was wir erwarten konnten. Wir waren verunsichert. In unserem Kopf bildeten sich Fragen wie: Wie werden wir die Menschen erleben? Ist die Landschaft tatsächlich noch so wild? Ist das Problem mit dem Abfall tatsächlich so schlimm? Fahren die Albaner wirklich wie die Berserker?

Nachdem wir die Grenze in Qafe Bote überquert haben, machen wir unsere erste Erfahrung mit dem frenetischen albanischen Verkehr in Sarandë und lassen die erste Übernachtung im vollgestopften Camping von Ksamil, einem überbewerteten Ort an der albanischen Riviera, über uns ergehen. Wir fühlen uns in unserer Skepsis bestätigt.

Kaum lassen wir die Küste hinter uns, löst sich unsere Skepsis wie der Morgennebel kurz nach Sonnenaufgang auf. Nach Gjirokaster führt unsere Reiseroute hauptsächlich über Pisten. Wir erklimmen Berge, überqueren Furten, kreuzen Personenwagen dort, wo man nur Berggeissen erwartet, bleiben im Schlamm inmitten eines dichten Waldes bis zum Chassis stecken und können uns nur mithilfe der Seilwinde aus der misslichen Situation befreien. Ja … wir geniessen die Wildnis Albaniens mit seinen vielen Gesichtern und Fassetten in vollen Zügen.

Albanien ist ein sehr günstiges Land. Während unserer einmonatigen Reise haben wir im Durchschnitt nicht mehr als 45 EUR / Tag ausgegeben (Treibstoff, Camping, Hotel, Restaurants, Lebensmittel).

Menschen

Die Albaner begegneten uns mit grosser Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft. Praktisch überall wurden wir freundlich begrüsst, manchmal mit nur einem Handzeichen oder einem wohlwollenden Kopfnicken, manchmal mit einem breiten Lächeln. Half die englische Sprache in der Kommunikation nicht weiter (die ältere Generation bemüht sich mit einigen Worten Englisch aber der Wortschatz ist sehr limitiert. Es sind hauptsächlich die Jungen, die sich besser artikulieren können), kamen Hände und Füsse zum Einsatz.

Die Albaner sind ein stolzes Volk. Als wir auf ihre Frage, wie es uns Albanien gefällt mit «sehr gut, schöne Landschaften, gutes Essen und sehr nette Leute» antworten, strahlten sie aus allen Poren und zeigen mit dem Daumen nach oben. Dieses Thumps-up gilt uns.

Shkodra: Marubi National Museum of Photography

Infrastruktur

Sowie in Griechenland muss man auch in Albanien darauf gefasst sein, dass was eine Karte (in Papier- oder in digitaler -Form) angibt, nicht immer das ist, was man vor Ort tatsächlich antrifft. Auch in Albanien entpuppten sich Hauptstrassen manchmal als bessere Landstrassen, Landstrassen werden zu Waldwegen und Pisten sind manchmal geteert. 

Der Pistenzustand war anspruchsvoll. Der viele Frühlingsregen hat den Pisten arg zugesetzt. Wir trafen auf verschlammte, ausgewaschene und verschüttete Pisten. Nicht selten waren sie mit Schlaglöchern durchsät. Untersetzung und Differentialsperre kamen häufig zum Einsatz.

Offroad entlang dem schwarzen Drin

Sicherheit

Nie wurden wir bedrängt, bedroht oder angepöbelt.

Fahrstil & Fahrzeuge

Wir meinten, wir hätten in Griechenland bereits alles erlebt, was mit halsbrecherischem Fahrstil assoziiert werden kann. Wir irrten uns gewaltig. Oft haben wir uns gefragt, ob die Personenwagen in Albanien auch über ein Rückwärtsgang verfügen. Albaner scheinen nur eine Fahrtrichtung zu kennen … und die ist vorwärts! Dabei dient die Mittellinie, hauptsächlich durchgezogen, als Orientierungslinie für die Motorhauben-Mitte. Prinzipiell wird in der Mitte der Fahrbahn gefahren… und dies schnell. Die vielen Grabsteine am Strassenrand bezeugen, dass nicht alle mit ihrem Fahrstil Glück hatten. Ob diese Mahnmale etwas bewirken, müssen wir echt bezweifeln.

So wie in Spanien und Griechenland wird in Albanien überall dort parkiert, wo es Platz gibt: Mitten auf der Fahrbahn, auf der gegenüberliegenden Spur, auf der Strasse vor einem Laden/Geschäft, inmitten eines Kreisels, kurz überall dort, wo es am bequemsten ist. Man stoppt gerne inmitten der Strasse, um mit dem entgegenkommenden Fahrer einen kurzen Schwatz abzuhalten. Erst wenn dieser beendet ist, wird die Fahrbahn wieder für die Wartenden freigegeben. Albanien wäre ein Paradies für Schweizer Polizisten!

Wenn man über die Grenze nach Albanien gelangt, fällt etwas sofort ins Auge: die gewaltige Zahl von Mercedes Personenwagen. Aus den Achtzigern bis heute sind fast alle Modelle auf den Strassen unterwegs. Jeder, der etwas auf sich hält und über das nötige Kleingeld verfügt, kauft sich ein Mercedes. «Mercedes is king» sagte uns ein Hotelbesitzer in Korçë. Generell ist die deutsche Autoindustrie in Albanien sehr gut vertreten. Nach den Mercedes kommen die Audis und die BMW. Jaguare und Porsches sind selten anzutreffen. Die Albaner liebe ihre Autos. Noch nie sind wir auf eine solche Dichte an Autowaschanlagen, Ersatzteillager, Tuning-, Felgen- und Reifengeschäfte gestossen wie hier.

Nicht selten haben wir PWs auch auf Pisten angetroffen, vollbeladen mit Menschen und Ware, über Stock und Stein, selbst dort wo wir mit Allradantrieb und teilweise mit Untersetzungen unterwegs waren. Wir möchten nicht wissen, wie der Zustand des Unterbodens jeweils ausgesehen hat.

Fahrt nach Valbonë, was übrig bleibt!

Campings

Während unsere Reise haben wir hauptsächlich wild geschlafen. Nicht destotrotz genossen wir einige sehr gut eingerichteten Campingplätze.

Die Preise pendelten zwischen 12 und 23 EUR / Tag, ohne Stromanschluss. Folgende Zeltplätze haben uns besonders gefallen:

Berat

Folgende Campings haben uns besonders gefallen (Bemerkung: wir haben die meisten in der Vorsaison erlebt):

Gjirokastra

Camping Family
(Facebook-Adresse)

Neu eröffneter Campingplatz in Familienbesitz ca. 2km vom Stadtzentrum entfernt.  Ebene und teilweise schattige Parzellen. Im Preis von 20 EUR sind Strom und die Benutzung der Waschmaschine inbegriffen. Das Restaurant bietet gute Gerichte an. Die Sanitäranlagen sind sauber.

Grosszügiger Campingplatz ca. 1.5 km vom Stadtzentrum entfernt. Die Parzellen sind eben und teilweise schattig. Der Empfang ist sehr herzlich (man wird mit frischen Früchten willkommen geheissen). Sanitäranlage sind grosszügig und sehr sauber. Der Preis für uns war 20 EUR / Tag, ohne Strom.

Klein aber fein. Inmitten eines kleinen Rebberges und zwischen Kirschenbäumen hat hier die Familie Kapxhiu eine kleine Idylle geschafft. Ca. 1 km vom Stadtzentrum entfernt, kann man hier gut relaxen. Auf Anfrage wurde sogar für uns gekocht. Kleine, aber saubere Sanitär- anlagen. Für grosse Wohnmobile könnte die Ein- und Ausfahrt etwas eng sein. Der Preis für uns war 17 EUR / Tag ohne Strom.

Sehr schöner, grosszügiger und gepflegter Campingplatz mit viel Schatten, flachen und grosszügigen Parzellen sowie direktem Seeanstoss. Im Restaurant kann man gut essen. Der Preis war 23 EUR / Tag ohne Strom.

Stellplätze im Freien

Im Landesinneren sind Campingplätze rar und liegen weit voneinander entfernt. Hier fanden wir fern der «Zivilisation» schöne Stellplätze. Wir hielten uns an folgende Grundprinzipien:

  • nie ausserhalb einer bereits bestehenden Piste/Fahrspur zu fahren, um einen Stellplatz zu erreichen (zum Beispiel quer durch eine Wiese)
  • kein Feuer entfachen, auch wenn dies der Romantik Abbruch tut (vergangene Waldbrände in Griechenland sind noch heute eine offene Wunde)
  • keinen Abfall zurücklassen, Toilettenpapier und Nastücher wieder mitnehmen
  • nicht in der Nähe von Tränken parkieren
  • Verbote respektieren

Man muss sich im Klaren sein, dass beim Wildcampen auch Besuche von Wildtieren nicht aussergewöhnlich sind. So hat sich ein Waschbär, während unserer Übernachtung am Rande des Fräsher Natioanalparks, unser Fahrzeug genau unter der Lupe genommen und sich auf der Motorhaube breit gemacht.

Nationalpark Bred Hotovë

Hotels
Hotels sind für uns die letzte Option. Wir greifen zu dieser Möglichkeit, wenn es keine Campings gibt, das Wetter über einer längere Periode schlecht ist oder wenn wir keine Lust mehr haben, wild zu übernachten. Während unserer Albanien-Reise haben wir nur einmal in Korçë in einem Hotel übernachtet.

Corça: Moderne Architektur

Hygiene & Sauberkeit

Hier gibt es noch sehr viel Nachholpotential. Das Abfallmanagement liegt in Albanien auf der Intensivstation. Abfall und Unrat werden dort entsorgt, wo es am bequemsten ist: am Strassenrand, auf Parkplätzen, hinter dem eigene Haus, in den Wäldern, im Hochgebirge, in einem ausgetrockneten Bach, auf «illegalen» Deponien, am Strand, bei den vielen Trinkwasserquellen (Tonnen von Plastikflaschen) … . Abfallcontainer werden aufgestellt, gefüllt, überfüllt und … selten geleert. Sie bilden ein Buffet-Paradis für hungrige Tiere.

Essen & Trinken

Auch in Albanien kann man schlecht abnehmen! Allen Vorurteilen zum Trotzt (zu viel Fleisch, zu wenig Gemüse …) haben wir eine vielfältige, sehr aromatische und bodenständige Küche angetroffen. Uns wurde nie langweilig … ach vielleicht ist der Hang zu Pommes frites als Beilage etwas zu stark ausgeprägt. Ein Dreigänger mit offenem Wein und Mineralwasser kam praktisch nie über 30 EUR für uns beide zu stehen.

Gjirokastra

Camping Family
(Facebook-Adresse)

Camping eigenes Restaurant. Einfache aber gute Speisen. Günstig

Corça
Restaurant Antik
(Facebook-Adresse)

Schönes Restaurant mit sehr guten regionalen Speisen & Pizzas. Günstig.

Die Camping-Besitzerin kocht auf Anfrage. Predikat: schmackhaft!

Camping eigenes Restaurant mit grosse Speisekarte. Sehr gute Speisen.
Günstig.

Empfehlen wir Albanien als Reiseland? Unbedingt!

Hier findest du unser Reisetagebuch und die Bildergalerie

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  1. Fabrizio Arrigoni

    Test Fabrizio

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