Unsere Route: Stand 02. August 2023
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Albanien TEIL 1: 03.07. – 16.07.23, Ksamil – Berat (via Nordmazedonien)
Albanien TEIL 2: 17.07. – 04.08.23, Berat – Shkodra
Unterwegs seit: 31 Tagen
Gefahrene km: 1850 km
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03.07. – 10.07.2023 Ksamil – Korça
Das Wichtigste in Kürze:
Wir verlassen die Wildnis des Pindos-Gebirges und tauchen kurz in den Ameisenhaufen von Ksamil ein (Albanien). Der Schock sitzt tief. In Gjirokaster bewundern wir die Altstadt und die alten Häuser im osmanischen Stil. Unsere erste Pistenfahrten sind garstig. Der Frühlingsregen hat vieles kaputt gemacht. Kurz vor Korça bleiben wir tief im Schlamm stecken und können uns nur mit der Seilwinde herausziehen.
03.07.23 Monodendri (Griechenland) – Ksamil (Albanien)
Wetter: Sonne pur und heiss, zu heiss!
Temperatur: 18 – 32°C
Ksamil liegt auf einer Halbinsel vis à vis von Korfu in Albanien. Eigentlich wollten wir von hier aus ein paar touristische Attraktionen in der Region besuchen. Doch als wir am überfüllten Parkplatz zum Besuch der Karstquelle Syri i Kalter (blaues Auge) vorbeifahren, in der Kleinstadt Sarande kein Parkplatz zu finden ist und wir auf dem Camping Ksamil dicht an dicht stehen, entscheiden wir, diesen Hotspot an der albanischen Riviera nur zu einem Boxenstopp zu nutzen: Geld wechseln, SIM-Karte besorgen und Wäsche waschen.
Die Campingbesitzerin ist sehr nett und empfängt uns sowie die anderen Gäste mit Biskuit und einem gefrorenen Kaffee. Dies täuscht aber nicht darüber hinweg, dass der Campingplatz restlos überfüllt ist und im Notfall kaum zu evakuieren wäre. Eine Familie aus Schweden mit zwei hyperaktiven Kindern hält uns bis spät in die Nacht hinein auf Trab … bis eine langsam entnervte Italienerin mit einem lauten «Bastaaa!» Ruhe einkehren lässt.
04.07.2023, Über Finiq nach Gjirokastra
Wetter: Sonne pur, heiss und schwül
Temperatur: 22 – 32°C
Den heutigen Tag wollen wir etwas geruhsamer angehen. Es ist heiss und wir müssen uns erst an Albanien gewöhnen. So fahren wir auf einer geteerten Landstrasse über einen Gebirgszug Richtung Gjirokastra. Einen Abstecher wert scheint uns die archäologische Ausgrabungsstätte von Finiq, die hübsch auf einem Bergrücken liegt, von wo man einen weiten Blick über die Küstenebene hat.
Lustlos wandern wir die verschiedenen Ausgrabungen ab. Doch weder das Theater, noch die Mauerreste eines repräsentativen Hauses, noch die Tempel- sowie Kirchenreste vermögen uns zu begeistern.
Einzig die vielen kleinen Bunker, die der für beinahe 40 Jahre autoritär herrschende Enver Hoxhas errichten liess, wecken unser Interesse. Hoxhas führte einen streng isolationistischen Kurs. Aus Paranoia vor einem Überfall durch die Nachbarländer oder durch ehemals kommunistische Verbündete liess er im ganzen Land kleine Bunker errichten, in denen je vier Albaner in einer Art Guerilla-Krieg den Invasoren Paroli bieten sollten. 750‘000 Bunker waren geplant und knapp 200‘000 wurden gebaut. Dieser finanzielle Kraftakt oder auch Wahnsinn überforderte das wirtschaftlich angeschlagene Land.
Heute erinnern die langsam verfallenden Bunker die Albaner vor allem an eine düstere Zeit.
Im neuem Family Camping in Gjirokastra parkieren wir Hannibal im Schatten und testen zum ersten Mal die albanische Küche im Campingrestaurant. Grüner Salat, Poulet im Ofen mit Bratkartoffeln und Auberginen im Tomatensugo. Die Präsentation ist etwas archaisch, aber alles schmeckt ordentlich gut.
Gegen 18:00 werden wir von lauter Partymusik aus der Ruhe gerissen. Ein Kindergeburtstag wird im Restaurant gefeiert. Eine Animateurin im Clown-Kostüm und ein für die Veranstaltung angereister DJ sorgen für reichlich Gekreische und Bewegung bei zwei Dutzend kleinen Mädchen. Die Mütter mit der nächsten Generation bereits im Kinderwagen oder im Bauch sitzen beisammen und tratschen.
Gegen 21:00 ist wieder Ruhe eingekehrt. Das Campingpersonal räumt auf, die Kinder lassen die Party-Luftballons explodieren. Darüber erschrecken zwei Hunde von Campinggästen und fangen wild an zu bellen.
05.07.23, Gjirokaster
Wetter: Sonne pur, heiss uns schwül
Temperatur: 22 – 32°C
Wir lassen uns nach dem Frühstück vom Sohn des Campingbesitzers mit dem Auto nach Gjirokaster fahren. Den Bazaar, die Burg und ein osmanisches Haus möchten wir besichtigen. Gjirokaster zählt seit 2005 zum UNESCO-Weltkulturerbe. Sie ist eine der ältesten Städte des Landes und wichtiges kulturelles Zentrum Südalbaniens.
Dass diese Stadt ein Touristen-Magnet ist, wird uns beim Eintreffen im Bazaar sofort klar. Die Souvenirläden mit dem üblichen Ramsch sowie die Restaurants, die Fast-Food-Theken und die Bars stehen den vorbeilaufenden Touristen Spalier. Eine Lawine von Hotpants tragenden jungen und weniger jungen Frauen mit zu stark über dem Bauch gespannten und zu klein geratenen T-Shirts, von quengelnden Kindern, von mit dem Selfie-Stick herumschwenkenden Asiaten und von desinteressierten, dem Guide folgenden Gruppereisenden zwängt sich durch die steilen Gassen … und schwitzt sich unter der bereits sengenden Sonne die Seele aus dem Leib.
Wir klettern bis zur Burg, die die Stadt von oben beschützt. Dieses gigantische Bollwerk hat ausser einer Reihe von alten Kanonen, einem der wenigen noch existierenden Fiat-Panzer aus dem 2. Weltkrieg und einer wunderbaren Fernsicht nicht viel zu bieten.
Gjirokaster ist auch für seine Häuser im osmanischen Stil bekannt. Das Skenduli-House ist eines davon und liegt glücklicherweise nicht weit weg von der Burg. Dort erwartet uns eine etwas übersäuerte Guide, die uns in schnellem Schritttempo durch die unzähligen Räume führt. «Hier ist die Vorratskammer, hier der Kühlraum, hier ein Hammam, hier die Gästezimmer, hier der Hochzeitraum, hier ein Plumpsklo … hier der Regenwassertank …». Und schon sind die nächsten Besucher an der Reihe.
06.07.2023, Gjirokaster – Tepelene – Nationalpark Bred Hotovë (Frashër)
Wetter: Sonnig und heiss
Temperatur: 22 – 32°C
Heute nehmen wir zum ersten Mal eine Piste Albaniens unter die Räder. Nach dem vielen Frühlingsregen und unseren schlechten Erfahrungen im Pindos-Gebirge, müssen wir zugeben, dass wir ein mulmiges Gefühl im Bauch haben.
Sobald wir nach Gjirokaster von der Hauptstrasse abzweigen, wird es einsam. Von Gjirokaster führt eine geteerte Strasse bis Kolonjë. Eine Schotterpiste ohne grosse Schwierigkeiten bringt uns zum kleinem Bergdorf Golem, das kaum mehr bewohnt scheint. Wir begegnen einigen Schaf- und Ziegenherden sowie Pferden, die in diesem unwegsamen Gelände immer noch ein wichtiges Transportmittel sind. Menschen sehen wir kaum.
Dann nach einer holprigen Passfahrt kommen wir zu einem Ort, der belebt und durch eine gut ausgebaute Strasse erschlossen ist. Wir sehen tief in eine Schlucht hinunter, die eine Erkundung wert wäre. Allerdings läuft uns der Schweiss auch ohne körperliche Aktivitäten hinunter … In einer Strassen-Bar stoppen wir kurz und lassen uns einen türkischen Kaffee servieren. Auf dem Grill brutzelt für das Mittagessen bereits eine ganze Ziege. Der Barbesitzer probiert in regelmässigen Abständen, ob die Ziege schon gar sei. Am Bauchumfang gemessen, probiert er sehr gerne und sehr oft.
Nach einem herzhaften Mittagessen in Tepelenë, während dem wir Besuch von einem halbnackten Mann in Unterhosen erhalten (der Restaurantbesitzer verscheucht ihn unsanft und mit einer lauten Schimpftirade vom Grundstück) brechen wir zu einer Rundfahrt durch den Nationalpark Bred Hotovë (auch Frasher genannt) auf, weitere 70 km Offroad. Durch dichten Laub- und Kiefernwald steigen wir zu einem Hochplateau auf, haben immer wieder Ausblicke auf eine zerfurchte wilde Landschaft und kommen auf ruppiger und vom Regen gezeichneter Piste an sehr ursprünglichen Dörfern vorbei. Die Lebensbedingungen scheinen wie aus einem anderen Zeitalter. Nur ein Stromkabel und alte klapprige Pickups unter Blechdächern zeigen, dass die Moderne auch in dieser Region einen scheuen Einzug gehalten hat.
Auf der Suche nach einem geeigneten Stellplatz sind wir sehr wählerisch: die eine Möglichkeit kommt zu früh, auf der nächsten Wiese finden wir keine ebene Fläche, auf dem nächsten Plätzchen können wir nicht wenden … schlussendlich landen wir unten im Tal, finden in der Nähe eines Kraftwerks „the place to be“ und fallen müde ins Bett. Doch der Schlaf will nicht kommen. Unbekannte Geräusche halten uns wach und mitten in der Nacht wird Fabrizio wieder aufgeschreckt, etwas bewegt sich auf dem Dach … an den auf Hannibals Kühlerhaube hinterlassenen Spuren, war es wahrscheinlich ein Waschbär.
07.07.23, NP Bredh Hotovë – Farma Shelegur
Wetter: Sonnig und heiss
Temperatur: 22 – 32°C
Nicht der Touristen-Hotspot des Lengerica Canyon mit seinen Schwefelquellen lässt uns heute staunen, sondern die Fahrt durchs Vjosa-Tal, das flankiert ist durch steil abfallende 2‘500er. Die Wolken umschmeicheln die Bergspitzen wie Zuckerwatte die Kindermünder.
Unweit der griechischen Grenze biegen wir auf eine schlecht unterhaltene Nebenstrasse Richtung Norden ab und lassen uns in Lesovik in einem sattgrünen Tal auf einer Wiese eines Bauernhofs (Farma Shelengur) mit Tourismus-Betrieb nieder.
08.07.23, Offroadstrecke von Erseke nach Clirim
Wetter: Sonnig und warm
Temperatur: 16 – 27°C
Heute waren wir zu beschäftigt, um Fotos zu knipsen. Für 39 km benötigten wir nicht ganz sieben Stunden.
Immer wieder müssen wir zusammen beraten, wie wir die heiklen Stellen umfahren bzw. überwinden wollen. Mehrere Male betätigen wir uns als Strassenbauer und füllen tiefe Auswaschungen mit Steinen auf. Mit jedem überwundenen Hindernis wird eine Umkehr unwahrscheinlicher. Wir fühlen uns wie Insekten, die sich auf eine fleischfressende Pflanze eingelassen haben: Je tiefer sie sich in den Schlund vorwagen, desto unwahrscheinlicher wird ihre Rückkehr.
Zum Glück schaffen wir es bis zum Ende der Piste, doch zuvor mussten wir uns mit der Seilwinde aus einem Schlammloch ziehen und eine tiefe Furt überqueren.
Von der grandiosen Natur, die uns umgibt, bekommen wir leider nicht sehr viel mit. Die Anspannung ist enorm. Zur Belohnung und aus purer Lebensfreude gönnen wir uns am Abend ein Hotelzimmer (Hotel Vila Mano) in der Kleinstadt Korça und gehen fein essen.
Fazit: wir sind nicht mehr bereit, solche Pisten zu fahren. Wir sind nicht auf der Karpata-Rally unterwegs. Technisches Fahren ist für uns i. O., aber nicht über einen ganzen Tag hinweg. Ein Schlammbad haben wir auch nicht nötig und Hannibal hat bereits genug gelitten.
09.07.23, Korça
Wetter: Sonnig und warm
Temperatur: 14 – 26°C
Nach dem gestrigen Schrecken ist Ausruhen angesagt.
Wir schlendern mit den Einheimischen durch die geschäftigen Strassen von Korça, einer nach aussen ruhig und friedlich wirkenden Stadt von knapp 80‘000 Einwohnern.
Alt und neu, arm und reich, modern und rückständig treffen hier unmittelbar aufeinander. Dann stossen wir auch auf Kuriositäten wie den dem Verfall preisgegebenen Kühlturm eines Kohlekraftwerks oder den Grill im Garten des Finanzministeriums. Im Zentrum treffen wir auf das liebevoll gestaltete Theater, die riesige Kathedrale oder auch auf stilvoll eingerichtete Restaurants und Bars. Auf den Gehsteigen des Boulevards flanieren Jung und Alt und daneben röhren die vielen hochmotorisierten Mercedes und Porsches, die ebenfalls diesen Strassenabschnitt zum Schaulaufen nutzen.
Die liebe zu Autos hier in Albanien, dem zweitärmsten Land Europas, ist legendär. Nirgendwo sonst auf der Welt haben wir eine solche Mercedes-Dichte erlebt.
10.07.23, Korça – Ausflug nach Voskopoja
Wetter: Sonnig und warm
Temperatur: 14 – 27°C
Heute kümmern wir uns zuallererst um Hannibal. Er kriegt eine ausgiebige Dusche, sicherlich 30 Minuten lang. Danach lächelt er uns in hellem Kleid entgegen, obwohl in einigen Ritzen immer noch Schlamm klebt. Danach gehen wir mit ihm zum Pneuhaus. Die Garage soll die Kalibrierung der Räder überprüfen und da gibt es einiges zu justieren. Danach galoppiert Hannibal, auch in hohem Tempo, ohne zu schwanken geradeaus.
Unser Ausflug geht heute in die Berge nach Voskopoja, ein Dorf mit einer bedeutenden Vergangenheit. Seine Blütezeit hatte es im 17. und 18. Jahrhundert, wo sich aromunische Kaufleute hier ansiedelten. Sie gehörten der orthodoxen Kirche an und wurden reich durch ihre Handelsbeziehungen, die von Dubrovnik bis nach Venedig, Konstantinopel und Leipzig reichten. Mit ihrem Reichtum stifteten sie Kirchen und Klöster, ca. 26 bei geschätzten 20’000 Einwohnern.
Reichtum zieht bekanntlich Neid und Missgunst auf sich. Ende des 18. Jahrhundert wurde Voskopoja wiederholt von Diebesbanden geplündert, worauf das Dorf sich entvölkerte und Korça an seine Stelle trat.
Heute sind noch sieben historische Gebäude erhalten. Doch besichtigen konnten wir keines. Sie sind entweder zu baufällig, Ruinen oder werden gerade renoviert. Das Dorf ist hübsch in den Bergen auf 1’160 m ü. M. gelegen und heute ein Touristenziel, obwohl wir nur auf eine Handvoll trafen. Es hat unzählige Hotels, Pensionen und Tavernen sowie ein paar stattliche Villen von privilegierten Albanern.
Auf den Offroad-Rundkurs, der die Umgebung erkundet, haben wir wohlweislich verzichtet. Trotzdem war Voskopoja einen Aufsflug wert
12.07. – 17.07.2023 Korça – Berat
Das Wichtigste in Kürze:
Wir geniessen etwas Stadtleben in Korça und machen einen kurzen Ausflug nach Orhrid in Nordmazedonien. Nach weiteren anstrengenden Pistenfahrten landen wir in der Stadt der 1000 Fenster, Berat.
11.07.23 Ohrid
Wetter: Sonnig und sehr warm
Temperatur: 20 – 35°C
Wir gestatten Ohrid, eine historisch berühmte Stadt in Nordmazedonien (unweit der albanischen Grenze) einen Besuch statt. Ohrid und der gleichnamige glasklare See, der zu den ältesten Seen der Welt zählt und der älteste bekannte noch existierende See Europas ist, gehören beide zum UNESCO-Welterbe gehören.
Die Fahrt bis zu Struga am Ausfluss des Schwarzen Drins ist unspektakulär so wie die von uns gefürchteten Zollformalitäten an der nordmazedonischen Grenze. Ein eher gelangweilter Beamte, der gerade ein Youtube-Film auf seinem Smartphone schaut, verlangt die Pässe, den Fahrzeugausweis und die grüne Karte. Er schaut sie kurz an und mit einem Kopfzeichen gibt er uns zu verstehen, dass wir weiterfahren dürfen.
Was uns beiseite der albanischen Grenze auffällt, ist wie ordentlich hier alle aussieht. Breit geteerte Strassen, schön gebaute Häuser und praktisch kein Abfall … ach … wir hätte es fast vergessen: der Dieselpreis ist hier sehr günstig.
Im Camping Rino 2 (4 km vor Struga) ergattern wir noch eine Parzelle direkt am Seeufer. Eine Warntafel informiert uns, dass hier ungiftige Wasserschlangen unterwegs sind und wir uns nichts zu fürchten haben. Mit einem starken Kaffee und einem Glas Raki werden wir vom Campingbesitzer willkommen geheissen. Den Rest des Tages verbringen wir mit Faulenzen.
Nach einer Nacht mit wenig Schlaf, in Struga wurde eine Hochzeit bis tief in die Nacht gefeiert, fahren wir nach Ohrid.
Als wir gegen 12.00 einen Parkplatz ergattern ist es schon brütend heiss. Wir beschränken uns deshalb auf die Sehenswürdigkeiten in der Fläche: die byzantinische Sophienkirche mit ihren bedeutenden Fresken aus dem 11. Jahrhundert, das Haus der Kaufmannsfamilie Robev aus dem 19. Jahrhundert sowie das nicht fehlen dürfende Postkartenmotiv , die Kirche des Heiligen Johannes von Kaneo. Ins rund 1 km entfernte Zentrum lassen wir uns danach mit dem Boot bringen und geniessen den erfrischenden Wind.
Zur Festung mögen wir nicht aufsteigen, dafür ist der Sommer schon zu weit fortgeschritten. Das boomende Ohrid ist sicherlich einen Besuch wert – vorzuziehen ist jedoch die Nebensaison.
12.07.23 Vevchani
Im mazedonischen Bergdorf Vevchani sind die Gassen im alten Dorfteil so eng, dass wir die historischen Häuser nicht auf ein Bild kriegen. Der Geruch nach Pilzen füllt die Luft, erinnert uns an unsere Kindheit und dann sehen wir diesen der Natur abgerungenen Schatz. Vor einer Werkstatt auf Gitter gestapelt liegen in feine Scheiben geschnittene Steinpilze und Pfifferlinge zum Trocknen. Geschätzt handelt es sich hier um mind. 50 kg frische Pilze.
Auf einen blumigen Ehrerweis an Italien treffen wir am Ortseingang und auf eine Hommage an die Schweiz in der Dorfmitte.
13.07. – 14.07.23 Offroad zum Tomorrmassiv und via Gjerbës nach Përmet
Wetter: Sonnig und sehr warm
Temperatur: 20 – 35°C
Nach den Partynächten am Ohridsee (es wurden zwei Hochzeiten im Nachbardorf gefeiert) sehnen wir uns nach Ruhe. Wir tanken Hannibal voll – in Nordmazedonien liegt der Preis für Diesel umgerechnet bei 1.10 CHF – und fahren zurück nach Albanien. Wir peilen die Stadt Elbasan an. Die Zollformalitäten ziehen sich in die Länge. Die nordmazedonischen Zollbeamten nehmen es sehr genau. Pässe, Fahrzeugausweis und Grüne Versicherungskarte werden verlangt und genau überprüft. Nach der Grenze folgen wir einer neu geteerten Strasse entlang des Shkumbini Flusses. Wer sein Fahrzeug waschen möchte, findet hier dutzendweise «Lavazh» (Autowaschanlagen). Mit laufenden Wasserfontänen zeigen die Waschanlagebesitzer an, dass sie in Betrieb sind und man willkommen ist.
Von Elbasan aus wählen wir einen einfachen Track zum und rund um das Tomorr-Bergmassiv. Und wir haben Glück. Die Piste erweist sich als einfach, führt entlang eines Bergkamms, vorbei an kleinen Dörfern inmitten von Lavendelfeldern, Olivenhainen, Nussbäumen, Reben, Tabakplantagen, Weiden und Kiefernwald. In der Ferne das Tomorrgebirge, das den Sufis heilig ist.
Am Abend lagern wir im Kiefernwald in einer weiten Strassenbiegung über einem Dorf und hören am Abend den Hirten die Geissen und Schafe in den Stall rufen begleitet vom aufmerksamen Gebell der Hunde.
Um 00.29 erwache ich (Sabine): es ist taghell in unserem Schlafgemach und es rumpelt schrecklich. Ich setz mich auf, während Fabrizio friedlich weiterschläft. Und da saust an uns ein 4×4 mit Scheinwerferlicht vorbei. Er stoppt etwa 1 km von uns entfernt, die Lichter an. Nach etwa einer 1/4 Stunde fährt er weiter und ich suche für lange Zeit den Schlaf.
Die Nacht war kühl und hat etwas Erholung gebracht. Nach dem mageren Frühstück (unser Kühlschrank ist langsam leergefegt) folgen wir der Piste bis zum Bergdorf Gjerbës.
Auf dem grossen Dorfplatz, der mit zwei Hotels, vier Kaffees und zwei Minimarkets gesäumt ist …. und dies notabene in» the middle of nowhere», gönnen wir uns einen exzellenten Kaffee. Er wird von einer älteren Frau serviert und gehört zu einem der weltweit besten, die wir je getrunken haben.
Weiter geht es auf einer holprigen Piste, die durch etliche Steinbrüche führt. Wir treffen auf grosse Muldenkipper und Wassertank-Lastwagen. Es staubt und es ist sehr warm. Bei den wenigen Versuchen aus Hannibal auszusteigen, um ein Foto zu knipsen, wird uns von der Hitze fast schlecht. Bei diesen Temperaturen scheinen sich nur die lästigen Fliegen und die lärmenden Zikaden wohlzufühlen. Am Pistenrand kreuzen wir ein paar Esel, die unter der sengenden Sonne wie erstarrt scheinen. Jedenfalls würdigen sie uns keines Blickes.
Auf diese Piste sind wir die einzigen «Fremden». Sowieso, wir haben bis heute nur ein österreichisches Paar in einem Land Rover getroffen … und dies in Griechenland vor etwa drei Wochen.
Kurz vor Çorovodë, als wir schon beinahe auf dem Talboden sind, treffen wir auf den nicht zugänglichen Gradeci Canyon und eine osmanische Brücke.
In Çorovodë beobachten wir von einer Terrasse aus, wie der Polizist den wild vor einem Gartenrestaurant Parkenden Bussen verteilt. Diese versuchen, das Ungemach wild gestikulierend und laut debattierend abzuwenden. Die Ordnungsmacht bleibt unbeeindruckt und heftet den Busszettel unter den Scheibenwischer.
Für die Touristen an ein paar Stellen mit Parkbuchten sichtbar gemacht wurden die senkrecht abfallenden Felswände des 13 km langen Osum-Canyon, die wohl nur vom Fluss her in ihrer vollen Pracht zur Geltung kommen.
Und dann wartet auf uns eine nicht mehr enden wollende, steinige Schüttelpiste und ein sehr einfacher, schlecht organisierter und etwas liebloser Eco-Camping in Permët.
15.07. – 17.07.23 Berat
Wetter: Sonnig und sehr warm
Temperatur: 20 – 38°C
Wir sind nicht traurig als wir Permet verlassen. Heute folgen wir einer alten Verbindungstrasse (SH74) von Këlcyrë (ca. 18 km östlich von Permet entfernt) nach Berat, die «Stadt der Tausend Fenster». Die ca. 80 km lange Strecke führt uns durch Täler und Berge. Sie ist meistens mit Pflastersteinen bedeckt und ist noch in einem relativ guten Zustand. Die üblichen Auswaschungen und Schlaglöcher sorgen für eine «bewegte» Fahrt.
Glücklicherweise funktioniert die Klimaanlage Hannibals bestens. Draussen liegt die Verweilzeit bei max. 1 Minute bevor man von der sengenden Sonne richtiggehend durchgebraten wird.
In Berat angekommen freuen wir uns sehr über einem schattigen Stellplatz im schönen River Side Camping. Der Empfang ist sehr freundlich und wir werden mit frischen Früchten willkommen geheissen.
Etwas von der Hitze gelähmt, verstecken wir uns im Schatten und warten bis die Temperatur ein für uns erträgliches Niveau erreicht hat. Wir lassen eine Erstbesichtigung von Berat für heute aus. Erst gegen 19:00 können wir uns zu einem Spaziergang aufraffen. Es ist Samstag und die Albaner sind mit ihren geliebten Autos unterwegs. Die Haupteinfahrtstrasse ist bereits verstopft und die Blechlawine bewegt sich im Zeitlupentempo vorwärts wie ein verschlafener Tausendfüssler.
Die Nacht ist zu unserer Überraschung kühl. Der Empfehlung der Campingbesitzerin um 06:30 aufzustehen, um die Altstadt zu besichtigen, können wir beim besten Willen keine Folge leisten. Wir sind keine Frühaufsteher. Erst am Abend wagen wir uns in die Stadt und «kriechen» die steile Auffahrt zur Burg hinauf (sie liegt gegen 17:00 im Schatten und der Aufstieg ist somit keine Tortur mehr).
Einige Familien leben noch heute hier oben. Viele Häuser sind zu Restaurants und Hotels umgebaut worden. Weitere zerfallen zu Ruinen. Es gibt diverse Souvenirläden und «fliegende» Verkäufer, die den üblichen Kitsch feilhalten. Wir laufen bis zur äussersten Ecke der Burganlage und geniessen von dort ein wunderschönes Panorama über die darunterliegende Neustadt, das Gorika- und Mangalem Viertel, die Gorica-Brücke (eine siebenbogige Steinbrücke).
Selbstverständlich lassen wir es uns danach nicht nehmen, die lokale Gastronomie zu testen.
17.07. – 04.08.23: Berat – Shkodra
Das Wichtigste in Kürze:
Nach Berat Reisen wir über Stock und Stein Richtung Norden. Wir treffen auf halbverlassene Ölfelder, die lebensgefährlichen Chrom-Minen von Bulquizë und übernachten häufig wild. Die meisten Pisten sind in einem erbärmlichen Zustand und wir werden fast zu Tode geschüttelt. In Peshkopi verbringen wir einige Tage in einem kleinen, aber feinen Camping und werden von der Besitzerin nach Strich und Faden verwöhnt. In Valbonë erleben wir eine bombastische Bergwelt und laufen uns die Beine in den Bauch bevor wir mit einer fast schiffsbrüchigen Fähre den Koman-Stausee mit seiner wilden Kulisse von Norden nach Süden überqueren. Von Shkodra aus besuchen wir den Theth Nationalpark mit seinen gewaltigen Bergen. Für unsere letzten Tage in Albanien lassen wir uns am Shkodra-See nieder und geniessen das wohlverdiente Nichtstun.
17.07. – 19.07.23, Offroad in die Berge
Wetter: Sonnig und sehr warm
Temperatur: 21 – 38°C
Der «Nase nach» fahren wir Richtung Norden und treffen auf ungewöhnliche Objekte: Bohrtürme und Förderanlagen. Einige dieser altertümlichen und rostigen Ungetüme arbeiten noch.
Aus dem Internet erfahren wir, dass diese Umweltsünder trotz Verbot immer noch Öl fördern und den Boden sowie das Wasser verschmutzen.
Der Hitze zum Opfer fällt die Besichtigung der Stadt Elbasan. Dafür gehen wir gleich am Pistenanfang in das schicke Restaurant Lugina Gjelbërt mit Klimaanlage und geniessen die großartige Aussicht sowie das italienisch angehauchte Essen.
Danach erklimmen wir mit Hannibal den Berg und errichten unser Camp hinter einem Busch auf einer Wiese mit Weitsicht. Die Piste ist sehr holprig … wir sind aber an diesen Zustand langsam gewöhnt! Auf rund 1200 m ü. M. ist die Nacht angenehm kühl.
18.07.23, Die Chrom-Minen von Bulqizë, ein Exkurs
Heute werden wir mit Bildern wie aus dem Mittelalter konfrontiert. Zuerst nehmen wir die Chrom-Minen von Bulqizë aus der Ferne wahr und dann müssen wir sogar mittendurch fahren. Kein Fahrverbot, keine Signalisation, keine Kontrolle. Über der von uns gefahrenen Piste werden die Loren von Hand ausgekippt … und die Steinbrocken rollen den Hang hinunter – werde nochmals von einer Frau von Hand begutachtet … bis zur Piste! Mit einem mulmigen Gefühl schleichen wir uns im Eiltempo durch rostige Muldenkipper und ausrangierte Mineninfrastruktur durch und werden dabei von den Minenarbeitern argwöhnisch beobachtet.
Ein Bericht bestätigt uns die rückständige Technologie und die katastrophalen Arbeitsbedingungen für die Menschen, die dort arbeiten: Ein Minenarbeiter verdient rund 400 Euro im Monat, 190 Euro mehr als der Mindestlohn in Albanien (Stand 2021). Doch dafür ist er weder Unfall- noch krankenversichert. Er trägt ein hohes Risiko. Verunfallt er, bleibt die Familie ohne Einkommen. Auch im Todesfall.
Der Minenbesitzer ist mit 1.2 Mrd. Euro Vermögen der reichste Mann Albaniens. Er bzw. die Mine bezahlt keine Steuern. So zerfällt die Infrastruktur. Wer kann, wandert aus dieser armen Region ab.
Ein Minenarbeiter und Politiker beschreibt die Situation wie folgt: „Bulqizë. Reich unter der Erde und arm oberhalb. Wo ein Menschenleben weniger wert ist als das Chrom.“ Dieser Wahlslogan hat ihn den Job gekostet.
Ein Experte beim Europäischen Gewerkschaftsbund (im Ruhestand) definiert die Situation der Minenarbeiter folgendermassen: „Das Recht, das sie haben, ist: endlos zu arbeiten, schlecht bezahlt zu werden und über wesentliche soziale Rechte nicht zu verfügen. Das sind ihre Rechte.“
Nach unserer zweitägigen Offroad-Reise durch die Berge von Zentralalbanien kommen wir auf dem idyllischen Camping Peshkopi Kapxhiu in Peshkopi an.
Die Piste war vor allem am ersten Tag viel anstrengender als beschrieben: Tiefe Auswaschungen, Schlamm und die alte holprige nicht unterhaltene Pflasterstrasse sind ermüdend und verlangen von Fabrizio viel Konzentration und Aufmerksamkeit. Während die beiden Teilstrecken (N-12 + N-09 von Pistenkuh) am ersten Tag mit einer abwechslungsreichen Natur (Mischwald, bunte Magerwiesen und immer wieder aussergewöhnliche Panoramablicke) belohnt wurde, begeistert uns die Piste N-08 eher mässig. Sie führt auf altem Kopfsteinpflaster mit tiefen Auswaschungen hauptsächlich durch dichten Laubwald mit den obligaten Schlammlöchern. Das ständige Holpern geht uns langsam auf die Nerven und schmälert unsere Freude an der Umgebung. Piste fahren nur der Piste wegen, ist für uns eine zu geringe Motivation geworden, um die Strapazen eines stundenlangen „Höllenritts“ auf uns zu nehmen.
Umso dankbarer sind wir für den warmherzigen Empfang der Campingbesitzer und das reichhaltige Nachtessen am Abend.
20.07.23, Peshkopi
Wetter: Sonnig, schwül und weitehin sehr warm
Temperatur: 21 – 38°C
Hier in Peshkopi erleben wir die albanische Gastfreundschaft par excellence. Allen voran die Campingplatz-Besitzerin, ein wahres Energiebündel um die 65. Schon am Morgen früh bewässert sie den Gemüsegarten und teilt den Ertrag mit uns (grüne und saftige Gurken). Die Toilettenanlagen sind immer picobello sauber. Dann lädt sie uns zum Kaffee ein mit einem selbstgemachten Erfrischungsgetränk, organisiert mir (Sabine) einen Coiffeur-Termin bei der Schwiegertochter zu dem sie mich begleitet und kocht uns noch ein superleckeres 4-Gang-Menü. Und immerfort ist ein Lächeln auf ihrem Gesicht. Zudem wird sie nicht müde, in einem Kauderwelsch aus Albanisch, Deutsch, Englisch und Italienisch uns Dinge zu erklären.
Auch im geschäftigen Provinzstädtchen, in dem sich alles um den Sommer dreht, sind die Menschen superfreundlich. Die Hunde begegnen uns da mit etwas grösserem Vorbehalt.
Gegen Abend laufen wir in die Stadt und beobachten die Menschen, die entlang der «Flaniermeile» hin und her laufen. Aus den unzähligen Bars und Restaurants füllt Balkan-Pop die lauwarme Luft.
21.07.23, Wanderung nach Rabdisht
Wetter und Temeperatur … so wie gestern!
Schon vor 8.00 Uhr machen wir uns auf den Weg zum gut 6 km entfernten Dorf Rabdisht.
Unweit des Campingplatzes verraten sich die ersten Thermalbäder mit ihrem faulen Eiergeruch. Dann wandern wir durch eine liebliche von Landwirtschaft geprägten Berglandschaft und begegnen einer riesigen Raupe. Fabrizio betätigt sich wieder als Schildkröte-Samariter und die Strassenbau-Maschinen, an denen wir vorbeikommen, sind etwa nicht ausgemustert, sondern verrichten immer noch ihren Dienst.
Im Dorf Rabdisht glaubt man sich um Jahrzehnte zurückversetzt. Die Menschen scheinen ihren Lebensunterhalt als Bauern und Kräutersammler zu bestreiten oder sie müssen sich allenfalls auf die Geldüberweisungen eines Verwandten im Ausland verlassen oder …
Das Dorf ist jedoch immer noch belebt. Es gibt eine Schule, einen winzigen Laden und ein Guesthouse. Ein etwa 5-jähriger Bube, Ermin, begleitet uns durchs Dorf. Die Menschen freuen sich über unser Përshëndetje (Hallo), aber leider bleibt es unsererseits dabei.
Auf dem Rückweg wird unser Vorurteil wieder einmal bestärkt, wir stossen leider auf mehrere wilden Deponien. Soooo schade.
22.07.23, Offroad Richtung Kukës
Wetter: Sonnig und sehr warm
Temperatur: 21 – 38°C
Für etwa 4 Stunden folgen wir auf einer guten Schotterstrasse dem schwarzen Drin. Wir überqueren alte Eisenbrücken (und hoffen, dass sie nicht zusammenbrechen) und haben immer wieder grossartige Blicke auf das türkisblaue Wasser und die Kiesbänke am Fluss. Je mehr wir uns Kukës nähern umso spektakulärer und enger wird das Tal. Von der Höhe sehen wir auf Schluchten, durch die sich der Drin zwängt.
Nach dem Mittagessen im schicken Restaurant Shtegu i Gjelbër nahe beim Flughafen, nehmen wir den zweiten Track in Angriff. Wow, diese Schlucht, durch die wir uns noch auf guter Strasse schlängeln. Eine gefährliche Strecke, da die Albaner seelenruhig, wo es ihnen gefällt – oft mitten auf der Strasse – ihr Auto parken und sich im kalten Bergfluss ein erfrischendes Bad gönnen.
Dann schrauben wir uns auf immer schmäler werdender Piste die Bergflanke hinauf, durchqueren einige ursprüngliche Dörfer und bleiben stecken. Ein gelber Kastenwagen ist mitten auf der Durchgangsstrasse abgestellt. Kein Fahrer weit und breit. So macht sich Fabrizio zu Fuss auf die Suche … und findet den Besitzer.
Auf dem Weg weiter treffen wir auf Kinder, die die und Schaf-Herden auf eine Weide oder in den Stall treiben und auf Bauernfamilien, die in den steilen Hängen von Hand heuen.
Schlussendlich lassen wir unseren Tag auf einer flachen Wiese, einem Fussballfeld mit Panoramablick ausklingen.
23.07.23, Kukës – Valbonë
Wetter: Sonnig und sehr warm. Zum Glück zieht eine leichte Brise, die die Luft etwas abkühlt
Temperatur: 21 – 35°C
Die Nacht war eher kurz. Ein paar Jugendliche mit ihren Motorrädern haben unseren Stellplatz zu ihrem Treffpunkt auserkoren. Es wird gegen 02.00 Uhr bis wir sicher sein können, dass die Jungspunds nicht mehr zurückkehren.
Die 36 km, die uns noch bis zur Pistenende bleiben, führen uns durch bunte Wiesen, hochalpine Landschaften inkl. Skigebiet, an Bunkern vorbei – der Kosovo ist in Sichtweite – und wir passieren viele provisorische Hirtensiedlungen. Der Abstieg ins Tal erweist sich als sehr sehr holprig.
Der Abstecher in dieses ärmliche Grenzgebiet lohnt sich landschaftlich. Zurechtkommen muss man mit dem Müll, der omnipräsent ist und überall wild deponiert wird. Albanien verschandelt eines seiner wichtigsten Güter, das sie den Touristen anzubieten hat … ihre magische Landschaft und Natur. Ob es eine Wende in diesem Verhalten geben wird, bleibt abzuwarten. So wie das Land im Moment die Entwicklung rasant vorantreibt, gibt es unseres Erachtens keine grosse Hoffnung.
Wir haben definitiv keinen Bock mehr auf Piste und wählen eine Route parallel zu einem Staudamm Richtung Norden. Die Gegend ist einsam, wir begegnen etwa einem entgegenkommenden Auto pro Stunde. Da das Gelände sehr steil ist und kaum ein ebener Stellplatz zu finden ist, fragen wir nach ça. 80 km beim ersten Hotel, an dem wir vorbeikommen, nach, ob wir auf dem Parkplatz übernachten können. Kein Problem es sei gratis aber eine Konsumation wäre wünschenswert, gibt mir der Hotelier nonverbal zu verstehen – eine Fremdsprache spricht er nicht. Seinem Wunsch kommen wir natürlich nach (Salat und gebratene Forelle).
Wir erreichen Valbonë am späten Nachmittag und machen uns auf die Suche nach einer Bleibe. Das Dorf ist eine einzige Baustelle. Hier oben herrscht zurzeit Goldgräberstimmung. Jeder, der Geld hat, baut ein Guesthouse mit einem vorgelagerten Stellplatz. Für den Bau einer gewaltigen Hotelanlage hat man sogar die Hauptstrasse verschoben. Es scheint, dass das Hotel einem albanischen Minister gehört und er, damit er eine Tiefgarage für sein Hotel bauen konnte, die Strasse einfach versetzen liess.
Der Öko Camping am Ende von Valbonë scheidet nach einer ersten kurzen Besichtigung sofort aus. Zu schmuddelig sind die sanitären Einrichtungen (sorry … DIE sanitäre Einrichtung). Schade, weil er in einem schönen Wäldchen und sehr nahe am Trailhead unserer morgigen Wanderung liegt.
Schlussendlich landen wir beim Center Park Valbonë. Einer vor knapp fünf Jahren eröffneten Chalet-Anlage in Familienbesitz. Hier werden wir herzlich willkommen geheissen und so bleiben wir zwei Tage.
Durim ist Anwalt und arbeitet während des Tages in Bajram Curri und abends/frühmorgens als Kellner im Restaurant. Er war früher im Drogendezernat in Tirana beschäftigt und hat berufsbegleitend das Anwaltspatent geschafft. Er vertraut uns an, dass er nach Valbonë wegen der Familie zurückgekehrt ist und seinen Job als Anwalt an den Nagel hängen will. «Zwei Jobs sind einfach zu viel» sagte er uns mit düsterer Miene. Seine Frau arbeitet während des Tages im Restaurant und zusammen mit Durims Mutter verpflegt sie die Gäste und kümmert sich auch um die Reinigung der Chalets. Sie hat sich die spanische Sprache selbst beigebracht (Fernsehen sei Dank). Durims Vater ist der Gärtner und Mann für alles. Eine ruhige und sehr freundliche Seele, die sich an unseren Witzen immer wieder köstlich amüsiert. Nach getaner Arbeit sitzt er an einem Tisch im Restaurant, beobachtet das Geschehen auf der Strasse, raucht ab und zu eine Zigarette, obwohl im Restaurant Rauchverbot herrscht, verscheucht die freilaufenden Kühe des Nachbarn vom eigenen Rasen und begrüsst die Kundschaft mit einem wohlwollenden Kopfnicken.
23.07. – 26.07.23, Valbonë – Wanderung zum Maja e Rosit Gipfel
Wetter: Sonnig und warm. Ein stürmischer Wind fegt durch das Tal
Temperatur: 18 – 30°C
Die heutige Kulisse ist grandios, so auch die rund 900 Höhenmeter und die gut 20 km die wir bei über 30° C bewältigen. Wir schaffen es nicht ganz auf den Gipfel, kosten jedoch das Panorama und den Duft der Magerwiesen ausgiebig aus. Beim Abstieg klemmt es mir (Sabine) etwas im Knie ein und ich bin zum Humpeln verdammt. Wanderstöcke sei Dank, halten sich die Schmerzen in Grenzen.
26.07.23, Fahrt auf dem Komanstausee nach Shkodra
Wetter: Sonnig und warm. Ein stürmischer Wind fegt durch das Tal
Temperatur: 18 – 33°C
Die vollbeladene Fähre (ca. 15 Autos und Wohnmobile plus 200 Passagiere) schafft tatsächlich die ca. 2.5-stündige Fahrt von Fierze nach Koman.
Ist man einmal auf dem Stausee, vergisst man die prekären Sicherheitsvorkehrungen und die in die Jahre gekommene, hochbetagte Fähre Berisha. Wir wagen es nicht, den Kapitän zu fragen, ob es genügend (wenn überhaupt) Schwimmwesten für die Passagiere gibt.
Der Koman-See ist von hohen Felsen und steilen Bergflanken «umzingelt». Eine sehr wilde und ursprüngliche Landschaft, die an norwegische Fjorde erinnert. Die „Fjorde“, das blaugrüne Wasser, die dichte Vegetation, ab und zu eine bewohnte oder auch verlassene Siedlung … eine Augenweide.
Und dann kommen wir am unteren Ende des Stausees an. Wir sehen eine mit Autos und Menschen bereits gut gefüllte Andockstelle. Zu viele Menschen und Fahrzeuge stehen hier bereits dicht an dicht. «Wo können wir von der Fähre hinunterfahre?» ist unsere erste Reaktion. Auf eine völlig chaotische Weise verlassen Autos und Fussgänger das Fährboot und tauchen in den dunklen Tunnel ein, der die Andockstelle und das Festland verbindet. Wir sind sehr froh, in Hannibals Bauch sitzen zu dürfen und möchten keinesfalls mit den Fussgängern tauschen, die nah an die Felswand gedrückt, über Müll laufend und den Autoabgasen ausgesetzt den Stollen durchqueren müssen.
Nach einer Übernachtung in einem einfachen Camping erreichen wir Shkodra (Lake Shkodra Resort) kurz vor Mittag. Hier bleiben wir die nächsten Tage und werden unsere Weiterfahrt nach Montenegro, Bosnien und Kroatien planen.
26.07. – 29.07.23, Shkodra (zum Ersten)
Wetter: Sonnig und warm.
Temperatur: 18 – 33°C
Unser Aufenthalt im Lake Shkodra Resort gestaltet sich als eine sehr willkommene und angenehme Pause. Die Anlage ist grosszügig angelegt, sauber und das Personal ist freundlich und hilfsbereit. Obwohl hier viele Touristen sind, hat man nicht das Gefühl, sich gegenseitig auf die Füsse zu stehen. Das Restaurant ist gut und günstig.
Mit unseren englischen Nachbarn, Laurel, Amy und der Tochter Lyra mit ihrem Hund (eine Mischung aus Berner Sennenhund und dänischer Dogge) kommen wir schnell ins Gespräch (… wir meinen mit den Menschen und nicht mit dem Hund). Sie haben sich eine sechsmonatige Auszeit genommen und wollten bis in die Türkei reisen. Leider kam es nicht so wie geplant. Sie hatten viel Pech: eine technische Panne am Anhänger (gebrochene Blattfedern und eine unendliche und sehr kostspielige Prozedur beim montenegrinischen Zoll), eine lästige Infektion, die den Hund plagte und schlussendlich benötigte ein Abszess an Amys Fuss, ärztliche Versorgung. All dies brachte ihre Pläne ziemlich durcheinander.
Trotzt dieser Rückschläge sind sie sehr aufgestellt und wir verbringen einen ganzen Nachmittag mit Reden und Reiseerfahrungen austauschen.
Morgen werden wir noch eine Piste im Nationalpark Theth unter die Räder nehmen, bevor wir nach Montenegro weiterreisen.
26.07. – 29.07.23, Shkodra – Theth Rundfahrt
Wetter: Sonnig und warm.
Temperatur: 18 – 33°C
Pittoresk erleben wir die nun geteerte Strecke von Koplik nach Theth. Die Fahrt verlangt höchste Konzentration: Das Teerband ist schmal und die Albaner fahren wie die Berserker … und weichen nicht aus.
In dieser bis vor ein paar Jahren sehr abgelegenen Region herrscht Aufbruchstimmung. Protzige neue Hotelanlagen und unzählige Gästehäuser buhlen um die Touristen. Von weitem wirkt Theth so unauthentisch, dass wir die Umfahrungsstrasse nehmen und den Ort links liegen lassen.
Nach ein paar Kilometern biegen wir auf eine Piste ab und folgen einem glasklaren Gebirgsbach, der nur die ersten paar Kilometer zugänglich ist. Nach einem fast verlassenen Dorf – bis auf eine Bar, eine verschlossene Kirche und einem wohl eingestellten Spital – wird die Piste immer schmaler, steiniger und verläuft mehrheitlich in dichtem Wald. Nur ab und zu erhaschen wir einen Blick auf die uns umgebenden Berge. Die wenigen Lichtungen, an denen wir vorbeikommen, sind schon mit 4×4-Campern besetzt. Wir bleiben geduldig und finden einen super Übernachtungsplatz auf einem Hügel neben einem verlassenen Haus. Das Panorama ist verblüffend schön.
Nochmals geniessen wir beim Frühstück das super Panorama bevor wir einpacken und losfahren. Die Piste bleibt steinig. Wir holpern mit 10 km/h auf einen Pass und werden auf der Abfahrt durch mehrheitlich dichten Wald so richtig durchgeschüttelt (nicht gerührt). Die wenigen Ausblicke, die wir erhaschen, fallen auf dicht bewaldete steilabfallende Hänge – wurde etwa hier „Aguirre, der Zorn Gottes“ gedreht? Im Tal angekommen fahren wir entlang eines Flusses durch eine Schlucht mit wunderbar türkisfarbenen Naturpools. Die wenigen Stellen, an denen man zum Fluss gelangen könnte, sind bereits besetzt.
Gegen Ende der Piste treffen wir auf eine Gruppe waghalsiger Touristen, die mit PWs nach Theth fahren möchten. Wir raten ihnen wärmstens davon ab, wenn sie keinen Schaden riskieren oder stecken bleiben wollen. Daraufhin bemerkt einer, ist ja nicht mein Auto, sondern nur gemietet …
Sehr anstrengend ist die rund 30 km lange Fahrt auf der schmalen Asphaltstrasse von Perel nach Shkodra. Es ist ein heisser Sommersonntag und dementsprechend gross ist der Gegenverkehr das Tal hinauf mit der Absicht, sich ein erfrischendes Bad im Bergbach zu gönnen. Zusätzlich zu den halsbrecherischen Rasern, sind da auch noch die auf der Strasse beliebig geparkten Autos und die Fussgänger, die mit Sack und Pack entlang der Strasse zum Picknick-Platz marschieren.
31.07. – 04.08.23, Shkodra (zum Zweiten)
Wetter: Sonnig und warm.
Temperatur: 22– 33°C
Wir sind reif für eine Pause. So packen wir gleich am morgen früh unsere sieben Sachen und verlassen den am Stadtrand von Shkodra gelegenen Camping Legjenda, eine etwas in die Jahre gekommene Anlage. Auf der Strasse herrscht bereits das obligate Chaos … An einem Kreisel treffen wir auf eine Herde Kühe, die den Verkehrsregeln missachtend, im Gegenverkehr laufen. Auch die Albaner müssen hier geduldig warten, bis die Tiere sich von der Fahrbahn entfernt haben.
Auf unserer „Ferien-Insel“ angekommen, machen wir es uns erstmal gemütlich. Hier werden wir es uns ein paar Tage im Nichtstun üben.
Mit dem Nichtstun ist es so eine Sache. Neben unserer Parzelle haben Karo und Matthias ihr Zelt aufgeschlagen. Sie kommen aus München und kennen den Balkan ziemlich gut. Schnell kommen wir ins Gespräch und landen wenig später beim gemeinsamen Biertrinken. Wir schätzen diese spontanen Begegnungen sehr. Für einen kurzen Moment bekommen wir so einen Einblick in fremde Leben, Weltansichten sowie Erfahrungen und natürlich werden auch Reisegeschichten ausgetauscht. Mehr Bier als üblich wird auch getrunken.
Wenig später treffen wir Amy, Lyra und Laurel (unsere englischen Freunde), die von ihrer Theth-Offroad-Tour zurück sind. Wir freuen uns sehr über das Wiedersehen. Eine zweite Gesprächsrunde wird gestartet. Am Ende des Tages tun uns unsere Unterkiefer vom vielen Reden weh.
Auf dem Programm steht auch eine Stippvisite von Shkodra. Wir wollen neben dem Marubi National Museum of Photography auch Teile der Altstadt anschauen. Das Wetter ist drückend und wir freuen uns sehr, dass das Museum über eine funktionierende Klimaanlage verfügt. Im Mittelpunkt des Museums steht das Erbe des „Fotostudios Marubbi“, das 1856 von Pietro Marubbi gegründet wurde, einem italienischen Maler und Fotografen, der sich damals in Shkodra niederliess [Wikipedia]. Schwarzweiss-Bilder aus dem Alltag (Dorffeste, Hochzeiten, Beerdigungen, Portraits, Street-Fotografie) sind zu bestaunen. Für kurze Zeit tauchen wir in eine nicht so entfernte Vergangenheit ein.
Als wir das Museum verlassen, trifft uns die heisse Mittagsluft wie Thors Hammer. Wir schlendern entlang der Hauptstrasse, schmunzeln über die vielen Läden, die Kopien von Markenprodukten (meist Schuhe, Kleider, Uhren und Taschen) verkaufen. Die Strasse ist wie ein gigantischer Souk organisiert. Erst die Schuhverkäufer, dann die Juweliere und Kleiderläden. Dazwischen immer wieder kleine Lebensmittelläden. Auf dem Trottoir haben sich «fliegende Händler» niedergelassen. Manche halten frische Früchte und Gemüse feil und andere offenen Tabak. Hie und da spielt eine Traube Männer im Schatten eines Baumes Domino.
Wir wechseln die Strassenseite. Hier sind Apotheken und Möbelgeschäften anzutreffen.