Mitte April reisten wir für zehn Wochen, nach Griechenland ab.
Wir mussten aufgrund des sehr regnerischen Wetters (es war der nässeste Frühling seit zwanzig Jahren) die von uns geplante Route mehrmals umstellen. Von Igoumenitsa fuhren wir entlang der Küste bis zur Insel Lefkada, danach besuchten wir Delphi, bevor wir in Korinth den Peloponnes erreichten und diesen im Uhrzeigersinn erkundeten. Schliesslich verlassen wir bei Patras die Halbinsel wieder, überqueren auf einer Fähre den Golf von Korinth und erklimmen die Berge in Richtung Pindos -Gebirge.
Griechenland hat uns überrascht: die Topographie (75% der Fläche nehmen Berge ein), die sehr gastfreundlichen Menschen, das leckere Essen und die sattgrüne Natur. Was wir hier erlebt haben, wird uns noch lange begleiten.
Viele sind die Eindrücke, die Erfahrungen, die Bilder, die Gefühle, die in unseren Köpfen wild «herumschwirren». Wir versuchen anhand eines «strukturierten» Kommentar unseres Erlebtes zusammenzufassen.
Menschen
Wir haben grundsätzlich nur nette, freundliche, zuvorkommende und hilfsbereite Menschen getroffen. Sogar der schroffen und sehr lauten Besitzerin des Campings Alphios in Olympia konnten wir etwas «Sympathisches» abgewinnen. Kamen wir mit Griechen ins Gespräch war Englisch in den städtischen Gebieten meistens die «Ausweichsprache». Auf dem Land spricht die ältere Generation kaum eine Fremdsprache. Dies führte manchmal zu lustigen Situationen, wie zum Beispiel als wir inmitten einer Olivenplantage unerwartet auf einen Bauern trafen, der mit seinem Fahrzeug die Piste blockierte. Als er uns in Griechisch zu erklären versuchte, dass eine Weiterfahrt unmöglich ist und wir umkehren müssten, redete er wie ein Wasserfall eine Viertelstunde lang auf uns ein und gestikulierte mit den Händen wie ein Verkehrspolizist unter Strom. Als er merkte, dass wir nur spanisch verstanden, hob er seine Schultern in einem Akt von Hoffnungslosigkeit und schenkte uns ein breites Lächeln.

Infrastruktur
Zugegeben, für uns hat der Strassenzustand nur eine relative Bedeutung. In Griechenland muss man jedoch darauf gefasst sein, dass was eine Karte (in Papier- oder in Digitaler-Form) zeigt, nicht immer ist, was man vor Ort tatsächlich antrifft. Hauptstrassen entpuppen sich manchmal nur als bessere Landstrassen, Landstrassen werden zu Waldwegen und Pisten sind manchmal auch geteert. Als sehr problematisch und sicherheitstechnisch bedenklich sind die vielen Steine und nicht selten auch Felsbrocken, die unvermittelt auf der Fahrbahn liegen. Insbesondere für Radfahrer und Motorradfahrer stellt dies eine sehr grosse Gefahr dar.
Die Absicherung von verschütteten Strassenabschnitten ist inexistent! Plötzlich bleibt von zwei Fahrbahnen nur noch eine übrig … und dies wird nicht selten nur mit einem Leitkegel oder von Steinmännchen signalisiert.
Ist man mit breiteren Fahrzeugen unterwegs, kriegt man nicht selten den Lack von Sträuchern, die weit über dem Strassenrand in die Fahrbahn hineingewachsen sind, poliert. Vorsicht ist auch beim Fahren durch Dörfer geboten. Enge und verwinkelte Strasse können für Besitzer von breiteren oder längeren Fahrzeugen zu Schweissausbrüchen führen.
Im Pindos-Gebirge herrschte infolge der ausgiebigen Regenfälle in den Monaten April, Mai und Juni Ausnahmezustand. Wir trafen dort auf verschlammte, verschüttete, ausgewaschene und somit unpassierbare Pisten. Wir wollten es nicht riskieren, irgendwo in einem dichten Wald hängen zu bleiben und mussten deshalb nicht selten umkehren. Von den geplanten zwei Dutzend Tracks haben wir am Ende nur drei befahren können bzw. wollen.
Und aufgepasst, die Strassen müssen auch oft mit Schildkröten, Ziegen-, Schaf- und Kuhherden geteilt werden. Nicht selten versucht dich ein bellender Hund von der Strasse zu vertreiben.

Sicherheit
Wir wurden weder ausgeraubt noch in irgendeiner Form bedroht. Achtgeben muss man aber auf die vielen freilaufenden Hirtenhunde, insbesondere bei Wanderungen. Die beschützen «ihre» Herden auf Teufel komm raus.
Fahrstil & Fahrzeuge
Verfügt die Strasse über zwei Fahrbahnen, sind diese fast ausnahmslos durch zwei durchgezogene, weisse Linien voneinander getrennt. Was so viel bedeutet, dass man selten, sehr selten die Gelegenheit bekommt, LEGAL zu überholen. Wir sind noch am Rätseln, was die Doppellinie in der Mitte der Strassen hier in Griechenland bedeuten soll. Hier überholt jeder jeden, mit oder ohne Doppellinie. Den griechischen Fahrer hält eine durchgezogene Linie nicht davon ab, zu überholen … und dies in jeder Lage, mit oder ohne Sicht.
So wie in Spanien, wird auch in Griechenland überall dort parkiert, wo es Platz gibt: Mitten auf der Fahrbahn, auf der gegenüberliegenden Spur, auf der Strasse vor einem Laden/Geschäft, inmitten eines Kreisels, kurz überall dort, wo es am bequemsten ist. Man stoppt gerne inmitten der Strasse, um mit dem entgegenkommenden Fahrer einen kurzen Schwatz abzuhalten. Erst wenn dieser beendet ist, wird die Fahrbahn wieder für die Wartenden freigegeben.
Der Fahrstil hier in Griechenland kann als aggressiv und aufsässig definiert werden. Wir haben gelernt, dass mit Hannibal keine Geschwindigkeitswunder möglich sind. So nehmen wir die Eile des lokalen Verkehrs mit stoischer Ruhe zur Kenntnis. Die vielen Gedenkkapellen, die die Strassenränder säumen, sprechen eine eindeutige Sprache. Verkehrsunfälle sind hier kein seltenes Ereignis und trotzdem tragen nur die wenigsten Motorradfahrer einen Helm.
Insbesondere in ländlichen Gebieten trifft man auf alte, sehr alte Fahrzeuge, die bei uns keinesfalls eine Motorfahrzeugkontrolle bestehen würden. Diese werden gefahren, bis sie auseinanderfallen … und dann oft auch dort zurückgelassen, wo sie ihren letzten Atemzug taten.

Campings
Wir haben auf unserer Reise unterschiedliche Campingplätze besucht. Allesamt mit wenigen Ausnahmen waren gut. Häufig sind die sanitären Anlagen die «Achillesferse» des Campings. Nicht weil sie grundsätzlich dreckig waren, sondern weil die WC-/Dusch-Kabinen sehr klein geraten sind und die Qualität der Installationen sehr zu wünschen lässt. WC-Anlagen, in denen sich, ohne die Schüssel zu berühren, die Türe nicht schliessen lässt. Duschen, die so gross sind wie ein Sarg (wir wissen immer noch nicht, nach welchem menschlichen Vorbild diese gebaut wurden), häufig ohne Hacken, um etwas aufzuhängen und ohne Seife-Halterungen.
Wir trafen nicht selten auf Toiletten, die sich von innen nicht schliessen liessen (keine Schlüssel oder eine Schliessvorrichtung fehlte). So macht der Toilettengang echt keinen Spass.
Die Preise pendelten zwischen 16 und 35 EUR / Tag. Mit einer ACSI-Mitgliedschaft werden aussersaisonale Rabatte gewährt. Häufig sind die Preise inklusiv Strom und werden nur so angeboten. Für uns mit Solarzellen … unverständlich.

Folgende Campings haben uns besonders gefallen (Bemerkung: wir haben die meisten in der Vorsaison erlebt):
Igoumenitsa
In der Nähe der Andockstelle der Fähre aus Venedig. Gut wenn man spät in der Nacht ankommt. Gutes Restaurant. Anlage relativ alt, aber sauber.
Insel Lefkada
Camping Desimi Beach
Sehr schöne Lage direkt an der Desimi-Bucht. Netter Besitzer. Anlage relativ alt, aber sauber.
Delphi
Camping Delphi
Grosse und schattige Anlage mit atemberaubender Sicht auf Itea und den Golf von Korinth. Man kann von hier zu Fuss direkt zur Ausgrabungsstätte gelangen. Anlage relativ neu, sauber. Gutes Restaurant.
Mikenes
Camping Atreus
Grosse und meist schattige Anlage. Ein Swimmingpool ist vorhanden. Es werden günstige und täglich sich abwechselnde schmackhafte Gerichte von der
Besitzerin zubereitet. Von hier kann man die Ausgrabungsstätte zu Fuss erreichen. Anlage ist alt, aber sauber.
Ghytio
Camping Ghytion Bay
Grosse und meist schattige Anlage. Ein Swimmingpool ist vorhanden. Sehr moderne Sanitäranlagen, die aber bei Bewölkung nicht über warmes Wasser verfügt.
Olympia
Camping Alphios
Grosse und meist schattige Anlage. Ein Swimmingpool ist vorhanden. Von hier kann man die Ausgrabungsstätte und das archäologische Museum zu Fuss erreichen. Grosser Swimmingpool, saubere Sanitäranlagen.
Tsapi
Camping Tsapi
Einfaches Camping unweit eines schönen Strandes in einer traumhaften Kulisse. Wir führen ihn auf, weil uns der Ort gefallen hat. Einfache und saubere Sanitäranlagen. Nicht alle Parzellen sind eben!
Pylos
Camping Erodios
Enge, ebene und meist schattige Parzellen. Direkter Zugang zur Navarino-Bucht. Moderne und saubere Sanitäranlagen.
Ioniko
Camping Ionion Beach
Grosse, ebene und meist schattige Parzellen. Grosser Swimmingpool, direkter Meereszugang, gutes Restaurant. Sehr moderne und sehr saubere Sanitäranlagen.
Lampiri
Camping Tsolis
Grosse, ebene und meist schattige Parzellen. Schöne Beach-Bar. Gutes Restaurant. Für unseren Geschmack im Vergleich mit den anderen etwas zu teuer. Moderne und sehr saubere Sanitäranlagen.
Stellplätze im Freien
Im gebirgigen Zentrum des Peloponnes und im Pindos-Gebirge sind Campingplätze Mangelware. Hier findet man abseits der «Zivilisation» schöne Stellplätze. Grundprinzipien für uns waren:
- nie ausserhalb einer bereits bestehenden Piste/Fahrspur zu fahren, um einen Stellplatz zu erreichen (zum Beispiel quer durch eine Wiese)
- kein Feuer entfachen, auch wenn dies der Romantik Abbruch tut (vergangene Waldbrände in Griechenland sind noch heute eine offene Wunde)
- keinen Abfall zurücklassen, Toilettenpapier und Nastücher wieder mitnehmen
- nicht in der Nähe von Tränken parkieren
- Verbote respektieren

Hotels
Hotels sind für uns die letzte Option. Wir greifen zu dieser Möglichkeit, wenn es keine Campings gibt, das Wetter über einer längere Periode schlecht ist oder wenn wir keine Lust mehr haben, wild zu übernachten.
Während unserer zehnwöchigen Griechenland-Reise haben wir in drei Hotels übernachtet.
Neo Mikro Chorio
(in der Nähe von Karpenisi)
Guesthouse To Rizoma
Zimmer ab 50 EUR, grosszügiges Frühstück inkl., sauber, sehr nette Hotelbesitzer. Gutes Restaurant (insbesondere die grilierten Forellen).
Krepeni
(in der Nähe von Kastoria)
Hotel Galaxy
Zimmer ab 45 EUR, Standard-Kontinentalfrühstück inkl., grosse Anlage mit Swimmingpool, sauber.
Monodendri
Zagori Philoxenia Hotel
Zimmer ab 60 EUR, grosszügiges exzellentes home made Frühstück inkl., sauber, sehr nette Hotelbesitzer. Sehr persönlich.

Hygiene & Sauberkeit
Hierfür genügt ein Wort: gut.
Beim Abfallmanagement gibt es teilweise noch Verbesserungspotential. Als Schreckensbeispiel eines missratenen Abfallmanagements bleibt uns das Dorf Tolo in der Nähe von Nafplio in Erinnerung. Hoch über dem Dorf an einer Bergkante sind gewaltige Deponien entstanden. Von Bauschutt bis zu Schrottfahrzeugen wird dort oben alles entsorgt, was man wegschmeissen kann. Ein Armutszeugnis für ein Dorf, das sich ganz dem Tourismus verschrieben hat. Gesamthaft merkt man, dass Anstrengungen unternommen werden, um Dörfer und Städte sauber zu halten. Abfallcontainer werden aufgestellt, mit der Absicht Abfälle getrennt zu entsorgen. Diese «Geschichte mit dem Trennen» ist aber leider bei den Griechen noch nicht überall angekommen.
Essen & Trinken
Wir müssen hier etwas beichten: wir haben sehr selten gekocht. Zu verlockend sind in Griechenland die Speisen. Günstig sind sie mit wenigen Ausnahmen auch. Und so konnten wir uns auch den nachträglichen Abwasch ersparen.
Überaus gutes und günstiges Essen (insbesondere die Spanakopitas – eine Spinat-Feta-Ricotta-Dill-Filo-Teigtasche, die mit Reis und Dill gefüllten Tomaten/Paprikas an einer Tomatensauce, die Fava-Vorspeise – Bohnenpüree mit Olivenöl, Dill, der Auberginensalat, die Souvlakis sowie die unzähligen Fischgerichte). Auch Moussaka haben wir probiert … sie ist ok … aber haut uns nicht aus den Socken. Im Pindos-Gebirge haben wir Wildschweingerichte sowie grillierte Forellen ausprobiert. Beides hat uns ausgezeichnet geschmeckt.
Worüber wir uns in den meisten Restaurants sehr gefreut haben, ist, dass kaum haben wir uns hingesetzt, schon hat man uns kostenlos ein Glas (manchmal auch eine Karaffe) Wasser serviert. Wenn wir bezahlen wollten, offerierte uns das Haus mit der Rechnung häufig noch ein kleines Dessert oder ein Glas Likör oder Ouzo.
Das Brot muss extra bezahlt werden (in Italien nennt man das «Coperto»).
Folgende Restaurants haben uns besonders gefallen:
Igoumenitsa
Camping Kalami
Das campingeigene Restaurant bietet die typischen griechischen Speisen zu günstigen Preisen an.
Günstig.
Halbinsel Methana
Paleokastro
Schönes restaurant. Liegt sehr schön am Meer. Ausgezeichnete Fischgerichte, sehr aufmerksamer Service.
Teuer.
Insel Poros
Apagio Taverna
Liegt an der Meerespromenade der Stadt Poros. Sehr gute Küche.
Teuer.
Ghytio
Taverna Taki’s
Einfache Taverna, nicht einmal 100 m vom Campingplatz Ghytion Bay entfernt. Hausmann-skost vom Feinsten (viele Schmorgerichte). Man darf in die Kochtöpfe schauen.
Sehr günstig.
Leonidio / Plaka Beach
Fisherman’s Tavern
Schöne Lage am Hafen. Einfache landestypische Küche mit Schwerpunkt Fisch.
Moderat.
Methoni
Restaurant Sapientza
Gute Hausmannskost (viele Schmorgerichte). Man darf in die Kochtöpfe schauen.
Moderat – günstig.
Olympia
Taverna Orestis
Sehr gutes Restaurant. Hier haben wir zum ersten Mal Kaninchen gekostet.
Moderat.
Ano Chora
Taverna Patouxas Vasilios
Verloren inmitten der Berge. Hat Wildgerichte (Reh und Wildschwein) im Angebot
Moderat – günstig.
Ano Pedina
Restaurant Amalia
Herziges Restaurant mit familiärem Flair. Gute bodenständige Küche. Guter Service.
Moderat
Vitsa
Restaurant Strouga
Exzellente vegetarische Gerichte, die man unter einer gigantischen Platane geniessen kann.
Moderat

An den vielen, häufig wie Edel-Boutiquen eingerichteten Bäckereien-Konditoreien gemessen, müssen die Griechen das Süsse sehr gern haben. Biskuits, Torten, Baklavas, mit Crème gefüllte Cornets … in allen Formen und Varianten füllen die Regale, die die «Schwachen» verführen wie die Sirenen die Matrosen von Ulysses in der Odyssee von Omer.
Die schönste Bäckerei-Konditorei unserer Reise, die Drougas Bakery, haben wir in Ermioni angetroffen.
Hier findest du unser Reisetagebuch und die Bildergalerie
Euer Bericht macht Lust auf einen Griechenland Reise!
Hallo Ute
schön von dir zu hören.
Besten Dank für dein Feedback.
Hannibal & the Monkeys