Unsere Route: Stand 02.07.2023
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Griechenland TEIL 1: 24.04. – 30.05.2023, Igoumenitsa – Kalamata
Griechenland TEIL 2: 31.05. – 13.06.2023, Kalamata – Ioniko
Griechenland TEIL 3: 13.06. – 02.07.2023, Ioniko – Monodendri
Unterwegs seit: 76 Tagen
Gefahrene km: 4985 km
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19.04. – 01.05.2023: Männedorf – Lefkada
Das Wichtigste in Kürze:
Wir erreichen mit einem halben Tag Verspätung das griechische Festland. In Igoumenitsa müssen wir Hannibal von «Profis» aufbrechen lassen, da wir unsere Schlüssel im Fahrzeug vergessen haben. Wir sind von der grünen und üppigen Vegetation überrascht. Die Küste ist teilweise schroff und die kurvenreichen Strassen verlangen eine aufmerksame Fahrweise. Viele Gedenkstätten erinnern an die zahlreichen Strassenverkehrsopfer. Das Monument Dance of Zalongo beeindruck uns mit seiner brachialen Erscheinung. Auf der Insel Lefkada angekommen, geniessen wir an einer malerischen Bucht sechs schöne Tage.
19.04. – 22.04.2023, Männedorf – Venedig
Wetter: Im Norden leicht bewölkt, starker Regen im Tessin, sonnig in Venedig
Temperatur: 8 – 17°C
Der angenehme Geruch von Caffè liegt noch wie eine angenehme Erinnerung in der Luft als wir die Tür unserer Wohnung hinter uns abschliessen und uns auf den Weg Richtung Tessin machen. Wir werfen einen letzten Blick in die vertraute Stube. Mit den heruntergelassenen Storen scheinen die mit Bettlacken abgedeckten Möbel im dämmrigen Licht wie Mumien eines ägyptischen Grabes.
Hannibal wartet bereits seit letztem Dezember ungeduldig auf diesen Moment und erwartet uns, stoisch wie ein alter Esel, auf dem Parkplatz vor unserem Haus. Letzte Nacht hat es endlich geregnet. Die Luft ist rein. Nach langer Trockenheit spüren wir förmlich, wie die Pflanzen sich über die Nässe freuen.
Gedanklich gehen wir noch rasch unsere Ladeliste durch. «Haben wir alles dabei?» «Ja» sagen wir unisono. Es ist 10:00 Uhr, wir sind im Plan und wir lassen Hannibals Motor anspringen.
Als wir gegen 15:30 Uhr beim Haus von Fabrizios Schwester in Lugano ankommen, fallen vom Himmel vereinzelt Regentropfen. Wolken hängen tief über der Bucht von Lugano und verheissen nichts Gutes. Mit Donner und starkem Wind kündigt sich die Regenfront an, die gegen Abend ihre Schleuse über uns öffnet.
Wir bleiben noch einen Tag, kaufen noch ein paar Dinge ein (wir haben doch noch etwas zu Hause vergessen!) und trinken den besten Caffé schweizweit im Restaurant Mauri in der Nähe der Piazza Riforma.
Freitagmorgen konsultieren wir kurz das Google-Orakel. Gemäss den Wetterfröschen wird in Venedig die Sonne auf uns warten. Dann … nichts wie weg. Der Pendelverkehr rund um Lugano hat aber alle Strasse verstopft. Geduldig «pflügen» wir uns durch die Blechlawine und es dauert eine Weile, bis wir uns in den Verkehr der Autobahn einfädeln können. Als wir die Umfahrung von Mailand erreichen ist der Verkehr sehr stark. Diverse Baustellen verschlimmern die Situation beträchtlich. Für 100 km benötigen wir 2 Stunden. Nicht, dass wir es eilig hätten, aber die Umgebung ist alles anderes als schön. Industriegebäude, Wohnsilos nach altem sowjetischem Baustil, Bauruinen und haufenweise Unrat säumen beidseitig die Autobahn. Ein Geruch von Bremsbelägen, abgenutzten Kupplungen, Abgasen und verbranntem Plastik begleitet uns wie eine lästige Fliege. Erst als wir Bergamo erreichen, wird die Umgebung lieblicher. Wir sichten die Rebberge der Soave-Region, hoch in den Hügel die des Proseccos, eine Palladio-Villa taucht unvermittelt in einem majestätischen Garten auf, etliche Burgen und wunderschöne Bauernhöfe aus den Anfängen des letzten Jahrhunderts säumen die Schnellstrasse, die hier eine gerade Strecke ist. Der Verkehr fliesst ohne einen einzigen Stau flüssig bis nach Venedig.
Kurz vor Venedig biegen wir Rechts ab und übernachten im wunderschönen Camping Fusina. Dieser Camping liegt inmitten eines schattenspendenden alten Baumbestandes und ist strategisch perfekt für ein Besuch von Venedig gelegen. Vor der Einfahrt steht die Anlegestelle eines Motorboot-Taxis, das dich in die Nähe der Piazza San Marco führt. Vor uns schieben Schlepper in regelmässigen Abständen Kreuzfahrts- und Cargoschiffe in und aus der Lagune.
An der Anzahl Wohnwagen, die wir hier antreffen, sind die Touristen-Nomaden bereits unterwegs. Der Campingplatz ist gut gefüllt. Die üblichen Verdächtige stehen hier in Reih und Glied: Deutsche, Niederländer, viele Italiener sowie ein paar verlorene Schweizer und Engländer.
22./23.04.23, Venedig – Igoumenitsa
Wetter: sonnig mit sehr ruhigem Meer
Temperatur: 10 – 17°C
Mit 2.5 Stunden Verspätung verlassen wir Venedig in Richtung Igoumenitsa (Griechenland). Im Gegensatz zur Fähre nach Marokko, scheint die Asterion II sauberer und moderner zu sein. Obwohl wir nur noch eine Innenkabine ergattern konnten, ist diese geräumig und modern eingerichtet.
Der Transfer zieht sich in die Länge. Als wir endlich in Igoumenitsa eintreffen hat sich die Verspätung auf knapp vier Stunden summiert. Um 22:45 verlassen wir den Bauch der Fähre und erreichen den Campingplatz Kalami im Dunkeln. Vor uns stehen bereits zwei weitere Schicksalsgenossen auf dem Eingangsparkplatz herum wie bestellt und nicht abgeholt. Niemand empfängt uns. Nach knapp 10 Minuten schaut der Besitzer vorbei und weist uns zu unseren Stellplätzen. Im Hintergrund heisst uns das beruhigende Plätschern der Wellen «Willkommen in Griechenland». Wir richten unser Nest im Nu ein und schlafen sehr schnell ein.
24.04.23, Igoumenitsa
Wetter: sonnig
Temperatur: 10 – 17°C
Gegen 10:00 Uhr am Morgen machen wir zum ersten Mal die Augen auf. Unsere Nachbarn laufen schon auf vollen Touren, die ersten Flaschen Wein tauchen bereits auf ihren Campingtischen auf.
Nach den gestrigen «Strapazen» gehen wir es heute ruhig an. Na ja, … spätesten gegen 22:30 Uhr ist es Schluss mit ruhig! Ob der süss-klebrige Rosèwein, den wir zum Nachtessen getrunken haben, schuld am Schlamassel ist, wissen wir nicht … aber es geschieht unerwartet und wird kostspielig: wir schliessen uns aus Hannibal aus. Panik kommt auf! Was jetzt?
Nachdem wir unterschiedlichen Optionen durchgegangen sind (und danach alle verworfen haben), eilen wir nach Hilfe suchend zum Campingbesitzer. Er schaut uns etwas verdutzt an, greift nach dem Telefon und ca. eine Stunde später tauchen zwei zweifelhafte Individuen in einem grossen schnittigen BMW auf dem Parkplatz auf. Sie öffnen ihren Koffer, wechseln ein paar Sätzen untereinander und mit einer Handvoll Handwerkzeug machen sie sich an die Fahrertür ran. Zuerst wird die Türe mit einer Art Schuhlöffel gespreizt, dann wird ein kleines aufblasbareres Luftkissen in die entstandene Spalte eingeführt und mit einer Handpumpe aufgeblasen. Mit einem Hacken und einer geübten Handbewegung wir der Türknopf nach oben gezogen und … die Tür geht auf. Das Ganze hat nicht einmal fünfzehn Minuten gedauert. Gemäss den «Helfern» hätte die ganze Operation schneller vonstattengehen können, wäre kein Sichtschutz an den Fenstern angebracht gewesen. «Wir konnten das Türknopf nicht sehen» entschuldigt sich einer der Beiden nach getaner Arbeit. Mit Hundertfünfzig Euros in der Tasche verschwinden sie in der tiefen Nacht so unmittelbar wie sie gekommen waren.
Am Morgen danach witzeln wir mit dem Campingbesitzer «Die beiden Typen gestern Abend, … die haben nicht zum ersten Mal ein Auto aufgebrochen … oder?». Etwas verlegen schaut er uns an, hebt seine Schultern, als ob er sagen wollte «ich weiss es nicht».
25./26.04.23, Igoumenitsa – Insel Lefkada
Wetter: sonnig mit kurzem Schauer
Temperatur: 10 – 18°C
Wir verlassen Igoumenitsa in Richtung Süden und folgen der Küste bis Pidima Kiras. Wir staunen über die üppige dichte Macchia, die die Küstenstrasse säumt.
Hier hat es im Frühling viel geregnet. Am Strassenrand tauchen in regelmässigen Abständen farbige Miniaturkapellen auf. Die einen scheinen erst kürzlich aufgestellt worden zu sein, andere wiederum sind bereits der Wirkung der Witterung zum Opfer gefallen. Manchmal sind sie aus Metall gebaut, manchmal aus Zement. Sie stehen häufig auf einer Betonsäule. Ein kleines Glasfensterchen gibt Einblick in das «Innenleben» dieser Kapellen: Mehrere Plastikflaschen (0.5l), Kerzen und ab und zu die Abbildung eines Heiligen sind zu sehen. Sind diese Gedenkstätten einem Heiligen gewidmet, rätseln wir. Am kommenden Tag löst sich das Geheimnis auf. Es sind Schreine, die Strassenverkehrsopfern gewidmet sind … in dieser Gegend gibt es davon erstaunlich viele.
In Pidima Kiras übernachten wir auf dem Camping Nissos, eine neue Anlage inmitten von schattenspendenden Olivenbäumen. Obwohl erst kürzlich gebaut sind die sanitäre Anlage sehr schmutzig und ungepflegt. Schade … sehr schade, weil die Sicht auf das Meer und der lange Sandstrand sehr reizvoll sind. So brechen wir am nächsten Morgen wieder auf.
Auf dem Weg zur Insel Lefkada besuchen wir im Landesinnern das Monument Dance of Zalongo. [Es gedenkt dem Massenselbstmord der Frauen von Souli, die nach dem Einmarsch der osmanischen Truppen am 16. Dezember 1803, aus Angst und Furcht vor den Angreifern mit ihren Kindern über die Klippen in den sicheren Tod sprangen. Wikipedia]. Wir parkieren Hannibal auf dem Parkplatz des Klosters Agia Dimitrios, von wo steile Treppenstufen in 15 Minuten zum Denkmal hinaufführen. Die Skulptur wurde in den fünfziger Jahren am Rande eines Felsenvorsprunges errichtet. Von hier oben bietet sich eine super Sicht über die Küstenebene.
Hinter uns sind die Bergspitzen immer noch mit Schnee bedeckt … lasst uns hoffen, dass dieser in ein paar Wochen endgültig verschwunden sein wird.
Unser Weg nach Lefkada führt über Arta. Der riesige Umweg (+80 km) über enge kurvenreiche Strassen entlang des «Ambrakischer Golf» ist aus unserer Sicht nicht wirklich lohnend. Um 18.30 erreichen wir erleichtert den sehr hübsch gelegenen Camping Desimi Beach auf Lefkada.
26.04. – 01.05.23, Insel Lefkada
Wetter: sonnig … es weht aber ein garstig kühler Wind
Temperatur: 10 – 20°C
Uns fällt auf, wie die Nächte – abgesehen von ein paar streitenden Katzen – ruhig sind, keine bellenden Hunde, die uns die ganze Nacht auf Trab halten, wie in Spanien und Marokko.
Lefkada scheint noch in einem Dornröschen-Schlaf zu verweilen. Die Geschäfte und die meisten Campingplätzen bereiten sich auf den grossen Ansturm in den kommenden Monaten vor, sind aber noch geschlossen. Es wird emsig gereinigt, gestrichen und aufgeräumt. Der Winterstaub muss weg. Einzig die Souvenirläden mit ihrer allgegenwertig kitschigen Ware «made in China» scheinen den Winter ohne Winterschlaf überstanden zu haben.
Dessimi Beach – Tag 1: Wir … wir tun heute nichts! Wie geniessen einfach den bezaubernden Blick in die kleine Bucht, lassen uns die Haare von einer bissigen kalten Brise zerzausen und wechseln ein paar Worte mit unserem Camping-Nachbarn.
Dessimi Beach – Tag 2: Es wird Zeit, uns die Beine zu vertreten und Hannibal braucht ebenfalls Bewegung. Wir machen einen Ausflug ins Inselinnere. Zypressen (wie gerade Pinselstriche auf einer gigantischen Leinwand), Olivenbäume und alte Eichen charakterisieren das Karstgebirge. Von den Bergrücken lassen sich die kleinen Inseln vor der Küste in ihren wunderschönen lieblichen Formen wunderbar betrachten.
Wir durchqueren pittoreske und halbverlassene Bergdörfer. Kurz nach Alexandros parkieren wir Hannibal im Schatten einer Eiche und wandern während vier Stunden durch die umliegenden Wälder zum Skaros Aussichtspunkt. Wir treffen auf einen friedlichen Hund und ein Paar zerzauste Geissen (im Gegensatz zu uns, scheint ihnen der Wind keinen Kummer zu bereiten).
Dessimi Beach – Tag 3: Hat sich die heutige rund 90 km lange Erkundungstour gelohnt? Zumindest hat sie die Neugierde auf die Westseite der Insel mit ihren wunderbaren, türkisblauen «Karibikstrände» gestillt. Die Strasse zum viel gepriesenen Porto Katsiki-Strand ist eng und steil abfallend. Einen Zusammenstoss mit einem uns entgegenkommenden Raser können wir nur um Haaresbreite vermeiden. Links und rechts der Strasse wird fleissig an neuen Feriendomizilen gebaut. Unten angekommen weist uns ein unfreundlicher Wärter den Weg zum Parkplatz. 5 Euro für eine Stunde scheint uns gar viel. Entschlossen legt Fabrizio den Rückwärtsgang ein und manövriert Hannibal zur Ausfahrt. Einen solchen Abriss wollen wir nicht über uns ergehen lassen. 500 m weiter an einer kleinen Ausbuchtung stoppen wir. Zuerst erkundet Fabrizio und dann ich den so begehrten Strand. Die Bucht ist hübsch aber sehr sehr touristisch …
Nach einem typischen griechischen Mittagessen (griechischer Salat, grilliertes Gemüse, Gyros) in einer verschlafenen Taverne fahren wir die rund 10 km zum Kap Lefkas hinaus. Den besten fotogenen Blick auf den Leuchtturm kann man rund 1-2 km vor dem eigentlichen Ziel von einem Hügel aus erhaschen…
Der Ausflug war ganz nett, wird aber keine bleibenden Emotionen hinterlassen. Wir sind froh, als wir zum Zeltplatz Desimi Beach «heimkehren» und bevor wir schlafen gehen, bei einem Tee die magische Stimmung dieser Bucht verinnerlichen können.
Desimi Beach – Tag 4: Der heutige Tag ist der näheren Umgebung gewidmet. Wir spazieren durch wilde Olivenhaine nach Vlycho, das in einer sehr hübschen windgeschützten Bucht liegt, wo viele Segelschiffe überwintern, trinken einen Kaffee mit typischem griechischen Gebäck, halten das skurrile Bild der hinter einem Friedhof liegenden Schiffswerft fest und lassen uns auf dem Rückweg von ein paar Regentropfen besprenkeln.
Dem kühlen und eher regnerischen Wetter geschuldet ändern wir unseren Plan und werden morgen nach Delphi und nicht in die Berge und über einen Track auf den Peloponnes fahren.
01.05. – 10.05.2023: Insel Lefkada – Insel Poros
Das Wichtigste in Kürze:
Die archäologische Stätte von Delphi beeindruckt uns durch ihre Dimension und präzise Baukunst. Auf dem Weg zum Kap Melakavi durchfahren wir immer wieder verkohlte Kiefernwälder – keine Brandschneisen scheinen dem Feuer Einhalt geboten zu haben. Wir überqueren in Korinth den gleichnamigen Kanal und staunen über dieses gigantische Bauwerk. In Mikenes erleben wir sintflutartige Regefälle. Auf der vulkanische Halbinsel Methana übernachten wir erstmals wild in der Nähe von erstarrten Lavafeldern und geniessen einen fantastischen Blick auf das Meer. In Poros geniessen wir die Vorzüge der griechischen Küche in einer ausgezeichnete Taverne.
01.05.2023, Insel Lefkada – Delphi
Wetter: regnerisch … kühl
Temperatur: 14°C
Halbherzig verlassen wir Lefkada in Richtung Delphi. Der Wettergott meint es nicht gut mit uns. In den nächsten Tagen wird es weiterhin nass und kühl bleiben. Wir hätten nicht gedacht, dass wir so weit südlich der Schweiz noch frieren müssen.
Auf unserer Route durchqueren wir die Städte Agrinio, Nafpaktos und folgen der Küste bis Eratini. Als wir in Galaxidi einen Halt einlegen wollen, um das schmucke Dorf zu besichtigen, quellen die engen Dorfstrassen mit Leuten über und alle vorhandenen Parkplätze sowie die Strassenränder sind bereits besetzt. Wir fahren mit Hannibal wie mitten durch eine «Chilbi». Alle Restaurants sind bis auf den letzten Tisch mit hungrigen, wartenden oder bereits essenden Gästen belagert. Schwer in der Luft liegt der Duft von grilliertem Fleisch, Fisch und Gemüse. Wir müssen eingestehen, auch wir hätten auch gern an diesem Essgelage teilgenommen.
In Itea biegen wir landeinwärts in Richtung Hrisso. Wir durchqueren ein Meer von Olivenbäumen, die in Reih und Glied wie Soldaten unter dem leicht ansetzenden Regen geduldig auf die nächsten Befehle warten. Erst von oben (in Delphi) lässt sich das gigantische Ausmass dieser Plantagen bewusst erfassen.
Ca. 4.5km unterhalb von Delphi stoppen wir im gleichnamigen Camping. Wir richten uns ein, waschen uns den Schweiss ab und trotteln voller Erwartung zum Campingrestaurant. Von innen ertönt griechische Volksmusik. Eine Gruppe Engländer mit bereits etwas zu viel Promille im Blut, unterhält sich leutselig. Laute Gelächtersalven explodieren in unregelmässigen Abständen wie Tretminen.
Ein solcher Abend kann nicht ohne folkloristische Darbietung zu Ende gehen. Gesagt … getan. Drei Tänzer stilgerecht in eine landesübliche Tracht gekleidet, tanzen eine Runde Sirtaki, erzählen etwas über die Geschichte Griechenlands und die osmanische Besatzung und – wie könnte es anders sein – laden die sitzenden Gäste ein, auch ein paar Schritte mitzutun.
Spätestens zu diesem Zeitpunkt bezahlen wir unsere Rechnung und gehen schlafen. Übrigens, das Essen im Campingrestaurant war gar nicht schlecht und der Landwein für 5 Euro der Halbe Liter absolut trinkbar.
02.05.2023, Delphi
Wetter: zu Beginn leicht bewölkt, dann regnerisch … kühl
Temperatur: 14-17°C
Wir stehen spät auf. Es hat die ganze Nacht geregnet und wir kommen irgendwie nicht auf Touren. Wartend auf Wetterbesserung verschieben wir unseren Besuch der archäologischen Stätte von Delphi auf den Nachmittag. Vom Campingplatz schlängelt sich ein alter Pfad bis zum Dorf Delphi hinauf. Nach ca. 45 Minuten erreichen wir den Eingang des archäologischen Museums. Vor uns stehen bereits drei Bussladungen italienischer Studenten in der Warteschlange … im Regen. Eine junge Frau betrachtet ihre nassgelaufenen modischen Sneakers mit entsetzten und fängt voller Entsetzen zu fluchen und weinen an. Eine andere versucht ihre zu kurz geratene Lederjacke zu strecken, um damit ihren nackten Bauch vor den Regentropfen zu schützen. Andere filmen sich selbst oder schiessen Selfies. Wiederum andere kümmern sich wenig um den Regen und stehen, ohne zu murren Kolonne.
Die archäologische Stätte von Delphi ist schlicht durch ihre Dimension und präzise Baukunst beeindruckend. Erbaut vor knapp 3000 Jahren verfiel Sie für über 1500 Jahre in einen Dornröschenschlaf bzw. in Vergessenheit, bevor sie Ende des 19. Jahrhunderts wiederentdeckt wurde.
Wir bestaunen im Museum die Handwerkskunst, lernen etwas über die antike Mythologie hinzu und werden beim Lustwandeln durch die archäologische Anlage von einem gewaltigen Wolkenbruch überrascht.
Das ach so berühmte Orakel versteckt sich jedoch in den Nebelschwaden, die sich die Berghänge hinaufschleichen und der Besuch des Apollo-Tempels fällt dem Regen zum Opfer.
Am Abend wärmen wir uns bei einem halben Liter lokalem Rotwein und einer üppigen Moussaka auf und geniessen ein letztes Mal den herrlichen Ausblick über die gewaltigen Olivenhaine bis zum Golf von Korinth.
02./03.05.2023, Delphi – Korinth
Wetter: leicht bewölkt
Temperatur: 14-20°C
Überzelt, Markise und unsere Regenbekleidung sind noch feucht als wir Delphi verlassen. Auf dem Weg zum Kap Melakavi durchfahren wir immer wieder verkohlte Kiefernwälder – keine Brandschneisen scheinen dem Feuer Einhalt geboten zu haben.
Am Kap Melakavi positioniert sich der Leuchtturm auf der Felsenklippe in bester Fotoposition. Bei der direkt am Parkplatz liegenden Ausgrabungsstätte Heraion mit hübscher Badebucht zeigt sich einmal mehr, dass man mit Abstand betrachtet den besseren Überblick erhält als von nah – wo sich uns nur ein Steinhaufen präsentiert.
Weiter geht es in Richtung Korinth. Hier überqueren wir den gleichnamigen Kanal und quartieren uns nach einem anstrengenden Tag im bescheidenen, aber sauberen Camperstopp Ancient Corinth für eine Nacht ein.
04.05.2023, Korinth – Mikenes
Wetter: zu Beginn schönes Wetter, dann regnerisch, dann sintflutartige Regenfälle in Mykene begleitet von starken Windböen
Temperatur: 14-20°C
Über dem Campingplatz thront hoch oben auf einem Tafelberg wie auf einem Adlerhorst die Ausgrabungsstätte Akrokorinth, ein seit der Antike befestigter, uneinnehmbarer Ort. Die Festungsanlage war die Akropolis und der höchste Punkt der antiken Stadt Korinth. Die Anlage ist frei zugänglich. Die gewaltigen Festungsmauern überragen die Felsen und flössen Respekt ein. 1500 Menschen – Christen und Moslems – lebten hier über Jahrhunderte hinweg friedlich zusammen … Aus heutiger Sicht kaum zu glauben.
Nach zwei Stunden brechen wir auf nach Mikenes. Die Landschaft wird allmählich lieblicher, Rebberge lösen Felder ab. Nemea ist auf dem Peloponnes für seine Wyneries bekannt.
Nach einem prächtigen und sonnigen Tagesbeginn wird der Himmel gegen 17:30 sehr dunkel. Ein starker Ostwind fegt durch die Gegend. Am Campingplatz Atreus in Mikenes angekommen, haben wir gerade noch Zeit, uns einzurichten, bevor sich die Himmelsschleusen mit Blitz und Donner begleitet über uns öffnen und sintflutartige Regefälle den Platz unter Wasser setzten.
05.05. – 07.05.2023, Mikenes
Wetter: Regnerisch, begleitet von starken Windböen … dann zeigt sich endlich die Sonne
Temperatur: 14-20°C
Wir haben die Nacht überstanden. Rund um Hannibal herum haben die starken Regenfälle den Boden in tiefen Matsch verwandelt. Sich ins Innere von Hannibal zu begeben, ohne die halbe Erde mitzunehmen … bleibt ein Wunschtraum. Auch heute regnet es fast den ganzen Tag. Wir sitzen unter unserer Markise schreiben Tagebuch, kochen mehrmals uns wärmenden Tee und lassen uns am Abend (bei Windstille) im Campingrestaurant verwöhnen.
Die Speisekarte ist sehr klein, aber alles wird frisch und mit viel Liebe zubereitet. Die Campingbesitzerin ist schon sehr früh am Morgen mit Kochen beschäftigt (insbesondere, wenn am Abend den Gästen eine Moussaka kredenzt wird). Sie ist ein wahres Energiebündel, hat alles fest im Griff, sieht alles und dirigiert ihren Mann, der nebenbei noch einen Landwirtschaftsbetrieb führt, mit klaren und lauten Befehlen. Auf seine Frau angesprochen, bestätig dieser uns «sie sei ein WAHRES Energiebündel und sei auch sehr STARK!»
Nicht destotrotz sind beide sehr liebenswerte Personen. Sie freuen sich sehr, wenn man Gefallen an ihre Küche zeigt. Sie begegnen uns immer mit einem Lächeln auf den Lippen. Die Moussaka ist hammermässig gut (ausnahmenweise schmeckt sie leichter und weniger fettig als erwartet), der Souvlaki ist zart grilliert und wird mit Pommes (auch nicht fettig) serviert, der griechische Salat ist frisch und kommt nicht direkt aus der Tiefkühltruhe, die Fasolada (Bohnensuppe) ist ein wahres Wohlfühlessen. Einzig der Landwein ist etwas dürftig aber im Kontext … passt er … irgendwie. Nicht zu vergessen ist die uns offerierten Desserts: Hausgemachter Griesspudding und Joghurt mit Honig und Erdbeermarmelade.
Zwei Hunde gehören auch noch zur Familie. Der einen sieht dank seinen Zotteln eher wie ein Schaf aus, der andere ist ein kleiner «Wadenbeisser» mit viel zu viel Specke auf den Rippen.
Begleitet von einem humpelnden Strassenköter legen wir am nächsten Tag die 3 km bis zur antiken Ausgrabungsstätte Mikenes zurück. Der Weg kommt uns sehr lange vor. Verwegen bewegt sich der uns folgende Hund mitten auf der Strasse, oft sogar auf der Mittellinie… Busse, Camper und PWs müssen abrupt bremsen und weichen ihm aus. Doch er schafft es heil mit uns bis zum Kuppelgrab des Atreus, ein Zeugnis der ausserordentlichen mykenischen Architektur, das vor rund 3300 Jahren errichtet wurde.
Herausragend ist das Löwentor … wenn da nur nicht so viele Selbstdarsteller ein Selfie machen müssten. Bei den restlichen Ruinen bleibt vieles der Vorstellungskraft des Betrachters überlassen.
An den Exponaten des Museums können wir uns kaum satt sehen. Die fein verzierten Tongefässe, die Kultfiguren, die goldene Maske von Agamemnon lassen uns Staunen über die künstlerische Begabung dieser antiken Kultur.
Das Dorf Mikenes hat die Covid-Zeit anscheinen schlecht überstanden. Etliche Restaurants und Geschäfte haben diese Periode nicht überlebt. In einem grossen Speisesaal sind die Tische noch mit Tischtüchern gedeckt … als ob jeden Moment Kunden eintreffen würden und die vom Koch köstlich zubereiteten Speisen dem Gast serviert würden. Unrat stapelt sich teilweise vor den geschlossenen Eingangstüren und die Katzen haben diese Freiräume als ihr Territorium beschlagnahmt. Es riecht penetrant nach Katzenurin.
Viele Häuser befinden sich im «Dauerbau». Aus den unfertigen Geschossen ragen noch die rostigen Armiereisen hervor. Es scheint die Hoffnung zu bestehen, dass das nächste Stockwerk bald gebaut werden kann … vielleicht, sobald ein Familienmitglied aus dem Ausland Geld nach Hause schickt …
08.05.2023, Mikenes – Epidaurus
Wetter: Sonnig und warm
Temperatur: 17-25°C
Wir bewegen uns an die Ostküste des Peloponnes. Die antike Kultstätte Epidaurus, die zum UNESCO Weltkulturerbe gehört ist unser Ziel. Als wir dort kurz vor 13:00 Uhr ankommen, verlassen viele Touristenbusse den riesigen Parkplatz.
Das Amphitheater, das 12‘000 Zuschauer fasst und vor über 2400 Jahren gebaut wurde, ist eindrücklich, vor allem die Akustik, die viele Besucher zu einem Ständchen animiert. Die restlichen dem Heilgott Asklepios und seinem Vater gewidmeten Bauwerke sind zu Ruinen zerfallen und ihr Zweck für einen Laien kaum mehr erkennbar. Dazu trägt auch der üppige Blumenteppich bei, der die Fundamente überwuchert. Unklar ist oft auch, woran noch gearbeitet wird oder wo allenfalls vergessen wurde die rostigen Gerüste abzubauen.
Das kleine Museum ist inhaltlich und was die Ausstellungsqualität anbetrifft, eine Enttäuschung.
Wir übernachten im grosszügigen und sauberen Camping Bekas Beach in Palea Epidavros.
08./09.05.2023, Palea Epidavros – Halbinsel Methana
Wetter: Leicht bewölkt und windig
Temperatur: 17-20°C
An Fischfarmen vorbei fahren wir auf die Halbinsel Methana, eine Vulkaninsel ca. 35km südlich von Palea Epidavros. Dass es sich um eine Vulkaninsel handelt, merken wir sofort als wir das gleichnamige Dorf Methana erreichen. Ein persistenter Geruch von faulen Eiern ruft uns unverblümt ein «Hallo!» zu. Ein grosses mit milchigem Wasser gefülltes Bassin und eine geschlossene Badeanstalt am Dorfeingang zeugen von einer blühenden Kurzeit anno dazumal.
Ein grosser roter Kater lieg quer auf dem Trottoir und schaut uns mit gespielter Indifferenz an. Nachdem er merkt, dass es bei uns nichts zu holen gibt, schliesst er die Augen und gibt sich weiter dem süssen Dolcefarniente hin.
Auf der Suche nach rauchenden Fumarolen treffen wir auf achtlos entsorgten Abfall und erleben unverhofft etwas Offroad-Spass… Auch auf der Inselüberquerung begegnen wir inmitten der grandiosen Natur auf rostige Autos, Landmaschinen …
Die steilen Aufstiege und Abfahrten erinnern an die Kapverden. Nach sehr leckerem fangfrischem Fisch in einer kleinen feinen Taverne (Taverna Palaiokastro) direkt am Strand fahren wir wieder zurück zu unserem wilden Stellplatz mit einer 5 -Sterne-Aussicht.
Was für ein erfüllter Tag.
09./10.05.2023, Halbinsel Methana – Insel Poros
Wetter: Leicht bewölkt und windig
Temperatur: 17-20°C
Die Insel Poros hat nicht einmal 4000 Einwohner und verweilt zurzeit im Winterschlaf. Ein paar Segler bringen ihre Schiffe auf Vordermann, ein paar wenige Belegschaften nutzen die Zeit am Hafen für einen gemütlichen Umtrunk und ein paar ältere Fischer wiederum bringen ihre Netze in Ordnung.
Was machen wir, wenn das Wetter unstabil, die Wanderwege vor allem entlang geteerter Strassen führen und die Sehenswürdigkeiten eher bescheiden sind? Wir lassen uns von der bestbewerteten Taverne vor Ort, der APAGIO taverna, verwöhnen: Der Melitzanosalata (Auberginen-Dip) sowie das Bohnenpüree schmecken köstlich, der grillierte Fisch sowie die regionaltypische Kaitafi-Pasta, die an einen Steinpilz-Risotto erinnert, stehen der Vorspeise in nichts nach.
10.05. – 20.05.2023: Insel Poros – Leonidio
Das Wichtigste in Kürze:
Im hübschen und beschaulichen Städtchen Ermioni lernen wir den letzten Schiffbauer der Region kennen. Wir bestaunen das Felsenkloster Ayios Dimitrios am Ende eines wilden und ursprünglichen Tales. Wir treffen auf eine Hornviper. Wir schlendern durch Nafplio und besuchen die Festung Palamidi am Ende von 999 schweisstreibenden Treppenstufen. Im Kletterparadies Leonidio geniessen wir die atemberaubende Landschaft und fahren zum ersten Mal intensiv Offroad durch die Kastanienwälder von Prastos und Kastanitsa.
10.05.2023, Insel Poros – Ermioni – Drepano
Wetter: Bewölkt und windig, es fallen am Abend ein paar Regentropfen
Temperatur: 17-20°C
Wir haben gestern Abend die zweite Schildkröte aus einer misslichen Lage befreit (sie war in einer steilen Auswaschung zwischen zwei Steinen festgeklemmt). Aus Dankbarkeit nickt sie uns nicht etwa freundlich zu, sondern faucht uns in hoher Stimmlage an.
Heute besuchen wir das hübsche und beschauliche Städtchen Ermioni, wo wir am idyllischen Strand einen feinen Spanakopita (Spinatkuchen) verzerren und danach den letzten Schiffsbauer der weiteren Umgebung kennenlernen, eine eindrückliche Begegnung.
15 km vor unserem heutigen Ziel fahren wir an einem Wegweiser «Touristenroute Етаuропобi-Kаvaпitда Canyon» vorbei … kehren zum Glück um und fahren durch ein wildes, ursprüngliches und enges Tal, an dessen Ende wir unser erstes Felsenkloster Ayios Dimitrios von aussen bestaunen können. Fabrizio trifft zum ersten Mal auf eine Viper. Als er zu Hannibal zurückkehrt, um die Fotokamera zu holen, nutzt die Schlange diese Zeit, um sich von dannen zu machen. Was für wunderbare, überraschende Erlebnisse.
Wie die Australier sagen würden: „another bloody day in paradise!“
Wir schliessen den Tag im Camping New Triton in Drepano ab. Er ist grosszügig angelegt, bietet viel Schatten (auch wenn wir uns zurzeit über etwas Sonnen freuen würden) und die Sanitäranlagen sind sehr sauber. Zudem liegt der Strand uns fast vor den Füssen.
11.05. – 13.05.2023, Drepano und Nafplio
Wetter: am 11.05. regnet es (unser Ruhetag), danach scheint die Sonnen und das Wetter zeigt sich einigermassen von seiner schönen Seite.
Temperatur: 17-25°C
Nach dem gestrigen Ruhetag besuchen wir heute das schmucke Kleinstädtchen Nafplio. Wir schlendern entlang der hübschen Quaianlage am Hafenbecken, machen das obligate Foto der putzigen Insel mit Festung Boutzi, besuchen die sehr sehenswerte Peloponnesische Folklore Stiftung und kämpfen uns mit den vielen Studenten auf „Schulreise“ durch die Gassen.
Die schweisstreibenden 999 Treppenstufen bis zur Festung Palamidi belohnen uns mit einer prächtigen Sicht über Stadt und Bucht.
Ende gut, alles gut? Einzig das Wetter ist noch sehr unstabil. Auf einen sonnigen Tag mit frischer Brise folgen ein paar bewölkte und regnerische Tage. In zwei, drei Tagen soll es dann wärmer und schliesslich auch sonnig werden… Καλησπέρα kαι αντίο (was so viel heisst wie «Gute Nacht»).
13.05.2023, Nafplio – Leonidio
Wetter: Die Sonne scheint, das Wetter bleibt aber sehr unstabil. Es fallen im Laufe des Tages ein paar Regentropfen
Temperatur: 20°C
Auf dem Weg nach Süden (Leonidio ist unser Ziel) folgen wir heute einem Track, den wir aus dem Internet (Wikiloc) heruntergeladen haben. Er führt uns zuerst durch das Fischerdorf Tolo (wo wir eine riesige Mülldeponie entdecken, die den ganzen Hügel hinter dem Dorf «verschandelt» und auch die Piste zugeschüttet hat, sodass wir zum Umkehren gezwungen sind), dann umfahren wir Nafplio und besichtigen einen «Geisterbahnhof» in Myli. Hier rotten mehrere Dampflokomotiven mit Rollmaterial in einem Wald vor sich hin. Der Anblick hat an sich etwas Postapokaliptisches. Für Fotografen ein wahrer Spielplatz.
Wir verlassen die Küste, nicht ohne vorher in einer Bäckerei von Myli eine weitere Spinat-Feta-Wähe verspeist zu haben. Gestärkt und voller Tatendrang zweigen wir rechts ab und steigen mit Hannibal in die Berge.
Über Feld- und Forstwege erklimmen wir die einsame Bergwelt des Parnongebirges bis auf knapp 1600 m ü. M. Wir sind überrascht wie nach Andritsa, das noch von Olivenhainen, einzelnen akzentsetzenden Zypressen und in allen Farben blühenden Wiesen umgeben ist, die Vegetation rasch in einen dichten subalpinen Nadelwald mit hohem und mächtigem Baumbestand übergeht.
Der Frühlingsregen lässt die Bäume und Blumen spriessen. Hellgrün strahlen die Jungtriebe der Tannen (wir denken, es sind Tannen), purpur die Blüten von uns unbekannten Blumen. Nach der Überquerung der Wasserscheide Richtung Leonidio treffen wir auf riesige Wasserpfützen.
Hie und da ein alleinstehender Bienenkasten säumt den Waldweg. Sonst treffen wir auf fast keine «Lebewesen». Wir fahren durch einige Dörfer, die aber zum Teil verlassen sind. Kurz vor Agios Basileos steht am Rand der Piste ein weisser VW-California mit Basler Kennzeichen. Peter und Maja (wir werden sie während unseres Aufenthaltes in Leonidio besser kennenlernen) sind am «Werweissen», ob sie die Piste unter die Räder nehmen wollen oder nicht. Da der California nicht über die passenden Reifen verfügt, raten wir ihnen ab. «Es wäre nur eine Plagerei und würde euch keinen Spass bescheren» sagen wir ihnen. Obwohl die Piste für Hannibal kein Problem ist, können diverse steile Passagen und heimtückischen Auswaschungen für einen California «Ende Feuer» bedeuten.
Nach knapp sechs Stunden erreichen wir den Campingplatz Semili in Plaza bei Leonidio und können einen der letzten freien Plätze ergattern. Leonidio ist pittoresk am Mündungsgebiet eines trockenen Flusses gelegen und von roten senkrecht aufragenden Felswänden umgeben, ein Kletterparadies.
Am Abend besichtigen wir den unweit von unserem Nachtlager und Leonidio gelegenen Fischer- und Hafenort Plaka. Unzählige Katzen warten bereits auf die vorbeilaufenden Touristen und folgen diesen zu den Restauranttischen, in voller Erwartung später etwas von den bestellten Speisen zu ergattern.
14.05. – 19.05.2023, Leonidio und Umgebung
Wetter: Das Wetter bleibt sehr unstabil. Es fallen immer wieder im Laufe der Tage ein paar Regentropfen, auch zeigt sich die Sonne immer wieder unerwartet.
Temperatur: 18-23°C
14.05.2023, Leonidio
Über den heutigen Tag können wir nicht viel erzählen. Wir verbringen die Zeit beim Schwatzen. Peter und Maja sind mittlerweile auch auf dem Camping angekommen. Aus einer kurzen Begrüssung wird ein vierstündiges Sit-in mit Wein, Chips, Pistazien und Oliven. Als wir zum ersten Mal auf die Uhr schauen stellen wir fest, dass es bereits 21:00 ist. Im Campingplatz ist es ruhig geworden. Viele sitzen vor ihrem Flimmerkasten und gucken ihre Lieblingssendungen (schlussendlich muss sich die Investition in die gewaltige Parabolantenne auf dem Dach des Wohnmobils lohnen).
15.05.2023, Leonidio
Heute ist in Leonidio Markttag … und die Sonne scheint. Wir gehen zu Fuss dorthin. Es sind knapp 4.5 km. Wir folgen einem trockenen Flussbett, das seit langer Zeit nicht mehr vom Wasser gestreichelt worden ist. Heute dient es als Piste und wird hauptsächlich von Bauern (sie erreichen auf diesem Weg ihre Felder schneller und bequemer) und Bauunternehmen benutzt (sie deponieren am Flussufer Baumaterial, Geräte und teilweise Unrat). Auch hier in Griechenland gilt leider das Motto «Aus den Augen … aus dem Sinn».
Leonidio … was für ein schönes Dorf! Wir schlendern durch die Gassen, beobachten und bestaunen die alten Häuser, werden von Wachhunden angebellt und von streunenden Katzen angehimmelt. Für einmal freuen wir uns, dass Carladungen von 15-jährigen Schülern unterwegs sind, so dass die Museen für sie geöffnet wurden und wir einen Blick in zwei typische Häuser (eine Wehrhaus und eine alte Schule) werfen dürfen. Die erklärenden Texte sind leider nur in kyrillischer Schrift auf Griechisch und in einem dorischen Dialekt verfasst. So muss unsere Fantasie die Lücken füllen…
Und wie es bei uns so oft geschieht, geben wir uns so der Bewunderung für diese Bauwerke hin, dass wir fast den Grund, warum wir nach Leonidio gewandert sind, vergessen … den Markt. Als wir dort ankommen, sind nur noch ein paar Stände besetzt … und die Fische beginnen unter der mittlerweile sengenden Sonne … zu stinken. Wir kaufen Kalamata-Oliven und ein halbes Kilo gesalzene Pistazien (schon geschält).
Auf dem Dorfplatz treffen wir in einem Kaffee auf ein holländisches Paar und diskutieren mit ihnen animiert über eine Stunde über Gott und die Welt. Währenddessen vertilgen wir wieder eine köstliche Spanakopita.
Wieder auf dem Camping zurück werden wir von Schweizern zu einem Erfahrungsaustausch eingeladen, bevor wir dann am Abend in einer Fischtaverne uns mit richtig gut gekochter Hausmannskost verwöhnen lassen.
Im Restaurant Fisherman’s Tavern von Plaka bestellen wir Pulposalat, Bohnenpüree, frittierte Sardinen, eine Art Caponata (in Tomatensugo geschmorte Auberginen, Bohnen, Zucchini, Paprikas) und frittierte Zucchini-Frikadellen mit Feta. Alles schmeckt vorzüglich. Wir lieben das frische und exotische Aroma von Dill, der in sehr vielen Gerichten eingesetzt wird (zum Beispiel im Bohnenpüree, in der Spanakopita, beim Weisskohlsalat u.v.a.m). Der Service ist freundlich und unaufdringlich.
16.05.2023, Leonidio
Nach so viel Essen wird es Zeit, unsere Beine ein wenig zu bewegen. Ein schweisstreibender Pfad bringt uns am Nachmittag durch stachlige Macchia zur Kapelle Agios Athanathios. Die Kapelle ist vom Campingplatz aus zu sehen und liegt wie ein Adlerhorst auf einem Felsenvorsprung. Anscheinend wird hier noch ab und zu ein Gottesdienst abgehalten. Der Blick über die Küste und den Hafen von Plaza ist gigantisch.
17.05.2023, Leonidio – Prastos – Kastaniza – Leonidio
Der Campingplatz-Betreiber ist ein passionierter Offroader. Er bewundert unseren Hannibal und wir kommen schnell ins Gespräch. Er empfiehlt uns eine Tour durch die umliegenden Dörfer: «Schöne Pisten und ein wunderbares Panorama werdet ihr unterwegs antreffen» und so ist es. Prastos war, bis Leonidio zum politischen und administrativen Zentrum aufstieg, die Hauptstadt der Region. Abgesehen von ein paar verlorenen Seelen, treffen wir hier auf niemanden … nicht einmal eine streunende Katze.
Typisch für diese Gegend sind die mit Schieferplatten gedeckten Häuser. In der Dachmitte ragt häufig ein prominenter Kamin hervor, der weiss gefärbt ist. Die Häuser sind schlank und hoch und verfügen über mehrere Stockwerke. Sie erinnern uns an die georgischen Wehrtürme von Uschguli. Kleine, uns nicht sehr vertrauenserweckend erscheinende gedeckte Balkone ragen häufig aus den Fassaden hervor.
Von hier fahren wir über einen engen und schlammigen Waldweg nach Kastanitsa. Hannibal schlängelt sich wie ein Aal durch die engen Kurven. Der Wald ist dicht und feucht. Hier sind Kastanienbäume zu Hause. Hie und da taucht ein Kirschenbaum auf, der bereits Früchte trägt, die aber noch grün sind.
Im Gegensatz zu Prastos, das am Hügel errichtet wurde, liegt Kastanitsa eher in einer Senke. Wir hoffen, hier ein offenes Restaurant zu finden. Beim ersten sind die Türen geschlossen sowie beim zweiten. Zwei Bauarbeiter sind daran, ein Dach mit Schiefersteinen zu decken (betrachtet man die fehlenden Absturzvorrichtungen, muss man davon ausgehen, dass die Suva hier noch nicht vorbeigekommen ist). «Kalimera» rufen wir, sie nicken und grüssen uns freundlich mit einer Handbewegung.
In den Gassen unter der Kirche treffen wir auf Gustav. So haben wir kurzerhand eine sehr freundliche und anhängliche Katze getauft. Kaum hat sie uns wahrgenommen, folgt sie uns auf Schritt und Tritt, schmiegt sich lasziv an unsere Beine, als wir stehenbleiben und lässt sich frech und schnurrend auf Sabines Schuhe nieder, als sie zum Fotografieren stoppt. Leider müssen wir sie zurücklassen.
Aus einer offenen Türe ertönt ein Fernseher. Die offene Tür führt zu einer kleinen Taverne. Ein einziger Gast sitz an einem mit einem Plastiktischtuch gedeckten Tisch. Er raucht, trinkt ein Bier und schaut fern. Nachrichten über den Ukrainekrieg und den ex-französischen Präsidenten Sarkozi flimmern über den Bildschirm. Wir verstehen kein Wort.
«Möchten Sie essen?» fragt uns etwas überrascht von unserem plötzlichen und unerwarteten Erscheinen, der Restaurantbesitzer. «Ja, ist es möglich» antworten wir hoffnungsvoll. «Wir haben Salat mit Tomaten, Gurken und Feta sowie Pommes, eine Spanakopita nur mit Käse und auch Fleisch haben wir» informiert er uns.
Wir nehmen alles … aber ohne Fleisch. Welche Überraschung. Die Pommes sind knusprig, die Spanakopita einfach nur exzellent und der Salat frisch und köstlich. Wir bestellen noch zwei Espresso. «Das würde ich euch nicht empfehlen» antwortet uns der Besitzer mit einem verlegenen Lächeln. «Ich kann Ihnen aber zwei griechischen Caffès zubereiten». Wir nehmen das Angebot an.
Sie sind zwar lauwarm aber irgendwie gut. Kurz danach möchten wir zahlen. Der Restaurantbesitzer schaut uns etwas verdutzt an … «Was! Habt ihr die Caffès schon getrunken?». «Ja» antworten wir fragend. «Bei uns dauert es mindestens zwei Stunden und fünf Zigarette, bis wir diesen getrunken haben.»
Die Rechnung … 18 Euros … für uns beide!
Eine holprige Teerstrasse führt uns nach Sitaina. Von hier aus steigt eine steile steinige Piste die Bergflanke hinauf. Die Sonne hat dunklen Wolken platzt gemacht. Es beginnt, leicht zu regnen.
Als wir unter der Bergspitze des Megale Tourla (auf 1700 M.ü.M) ankommen, bläst ein sehr starker Wind, die Temperatur ist auf knapp 10°C gesunken und Nebelschwaden stürmen die Bergflanken hinauf und verunmöglichen die Fernsicht komplett.
Nach acht Stunden und ca. 140 km kehren wir um 18:30 nach Leonidio zurück. Die Sonne ist wieder aufgetaucht … und wir freuen uns sehr … wären da nur nicht die Campingnachbarn: Ein älteres Paar aus Italien, das den ganzen Tag für nichts und wieder nichts miteinander zankt. «Liebling» fragt sie. «Was möchtest du zum Essen?». «Du entscheidest» antwortet er. «Ich koche Kartoffeln» sagt sie. «Ich hätte lieber Pastasciutta (Teigwaren)» erwidert er. «Dann koche ich Kartoffeln» schliesst sie bestimmt die Konversation.
Und so … geht es den ganzen Abend weiter (und übrigens auch am folgenden Tag).
18.05.2023, Leonidio – Kosmas – Leonidio
Über Waldwege erreichen wir am späten Nachmittag das schmucke Dorf Kosmas, südöstlich von Leonidio. Restaurants, Lebensmittelboutiquen, Souvenirläden und eine grosse Kirche umzäunen wie ein Kranz den gepflasterten Dorfplatz. Im Schatten von gewaltigen Rosskastanien und umkreist von hungrigen Mücken bestellen wir zwei griechische Kaffees … und tun was wir immer so tun beim Kaffeetrinken … das Dorfleben beobachten. Bauern mit ihren rostigen Pickups überqueren den Platz, hupen und grüssen mit der Hand die Einheimischen, die sich auf dem Platz eingefunden haben.
In einem kleinen Süsswarengeschäft kaufen wir Orangen-, Kastanien- und Bergamotte-Konfitüre ein. Im Rausch tüten wir auch Biskuits in unsere Einkaufstasche.
Auf dem Rückweg nach Leonidio stoppen wir für ein «Fotoshooting» eines verrosteten alten VW-Busses und besichtigen danach kurz das Kloster Elonis. Ein gelangweilter und übergewichtiger Mönch empfängt uns, lädt uns zu sich in seinen kleinen Souvenirladen ein und versucht uns sein (der beste der Welt) Honig aufzuschwatzen. Als wir ihm sagen, dass wir in Kosma bereits eingekauft haben, widmet er seine Aufmerksamkeit wieder seinem Smartphone.
Das Kloster, das zurzeit nicht mehr belebt ist, ist zwar schön, die Sicht von oben beeindruckend, aber uns wird nicht warm dabei.
19.05.2023, Leonidio – Tyro – Leonidio
Wir fahren auf der Küstenstrasse nordwärts und stossen unverhofft auf Windmühlen.
Die arkadische Riviera ist wild. Türkisblaues Wasser schmückt malerisch die kleinen Buchten. Die steil zum Meer abfallenden Hänge sind mit Macchia überwachsen und wohltuend wenig verbaut. Vor den dunklen Regenwolken fliehend drehen wir ab ins Landesinnere und klettern in steilen, engen Kehren die Felswände hoch – breathtacking.
In Leonidio erleben wir einen milden Frühlingsabend in einer Taverne am Hafen.
20.05. – 30.05.2023: Leonidio – Kalamata
Das Wichtigste in Kürze:
Wir übernachten wild an einem idyllischen Strand. Wir entdecken die Halbinsel Monemvasia und das gleichnamige pittoreske Städtchen sowie den Hafen von Geraka, ein noch kaum von Touristen entdecktes Naturparadies. Die Taki’s Tavern in Ghytio kredenzt hervorragende Speisen und scheint aus einer anderen Zeit zu sein. Bei der UNESCO-Weltkulturerbestätten byzantinischen Ruinenstadt Mystras kommen wir aus dem Staunen nicht mehr heraus. Auf dem Weg nach Mani entdecken wir Schnee in den Bergen. Die Region Mani beeindruckt uns mit den vielen Türmen und der rauen Natur. Die Altstadt Kardamyli ist ein Schmuckstuck sowie die Strände der Region.
21.05.2023, Leonidio – Halbinsel Monemvasia
Wetter: Leicht bewölkt mit Sonnenschein.
Temperatur: 18-23°C
Jede Romanze geht einmal zu Ende. So verlassen wir Leonidio mit wehmütigen Herzen und machen uns in Richtung der Halbinsel Monemvasia und dem gleichnamigen Städtchen, das ca. 100 km südlich liegt, auf. Die Strasse folgt der zerklüfteten Küste, führt uns durch kleine Dörfer, in denen wir mit Hannibals grossen Ohren (beide Rückspiegel) beinahe die Hauswände schrammen und lässt uns Blicke auf schöne Strände erhaschen. Am Strand von Fokiano stoppen wir zum ersten Mal. An der Strandzufahrt sitzt ein Bauer hinter einem mit Honiggläsern voll beladenen wackligen Tisch. Er schaut uns hoffnungsvoll an. «Werden diese Touristen meinen Honig kaufen» überlegt er sich vielleicht.
Am Strand haben sich ein paar Wohnwagen eingefunden und anscheinend die letzte Nach verbracht. Dieser Ort eignet sich sehr gut als Stellplatz. Der Strand ist zwar steinig, liegt aber wunderbar in einer geschützten Bucht. Das Meer ist türkisblau und die Temperatur mild. Es bläst eine leichte Brise. Obwohl alles dafürsprechen würde, dass auch wir hier übernachten, fahren wir weiter. Es ist erst 12:00 Mittag und wir sind hungrig (schon wieder).
In Geraka Port, das an einer pittoresken Naturbucht liegt, finden wir ein kleines Fischrestaurant. Eine Portion frittierte Calamari, dazu grillierte Sardinen und vier Stücke Spanakopita sowie ein Teller gedämpfter Spinat werden von uns, unter den erwartungsvollen Blicken der Dorfkatzen, genussvoll verspeist. Der Hafen von Geraka scheint ein noch kaum von Touristen entdecktes Naturparadies. Dünne, wacklige Holzstege führen in der Lagune zu den Flachbooten. Erst am Hafen haben ein paar kleine Segler angelegt – bis auf eine fette für diesen Standort überdimensionierte Jacht.
Kurz vor Monemvasia finden wir an einem idyllischen Strand ein Plätzchen für die Nacht. Der Blick auf die Bucht ist toll und wir sind fast allein (ein einziger VW-Bus teilt diesen Ort mit uns). Um uns die Stimmung leicht zu vermiesen, fängt es an zu Regnen.
Während der Nacht fällt immer wieder schubweise Regen. Nicht viel … aber genug, um unser Dachzelt zu nässen. Nachdem wir alles eingepackt haben, stoppen wir in Gefyra. Das Dorf liegt auf der gegenüberliegenden Seite der Halbinsel Monemvasia. Hier parken wir Hannibal und laufen die ca. 3km bis zum Felsenstädtchen zu Fuss. Ein sehr starker Gegenwind sagt uns «Hallo!». Er fegt uns fast von der Brücke, die Gefyra mit der Halbinsel verbindet. Die Halbinsel sieht wie ein Monolith aus. Oben thront wie eine Krone eine gigantische Festung. Unterhalb der Felswände wurde das schmucke mittelalterliche Städtchen Monemvasia errichtet. Es war von Lande kaum einsehbar. Eher als ein Städtchen müssten wir «Hotelkomplex» sagen. Die sehr schön restaurierten Häuser werden heute hauptsächlich als Hotels, Pensionen, B&B und Ferienwohnungen genutzt. Trotzdem hinterlässt uns Monemvasia uns einen positiven Eindruck. Das Dorf ist sehr sauber, die obligaten Ramsch-Souvenirläden gibt es auch … aber sie verstopfen mit ihrem Kitsch nicht die Gassen, einzig der Cappuccino kostet so viel wie in der Schweiz.
Es bleibt aber … ein ABER offen. Wie wird es hier im Sommer zu und her gehen, wenn touristische Hauptsaison ist und Horden von Menschen das Dorf unter Belagerung nehmen. Dies können wir uns kaum vorstellen.
Der Himmel hat sich wieder verdunkelt. Dicke schwere Wolken tauchen am Horizont auf. Da wir heute bis Gythio kommen möchten (ca. 70 km von Gefyra entfernt), nehmen wir eine Abkürzung durch die Berge. Wir folgen einer Piste (von Wikiloc heruntergeladen), die uns von Agios Stefanos durch unzählige Olivenhaine führt. Es handelt sich um eine enge, steinige und teilweise steile Piste. Hie gibt es Auswaschungen (Schwierigkeitsgrad 2). So wie es bei Wikiloc-Pisten ab und zu der Fall ist, landen wir 2.5 km nach Agios Stefanos in einer Sackgasse. Ein Pickup ist Mitten auf der Piste parkiert, ein Bauer (sein Besitzer) schaut uns verdutzt an, als ob er die Landung von Marsmenschen miterlebt würde. Fabrizio versucht anhand unseres iPad und GaiaGPS herauszufinden, ob tatsächlich hier Ende Feuer ist. Im «Gespräch» mit dem Bauer (er redet nur Griechisch und wir verstehen nur Spanisch) finden wir heraus, dass von hier kein Weg mehr weiterführt und wir umkehren müssen.
Der Bauer signalisiert uns mit Handbewegungen, wo wir durchfahren müssen, und wir versuchen, den uns mit Gesten erklärten Weg bildlich zu speichern. Irgendwie, nachdem es uns gelingt, Hannibal auf schmalstem Platz umzukehren, finden wir mit viel Improvisationsgeist einen Weg aus dem Labyrinth von Feldwegen heraus.
Nach dieser Erfahrung sind wir der Meinung, dass sich eine Weiterfahrt auf dieser Route nicht lohnt. Die Landschaft und die Pistenqualität entschädigen uns nicht für die anstrengende Fahrt. Kaum stossen wir auf die nächste geteerte Strasse, schalten wir den 4×4 aus, drehen die Frontnaben auf «Free» und tuckern gemütlich weiter bis Gythio … nicht ohne vorher das Schiffswrack Dimitrios zu besichtigen. Vor über 40 Jahren wurde dieses Schiff von den Hafenbehörden als fahruntüchtig erklärt. Worauf es vom Eigner seinem Schicksal überlassen wurde, will heissen es rostet vor sich hin und wird früher oder später auseinanderbrechen.
Hier checken wir, kurz bevor es wieder anfängt zu regnen, im Camping Gythion Bay ein.
21.05.- 23.05.2023, Ghytio
Wetter: Das Wetter bleibt weiterhin sehr unstabil. Es fallen immer wieder im Laufe der Tage ein paar Regentropfen, auch die Sonne zeigt sich immer wieder unerwartet.
Temperatur: 18-23°C
Das Wetter macht schon wieder Kapriolen. Es hat die ganze Nacht durchgeregnet. Das Campinggelände ist mit Blättern und kleinen Ästen übersät. Keine sehr guten Voraussetzungen für eine Bombenstimmung auf dem Platz. Neben uns beklagt sich die Frau des Nachbars bei ihrem Mann: «Als ob uns das Ganze nicht schon genug auf den Sack gehen würde, nun stellt sich auch noch jemand direkt neben uns hin.» «Sie sind schon ein bisschen nah … nicht wahr» wendet sie sich an uns. «Weiter unten … dort in Richtung Strand hat es so schöne Plätze …» legt sie noch nach. Unsere Argumente, dass wir Platz für unser Hubdach benötigen, überhört sie geflissentlich. Ihr Mann schaltet sich schlichtend ins Gespräch ein. «Mich persönlich stört es nicht. Ihr seid eh auf unserer Rückseite parkiert. Wir sehen euch nicht einmal» und seufzt dazu sehr lange.
Während diesen trostlosen wetterbedingten Zwangspausen erledigen wir unsere Buchhaltung, waschen unsere Wäsche, schreiben Tagebuch und bringen unsere Internetseite auf Vordermann.
Die Berner verlassen am kommenden Tag den Zeltplatz und machen Deutschen Platz. Die sind mit einem so kolossalen Fahrzeug unterwegs, dass wir uns fragen, ob sie eines grossen Motorrades auch ein Schwimmbecken olympischen Ausmasses dabeihaben. Rein die Satellitenschüssel hat die Dimension eines Mount Palomar Teleskopes.
Als wir mit ihnen ins Gespräch kommen, fragen wir neugierig, wie es denn so sei, mit ihrem Wohnmobil durch dieses so kurvenreiche Gebiet mit engen Dorfstrassen zu fahren. Die Antwort kommt wie aus dem «Grossen Gustav» geschossen. «Man muss eben fahren können!»
Selbst ist der Mann … denken wir. Unser Gespräch geht somit schnell zu Ende. Wir leben auf unterschiedlichen Galaxien.
Einziger Sonnenschein während unseres zweitägigen Aufenthaltes in Ghytio sind unsere Visiten bei Taki’s Tavern (nicht einmal 150 m vom Campingplatz entfernt). Die Beiz befindet sich in einem etwas heruntergekommenen Bau. Die Inneneinrichtung hat das Ende des zweiten Weltkrieges sicherlich noch miterlebt. Ein abgetretener Novilon-Boden mit Schachbrettmuster (grau-grün), Holzmobiliar aus den Sechzigern, grober Verputz Stil Tunnelbau verziert die Wände des Lokals, zwei grosse Kühlschänke, in denen Wein in fünf Liter Plastikkanistern für den Offenausschank kühlgestellt sind sowie eine lange Holztheke, auf der das dreckige Geschirr nach dem Abräumen der Gästetische zwischengelagert wird (welches aber sehr schnell von der Küche geholt und abgewaschen wird) sind die baulichen Hauptmerkmale. Ach, … das Herzstück hätten wir fast vergessen … die Küche. Sie ist nicht grösser als zwei Londoner Telefonkabinen. Mittendrin, wie in Trance, kocht die Restaurantbesitzerin (wir haben sie wegen ihrer Ähnlichkeit mit der amerikanischen Sängerin, Barbra Streisand getauft … und gemäss ihrem Ehemann sind wir nicht die ersten). Sie bringt Wunder zum Leben. Es handelt sich dabei hauptsächlich um geschmorte bodenständige Gerichte, die mit genügend Zeit und viel Hingabe zubereitet werden und täglich wechseln. Es schmeckt köstlich, vielmehr himmlisch.
Eine «Spezialität» dieser Taverne ist, dass jeder Gast, nachdem der Besitzer der Taverne in der Rolle des Maître de Table ihm grünes Licht für das Betreten der Küche gegeben hat, von der Köchin höchstpersönlich die Gerichte erklärt bekommt. Sehr sympathisch, auch wenn in Griechenland verboten! Der Service ist freundlich und bei «full House» ist es gang und gäbe, dass man einen Augenblick warten muss, bis man bedient wird (uns hat das nicht gestört … wir hatten so Zeit, um das emsige Treiben zu beobachten) … und die Preise sind lächerlich tief.
23.05. – 26.05.2023, Ghytio – Mystras
Wetter: Es ist zwar bewölkt, aber es regnet nicht mehr. Gegen Abend scheint die Sonne. Auf dem Weg nach Mystras werden wir in den Bergen beim Pistenfahren von einem Wolkenbruch überrascht.
Temperatur: 18-27°C
Der Osten der Messa Mani ist unser heutiges Ziel. Der Mittelfinger des Peloponnes war lange Zeit völlig abgeschieden und frei von fremden Einflüssen. So konnten sich nicht nur ein eigenständiger Menschenschlag, sondern auch ein autonomer architektonischer Stil, die Wehr- und Wohntürme, entwickeln. Heute ist die wilde Landschaft der Mani ein Anziehungspunkt für viele Touristen.
Kaum zweigen wir nach Gythio auf eine Nebenstrasse ab, schon treffen wir auf unser erstes architektonisches Highlight, einen sehr schön restaurierten Wohnturm. Bis am Abend werden wir an unzähligen vorbeigefahren sein.
Die Fahrt zum südlichsten Punkt des Festlandes von Europa Kap Tenaro ist kurvenreich und interessant, ein ständiges Auf und Ab und aufgrund der sich bietenden Ausblicke ein ständiges Stop-and-go. Die Küste ist stark zerklüftet, die Strassen durch die kleinen Dörfer eng und der Gegenverkehr manchmal eine Herausforderung. Wir erreichen die Bucht von Tainaron, wo bereits die Römer der Faszination dieses einsamen Ortes so verfallen waren, dass sie einen Badeort errichtet haben. Aus den vielen parkenden Mobilhomes, Autos und Kleinbussen, die wir am Parkplatz antreffen, zu schliessen, ist diese Schönheit auch den modernen Touristen nicht entgangen.
Der Ausblick vom Parkplatz über die türkisfarbene Bucht ist schön und die Wanderung zum Leuchtturm ist in Ordnung aber etwas überlaufen für Einsamkeit suchende Reisende … Wir finden in dieser Umgebung keinen passenden Ort für die Nacht. So fahren wir weiter zur Westküste der Mani.
In Vathia bestaunen wir die von der Abendsonne beleuchteten Ruinen des alten unter Denkmalschutz gestellten Ortskerns, der durch zwölf Wohntürme charakterisiert ist. Die Wohntürme waren private „Festungen“, die der Blutrache geschuldet waren. Die längste Fehde dauerte nachweislich über 40 Jahre. Vier Familien waren involviert.
Kurz vor Aeropoli finden wir endlich einen Stellplatz für die Nacht. Am Ende einer holprigen Piste parkieren wir Hannibal vor einem verriegelten Tor. Nicht weit entfernt von uns hat eine belgische Familie auch ihre Zelte aufgeschlagen und bereitet, aus dem verlockenden Geruch zu schliessen, ihr Nachtessen zu.
24.5.2023, Von Areopoli über die Berge nach Mystras
Wetter: Bewölkt mit Sonnenschein. Gegen Abend regnet es reichlich.
Temperatur: 18-27°C
Nach einer lieblichen Nacht in der Natur stoppen wir in der mittelalterlichen Vorzeigestadt Areopoli. Unser Herz lechzt nach einem warmen Kaffee. Wir wollten beim Frühstück den Geschirrverbrauch (ein Messer, ein Kaffeelöffel, Milch direkt aus der Flasche) minimal halten und haben so auf das Kaffeekochen verzichtet. In einer kleinen Bar, die uns an ein Kunstwerk von Hundertwasser erinnert, bestellen wir zwei Cappuccinos und werden herzerwärmend von einer Katze mit gewaltig grossen Augen umgarnt. Sorry, leider verspeisen wir nichts katzengerechtes.
Unser erster Versuch von Vambaka Richtung Bergkamm endet abrupt in einem ehemaligen Schafgehege. Die Piste wurde beim Bau einer Servicestrasse zu den auf dem Berg aufgestellten Windturbinen verschüttet und eine Weiterfahrt ist unmöglich. Fabrizio versucht bei zwei Bauern abzuklären, die dabei sind, die Steinmauer eines Schafgeheges instand zu setzen, ob es keine Möglichkeit gibt, irgendwie auf die andere Bergseite zu kommen. Obwohl wir von dem, was sie uns sagen nichts verstehen, wird uns durch ihre Mimik und Handzeichen klar, dass es von hier nur einen Weg gibt … den gleichen Weg zurück!
Der zweite Versuch klappt besser. Wir begegnen einer ehemaligen verfallenen Festung mit erstaunlich gut erhaltener Kapelle, fahren durch ein enges sehr grünes Tal, begegnen an einem sehr abgelegenen Ort einem alten Paar- sie pflanzt den Gemüsegarten an, er beobachtet die von einem Hund gehüteten Ziegen, beide schauen uns völlig entgeistert nach.
Schlussendlich fliehen wir dieser Einsamkeit, weil uns von Petrus Ungemach droht und fahren nach Mystras.
24.05. – 26.05.2023, Mystras
Wetter: Am Morgen sehr sonnig mit blauem Himmel. Am Nachmittag ziehen Wolken auf und es fallen ein paar Regentropfen
Temperatur: 18-25°C
Der Entscheid früh aufzustehen, um die Ruinen der byzantinischen Stadt Mystras zu besichtigen, macht sich bezahlt. Nur wenige Touristen sind bereits zu den unzähligen Kirchen, dem Kloster und der Festung unterwegs, als wir dort zu Fuss ankommen. Die Besichtigung dieser dem UNESCO Weltkulturerbe unterstellten Stätte ist ein Kraftakt und verlangt von den Besuchern körperliche Fitness. Steile Wege mit hunderten von Treppenstufen verbinden die Sehenswürdigkeiten und, gegen 10:00, sind diese der Sonnen ausgesetzt, was uns schnell zum Schwitzen bringt.
Nach knapp vier Stunden sind unsere Kniee vom vielen Treppensteigen langsam müde und etwas wackelig geworden. Zeit, um den Abstieg zu Hannibal unter die Füsse zu nehmen und das Gesehene zu verarbeiten.
26.05.23, Von Mystras über die Berge nach Stoupa
Wetter: Am Morgen sehr sonnig mit blauem Himmel. Am Nachmittag ziehen Wolken auf und es fallen ein paar Regentropfen
Temperatur: 17-23°C
Heute steht uns ein anstrengender Tag bevor. Als wir Mystras verlassen, wissen wir es aber noch nicht. Fahrtechnisch ist die heutige Strecke nur in ein paar wenigen Passagen etwas knifflig: herunterhängende Äste, denen ausgewichen werden muss; enge, steile und ausgewaschene Kurven; mit stacheligem Gebüsch überwachsene Pistenstücke und darüber hinaus häufig sehr steinige Passagen, was dem Vorwärtskommen nicht besonders förderlich ist.
Nach 8 Stunden und rund 120 km Fahrt auf mehrheitlich schüttelnder Piste kommen wir am Abend erschöpft in Stoupa an. Während der Reise durch eine faszinierende Bergwelt (auf den Bergspitzen sichten wir noch die letzten Schneefelder), die Natur vom vielen Regen sattgrün, treffen wir auf vier muntere Schildkröten, fünf Schlangen, ein Wildschwein und zwei Dutzend grüne Eidechsen. Kein Gegenverkehr.
Wir fahren durch die leeren Strassen von ein paar ausgestorben scheinenden Dörfern. Die wenigen Menschen, die wir erspähen, machen einen verwilderten, vernachlässigten sowie von Hoffnung verlassenen Eindruck.
Wir waschen den Staub bei einer heissen Dusche im Camping Kalogria ab. Danach schlagen wir uns die Bäuche im Restaurant Almyriki, ein Steinwurf vom Camping entfernt, voll.
26.05. – 28.05.2023, Stoupa-Kardamyli-Kalamata
Wetter: Am Morgen sehr sonnig mit blauem Himmel. Am Nachmittag ziehen Wolken auf und es regnet ergiebig
Temperatur: 17-25°C
Das langersehnte, stabile T-Shirt-Wetter hat nur einen Morgen lang gedauert. Den Nachmittag haben wir unter unserer regendichten Sonnenmarkise verbracht. Gegen Abend liess der Regen nach und wir konnten am hübschen Strand von Stoupa entlang flanieren. Ein versöhnlicher Tagesabschluss.
Umwerfend und lehrreich – das Museum ist geöffnet- ist der Besuch der historischen Siedlung mit Wohnturm in Kardamyli.
Bei der anschliessenden Wanderung verirren wir uns. Weil wir nicht den steilen Ab- und wieder Aufstieg durch ein wildes Tal auf uns nehmen wollen, kehren wir auf demselben Weg zurück und trinken im modernen Kardamyli den besten Espresso Griechenlands.
Auf unserem Weg nach Kalamata werden wir verregnet (einmal mehr) und Olga (Maps.me) führt uns auf engen, kurvenreichen und sehr schlechten Landwegen zu einem etwas vernachlässigten Camping, wo ein weiteres Jahrhundertgewitter über uns hereinbricht.
28.05. – 30.05.2023, Kalamata
Wetter: Am Morgen sehr sonnig mit blauem Himmel. Am Nachmittag ziehen Wolken auf und es fallen ein paar Regentropfen
Temperatur: 17-25°C
Mit Kalamata ist es nicht Liebe auf den ersten und auch nicht auf den zweiten Blick. Ausser den üppig dekorierten Kirchen gibt es kaum architektonisch herausragende Gebäude und Ecken. Einzig die Kathedrale, der älteste Souvlaki-Kiosk und die Graffitis lassen uns ab und zu länger verweilen.
Am Nachmittag retten wir uns vor dem Regen zuerst in eine ursprüngliche Taverne, wo sehr viele Griechen ihr Mittagessen abholen und dann in ein Kaffee. Übrigens, das Essen war vorzüglich gekochte Hausmannskost!
Die gut 3 km mit vielen Restaurants und Liegen gesäumte Strandpromenade bis zum Zeltplatz ist wie leergefegt. Gelangweilte Kellner stehen sich ihre Beine in den Bauch.
30.05. – 13.06.2023: Kalamata – Ioniko
Das Wichtigste in Kürze:
Nach Kalamata fahren wir die malerische Küste in Richtung Süden hinunter und entdecken schöne Dörfer und die einsamen Strände Tsapi. Das Dorf Methoni verblüfft uns mit seiner gigantischen Burg und in Mesochori treffen wir Nicole und Jassin, die biologisches Olivenöl produzieren. In Pylos und Giavlova sind wir von der Schönheit der Bucht von Navarino und des Strandes von Voidokilia hinweggefegt. In Olympia besuchen wir die Ruinen des antiken Olympia und reisen weiter über Stock und Stein in Richtung Norden. Wir erleben beim Wildcampen eine frostige Nacht und werden in den Wäldern von Bienen belagert. Nach einer technisch sehr anstrengenden Fahrt über steilen und holprigen Berghängen erreichen wir den Golf von Korinth.
30.05.2023, Kalamata – Tsapi
Wetter: Leicht bewölkt mit Sonnenschein.
Temperatur: 18-27°C
Unser Kühlschrank ist wieder leer und muss aufgefüllt werden. Nach dem Einkauf umfahren wir Kalamata und richten Hannibals Motorhaube nach Süden aus. Das Fischerdorf Koroni mit seiner dominanten Burg hat unser Interesse geweckt und wir wollen dieses erkunden. Das Dorf mit seinen engen Gassen, kleinen Atelier-Werkstätten und unzähligen Restaurants ist sicherlich einen Besuch wert … wir nutzen die Gelegenheit, um uns einen Cappuccino zu gönnen. Die Sonne ist heute guten Mutes und heizt die Luft so richtig auf, so dass wir uns den Besuch des gleichnamigen Burg schenken.
Auf der Höhe von Vasilitsi biegen wir links Richtung Küste ab und folgen einer holprigen und mit ein paar engen Kehren gespickten Piste bis zum Selitsa Strand. Hier, in voller Abgeschiedenheit, geniessen wir im Schatten eines Baumes und vom hypnotischen Geräusch der Wellen eingelullt unser Mittagessen (Hummus, Karotten und Streichkäse).
Am Strand von Tsapi buchen wir im immer noch verschlafenen Camping Tsapi zwei Nächte. Abgesehen von ein paar verlorenen Seelen, die sich hier per Zufall eingefunden haben, ist der Camping leer. Eine sehr desinteressierte Campingmanagerin, die den ganzen Tag vor dem Eingang eines leeren Mini-Markets sitzt und in ihr Smartphone guckt, «überwacht» hier das Geschehen.
31.05. – 01.06.2023, Tsapi
Für die kommenden Tage ist Schönwetter angesagt. Wir nutzen diese Gelegenheit um «Hannibals-Eingeweide» zu reinigen. Im Laufe der Jahre (zurzeit sind es fünf) hat sich viel Dreck angesammelt, der entfernt werden muss.
01.06.2023, Tsapi – Giavlova (Ochsenbauchbucht)
Wetter: Leicht bewölkt mit Sonnenschein. Am Abend regnet es in Strömen.
Temperatur: 18-27°C
Knapp 5 km vom Camping Tsapi entfernt entdecken wir einen weiteren schön gelegenen wilden Strand, Megalo Marathi. Der Weg dorthin ist holprig und teilweise ausgewaschen. Wir sind nicht überrascht als wir dort nur auf eine verlorene Seele treffen … einen österreichischen Landi-Fahrer. Wir tauschen unsere Griechenland-Erfahrungen aus und ziehen nach Methoni weiter. Das hübsche Dorf Methoni wird von einer gigantischen Festungsanlage dominiert. Während zwei Stunden wandern wir voller Bewunderung durch die einzelnen noch erhaltenen Bauwerke.
Auf der Suche nach einem Restaurant stossen wir auf das Restaurant Sapientza. Hier dürfen wir der Köchin, um unser Mittagessen zusammenzustellen, wieder einmal in die Töpfe Schauen. Was dann auf den Teller kommt, ist unglaublich gut … der Preis günstig.
Den Nachmittag und Abend verbringen wir mit zwei herzensguten Menschen, Nicole und Janiss. Nicole ist die Schwester von Fabrizios ehemaligen Bürokolleg Eric. Das griechisch schweizerische Paar produziert in Mesochori exzellentes biologisches Olivenöl. Für diese bereichernde und aussergewöhnliche Begegnung sind wir sehr sehr dankbar.
Im strömenden Regen verlassen wir Mesochori und suchen Schutz im Camping Erodios in Gialova. Wir können noch den letzten freien Platz ergattern.
02.06.2023, Giavlova
Wetter: Leicht bewölkt mit Sonnenschein. Warm und schwül. Am Abend braut sich ein Sturm zusammen … wir bleiben zum Glück verschont.
Temperatur: 18-27°C
Trotz des warmen und schwülen Wetters wagen wir die mehrstündige schweisstreibende Wanderung hoch zur Palaiocastro Nauarinou, einer Burgruine.
Die Sicht von oben auf die sogenannte Ochsenbauchbucht ist spektakulär. Beim in die Knie gehenden Abstieg, gesichert mit Stahlseilen und Eisentritten, kommen wir an einer von der Natur geschaffenen Kathedrale vorbei, der Nestor‘s Cave.
Am Voidokilia Beach mit seinem klaren türkisblauen Wasser und dem feinen weissen Sand glaubt man sich in der Südsee. Da das Grollen des Gewitters immer näherkommt, verweilen wir nicht in dieser Traumkulisse, sondern machen uns auf den 6 km langen Rückweg zu Hannibal.
Auffällig in dieser Region sind die vielen Schakale, die die Wildnis beherrschen. Gegen 21:00 abends beginnen sie mit ihrem Gejaule, ihrer Frage-Antwort-Kommunikation, ihrem gut eingeübten Konzert. Wir fühlen uns manchmal in den wilden Westen versetzt.
03.06.2023, Giavlova – Pylos – Polylimnio-Wasserfälle – Giavlova
Wetter: Sonne pur … und keine Wolken … den ganzen Tag.
Temperatur: 18-27°C
Das beschauliche Städtchen Pylos ist an der Navarino Bay gelegen. Dies haben mittlerweile auch die Golfclubs erkannt. So wurden auf zwei riesengrossen, abgeschlossenen Geländen erst kürzlich Golf-Clubs errichtet. Lokale haben uns berichtet, dass die Konsequenzen auf das Grundwasser bereits in der Landwirtschaft spürbar sind, der Wasserspiegel sinkt.
Sehr informativ ist das Museum der Burgruine, das einen weiten Bogen von der Steinzeit bis ins 19. Jahrhundert und von der „Land“- zur „Meeres“-Archäologie spannt. Überwältigend ist auch die Sicht auf die Navarino Bay, den grössten natürlichen Hafen auf dem Peloponnes.
Da kein Kreuzfahrtschiff geankert hat, gehört heute Morgen das Städtchen den Einheimischen und ein paar wenigen Touristen. Rund um den Dorfplatz wimmelt es nur so von Geschäften und Restaurants. Es werden Brot und Gemüsen eingekauft, mit dem Nachbarn ein kurzer Schwatz abgehalten und in der Bar ein geeister Kaffee getrunken. Die Atmosphäre ist entspannt, die Menschen sind friedlich.
Als wir beim Parkplatz der Polylimnio-Wasserfälle ankommen, überraschen uns die vielen Autos – doch wir erinnern uns, dass die Griechen ein verlängertes Wochenende haben.
Nun sind sie mit „Kind und Kegel“, mit Buggy, Luftmatratzen, Picknick-Körben sowie im Badekostüm und mit Flipflops oder Sandalen bekleidet zu den Naturpools und Wasserfällen unterwegs – Fabrizio und ich tragen zum Glück Wanderschuhe.
Nach ein paar hundert Meter geht der mit Steinplatten belegte Weg in einen guten Naturweg und kurz darauf in einen Pfad über, auf dem felsige Kletterpartien auf uns warten. Den wenigen Menschen, denen wir hier begegnen, sprechen meistens Deutsch und sind entsprechend ausgerüstet.
Das Rauschen des Wassers, die Farben, die Schmetterlinge und das Vogelgezwitscher erinnern uns an die Südsee. Die Fälle selber laden die Fotografen ein, ihre Stative auszufahren, das Licht zu messen, die verschiedenen Filter auszuprobieren… So blockieren sie die schönsten Plätze für Besucher, die nur ein Erinnerungsfoto knipsen wollen.
Da wir auf eine «wilde» Übernachtung keinen Bock haben, kehren wir zurück zum Campingplatz in Giavlova. Neben uns hat sich eine Familie Bulgaren eingerichtet. Eine sehr leise und umsichtige Familie … wäre da nicht der kleine Schnauzer, der uns auf Trab hält: Ohne Ausnahme begrüsst er jeden, der vorbeiläuft und quittiert jedes Geräusch (auch das leiseste) mit seinem aufgeregten Gebell. Irgendwann nach zwei Tage geht er uns mächtig auf dem Sack. Glücklicherweise fahren wir morgen in Richtung Olympia weiter und lassen diesen Köter hinter uns.
04.06.2023, Giavlova – Olympia
Wetter: Wieder Sonne pur … und keine Wolken … den ganzen Tag.Temperatur: 18-27°C
Heute fahren wir auf dem direktesten Weg nach Olympia. Diese beschauliche kleine Stadt – wäre es nicht für das archäologische Museum und die gewaltigen Ruinen des antiken Olympia würde man an ihr ohne ein Augenzwinkern vorbeifahren – liegt inmitten von üppigen Wäldern. Erst von der Terrasse des Campingplatzes Alphios aus kann man die wahre Schönheit dieser Gegend wahrnehmen und geniessen. Der Struktur eines Eierkartons gleich dehnen sich die grünen Hügel bis zum Horizont aus. Hie und da ragt ein Ziegeldach oder ein Blitzableiter aus der Vegetation heraus.
Am Campingplatzt werden wir vom Prototyp einer sauren Schwiegermutter empfangen (gemäss ihren Aussagen fungiert sie nur als Aushilfe ihrer Tochter, die den Campingplatz kürzlich frisch übernommen hat). Sie dirigiert uns mit klaren Befehlen und eindeutigen Handbewegungen zu unserem Stellplatz. Als sie merkt, dass wir etwas unentschlossen sind, sagt sie mit lauter Stimme, die der eines Feuerwehrkommandanten im Einsatz ähnelt, «Sie bleiben nur eine Nacht … also seien sie nicht so wählerisch!». Eingeschüchtert parkieren wir Hannibal an dem uns zugewiesenen Platz und laufen, ohne einen weiteren Ton von uns zu geben, hinunter ins Stadtzentrum.
In der Taverna Orestis erholen wir uns von der Schwiegermutter und bestellen zwei exzellent gekochte Gerichte, geschmorte Ziege und Kaninchen an Zitronenmarinade. Das Ganze runden wir mit zwei Gläsern dezentem offenen Weisswein ab.
Als Verdauung-Spaziergang besuchen wir das archäologische Museum und die Ruinen der antiken Stadt. Es ist 16:00 und die Sonne heizt schön ein (wir sind an diese Temperaturen noch nicht gewöhnt und kommen schnell ins Schwitzen). Glücklicherweise ist das Museum klimatisiert. Wir sind von der Schönheit der ausgestellten Objekte sprachlos. Insbesondere die Marmorstatuen von griechischen Göttern und Göttinnen sowie römischen Imperatoren sind bezaubernd und zeugen von exquisiter Handwerkskunst.
Mehrere von einem Guide angeführte Touristengruppen «fliessen» zäh wie ein sich langsam bewegender Lavastrom durch die Räumlichkeiten. Sie zwängen sich ungeniert an uns vorbei, verdecken die Sicht zu den ausgestellten Exponaten, verstopfen die Durchgänge oder irren aufgelöst auf der Suche nach «ihrer» verlorenen Gruppe umher. Aus ihren teilweisen glasigen Blicken interpretieren wir, dass von ihnen die Visite des Museums eher als Pflicht wahrgenommen wird und ihnen keine Freude bereitet. Sie sind unwiderruflich im Strudel der Gruppendynamik gefangen und finden keinen Weg hinaus.
Die Ausgrabungsstätte des antiken Olympia, die zum UNESCO-Weltkulturerbe gehört, ist sehr weitläufig. Überreste von imposanten Gebäuden, Kultstätten, Thermalbädern, Tempeln etc. ragen zwischen grossen und schattenspendenden Bäumen hervor. Am Wegrand sind unzählige Informationstafeln aufgestellt, die anhand von Abbildungen zeigen, wie die einzelnen Konstruktionen «im Original» etwa ausgesehen haben. Einfach majestätisch!
05.06. – 07.06.2023, Olympia – Akrata Beach
Wetter: Sonne pur mit Schleierwolken, die sich im Laufe des Tages auflösen.
Temperatur: 8-27°C
Von Olympia tauchen wir in die ursprüngliche Bergwelt von Arkadien ein. Eine Fahrt durch eine dünn besiedelte Gegend. Die wenigen Menschen, denen wir begegnen, sind in sich gekehrt und schauen uns scheu, ja eher im versteckten nach. Wir fahren an vielen Häusern mit geschlossenen Jalousien vorbei. Werden sie noch bewohnt oder kehrt erst im Juli, August etwas Leben in sie zurück?
Wir übertreiben nicht, wenn wir behaupten, dass die Strecke zwischen Olympia und der Akrata Beach an der Nordküste des Peloponnes, einer des schönsten und vielfältigsten ist, die wir bis jetzt gefahren sind.
Wir folgen zuerst der EO74 durch eine hüglige und üppige Landschaft bis Vasilaki und dann weiter bis Livadaki. Kurz vor Bertsia biegen wir rechts ab und folgen der 1240 bis Liodora, Melissopetra, Markos und Dimitsana. Auf dieser Strecke dominieren die Kastanien- und Nussbäume.
Ca. 10 km vor Dimitsana, nachdem wir der zweiten Hornviper unserer Reise begegnet sind, stoppen wir auf dem Parkplatz des neuen Filosofou Klosters und werden von einer Horde hungriger Katzen begrüsst. Von hier aus wandern wir entlang der Louisios-Schlucht – die uns ein wenig an das Verzasca-Tal erinnert, zu zwei Felsenklöstern, die Schwalbennestern gleich an steilen Wänden kleben. Während das etwas heruntergekommene Kloster Prodromou noch von Mönchen bewohnt wird, kann das Filosofou-Kloster wegen Einsturzgefahr nur noch von Ferne besichtigt werden. Wieder einmal erreichen wir das bewohnte Kloster just in der Mittagspause (13.00 – 17.00). So müssen wir mit einem Blick aus der Ferne sowie einer neugierigen Katze und der sich in Sicherheit bringenden Blindschleiche als Empfangskomitee vorliebnehmen. Die Wanderung ist anstrengend. Erst steigen wir in die Schlucht hinunter … dann wieder hinauf. Die vielen, teilweise hohen Treppenstufen ermüden unsere Knie. Glücklicherweise befindet sich der Wanderweg hauptsächlich im Schatten und von der Tiefe der Schlucht kämpft sich eine kühle Brise hoch. Wir begegnen erschöpften Wanderern, die sich bereits auf dem Rückweg befinden und ein paar störrischen Eseln, die nicht vom schmalen Wanderpfad weichen wollen.
Zurück bei Hannibal kämpfen wir uns entlang einer etwas holprigen Landstrasse bis zum traditionellen, arkadischen Dorf Dimitsana hinauf. Die Wanderung hat unseren Energiereserven geleert und wir müssen schleunigst etwas zwischen die Zähne bekommen. Obwohl das Dorf auf Touristen ausgelegt ist, scheint es wie ausgestorben zu sein. Die Läden und Restaurants sind zwar offen, aber es läuft nichts. Desinteressiert schwatzen die Besitzer mit dem Nachbarn oder starren in ihr Handy. Sie bemühen sich nicht mal ansatzweise, uns anzuwerben.
Als einzige Gäste – einzige ja, aber von mindestens sechs Katzen genau beobachtet – eines Terrassenrestaurants verspeisen wir einen Dako-Salat (Dako ist ein trockenes Brot, das mit Wasser und Essig etwas aufgeweicht wird und mit Tomaten, Gurken, Paprikas, Kapern und dem allgegenwertigen Feta serviert wird) sowie zwei Souvlakis mit Schweinefleisch und Bratkartoffeln. Das Essen ist zwar gut, aber wir haben offensichtlich dem Kellner und Koch das private Mittagessen mit Familie verdorben … kaum verlassen wir das Lokal, setzen sie sich an einen Tisch mit Frau und Kind. Hier fühlen wir uns nicht wohl und so setzen wir unsere Reise fort.
Da es in dieser Gegend keinen Camping gibt, machen wir uns auf die Suche nach einem Übernachtungsplatz. Nach Dimitsana folgen wir der 1243 in Richtung Karkalou. Von wo wir entlang der EO74 nach Vytina gelangen und dann ins Skigebiet der Region hinaufsteigen. Dichte Fichtenwälder säumen die Strasse. Sie scheinen gesund zu sein. Wir sehen selten einen ausgedörrten Baum. Auf der Suche nach einem Stellplatz testen wir diverse Waldwege, bis wir auf knapp 1500 m ü. M. den perfekten Standort in einer von Bäumen geschützten Wiese ausmachen.
Weit entfernt von uns, fällen Waldarbeiter Bäume. Der Lärm der Motorsägen ist noch schwach zu hören. Sonst bildet das Surren von Käfern, die wir mit unserem Dasein aufgescheucht haben, unsere Geräuschkulisse. Wir wärmen uns nach dem langen Tag in den letzten Sonnenstrahlen. Bald wird hier die Dunkelheit Herrscherin über unser Geschehen sein. Kaum ist die Sonne hinter der Baumkrone verschwunden, schon beginnen es sich Kälte und Feuchtigkeit häuslich zu machen.
Die Nacht wird frisch … sehr frisch. Begleitet vom letzten Gezwitscher einzelner hyperaktiven Vögel schlafen wir ein.
Die letzte nach war kalt. So kalt, dass am Morgen die Grashalme mit einer dünne Schicht Eis überzogen sind. Eine abwechslungsreiche lange Etappe (rund 170 km) in einer faszinierenden Bergwelt erwartet uns heute.
Nach einem Kaffeestopp in Levidi werden wir von einem entgegenkommenden Auto gestoppt. Von dem, was wir begreifen, sucht der aufgeregte Grieche seinen Hund. Leider können wir ihm nicht weiterhelfen.
Nachdem wir vom serpentinenreichen Pass des Lyrkio-Gebirges in die Ebene hinunterfahren, suchen unsere Augen vergebens den Stymfalia-See, eine Zwischenstation für Zugvögel. Was wir sehen, sind Maschinen, die Bewässerungskanäle im Sumpf ausheben … Im Tal wird intensiver Acker- und Rebbau betrieben.
Kaum steigen wir bergwärts entzücken bunte Magerwiesen, Fichtenwälder sowie schroffe Berggipfel unseren Blick. Sind wir tatsächlich in Griechenland oder etwa in den Alpen? Ab ca. 1000 – 1200 m ü. M. wird hier auch Alpwirtschaft betrieben. Die Hirten überwachen in Ihren Pick-ups die Geissen- und Schaf-Herden, die Schäferhunde bellen uns an und begleiten uns rennend während einer kurzen Strecke. Müssen wir dies als Spiel oder als bitteren Ernst interpretieren?
Und nicht zu vergessen, beim Fotografieren der attraktiven Bienenkästen wurde ich (Sabine) von einer Bewohnerin ins Ohr gestochen, wofür sie mit dem Leben zahlen musste.
Nach dem Track Kaldina–Goura, gesättigt von Eindrücken und auf dem Weg zum Golf von Korinth, überrascht uns die nächste Naturschönheit, eine prächtige, senkrechte rötlichgraue Felswand. Diese will, auch wenn wir erschöpft sind, erkundet sein. So schwenken wir ein weitere Mal nach links zu den Felswänden von Tarsos ab. Danach fahren wir über steile, schmale und sehr direkte Strassen an die Küste weiter und lassen uns im Camping Akrata Beach nieder.
07.06. – 09.06.2023, Akrata Beach
Wetter: Schleierwolken. Die Temperatur während der Nacht bleibt warm. Der Sommer ist angekommen.
Temperatur: 22-27°C
Die Wetterprognosen melden Regen. Wir verschieben die Weiterfahrt in die Bergen auf morgen und beschäftigen uns mit Kleiderwaschen, Tagebuchschreiben und Relaxen. Zwischendurch essen wir im Campingrestaurant.
09./10.06.2023, Akrata Beach – Erineos
Wetter: Die Sonne spielt Verstecken mit den Wolken
Temperatur: 15-27°C
In den nächsten beiden Tagen werden wir die Aussage, dass Griechenland zu 70% in den Bergen liegt, verinnerlichen. Auch wenn wir dies in der Vorbereitung gelesen haben, sind wir doch immer wieder von dem hochalpinen Charakter des Peloponnes überrascht.
Unsere Kletterpartie über das Skigebiet Kalavryta hinauf zur Panachaiko-Gebirgskette wird abrupt durch einen Erdrutsch im steilen Geröllhang kurz vor dem Erreichen des höchsten Punktes der Route auf ca. 1760 m ü. M. gestoppt.
So kehren wir von der vegetationslosen, kargen Bergwelt zurück auf ca. 1250 m ü. M., wo wir auf einem grünen Hügel bei einer Kapelle einen von höherer Gewalt bewachten Schlafplatz finden. Bei Hummus, Karotten und Philadelphia-Cheese geniessen wir die 5-Sterne-Aussicht auf Patras.
Nach einer kühlen und erholsamen Nacht machen wir uns auf den Weg, den zweiten Teil unserer Route unter die Räder zu nehmen. Die ersten 35 km bis zum Einstieg sind Strassenarbeitern sei Dank einfach.
Dann müssen aber das Team Hannibal und Fabrizio ihr ganzes Können unter Beweis stellen. Bevor wir den Grat des Bergzuges mit seinen 40 Windrädern erreichen, müssen schlammige Passagen und Auswaschungen sowie enorme Schräglagen gemeistert werden. Dazu kommt eine sehr ruppige Piste und die steilen Auf- sowie Abfahrten mit Haarnadelkurven gilt es auch noch zu bewältigen. Nicht ohne Nervenkitzel lösen wir die heiklen Stellen bravourös. Ich weiss nicht, ob sie das atemberaubende Bergpanorama sowie den Blick auf die moderne Rio-Andirrio-Brücke ebenso geniessen konnten wie ich. Den Nachmittag und Abend verbringen wir am dem vom Wind etwas aufgebrachten Golf von Korinth im Campingplatz Tsolis.
11.06.2023, Erineos – Ioniko
Wetter: Sonne und blauer Himmel
Temperatur: 20-27°C
Die Wetterprognosen für den Festland für die kommende Woche sind miserabel. Immer wieder Regen ist angesagt. Für die geplanten Offroad-Touren sind diese keine aufbauenden Nachrichten.
Wir entscheiden kurzerhand diese Situation auszusitzen, indem wir in Richtung Süden nach Ioniko, ca. 90 km südlich von Patras, fahren und die nächsten Tage im Camping Ionion Beach verbringen.
13.06. – 03.07.2023: Ioniko – Monodendri
Das Wichtigste in Kürze:
Wir verlassen die Halbinsel Peloponnes und durchstöbern das Pindos-Gebirge. Die Pisten sind in einem sehr prekären Zustand und teilweise unpassierbar. Die immer noch unsichere Wetterlage und die ständigen Gewitterwarnungen stimmen uns bezüglich der Weiterfahrt in die Berge nachdenklich. In Kastraki sind wir, trotz den vielen Touristen, von den Meteora Klöstern überwältigt. Von Kastoria fahren wir zur Vikos Schlucht in Monodendri über Stock, sehr viel Schlamm und Stein. Hier schliessen wir unserer Reise in Griechenland ab. Doch zuvor «vertreten» wir uns noch etwas die Beine bei zum Teil anspruchsvollen Wanderungen. Danach wollen wir Albanien als nächste Destination anpeilen.
13.06. – 17.06.2023, Ioniko
Wetter: Am Morgen sonnig, im Laufe des Tages bilden sich Regenwolken. Später regnet es.
Temperatur: 20-27°C
Heute ist planen angesagt, welche Route auf dem Festland in Richtung Albanien wollen wir einschlagen … und überhaupt.
Die Wettervorhersagen fürs südliche Pindos-Gebirge auf dem Festland sind unsicher und vor allem nass. Nach den ausgiebigen Regenfällen der letzten Monate und von heute wagen wir es noch nicht, die Offroad-Tracks, die häufig durch Wald und Wiesen führen, in Angriff zu nehmen.
Wir gönnen uns ein paar Tage Auszeit auf dem Campingplatz Ionion Beach. Hier am Glyfa-Strand in der Nähe von Pyrgos im Westen des Peloponnes scheint das Wetter stabil und der Sonnenschein für die nächsten Tage gesichert. Wir hoffen, dass das Wetter im Pindos-Gebirge sich in dieser Zeit stabilisieren wird.
17.06.2023, Ioniko – Lampiri
Wetter: Am Morgen sonnig, im Laufe des Tages bilden sich Regenwolken. Am Abend Öffnen sich die Himmelschleusen
Temperatur: 20-27°C
Das Wetter im Pindos-Gebirge stabilisiert sich – so lesen wir das aus der Wettervorhersage. Die fünf Tage Pause im Ionion Beach Camping – vor uns die Insel Zakinthos – waren entspannend und haben Kräfte für neue Entdeckungsreisen freigesetzt.
Kaum sind wir im Camping Tsolis angekommen, schon bilden sich gewaltige Wolken über dem Festland. Diese täuschen nicht. Sie regnen sich am Nachmittag kräftig aus… auch wir auf der anderen Seite des Golfs kriegen etwas ab. Vor allem bläst ein kräftiger und mittlerweile nervender Wind. Das Wetter will so gar nicht zum Sommer passen.
Wird das Befahren der morgen geplanten Offroad-Strecke nach all diesen Niederschlägen möglich sein? Unsere Vorfreude ist getrübt und wir sind etwas verunsichert. Diese Verunsicherung wird sich nach den ersten Tracks bestätigen.
18.06.2023, Lampiri – Ano Chora
Wetter: Der Himmel verspricht einen schönen Tag und … er hälts sein Versprechen.
Temperatur: 20-25°C
Wir erwachen und … welch ein Wunder, die Wolken Richtung Pindos-Gebirge sind nicht mehr gar so dunkel. Motiviert packen wir unsere sieben Sachen, fahren auf die Fähre, bestaunen die Rio-Andirrio-Brücke von unten und machen uns in die von Feuchtigkeit dampfende einsame Bergwelt auf. Ausser ein paar einheimischen Sonntagsfahrern begegnen wir kaum jemanden auf der Strasse – beinahe, Fabrizio der Samariter rettet wieder ein paar Schildkröten auf der Fahrbahn.
Im hübsch gelegen Ano Chora lassen wir uns in der Taverna Patouxas Vasilios mit selbst erlegtem Wild verwöhnen.
Nach einem mühsamen Track durch den Wald – Hannibals Flanken werden von unten und seitlich arg zerkratzt – finden wir einen Platz für die Nacht in einer stillgelegten Kiesgrube und lassen uns vom rauschenden Fluss in den Schlaf lullen.
19.06.2023, Wilder Stellplatz – Karpenisi
Wetter: Der Himmel ist Blau und bleibt so den ganzen Tag.
Temperatur: 12-25°C
Heute haben wir Hannibal eine zünftige Schlammpackung verpasst. Für 150 km brauchten wir über acht Stunden. Die Bergstrassen, die hauptsächlich durch Wälder führen, sind in einem lamentablen Zustand. Einerseits weil sie wohl seit Jahren nicht mehr unterhalten wurden und andererseits, weil der monatelange Regen noch zusätzlichen Schaden angerichtet hat.
Bis zum Track-Einstieg (ca. 60 km) wollen wir Kräfte sparen und über Asphalt fahren. Aber schon nach kurzer Zeit wechselt der Asphalt in Naturstrasse und dann in eine Piste. Es müssen sogar Flüsse überquert (Wasserstand 40-50 cm) und sehr steile rutschige Aufstiege bewältigt werden, definitiv 4×4-Gelände.
Auf dem eigentlichen 4×4 Track treten schon nach 3-4 km die ersten Hindernisse (Auswaschungen und Schlamm) auf und nach 8-9 km ist endgültig Schluss, die Piste wurde vom Regen förmlich weggespült.
Wir kehren um, versuchen, das Ganze zu umfahren und geraten, MapsME sei Dank, immer tiefer ins Schlamassel. Die von MapsME gewählte Route führt uns durch einen sehr dichten Wald. Die Piste ist komplett verschlammt, Schlammlöcher und seifige Aufstiege lassen Hannibal wie betrunken hin und her tanzen. Nichtsdestotrotz kommen wir Dank Hannibals Stärke, dem Einsatz der Differentialsperren sowie Fabrizios fahrerischem Können nach acht Stunden aus diesem Dschungel raus und können im einfachen aber super geführten Landhotel To Rizoma einchecken.
20.06. – 22.06.2023, Karpenisi und Umgebung
Wetter: Der Himmel ist Blau und die hohe Feuchtigkeit macht uns zu schaffen.
Temperatur: 18-30°C
Wir haben gut geschlafen. Die Nacht war kühl, aber angenehm, die Frösche in Nachbars Garten haben die ganze Nacht hindurch gequakt … was uns nicht weiter gestört hat. Das leise Rauschen des Flusses unten im Tal hat dem Ganzen eine wilde Romantik verliehen.
Nach der Schlammpackung der letzten Tage wird heute Hannibal gründlich gewaschen. Wir fahren bis Karpenisi und profitieren von der Gelegenheit, die Stadt zu besichtigen. Die schwere Wirtschaftskrise Griechenlands und COVID haben hier tiefe Wunden hinterlassen. Viele Geschäfte stehen leer und ganze Häuser, Opfer der Vernachlässigung, verfallen allmählich zu Ruinen. In der Tat, dies ist kein schöner und zuversichtlicher Blick in die Zukunft. Dies tut jedoch der der gewaltigen und ursprünglichen Bergwelt von Karpenisi keinen Abbruch. Es gibt keine Adjektive, um die unglaubliche Natur hier zu beschreiben. Wir sind einfach überwältigt und können uns kaum satt sehen.
Im Hotel To Rizoma zurück, erkundigen wir uns beim Besitzer, ob er mehr über den Zustand der Strassen und Pisten in Richtung Kalambaka weiss – da wir dort die weltberühmten Meteora-Klöster unbedingt besichtigen möchten. «Die Pisten und Waldwege sind wahrscheinlich in einem schlechten Zustand und diesbezüglich wird sich in den nächsten Wochen kaum etwas ändern». Diese Antwort stimmt uns sehr nachdenklich, auch in Bezug auf die Pisten im Norden, die wir noch befahren möchten – ein paar Tage später wird uns dies von anderen Offroader bestätigt, sie sprechen von tiefen Auswaschungen, Steinschlägen, Bergstürzen und garstigen Schlammlöchern.
Nachdem wir das Ganze überschlafen und eine sehr anstrengende Wanderung zu fotogenen Wasserfällen in der Nähe des Klosters Prousos – Panagia Prousiotissa unternommen haben, sind wir nicht schlauer. Nicht einmal der hervorragende Salat mit geräucherter Forelle und die grillierte Forelle mit sautiertem Spinat vom Hotel To Rizoma hat uns in irgendeiner Form weitergebracht. «Fahren wir jetzt nach Norden ja … oder nein?»
22.06. – 25.06.2023, Kastraki (Meteora Klöster)
Wetter: Der Himmel ist Blau mit Schleierwolken. Die hohe Feuchtigkeit macht uns weiterhin zu schaffen. Am 24.06. werden wir von einem Gewitter überrascht.
Temperatur: 20-32°C
Der Entscheid steht fest. Ja … wir fahren nach Norden. Was auf uns zukommt, wissen die Götter … mal schauen … dann entscheiden. Wir wagen nicht die „Abkürzung“ über die Berge, sondern entscheiden uns für den etwas öden Weg über die landwirtschaftlich intensiv genutzte Ebene. Aber auch hier gibt es Kuriositäten zu entdecken.
Nach knapp 190 km und diesmal ohne Irrfahrten durch die Wälder erreichen wir um 14:00 Kastraki, das unsere Basis für die Besichtigung der Meteora Klöster sein wird. Im Camping Vrachos ist viel los. Kein Wunder! Die Meteora Klöster sind eine wahre Attraktion in Griechenland und fast ein Muss für die Reisenden dieser Region.
Nachdem wir uns eingerichtet haben, fahren wir mit Hannibal bis zu einem Aussichtspunkt, von dem aus man sehr schöne Sonnenuntergänge beobachten kann. Als wir dort ankommen ist der Parkplatz bereits bis zur letzten Ecke besetzt. Geschätzte Hundert Touristen stehen oder sitzen auf einem Felsvorsprung, ihre Fotokameras bereits ausgepackt. Trotzt der Menschenmenge ist es ruhig. Kein Gedränge, kein Geschrei … nur ein Haufen Selfie-Fetischisten, die mit dem Rücken zur Sonne sich in Pose setzen und sich selbst ablichten. Eine üppige blonde Frau aus dem Ostblock, die wie ein Model Posen «reisst», lässt sich vom eigenen Mann fotografieren. Zwei Asiatinnen lächeln verkrampft in die Linse des Smartphones und lassen sich mit dem Victory-Zeichen «verewigen».
Wir sind von den Meteora Klöstern überwältigt. Wie Adlerhorste zuoberst auf den Felsen thronend bringen sie uns ins Grübeln. «Wie haben die Mönche sie überhaupt errichten können?» Entstanden sind märchenhafte mystische Bauten, mit Kuppeln, Bögen, Balkonen, reich dekorierten Kapellen und Kirchen sowie üppigen Gärten. Der Zugang zu ihnen ist manchmal halsbrecherisch. Nicht selten ist eine gute körperliche Fitness von Vorteil. Enge, steile und unendlich lange Treppen bringen die Besucher bei tropischer Hitze zum Hecheln.
In den nächsten zwei Tage «klappern» wir die Köster ab. Bis auf ein Kloster lassen sich alle per Fahrrad (eigenes oder gemietetes), Motorrad oder Bus erreichen. Nicht empfehlenswert ist das eigene Fahrzeug zu nehmen. Die Strassen sind überfüllt und die Parkplätze sehr schnell voll.
Unser erster Besuch (Kloster des Heiligen Stefanos) erweist sich für uns als «Sturm im Wasserglas». Als wir die Menschenmenge sehen, die sich vor dem Eingang eingefunden hat und die Sardellen gleich in Slow-Motion vom Kloster «verschluckt» wird, kommt bei uns ein Gefühl von «Black Friday» auf.
Die Luft in den Innenräumen des Klosters ist feucht und stickig, so dass uns beinahe schlecht wird. Wir sehen nur Hüte, Glatzen und schlechte Haarschnitte. Ein Versuch, sich eigenständig zu bewegen, bleibt erfolglos. Wir werden von dieser «Menschen-Lava» mitgerissen. Wir bekommen von den Sehenswürdigkeiten, wie zum Beispiel den Fresken in der filigran dekorierten Kirche, praktisch nichts mit. Leicht entnervt verlassen wir das Kloster nach einer Knappen Viertelstunde.
Zu Fuss flüchten wir zum Kloster Agia Triada, das als Kulisse für einen James-Bond-Film in den 80er-Jahren Berühmtheit erlangt hat. Hier sind weniger Touristen unterwegs. Der Grund ist die steile Treppe, die zum Klostereingang führt. Wie mag der Zugang im 16. Jahrhundert, als die Anlage gebaut wurde, ausgesehen haben. Wie hat sich die Glaubensgemeinschaft das Lebensnotwendige organisiert? Fragen über Fragen und der Satz „Glauben versetzt Berge“ macht plötzlich Sinn.
Für die Tour Operators ist dieses Kloster, weil man die Kunden nicht vor dem Eingang «ausladen» kann, uninteressant. Die Anlage ist sehr gepflegt. Zu sehen ist die sehr schöne Kirche mit ihren Hunderten von Fresken. Mönche leben hier keine mehr.
Von der Terrasse geniesst man ein wunderbares Panorama.
Letzte Etappe für heute ist das Kloster Roussanou, das wie das Agia Triada nur über eine steile (auch wenn nicht so lange) Treppe zu erreichen ist. Die kleine Kirche im Innenraum ist ein Wunderwerk. Fresken tapezieren die gesamten Innenwände inklusive Decke. Ein grosser und mit Blattgold verzierter Kandelaber scheint die Besuchenden zu erdrücken. Bilder davon können wir nicht zeigen, weil das Fotografieren bzw. Filmen in diesen heiligen Räumen verboten ist.
Den Rest des Tages verbringen wir im Camping, nicht ohne vorher in einer Taberna von Kastraki gespeist zu haben. Mit unseren Stellplatz-Nachbarn aus der Schweiz, Claudio und Beatrice, reden wir eine Runde über Gott und die Welt. Die Nacht scheint es heute eilig zu haben … und schon ist es 22:30. Trotzt der späten Stunde sind die Lufttemperatur und -feuchtigkeit noch unerträglich – wir haben lange auf dem Sommer gewartet … und jetzt ist er ohne Wenn und Aber da. Ein prognostiziertes Gewitter hätte Abkühlung gebracht … Petrus war aber heute anderweitig beschäftig. Wir schlafen unruhig.
Heute ist Samstag und weitere zwei Klöster erwarten von uns entdeckt zu werden. Die Klöster Varlaan und Grand Meteora gelten als die schönsten von allen. Entgegen allen Befürchtungen treffen wir vor den Eingängen nicht auf lange Warteschlangen. Beide Klöster sind ein Besuch wert … Schlangen hin oder her.
Das Kloster Varlaam verzaubert uns mit seiner Harmonie. Die ausgestellten und hinter Glas geschützten Kunstschätze möchten nicht nur bestaunt, sondern auch befühlt und beschnuppert werden. Die Anlage lässt uns die vielen Touristen vergessen und zieht uns in seinen Bann. Ehrfürchtig verneigen wir das Haupt vor diesem perfekten Einklang von Natur, Architektur und Kunst.
Grand Meteora verfügt über ein ausgezeichnetes Museum mit sensationellen Exponaten: Priester-Gewänder aus mit Gold- und Silberfäden gewobenen Brokatstoffen, antike von Hand geschriebene und gezeichnete religiöse Bücher von einer atemberaubenden Schönheit, Ikonen und Gemälde von Heiligen sowie (aus der makabren Ecke) die Gebeine eines Heiligen.
In weiteren Räumlichkeiten wird eine faszinierende Ausstellung über die Rolle der griechischen Kirche im 2. Weltkrieg gezeigt. Zeitgenössische Illustrationen dokumentieren die aktive Unterstützung des Widerstandes gegen die Nazis durch die Ordensbrüder.
Unser Fazit: Die hoch in der Luft schwebenden Klöster haben trotz der vielen Touristen ihre Mystik für uns bewahrt.
25.06.2023, Kastraki – Kastoria
Wetter: Bewölkt. Petrus ist anscheinend unentschlossen. Heute regnet es aber nicht.
Temperatur: 20-32°C
Kastoria ist eine quirlige Stadt in Westmakedonien unweit der albanischen Grenze. Vom 17. bis 19. Jahrhundert florierte hier der Handel mit Pelz, der die Stadt sehr wohlhabend machte. Von diesem Reichtum zeugen die gutbürgerlichen Villen und die über 70 Kirchen. Die Finanzkrise Griechenlands seit 2010, COVID und der Ukraine-Krieg haben den Handel mit Pelzen fast vollständig zum Erliegen gebracht. Insbesondere die russische aber auch die ukrainische Kundschaft bleibt praktische aus. Geblieben sind Edel-Pelz-Einkaufszentren mit verriegelten Toren.
26./27.06.2023, Kastoria – Monodendri
Wetter: Am Morgen ist der Himmel blau, im Laufe des Nachmittags bilden sich Kumuluswolken und es wird zusehend dunkler. Es bleibt aber trocken.
Temperatur: 14-25°C
Wir sind auf die Kernzone des Pindos-Naturparks vorbereitet. Der Pfefferspray gegen zu neugierige Bären ist griffbereit, genügend Proviant ist eingekauft und auch der Wassertank ist voll. So brechen wir wohlgemut auf, fahren nah an der albanischen Grenze entlang eines Flusses, treffen auf Kühe und kommen an einem einsamen Militärposten am A der Welt vorbei. Doch dann ist der Spass vorbei und die Schlammschlacht beginnt.
Nach gut 50 km Piste sind wir drauf und dran, unser Abenteuer Pindos-Gebirge abzubrechen, treffen jedoch auf dem Weg ins Tal auf einen idyllischen Stellplatz bei einer Quelle, wo wir den Entscheid überschlafen wollen.
27.6.2023, Über die Berge zu den Zagori-Dörfern
Die heutige Pistenfahrt ist grandios!
Auf rund 2000 m ü. M. queren wir sattgrüne Alpweiden, folgen Kreten auf schmalen Pisten und treffen auf die ältesten über 1000-jährigen Bäume Europas, die Panzerkiefern. Die Piste führt häufig scharf an Felsenwänden vorbei. Ein aufmerksames Fahren wird verlangt. Steine und Felsbrocken befinden sich auf der Fahrbahn und müssen umfahren werden. Immer wieder treffen wir auf Schlammstrecken: die einen sind einfach zu durchqueren, die anderen benötigen etwas mehr fahrtechnisches Können.
Obwohl der heutige Track uns begeistert hat, werden wir das Pindos-Glery id=“8607″]ebiet verlassen. Die nächsten Etappen würden vor allem durch Wald führen, wo die Nässe des wochenlangen Regens noch nicht entweichen konnte… Wir haben vom Schlamm genug!
So fahren wir zu den Zagori-Dörfern, wo wir die letzten Tage in Griechenland mit Wandern verbringen möchten.
27.06. – 03.07.2023, Monodendri und Umgebung
Wetter: Am Morgen ist der Himmel blau, im Laufe des Nachmittags bilden sich immer wieder Kumuluswolken, es wird zusehend dunkel, mal bleibt es trocken, mal regnet es
Temperatur: 14-25°C
28.6.2023, Zagori-Dörfer – Koukouli, Kippi, Monodendri + 41 weitere Weiler
Geschichtlicher Exkurs
3.8 Einwohner pro km2 bevölkern die Gemeinde Zagori, ein Gebiet von knapp 1000 km2 im Epirus, Westgriechenland. Diese bergige und schwer zugängliche Region, war schon immer ein Rückzugsort von politischen Abweichlern, die die den jeweiligen Machtstrukturen (Byzantiner, Osmanen) gefährlich wurden. Unter den Osmanen handelten sich die Dörfer eine Autonomie aus. Kein Türke durfte hier seine Landgelüste befriedigen bzw. Landbesitzer enteignen. So liessen sich in den Bergen von Zachoria, wo damals vor allem nomadisierende Hirten lebten, Händler, Leute mit Grundbesitz, Beamten, und Gelehrte nieder. Es wurden Schulen eröffnet und eine Handwerkerklasse von überregionaler Bekanntheit etablierte sich (Baumeister und Silberschmiede -die Familie Bulgari stammt von Kalarites). Diese schickten ihre Nachkommen in die Welt hinaus. So entstand ein Netzwerk, das sie für den Handel/die Spedition für sich oder Dritte nutzten. Die Händler wurden zur herrschenden Klasse und trugen viel zur Blüte des Gebiets bei – die stattlichen Bürgerhäuser zeugen davon.
Da der Handel sichere Kommunikationswege voraussetzte wurden Brücken über die Flüsse gebaut und mit heute noch z. T. gut erhaltenen Pfaden verbunden. 300 Jahre waren dies die Hauptverkehrswege bis in den 70er Jahren des 20. Jahrhunderts die ersten Strassen gebaut wurden.
Den Zagori-Dörfern setzen einerseits die industrielle Revolution im 19. Jahrhundert sowie die Zerstörung der Siedlungen durch die Osmanen im Jahre 1912 zu. 1940 brandschatzten die Deutschen die Dörfer. Im griechischen Bürgerkrieg (1946-1949) entvölkerten sich die Ortschaften völlig.
Erst in den Achtzigerjahren, mit dem aufkommenden touristischen Interesse, finanzierte der griechische Staat Projekte zum Aufbau und zur Bewahrung von Kultur und Natur der Region.
So sind in einst grösseren Siedlungen nur noch einzelne Häuser erhalten. Hinter vielen baufälligen Fassaden erfreuen sich Unkraut, Gestrüpp und Katzen an der ungehinderten Entwicklung
Wanderung
Wir wandern über sechs Steinbrücken aus dem 18. Jahrhundert und geniessen die bunten Magerwiesen sowie die Stimmen der Natur. Die Steinbrücken sind noch in einem hervorragenden Zustand und verbinden die Zagori-Dörfen in einem Netzwerk von steilen und steinigen Wegen. Wir treffen auf eine Gruppe Wanderer, die uns warnt «Wir haben soeben einen Bären gesehen, der durch den Fluss geschwommen ist». Instinktiv greifen wir nach dem Pfeffer-Spray und beginnen uns laut zu unterhalten. Schlussendlich sind wir dem Bären nicht begegnet.
Die Zagori-Dörfer verzaubern uns durch die typische Stein-Architektur. Die Häuser erinnern uns an die, die wir in Andorra gesehen haben. Solide Bauwerke, die den widrigen Bedingungen in den Bergen Widerstand leisten können und den Bewohner eine sichere Bleibe garantieren.
Nach knapp 5 ½ Stunden sind wir in Monodendri zurück und fallen nach einem gut gekochten Abendessen unter einer riesigen Platane auf dem Dorfplatz von Vitsa müde in unser Hotelbett.
29.6.2023, Beloi-Aussichtspunkt, Vradeto-Treppe
Der heutige Tag war eine Augenweide. Am Morgen hatten wir den Beloi-Aussichtspunkt über die Vikos-Schlucht für eine halbe Stunde ganz für uns allein. Der Atem geriet beim Blick über die tiefste Schlucht der Welt ins Stocken, die Knie zitterten …
Lustwandelnd durch die wunderbar bunten Wiesen können wir uns wieder entspannen, bevor die steilen Passagen der Vadreto-Treppe unsere Schläfen erneuet pochen lässt. Bei dieser Steintreppe, die 1.5 km lang ist, aus mehr als 1000 Stufen besteht und einen Höhenunterschied von 250 m überwindet handelt es sich um einen Verkehrsweg zwischen zwei Dörfern aus dem 18. Jahrhundert
Unser Respekt gilt voll und ganz den Menschen, die vor über 100 Jahren in der Region Zagori lebten. Sie waren Meister in der Bewältigung ihres harten Alltags und brauchten wohl kein Fitnesstraining am Abend …
30.6.2023, Vikos-Schlucht
Mit Respekt gehen wir heute die Wanderung von Vikos nach Monodendri durch die tiefste Schlucht der Welt an (900 m tief und 1‘100 m breit).
Anfänglich geht es auf alten Pfaden flott zu der pittoresken Angastromeni-Quelle auf den Talboden hinunter, bevor wir durch die wilde Schlucht Richtung Monodendri wandern. Die dichte Vegetation erinnert uns an «Aguirre, der Zorn Gottes», ein Film von Werner Herzog über die spanischen Konquistadoren auf der Suche nach dem Eldorado (Hauptdarsteller Klaus Kinski). Immer wieder stoppen wir, um die schönen Ausblicke auf die senkrechten oft mehrere hundert Meter abfallenden Kalksteinwände oder andere Wunder der Natur zu geniessen.
Gegen Ende wird uns etwas mulmig. Ein auf uns durchtrainiert wirkender griechischer Wanderer mit schwerem Rucksack warnt uns vor dem steilen Aufstieg nach Monodendri.
Wir erleben den rund 2.5 km langen Aufstieg nicht nur als steil, sondern auch als unendlich lang, nicht mehr enden wollend. Klitschnass sind wir aufgrund der hohen Luftfeuchtigkeit schon seit Stunden, als wir oben schwer atmend ankommen, haben wir sicherlich einen weiteren Liter Schweiss transpiriert.
Bevor wir über die rund 17 km lange Wanderung und die rund 1100 bewältigten Höhenmeter stolz sein können, brauchen wir erst einmal eine erfrischende Dusche, einen Tenüwechsel und ein kühles Bier. Die Beine Schmerzen und wir werden am Abend von Muskelkrämpfen geplagt.
01./02.07.2023, Monodendri
Bevor unsere Reise weiter nach Albanien führt, verbringen wir einige ruhige Tage in Monodendri. Unser Tagebuch muss auf Vordermann gebracht und abgeschlossen werden. Wir treffen noch ein Schweizer Paar aus Basel, Maya und Peter, die wir in Leonidio kennengelernt haben. Wir verbringen einen ganzen Nachmittag zusammen, tauschen unsere Reiseerlebnisse aus und geniessen das Beisammensein bei einem Glas Wein und bei guten griechischen Speisen.