Mehr als 100 Reisetage durch Spanien in 2021: ein Fazit

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Salamanca
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  • Beitrag zuletzt geändert am:März 28, 2024
  • Lesedauer:6 min Lesezeit

Wir sind vom Vielfalt Spaniens begeistert. Vielfalt nicht nur in der Hinsicht auf Landschaften, aber auch hinsichtlich Geschichte, Kultur, Gastronomie und Tierwelt. Spanien war für uns eine «Terra incognita». Wir haben 1989 zwar zwei Wochen in Andalusien und 1996 eine Woche bei Freunden in Barcelona während den Sommerolympiaden verbracht. Die Möglichkeit Spanien On- und Offroad zu erkunden, öffnete uns ganz neue Perspektiven. Dank Hannibal konnten wir Gebiete erreichen die «ausserhalb» des «normalen» Touristenstroms liegen.

In den Pyrenäen haben wir, dank ein superlatives Wetter, unsere Wanderlust ausgelebt (das Netz von Wanderwegen ist enorm und die sind sehr gut gekennzeichnet). Welche gewaltigen und atemberaubenden Landschaften und überraschende Tierwelt haben wir hier entdeckt! Hier bleibt uns insbesondere den Ordesa Nationalpark mit seinen brachialen Schluchten, steilen Bergformationen und den majestätischen Geiern und Steinadlern fest in unserer Erinnerung eingebrannt. Nach zwei Monaten und etlichen absolvierten Höhemetern, und als Folge der überfüllten Campingplätze an der Nordküste, versetzten wir unsere Weiterfahrt durch Spaniens im Inland.

Hier haben uns, insbesondere in Aragonien, die viele Burgen und die mittelalterlichen Städte sehr angetan. Zeuge eine sehr bewegte und gleichzeitig faszinierende Vergangenheit. Als Beispiel nennen wir hier stellvertretend Alquezar, Albarracin, Teruel und Morella.

Beladen mit grossen Erwartungen verbringen wir fast einen Monat in Galizien. Sie kann uns aber nicht in ihren Bann ziehen. Zwar ist die Küste, insbesondere die nördliche, sehr schroff, wild und fotogen, die konnte aber uns auch nicht beeindrucken. Wir waren von den Eucalyptus-Monokulturen, die die Mischwälder ersetzt haben, sehr wenig angetan. Einzig die Stadt Allariz, mit ihren alten und sehr gut gepflegten Altstadtkern begeisterte uns auf Anhieb.

Galizien bleibt uns in Erinnerung insbesondere für die ausgezeichnete Küche. In Porto do Sol haben wir den besten «Arroz y marisco» der Welt gegessen.

In Kastilien y Leon sind insbesondere die Städte Salamanca mit ihrer «Plaza Mayor» und Avila mit ihren gewaltigen Stadtmauern sowie in der Estremadura Caceres mit ihrer «Ciudad Monumental», die uns sehr gefallen haben.

Als unvergessliche Highlights zählen die Fahrt durch «Las Bardenas Reales», durch die Wüste von Gorafe, und die Strecke von Gorafe über die Sierra de Cazorla und Sierra de Segur bis Riopar und von hier aus nach Albacete und Teruel. In einem Tag führen wir durch Mongolei, Namibien und Arizona-New Mexiko, so vielfältig waren die Landschaften.

Wir haben etlichen km auf Pisten verbracht. Meistens waren diese in einen guten Zustand und mit einem mittleren Schwierigkeitsgrad von 2. Einige Passagen waren der Schwierigkeitsklasse 3, selten haben wir solche der Schwierigkeitsklasse 4 getroffen. Für unser Hannibal waren die Pisten in Galizien eine besondere Herausforderung, da diese für ihm häufig zu eng waren. Auf die Pisten haben wir selten andere Offroader getroffen. Das Buch «Offroad Pyrenäen» von «Pistenkuh» erwies sich bei der Planung unserer Reise als sehr hilfreich. Die mitgelieferten GPS-Koordinaten der Tracks waren korrekt. Das Roadbook 29 «Grenada -Teruel» von Vibraction war sehr gut und sehr genau. Wir haben auch Tracks von Wikiloc, die heruntergeladen wurden, benutzt. Hier ist aber Vorsicht geboten. Nicht selten fuhren diese Tracks durch Fahrverbote, die wir selbstverständlich eingehalten haben, oder waren mit Ketten abgesperrt.

Gewöhnungsbedurftig ist der Fahrstil der Spanier. Sie sind aggressiv, aufsässig und parkieren ihre Fahrzeuge, wo es Platz gibt. Wir wissen jetzt, warum in Spanien die Strassen über 2 Spuren verfügen: eine dient als Parkplatz. Insbesondere in Dörfer trafen wir Personen, die ihr Fahrzeug inmitten der Fahrspur parkierten, um «schnell» in einem Laden einkaufen zu gehen oder mit jemandem auf der gegenüberliegenden Strasse ein kurzer Chat zu halten.

Überrascht haben uns die flächendeckenden Verkehrsberuhigungsmassnahmen in den Dörfern (in der Schweiz kaum vorstellbar oder durchsetzbar). 30km/h ist hier die Regel. Durchgesetzt wird diese Massnahme durch sog. «schlafende Polizisten» und durch Geschwindigkeit abhängige Lichtsignale. Fährt man schneller als die erlaubte Geschwindigkeit, bleibt das Lichtsignal länger auf «Rot» als im Normalfall.

Als «leise Schweizer» sind wir von der Lautseligkeit der Spanier überrascht worden. Ob die Menschen nah beieinander oder fern voneinander sind, es wird immer sehr Laut miteinander gesprochen. Wir haben ein Monat gebraucht, um uns daran zu gewöhnen. Wir fühlten uns als «Touristen» in Spanien sehr willkommen. Die Spanier sind freundlichen Leuten und, wenn man als Tourist ein paar Wörter spanisch kann, ist ein länger Gespräch vorprogrammiert.

Spanier scheinen auch eine Vorliebe für Hunde zu hegen. Auf dem Campingplatz kam es uns vor, als wären wir inmitten eines nationalen Hundetreffens: Vom Chihuahua quer durch sämtliche Trottoirmischungen bis zum deutschen Schäferhund gab es alles zu bestaunen, was die Hundewelt zu bieten hat. Es gab fast keine Nacht, während die, kein Hundgebell zu hören war. Hunde sind in Spanien allgegenwertig. Nicht destotrotz waren die meisten Städten und Dörfer frei von Hundekot. Das Sammeln ist auch hier angekommen.

Wir waren überrascht von der Entwicklung Spaniens im Bereich der erneuerbaren Energien. Gewaltige Windparks haben uns quer durch Spaniens begleitet. Insbesondere im Küstenbereich waren Windturbinen allgegenwertig und dicht nebeneinander aufgestellt. Im flachen Teil Spaniens, insbesondere um die Grossstädte Salamanca, Avila, Segovia, Càceres, trafen wir auf gigantische Solaranlagen-Parks. Man kann sich über die «Schönheit» und die «Wirksamkeit» dieser Anlagen streiten, sie zeigen aber, dass ein gewisser Umdenken, auch wenn vielleicht marginal, stattgefunden hat, und dies ist, im Angesicht der klimatischen Entwicklung, trotzdem erfreulich.

Wir haben selten wild übernachtet. Einerseits weil in den National- und Naturparken das Campen grundsätzlich verboten ist (und wir wollten nicht die sein, die dieses Verbot nicht einhalten), andererseits, weil die Campingplätze (mit wenigen Ausnahmen) relativ günstig und gut waren. Bei der Qualität der Campingplätze gibt es gewaltigen Unterschiede. Die besten waren die von Empuriabrava, Montagut, Puyarruego (in Escalona), Puebla de Segur (auch wenn einfach) Puigcerdà, Gosol (auch wenn einfach), Haro, Polientes, Allariz, Santiago de Compostela, Salamanca, Almagro, Cazorla (klein, aber fein), Camping Rio Mundo (Riopar), Valderrobres. Die Schlechtesten, die von Besalù, Lago de Somiedo, Redondela (südlich von Pontevedra).

Unter der Rubrik «Kurioses» sind in den Dörfern die Weihnachtsdekorationen, die immer noch im Sommer auf Kirchentürmen, Gemeindehäusern und Kandelabern angebracht sind, zu erwähnen.

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