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Architektur in Empuriabrava
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  • Beitrag zuletzt geändert am:Februar 6, 2025
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Spanien 2022: Reisetagebuch

21. - 25. April

Figuères und Umgebung

 

Das Wichtigste in Kürze:

Der Regen und die unstabile Wetterlage sind unsere treue Begleiter während der Woche, die wir in Empuriabrava verbracht haben. Wir nutzen die zufälligen Schönwetterperioden um die Umgebung zu erkunden. So gelingt es uns, die nahegelegene Stadt Empuriabrava, das Dorf Castello de Empuries und die Grossstadt Girona zu besuchen.

 

 

21. – 25. April: Figuères und Umgebung
Wetter: die ganze April-Wetterpalette: vom Regen zu Wind zu Sonne und nochmals zu Regen: 9 – 17°C

Endlich … heute scheint die Sonne … wieder und es ist praktisch windstill! Dies hilft uns, die Kälte, die sich in unseren Knochen in den letzten Tagen hartnäckig eingenistet hat, loszuwerden. Hannibals Standheizung ist während dieser unerwarteten Kältewelle unsere treue Begleiterin gewesen.

Seit letztem Mittwoch harren wir südlich von Figuères auf einem Campingplatz aus, auf besseres Wetter wartend. Die Spitzen der umliegenden Berge sind mit Puderzucker – oder etwa Schneebedeckt. Die grossen Regenmengen der letzten Wochen zwingen uns, unsere weitere Route anzupassen. Sind die Pisten in den Bergen noch problemlos befahrbar? Da wir diesbezüglich über keine aktuellen Informationen verfügen, werden wir dies wohl oder übel vor Ort selbst überprüfen müssen.

Während einer seltenen Schönwetterphase statten wir am Freitag Empuriabrava einen Besuch ab. Darf man diesen Ort bereits als Stadt bezeichnen oder handelt es sich immer noch um ein Dorf? Gemessen an der Anzahl von Einkaufzentren, Schiffs- und Bootsverkaufshallen, Werkstätten, Autowaschanlagen und sonstigem Kleingewerbe sowie den vielen teilweise heruntergekommenen Bauten kommt vor dem inneren Auge eher das triste Bild einer Vorstadt auf. Auch die von unzähligen Kleinvillen gesäumten, künstlich angelegten Wasserkanäle (erinnern uns sehr vage an die Villen in Fort Lauderdale, Florida – abgesehen vom Luxus der dortigen Häuser) täuschen nicht darüber hinweg, dass es sich hier um einen gescheiterten Versuch der 70iger-Jahre handelt, eine glamouröse Welt vorzugaukeln, die es so längst nicht mehr gibt … oder nie gegeben hat. Einzig der lange Sandstrand gleicht den Bildern aus dem Hochglanz-Reiseprospekt, der die Augen von «Nordländern» immer wieder magisch zum Leuchten bringt.

Samstag regnet es wieder. Wir verbringen den Tag hauptsächlich in Hannibals Bauch, spielen eine Runde Jass und werden grausig verschifft, als wir einen kurzen Ausflug nach Castello d’Empuries (ein kleines Dorf mit einer Mächtigen Burg in der Nähe des Campingplatzes) wagen.

Es ist bereits Sonntag (auch bei schlechtem Wetter rasen die Tage an einem vorbei) und wir entscheiden uns, nach Girona – einer grösseren Stadt 50 km südwestlich von Figuères – mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu fahren und erleben so Lustiges mit der spanischen Bahn. Als Schweizer sind wir in Bezug auf Zuverlässigkeit und Pünktlichkeit unserer Bahn verwöhnt und, ich wage zu sagen, stolz. Unser Zug fährt von Figuères nach Girona «offiziell» um 12:59 ab. Als er um 12:54 auf Perron 2 ankommt, steigen wir, ohne gross zu überlegen, ein. Nicht einmal 1 Minute später fährt er bereits weiter. Als Fabrizio die Zeitangabe auf der elektronischen Zeigetafel anschaut, zeigt diese 12:55! Augenblicklich sagt er, «wir sind im falschen Zug eingestiegen!». «Es kann nicht sein, dass er bereits 4 Minuten zu früh abgefahren ist!». «Doch» sagt uns eine ältere Dame, die sich neben uns gesetzt hat. Sie bestätigt uns, dass wir im «richtigen» Zug sind. Fabrizio antwortet ihr, «… aber was machen die, die pünktlich zum Bahnhof kommen?». Ein müdes Lächeln ist ihre verlegene «Antwort».

Wir erleben nochmals das Gleiche am Abend. Die Zugabfahrt von Girona ist gemäss Fahrplan um 19:50. Als wir um 19:30 am Bahnhof eintreffen, informiert die Anzeigetafel den Reisenden, dass «unser» Zug erst mit ca. 10’ Verspätung von Barcelona eintreffen wird (d.h. um 20:00). 10’ später teilt uns eine kreischende und schwer zu verstehende Stimme mit, dass der Zug verspätet um 19:55 ankommen wird (obwohl auf der Anzeigetafel immer noch 20:00 steht). Nach diesem Zeitangaben-Wirrwarr, begeben wir uns als «Vorsichtmassnahme» schleunigst auf Perron 2. Tatsache ist, der Zug fährt pünktlich um 19:50 ein und erreicht Figuères ca. 10’ früher als geplant. Hätten wir uns auf die Angaben der Anzeigetafel verlassen, hätten wir wahrscheinlich den Zug verpasst und wären in Girona gestrandet. Die Moral der Geschichte … nächstes Mal, wenn in der Schweiz der Zug nicht auf die Minute «genau» ankommt/abfährt, versuchen wir, etwas mehr Toleranz und Verständnis zu zeigen.

Heute ist «Sant Jordi Tag» in Katalonien. Sant Jordi ist der Schutzpatron dieser Region. Rote Rosen werden an die Frauen verschenkt. «Eine Art San Valentinstag» sagt uns eine junge Frau auf dem Bahnhofsplatz von Girona mit einem grossen Lächeln. Und so sind ganze Familien in den Strassen und in den Restaurants unterwegs. Alle sind fein herausgeputzt und parfümiert und schlendern wie wir durch die Gassen der Altstadt und tauschen sich laut untereinander aus. Kinder rennen wild umher, Hunde verwickeln sich mit der Leine in den Beinen ihrer Besitzer … und in die Ferne hört man eine Kapelle Spielen. Sonntagsatmosphäre … eben.

Da es Sonntag ist, sind die wichtigsten Attraktionen der Stadt zu. Na und? In dieser Situation tun wir, was wir immer bei Stadtbesuchen tun … wir laufen uns die Beine in den Bauch.

 

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