26.10. – 13.11.24: Port Lincoln – Tumby Bay – Cowell – Wallaroo – Burra – Kapunda – Barossa Valley – Adelaide
Das Wichtigste in Kürze:
Wir lassen Port LIncoln hinter uns und fahren die Westküste der Eyre Peninsula hinauf. Wir besuchen Tumba Bay und entdecken wunderschöne Wandmalereien. Die Küste ist wunderschön und die Strände sind wild. In Cowell gehen wir an Bord der Fähre Hannibal und fahren weiter nach Wallaroo. Die Stadt reizt uns nicht und so fahren wir weiter in Richtung Barossa Valley.
In Burra, einer Stadt, die durch die Entdeckung eines sagenhaften Kupfervorkommens reich geworden ist, folgen wir dem Heritage Trail, der uns durch ein Freilichtmuseum der Superlative führt. In Richtung Kapunda, einem weiteren Bergbauzentrum, durchqueren wir riesige Weizen- und Rapsfelder. Die Straße ist gesäumt von historischen Häusern, die den Reichtum vergangener Zeiten verströmen.
In Tanunda, dem Weinzentrum des Barossa Valley, treffen wir Annabelle und Fraser, die uns in die kulturellen und kulinarischen Köstlichkeiten der Region einführen. Schliesslich kommen wir in Adelaide bei unseren Freunden Cate und Andy an und beziehen ihr Haus.
26./27.10. – Tumby Bay
Wetter: sehr windig bei 21 – 28°C
Tumby Bay, ein kleiner Ort an der Küste mit „good vibes“ , freundlichen Menschen und viel Street Art, am Boden, an den Hauswänden und auf einem Silo. So flanieren wir auf dem Uferweg ins Städtchen und da kreuz und quer durch die Gassen … und knipsen und knipsen, immer begleitet von einem warmen starken Wind.
In den letzten sieben Monaten haben wir so viel erlebt, dass wir manchmal Mühe haben, unsere Eindrücke und Bilder noch klar einzuordnen. Mit ausgiebigen Spaziergängen entlang der Uferpromenade von Tumby Bay versuchen wir in unserem Kopf wieder etwas Platz zu schaffen für die verbleibenden fünf Wochen in Down Under.
28.10. – Cowell
Wetter: weiterhin sehr windig und kühl bei 17°C
Auf unserem Weg Richtung Norden begleiten uns auf der einen Seite der Strasse das Meer und auf der anderen gelb-braune Wiesen auf denen geschorte Schafe weiden oder unendlich weite reife Getreidefelder.
Unser erster Abstecher gilt der Lipson Cove, einer kleinen Bucht mit natürlichem Hafen und weissem Sandstrand. Am südlichen Rand der Bucht bestimmen Felsbuckel und eine raue, schäumende See das Bild. Die Überreste eines Landungsstegs sind ein willkommenes Fotomotiv.
Port Neill ist ein kleines Nest an der Küste, das entweder nur im Sommer auflebt oder schon bessere Zeiten erlebt hat. Ein paar Kuriositäten wie die dekorierten Kakteen oder der Leopard vor dem Getreidefeld sind dennoch einen Schnappschuss wert.
Wie alle Dörfer versucht auch Arno Bay, am Ortseingang die Aufmerksamkeit des Passanten mit einem Fischer in schwindelerregender Höhe und einem Delfin in einem Geranienbeet auf sich zu lenken. Doch das Dorfzentrum ist wie ausgestorben. Wir sehen keine Menschenseele.
Cowell kann mit vielen historischen Gebäuden und Silo-Art auftrumpfen. Die Strassen sind vergleichsweise belebt und zwei Cafés und ein Pub verpflegen den hungrigen Reisenden.
29.10. – Wallaroo
Wetter: weiterhin sehr windig bei 179°C
Zweieinhalb Stunden dauert die Fahrt auf der Fähre von der Eyre auf die York Peninsula. Mit dieser Abkürzung sparen wir etwa 500 km auf unserer Route nach Adelaide.
Seit ein paar Wochen beginnen wir, die vielen zurückgelegten Kilometer zu spüren und überlegen uns genau, ob wir dies oder das noch anschauen möchten. So entscheiden wir auch die York Peninsula nicht genauer zu erkunden und belassen es bei einer Stippvisite von Wallaroo.
Am Abend besucht Fabrizio die Silo-Lightshow. Ich begnüge mich mit einem Blick vom Campingplatz aus.
30.10. – Burra
Wetter: windig und wieder warm bei 30°C
Die Farben Grün, Gelb, Braun prägen das Landschaftsbild. In der Ebene werden die gelben Weizenfelder mit riesigen, gut doppelt so grossen Mähdreschern wie in der Schweiz geerntet. Auf den fernen nackten grünen Hügeln sehen wir dagegen die Propeller von grossen Windfarmen drehen. Wir kommen durch Dörfer mit stattlichen, vielfach verlassenen Häusern und Läden. Vor Clare Valley, einem bekannten Weinanbaugebiet für Riesling, treffen wir auf die ersten Reben.
Burra, unserem Ziel für die Nacht, überrascht uns bei der Durchfahrt mit seinem grossen Bestand an stattlichen Steinhäusern. Wir werden uns morgen Zeit nehmen, dieses lebendige Städtchen zu erkunden.
Zuerst machen wir uns auf den Weg zum Red Banks Conservation Park. Hier soll es spektakuläre durch Erosion entstandene rote Schluchten geben. Kaum ausserhalb von Burra überraschen uns jedoch zuerst die mit Teabush überwachsenen Flächen. Nach über zwei Wochen im Weizenanbaugebiet von Australien kommt „Outbackfeeling“ auf. Die roten Erdklippen im Park sind für uns weniger spektakulär als die von Fabrizio gesehenen Luftaufnahmen. So begnügen wir uns mit einem kurzen Augenschein. Denn für eine geplante Wanderung und eine weitere Erkundung des Gebietes ist es uns schlicht zu heiss, auch geben uns die Fliegen keine Pause.
31.10. – Burra
Wetter: windig und warm bei 30°C
Wir baden uns für einen Tag in der Minengeschichte. Die Stadt Burra hat hierfür einen exzellenten Parcours zusammengestellt. Es wird uns ein Schlüssel ausgehändigt, mit dem man Zugang zum Gelände der im 19. Jahrhundert grössten Kupfermine, zu einem düsteren ehemaligen Gefängnis und späteren Korrekturanstalt für junge Frauen, einer Brauerei und einer Minenarbeiterwohnung sowie zu weiteren Attraktionen bekommt, die wir alle an einem Tag nicht schaffen können.
Alles begann, als 1843 ein Hirte Kupfer entdeckte. Burra entwickelte sich daraufhin rasant und war 1851 mit 5000 Einwohnern die siebtgrösste Stadt Australiens. Die Behausungen blieben hinter dem Bevölkerungswachstum zurück. So lebten über 1800 Menschen in über 600 „dugouts“, Höhlenwohnungen, die in die Böschungen des Flussbettes gegraben wurden. Diese ungesunden Lebensumstände, das enge Zusammenleben und die mangelnde Hygiene hatten Typhus und andere Krankheiten sowie eine hohe Kindersterblichkeit zur Folge. Auch für den Hirten hatte der Kupferfund keine nachhaltige Verbesserung seiner Lebensqualität gebracht. Für die Entdeckung des damalig grössten Kupfervorkommens der Welt wurde er mit 20.- £, was einem Monatsgehalt entsprach, entschädigt. Er starb als armer und vernachlässigter alter Mann.
Zuerst wurde die Mine im Untertagbau betrieben. Bis zu 183 m tief waren die Schächte. 1000 Männer und Knaben wurden beschäftigt. Die Infrastruktur für die Mine kam aus dem Cornwall in England, zum grössten Teil auch die Minenarbeiter. Denn die Bronzefunde in der „Neuen Welt“ führten zu einem Preiszerfall und bedeuteten den Todesstoss für die Minen in England (1850). Ab den 70er Jahren des 19. Jahrhunderts wurde das Kupfer in Burra für wenige Jahre im Tagbau gefördert, eine für die damalige Zeit revolutionäre Methode, bevor der Betrieb für beinahe 100 Jahre eingestellt wurde. Die heute sichtbare, fast 100 m tiefe, mit einem See gefüllte Grube resultiert aus dem Kupferabbau zwischen 1971 und 1981.
Heute hat die Natur wieder die Vormacht auf dem Minengelände übernommen. Geblieben sind drei restaurierte Maschinenhäuser – in einem davon wurde ein Museum zur Minengeschichte eingerichtet – ein Gebäude wo der Sprengstoff gelagert wurde, ein paar Kamine sowie etwas Gerätschaften.
Zeitzeugen der glorreichen alten Zeiten von Burra sind die vielen gut erhaltenen Villen, die Arbeiterwohnungen, die heute als Ferienwohnungen gemietet werden können, die stattlichen Kirchen … Als Tourist gibt es viel zu besichtigen und auch Cafés und Restaurants, wo man sich ausruhen kann.
01.11. – Eudunda
Wetter: windig bei 26°C
Wir haben noch nicht genug von Silos. Deshalb nehmen wir den Umweg über Eudunda, einem kleinen aber überraschend gepflegten kleinen Ort, in Kauf auf unserem Weg nach Süden.
Neben dem grossflächig bemalten Silos, die leider zu unserem bedauern vor der Sonne stehen, gibt es im Park von Hand beschriftete und bemalte Kacheln, die zum Beispiel das Thema Bewegung aus verschiedenen Perspektiven beschreiben. In Eudunda spüren wir den kommunalen Willen der Bevölkerung, ihre Umgebung positiv für Bewohner und Passanten zu gestalten.
02.11. – Kapunda
Wetter: windig und warm bei 33°C
Auch in Kapunda wurde im 19. Jahrhundert Kupfer gefördert. Die Minenanlage ist für den Touristen jedoch weniger spektakulär und die Geschichte ist weniger interessant aufgearbeitet als in Burra. Doch dafür entschädigen die vielen historischen Häuser mit ihren hübschen Blumengärten, die wir auf unseren Spaziergängen durch den Ort entdecken.
Natürlich gibt es auch in Kapunda Street Art zu fotografieren. Doch was sich leider nicht auf Fotos transportieren lässt, ist der wunderbare Duft nach Jasmin und Rosen, der uns durch die Strassen begleitet.
Geschätzt haben wir auch den in einem Park gelegenen Campingplatz, der uns die Hitze und den stürmischen Wind etwas erträglicher gemacht hat.
04.11. – Kapunda, Tanunda
Wetter: windig bei 24°C
Wir verbringen zwei wunderbare Tage im Barossa Valley, nicht zuletzt, weil unsere Freunde in Adelaide uns ermöglichen, ihre Nichte kennenzulernen, die mit ihrem Mann eine Weinkellerei führt. Neben einem super Gespräch werden wir im Artisans Barossa mit ausgesuchtem Weinen und feinen Speisen verwöhnt, alles zusammengestellt von unserer Gastgeberin. Thank you so much Annabel!
Am nächsten Tag besuchen wir mit Annabel die Galerie Wonderground, die aufgrund ihrer Beziehung zur Besitzerin extra für uns geöffnet wird. Eine tolle Ausstellung von modernen Lithografien von 20 australischen Künstlern, ein sehr schönes Anwesen und eine sympathische Besitzerin inmitten von Weinbergen erwarten uns.
Danach geht‘s weiter zur Barossa Valley Estate Winery mit einem sehr schönen Garten und zum altehrwürdigen Seppeltsfield Estate, wo uns neben einem traditionellem Anwesen mit Gewölbekeller und grossem Garten auch Handwerker-Ateliers mit hochwertigen Produkten zum Flanieren einladen.
Zum Lunch fahren wir ins kleine Dorf Angaston zur Vinothek Otherness Wines, wo wir die vorzügliche Küche und einen raffinierten Weisswein geniessen. Wir fühlen uns wie Könige im Schlaraffenland.
Ein in jedem Sinne erfüllender Tag dank der exzellenten und humorvollen „Fremdenführerin“ Annabel und ihren persönlichen Kontakten.
6.11. – Adelaide – Beaumont
Wetter: blauer Himmel bei 26°C
Ein sehr warmes Willkommen erwartet uns bei Cate und Andy in Adelaide. Das sympathische Paar haben wir 1999 im Outback von Queensland kennengelernt, 2004 und 2007 wieder besucht – nun eine fünfköpfige Familie – und vor mehr als 12 Jahren letztmals gesehen.
Schon nach nach kurzer Zeit ist es, als ob wir uns erst gestern getroffen hätten, einfach schön. Cate und Andy laden uns in ihr Haus ein und offerieren uns so lange zu bleiben, wie wir wollen. Wir fühlen uns wohl bei/mit Ihnen und sind mehr als glücklich mit diesem warmen und grosszügigen Angebot. Wir werden uns ein paar Tage hier ausruhen und die Freundschaft, ein Bett sowie die Möglichkeit in einer richtigen Küche eine Mahlzeit zuzubereiten geniessen.
8.11. – Adelaide
Wetter: blauer Himmel bei 22°C
Über uns ein wolkenverhangener und düsterer Himmel, als wir frühmorgens mit Andy in die Stadt hinuntersausen und Cate in einem Café treffen. Sie war bereits auf dem Torrens River rudern.
Nach einem kräftigen Koffeinschub machen Fabrizio und ich uns auf, Adelaide zu entdecken und mir (Sabine) ein paar Turnschuhe zu kaufen. Nach sieben Monaten Australien sind meine mitgebrachten am Ende. Nach langer Zeit im Outback ist die Geräuschkulisse einer Stadt, die vielen geschäftigen Menschen, die vielfältigen Auslagen, die unterschiedlichen Gerüche etc. etc. eine echte Herausforderung. Es ist nicht leicht sich auf das Wesentliche zu konzentrieren, meine Sneakers.
Erst im dritten Geschäft erhalten wir auch die gewünschte Beratung. Ein IT-Student – wie wir später erfahren – vermisst meinen Fuss, analysiert meinen Gang und ist nicht beleidigt, als ich ihn nach Modellen frage, die etwas mehr Sexappeal haben. Schliesslich stimmen Funktionalität und Erscheinungsbild und ich verlasse mit beschwingtem Gang und neuen Sneakers das Geschäft.
Jetzt sind meine Sinne auch bereit, die Streetart und ein paar architektonische Details aufzunehmen.
9.11. – Port Willunga
Wetter: blauer Himmel bei 20°C
Die Fleurieu Peninsula ist ein beliebtes Ausflugsziel der Adelaider. Weniger als eine Autostunde entfernt, wollen eine pittoreske Küste mit unzähligen wunderschönen Stränden sowie in den Hügeln eines der ältesten Weinanbaugebiete Australiens erkundet werden.
Cate bringt uns nach Port Willunga das zu Pionierzeiten ein Fischerdorf und ein Hafen für die Weizenverschiffung war. Davon zeugen heute noch die von den Fischern in die Klippen geschlagenen Höhlen zur Lagerung ihrer Boote und Netze sowie die mit Wasser umspülten Pfeiler des einstigen Piers.
Wir flanieren barfuss dem Strand entlang, beobachten die Surfer und geniessen das glasklare Wasser, bevor wir im Star of Greece – benannt nach einem Schiff, das hier Schiffbruch erlitten hat – zu Mittag essen. Die Aussicht vom Restaurant über Klippen und Strand ist atemberaubend, das Essen ist ordentlich, der Preis scheint uns etwas überhöht.
Alles in allem ein fantastischer Tag, an den wir uns noch lange erinnern werden.
Adelaide: Mortlock Library
11.11. – Adelaide
Wetter: bewölkter Himmel bei 28°C
Wir entdecken heute Adelaide mit seinen verschiedenen Facetten.
In der State Library of South Australia bewundern wir im Mortlock Wing die im Jahre 1884 eröffnete, prachtvolle öffentliche Bibliothek von Südaustralien (SA). Noch heute wird der Lesesaal von Studenten genutzt.
Die Art Gallery of South Australia (AGSA) ist die bedeutendste Kunstsammlung von South Australia. Sie beherbergt historische und aktuelle Kunstwerke. Wir entdecken australische Künstler, von denen wir noch nie gehört haben, deren Werke uns jedoch bewegen wie zum Beispiel den 1967 in Adelaide geboren TOM PHILLIPS, der im figürlichen Neoexpressionismus zuhause ist. Seine erst kürzlich entstandenen Bilder tragen Titel wie Happy Birthday Mr Perkins, Lonely Saturday Night, Lonely Sunday…
Auch das Stillleben „Interior 371“ der 1956 in Sidney geborenen Künstlerin JUDE RAY fasziniert uns. Unsere Aufmerksamkeit erwecken auch die nebeneinander platzierten, ausserordentlichen Bilder der Aboriginal Künstler PADDY NYUNKUNY BEDFORD mit dem für uns unverständlichen Titel Thoowoonggoonarrin und MABEL JULI mit Moon Dreaming. Nicht unerwähnt bleiben darf die fesselnde Installation Absence Embodied der japanischen Künstlerin CHINARU SHIOTA bleiben.
Das absolute Highlight des heutigen Tages bleibt jedoch der Besuch des Botanischen Gartens. Die hübsch angelegten (Blumen-) Gärten und die Gewächshäuser mit exotischen Pflanzen werden aktuell getoppt mit den über den Park verteilten wunderbaren Installationen des weltweit bekannten amerikanischen Glaskünstlers DALE CHIHULY.
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