Hongkong 2024: Reisetagebuch
3. - 12. Dezember
Hongkong und Umgebung
Das Wichtigste in Kürze:
Nach acht Monaten australischem Ouback brauchen wir eine Resozialisierungsphase, bevor wir in die Schweiz zurückkehren. Neun Tage in Honkong scheinen die richtige Medizin zu sein.
Die Metropole gefällt uns auf den ersten Blick. Das öffentliche Leben ist gut organisiert und die ÖV’s sind schnell, effizient und einfach zu benutzen, auch für den Besucher. Ruhe und Entspannung findet der Bewohner aber auch der Tourist in den kleinen hübschen chinesischen Gartenanlagen. Das Stadtbild ist jung, trendig und bunt. Ein ständiger Strom von Leuten fliesst mit dem dichten Verkehr aus Bussen und Taxis durch die Strassenschluchten.
Die uniformen, hohen und hässlichen Wohntürme, in denen Menschen in Mini-Wohnungen leben – HKG ist die teuerste Stadt der Welt und die Kosten fürs Wohnen mehr als doppelt so hoch wie in Zürich. So verwundert es nicht, dass die Fenster mangels Stauraum mit persönlichen Gegenständen zugestellt sind.
Die hübsche chinesische Kalligraphie auf den Geschäftsschildern und die witzig gestalteten Mitteilungen der Do’s und Don’ts der Behörden prägen das Lokalkolorit. Und dann wäre da noch die „unbekannte“ lokale chinesische Küche, die uns nicht bekommt und der wir nicht viel abgewinnen können. Alles in allem ein inspirierender und interessanter Abschluss unserer Ozeanienreise.
Islands District
3.12. – Tian Tan Buddha – Po Lin Kloster
Wetter: Angenehm warm. Temperatur: 25°C
Der Höhepunkt des heutigen Tages ist die Fahrt mit der Gondelbahn zur Ngon Pin Village. In der „Crystal Cabin“ hat man bei der 25-minütigen, spektakulären Fahrt nicht nur fantastische Ausblicke auf die Insel Lantau, den Flughafen und den Tian Tan Buddha, sondern auch den Durchblick auf die unberührte Berglandschaft.

Oben angekommen, beobachten wir vor dem 1906 gegründeten Po Lin Kloster eine Weile die rituelle Räucherzeremonie der bekennenden Buddhisten. Die Luft ist von den vielen verglühenden grossen und kleinen Räucherstäbchen rauch-geschwängert. Mir tränen die Augen. Der von aussen eher bescheiden wirkende Haupttempel des Klosters – der grösste von Hong Kong – ist im Innern mit seinen goldigen Buddhas und den reich verzierten Wänden und Decken überraschend üppig. Beeindruckend für Gläubige und Touristen.
Der bronzene Tian Tan Buddha gehört zu den fünf größten Buddha-Statuen in China und ist das größte buddhistische Monument in Hong Kong. Die Skulptur soll das harmonische Verhältnis zwischen Mensch, Natur und Religion symbolisieren. Ein unaufhörlicher Strom von Menschen erklimmt die 268 schweisstreibenden Stufen zur Altarplattform, auf der der 34 m hohe und 250 Tonnen schwere Buddha sitzt. Die Aussicht auf das Umland und das Meer ist umwerfend und jeden Schweisstropfen wert.
Beeindruckend sind am Abend die das Hotel Four Point by Sheraton in Tung Chung umgebenden Wohntürme. Sie wirken in ihren Dimensionen einschüchternd und bedrohlich auf uns. Wie mag das Leben der Bewohner darin aussehen? Wie fühlt es sich für die Menschen darin an? …
Kowloon

4.12. – Kowloon
Wetter: Angenehm warm. Temperatur: 26°C
Mit der Metro fahren wir zu unserer neuen Unterkunft, dem etwas zentraler gelegenen Hotel Stage in Kowloon. Bereitsein um 11:30 beziehen wir das zeitgemässe, funktional eingerichtete Zimmer. Keine schlechte Wahl konstatieren wir.
Die Strassenschluchten in Kowloon sind sehr eng. Die Sonnenstrahlen erreichen kaum den Boden. Im Stadtteil Tsim Sha Tsui, im Herzen von Kowloon, wird das Menschengedränge dichter und dichter. Jeder Gebäudekomplex enthält ein Einkaufszentrum. Fabrizio und ich müssen aufpassen, dass wir uns nicht verlieren.
Wir suchen Zuflucht im gehobenen Einkaufstempel K11 ARTMALL. Doch nach vielen Monaten Outback werden uns das geschäftige Gewusel und die vielen visuellen Eindrücke etwas zu viel. Auf dem Weg zum Hafen kommen wir am altehrwürdigen Peninsula vorbei, wo herausgeputzte junge Frauen für das ultimative Foto posieren.
Das ehemalige Hafengebiet ist zu einem Freizeitpark mit Museen und dem stylischen Einkaufszentrum K11 MUSEA – eine künstliche, unwirkliche Welt mit westlichen Restaurants und Shops – umgestaltet worden. Von der Tsim Sha Tsui Promenade oder der Avenue of Stars hat man eine tollen Blick auf die beeindruckende Skyline von Hong Kong Island. Zur Lightshow um 20:00 werden wir ein andermal zurückkehren. Für heute ist genug. Wir brauchen Erholung und kehren schon vor Sonnenuntergang ins Hotel zurück.
5.12. – Choi Hung Estate
Wetter: Angenehm warm. Temperatur: 26°C
Auf dem Parkhaus des Choi Hung Estate gibt es ein in den Social Media sehr bekanntes fotogenes Basketball-Feld mit den für Hong Kong typischen Wohnblöcken im Hintergrund. Asiatische Touristen und wir versuchen hier das ultimative Foto zu schiessen, währenddem ein paar ältere Menschen am Rande leichte Gymnastik machen.
Auf dem Weg zur nächsten Attraktion kommen wir am archaischen Ngau Chi Wan Village vorbei. Hier scheint die Zeit stillgestanden zu sein.

5.12. – Nam Lian Garden
Wetter: Angenehm warm. Temperatur: 26°C
Nam Lian Garden ist ein klassisch chinesischer Garten aus der Zeit der Tang-Dynastie (618–907). Es ist eine ruhige Insel umgeben von mehrspurigen Strassen und Hochhäusern. Es erwarten uns ein harmonisch gestalteter, gepflegter Park mit künstlich angelegten Hügeln, Wasserspielen, Bäumen, Felsen und Gebäuden aus Holz. Die Bäume sind perfekt zurecht-gestutzt, die „Chinese Timber Architectur Gallery“ zeigt auf eindrückliche Art die kunstvolle Bauweise der Tempel, die Steine in der Rockery sind glänzend poliert und der Souvenirladen bietet wunderbare Teeservice, traditionelle Kleider, wertvollen Jadeschmuck und natürlich polierte Steine an. Eine fast perfekte Welt ausgestattet mit Dutzenden von Überwachungskameras.
Über eine Fussgängerpassarelle ist das 1934 gegründete buddhistische Frauenkloster Chi Lin Nunnery mit dem Park verbunden. In seiner Symmetrie und mit seinen Holzgebäuden und Teichen eine Augenweide. Die Menschen bewegen sich ehrfürchtig und ruhig durch diese Anlage. Erstaunlicherweise halten sich die Touristen an das Fotoverbot im Tempelinnern.

5.12. – Wong-Tai-Sin-Tempel
Wetter: Angenehm warm. Temperatur: 24°C
Bei dieser Tempelanlage, die die drei Religionen Taoismus, Buddhismus und Konfuzianismus beheimatet, erwartet uns ein sehr belebtes, lautes und buntes Heiligtum. Für die einen ist es eine Attraktion, für anderen ein Ort des Gebetes oder auch des Lernens, wie die vielen Schulklassen zeigen. Manche Gläubigen widmen sich einer Räucherstäbchen-Zeremonie, andere wiederum scheinen ihre Bestimmung aus einer Büchse mit beschrifteten Stäbchen schütteln zu wollen, eine im Taoismus und Buddhismus bekannte Praxis, um der Antwort auf eine Frage näher zu kommen.
In was für einem Kontrast steht diese Betriebsamkeit zu den Gottesdiensten in unseren Kirchen …

5.12. – Kowloon – Walled City Park
Wetter: Angenehm warm. Temperatur: 24°C
Nach so viel Geschäftigkeit in der Wong Tai Sin Tempelanlage suchen wir eine ruhige Oase und finden sie im idyllischen Kowloon Walled City Park. Der Park steht auf dem Gebiet eines ehemaligen dicht besiedelten Slums, das 1990 abgerissen wurde. Die Menschen wurden umgesiedelt, während einige der historischen Gebäude in den neu errichteten Park integriert wurden.
Als wir dort nach einem längeren Fussmarsch ankommen, sind wir müde und erschöpft. So konzentrieren wir uns auf den Chinesischen Sternzeichen-Garten, bevor wir uns zur nächsten MTR-Station begeben und ins Hotel zurück fahren. Schade, der hübsche Park hätte sicherlich eine tiefere Erkundung verdient. Doch auch unsere Physis kennt Grenzen.
Hongkong Island
6.12. – The Peak
Wetter: Angenehm kühl. Temperatur: 23°C
Mit der altehrwürdigen STAR FERRY setzen wir in 10 Minuten von Kowloon auf Hong Kong Island über. Das Licht ist wie so oft in den letzten Tagen milchig, tut jedoch dem tollen Blick auf die Skyline und Victoria Harbour keinen Abbruch.

Im TWO IFC (International Finance Center) fragen wir uns zur öffentlichen Aussichtsplattform durch. Nachdem an einem speziellen Empfang unsere Pässe kontrolliert wurden, kriegen wir einen Besucherausweis, der uns Zugang zum direkten Lift ins 55. Stockwerk verschafft. Dennoch bleibt genügend Zeit für ein Selfie. Die Aussicht von der 55. Etage eröffnet einen atemberaubenden Weitblick und besondere Einblicke in die Welt unter uns.
Mit der Seilbahn – in Hong Kong Tram genannt – fahren wir anschliessend zum höchsten Gipfel der Insel, THE PEAK, einer der Touristenmagnete der Stadt. Der Blick von der Sky-Terrasse 428 über die Metropole ist einmalig und hat das Anstehen, das Gedränge und die chaotischen Verhältnisse bei der Ankunft gelohnt.
Um die Distanz und den Höhenunterschied zu der von uns ausgesuchten PIZZERIA FIATA, die auf der sogenannten mittleren Ebene des Hügels liegt, zu überwinden, nutzen wir ein weiteres für den Stadtteil Central typisches Transportmittel, eine 800 m lange Rolltreppe. Der Weg zu diesem italienischen Restaurant hat sich auf jeden Fall gelohnt, die Pizzen und der Salat sind ausgezeichnet, ebenso der Service der aufgestellten Filipinas.
Den Rest des Nachmittags verbringen wir im 2018 eröffneten Kulturzentrum TAI KWUN, dem einstigen Polizeirevier und Gefängnis des Stadtteil Central. Ein spannender und heute für Touristen entspannter Ort, der renovierte historische Gebäude mit moderner Architektur verbindet.
Im JC Contemporary Museum beansprucht das interessante Treppenhaus für eine ganze Weile unsere fotografische Aufmerksamkeit. Erst dann wenden wir uns den bewegenden Skulpturen und Videoinstallationen des Künstlers Tao Hui zu.
Beklemmend ist die Ausstellung im ehemaligen Gefängnistrakt. Die Zellen in der Grösse von besseren Hühnerkäfigen, die heute sauber und weissgetüncht daherkommen, lassen die miserablen Bedingungen der Gefangenen nur erahnen.
Die vielen vielen Eindrücke des Tages lassen wir auf dem ehemaligen Exerzierplatz des Polizeireviers, auf dem sich schicke, gut besetzte Restaurants und Bars reihen, Revue passieren. Irgendwie passt dieser zur Schau gestellte schöne Schein nicht mit den jüngsten politischen Ereignissen in dieser Sonderverwaltungszone überein. Irgendwie … Mit einem kleinen Schlenker über den NIGHT MARKET kehren wir mit schmerzenden Füssen ins Hotel zurück. Es war ein langer, interessanter und intensiver Tag.
7.12. – Tian Hung
Wetter: Angenehm kühl. Temperatur: 23°C
Heute erkunden wir das hippe Quartier TIAN HUNG. Doch vorher haben wir Lust auf ein europäisches Frühstück. Dieses soll es in WAN CHAI (HKG Island) im Bakehouse geben. Doch Obwohl wir relativ früh da sind, ist die Schlange vor dem Restaurant schon lang, zu lang. So kaufen wir das wirklich feine Gebäck plus Cappuccino take away und verzehren es auf der Parkbank vis à vis.
In TAI HANG treffen wir noch auf ein Stück traditionelles Hong Kong, zu dem auch der einfache buddhistische Lin Fa Kung Tempel gehört. Das Viertel, das wirklich von Interesse ist, ist vielleicht gerade mal 150 x 150 Meter gross und bietet ein wenig Ruhe in dieser so frenetischen Stadt. Sind es die Wohnhäuser, die aus einer früheren Epoche stammen und niedriger sind als die üblichen Wolkenkratzer oder die vielen hübschen Cafés und Restaurants oder die jungen trendigen Bewohner, die ihre Hunde zum Coiffeur oder Gassi führen oder die noch vorhandenen Werkstätten, die die Autos und Taxis wieder auf Vordermann bringen? Hier fühlen wir uns wohl und gönnen uns eine Pause, bevor wir uns zum Fischmarkt aufmachen.
Der Fischmarkt in SAI YIN PUNG steht im völligen Kontrast zu Tai Hang. Er ist grell, geschäftig und reizt die Sinne. Der Geruchssinn bleibt zum Glück aussen vor. Die Meerestiere werden getrocknet feil geboten. Zudem ist es sehr laut. Dafür sorgen die quietschenden Trams, die hier dicht auf dicht folgen.
Kowloon
8.12. – Mong Kog
Wetter: Angenehm kühl. Temperatur: 20°C
Nichts ist so wie es scheint in Mong Kog, eines der gemäss Guiness Buch der Rekorde mit 130,000 Einwohnern pro km2 am dichtesten besiedelten Stadtviertel der Welt. Entlang der FLOWER MARKET ROAD sind die Blumen nicht immer aus China, sondern auch aus den Niederlanden, Kolumbien und weiteren Ländern, wie uns das Verpackungs-material zeigt.
Abseits des Hauptweges, der durch den Vogelmarkt YUEN PO STREET BIRD GARDEN führt, sind ganze Vogelarten zusammen in kleinen Käfigen eingepfercht. Dagegen sind die Vogelhäuser mit den Singvögeln, die in China beliebte Haustiere und Glücksbringer sind, wie Paläste. Sie werden von ihren stolzen Besitzern, zumeist älteren Herren, ausgeführt und ihre gesanglichen Künste dem Interessierten gerne vorgeführt.
Was dichte heisst, erfahren wir beim FA YUEN Street Market – Hier werden Textilien zu Spottpreisen angeboten, aber auch Früchte und Gemüse.
Auf dem Weg zur Strassenbahn treffen wir per Zufall auf einer Fussgängerbrücke auf Imbissstände der besonderen Art. Für uns sieht es zunächst wie ein Picknick unter Freunden bzw. Freundinnen aus. Doch bei näherem Hinsehen erkennen wir, dass auch Essen feilgeboten und von den Kunden auf zur Verfügung gestellten Picknick-Decken verzerrt wird. Für manche Menschen ein richtiges Fest wie uns scheint.
8.12. – Tsim Sha Tsui – Waterfront
Wetter: Angenehm kühl. Temperatur: 20°C
Die viel gepriesene Lichtshow um 20:00 mit Blick auf Victoria Harbour und Hong Kong Island vermag uns nicht, in ihren Bann zu ziehen. Wir verlassen die riesige Menschenansammlung bereits früh und entsprechen so der penetranten Lautsprecherstimme, die uns seit mindestens eineinhalb Stunden dazu auffordert, die Avenue of Stars zu verlassen. Eine Farce.
Dagegen fasziniert uns die Skyline von Hong Kong Island, die im Lichterglanz der Weihnachts-beleuchtung bunt funkelt oder das Peninsula mit seiner edlen saisonalen Geschenkschlaufe oder auch das Schattenspiel an der Wand des Space Museums.
8.12. – Hongkong
Wetter: Angenehm kühl. Temperatur: 20°C
Heute heisst es Abschied von Hong Kong zu nehmen, dieser Megacity mit 7.5 Mio. Einwohnern. Was wird uns bleiben?
Das Stadtbild ist jung, trendig und bunt. Ein ständiger Strom von Leuten fliesst mit dem dichten Verkehr aus Bussen und Taxis durch die Strassenschluchten. Beim den PWs dominieren die Luxusautos. Tesla scheint das Rennen um die Gunst des Autofahrers gewonnen zu haben.
Die uniformen, hohen und hässlichen Wohntürme, in denen Menschen in Mini-Wohnungen leben – HKG ist die teuerste Stadt der Welt und die Kosten fürs Wohnen mehr als doppelt so hoch wie in Zürich. So verwundert es nicht, dass die Fenster mangels Stauraum mit persönlichen Gegenständen zugestellt sind.
Wo man hinschaut – ober- und unterirdisch – führen die Häuserzugänge zu Einkaufszentren. In den Untergrund verlegt wurden die U-Bahn, Strassenunterführungen aber auch Restaurants … alles ist durch eine grell beleuchtete Kette von Geschäften miteinander verbunden. Die hübsche chinesische Kalligraphie auf den Geschäftsschildern und die witzig gestalteten Mitteilungen der Do’s und Don’ts der Behörden prägen das Lokalkolorit .
Das öffentliche Leben ist gut organisiert und die ÖV’s sind schnell, effizient und einfach zu benutzen, auch für den Besucher. Ruhe und Entspannung findet der Bewohner aber auch der Tourist in den kleinen hübschen chinesischen Gartenanlagen.
Und dann wäre da noch die „unbekannte“ lokale chinesische Küche, die uns nicht bekommt und der wir nicht viel abgewinnen können. Alles in allem ein inspirierender und interessanter Abschluss unserer Ozeanienreise.