31. Mai – 14. Juni: Alice Springs – Rainbow Valley – Coober Pedy – Painted Desert – Oodnadatta – Dalhousie Springs – Mt. Dare – Old Andado Station – Binns Track – Alice Springs
Das Wichtigste in Kürze:
Wir möchten Coober Pedy, die weltberühmte Opalstadt, besichtigen. Wir verlassen Alice Springs in Richtung Süden und gestatten zuerst dem Rainbow Valley Conservation Park eine Stippvisite. Die farbigen Felsenformationen verschlagen uns die Sprache. In Kulgera übernachten wir in einem schäbigen Camping und müssen beim Überqueren der südaustralischen Grenze alle unsere Frischprodukte infolge Quarantänevorschriften entsorgen (welche Verschwendung!). 1.25 Millionen Minenschächte empfangen uns in Cooper Pedy. Es dauert eine Weile, bis sie uns in ihrem Bann zieht. Sind es die unzähligen Schutthaufen, die die Umgebung in einer Mondlandschaft umgewandelt haben, oder die atemberaubenden Breakaways, oder die bizarren Bauten? Egal … uns gefällt sie!
Zurück in Richtung Norden führt uns eine Piste zum Painted Desert, eine Art Grand Canyon, und zum Oodnadatta Track. Von hier erreichen wir über Stock und Stein die Warmwasserquellen von Dalhousie Spring und werden von den Sandfliegen und Moskitos regelrecht aufgefressen. Im Old Andado Station bewundern wir die Ausdauer und den Mut von Molly Clark, eine ausserordentliche Persönlichkeit und Frau, die hier ihr ganzes Leben weit weg von der Zivilisation verbracht hat. Entlang des Binns Track durchqueren wir wunderschönen Wüstenlandschaften, mal grün, mal feuerrot, mal nass, mal staubtrocken und erreichen müde Alice Springs am späten Nachmittag.
31. Mai – 6. Juni: Alice Springs
Wetter: Blauer Himmel bei 15°C
Alice Springs, ein Ort, der schon bessere Zeiten erlebt hat. COVID hat grosse gesellschaftliche wie auch wirtschaftliche Wunden hinterlassen. Davon zeugen die vielen für immer geschlossenen Ladenlokale und die grosse Anzahl vernachlässigter Aborigines, die mehr oder weniger alkoholisiert vor oder in den Einkaufszentren herumlungern. Ein trauriges und verstörendes Bild.
Trotzdem bleiben wir eine Woche. Einerseits müssen wir uns von den Strapazen der Tanami Road erholen, andererseits muss Hannibal zum Service und auch ich Sabine (Coiffeur).
Die Tage in Alice sind kühl (14 – 15 Grad) und nachts sinkt das Thermometer bis auf 3 Grad …ein zusätzlicher Chill-Faktor ist die ständig wehende frische Brise, brrrrr … So nutzen wir fleissig den leicht temperierten Leseraum in unserem Camping Discovery Park, geniessen in Alice Springs die warme „Stube“ zweier sympathischer, erfrischend andersartiger Cafés (TuYu, Page 27) und suchen fast allabendlich die exzellente, gutbesuchte Brauerei „Alice Springs Brewing Co„ vis à vis unseres Zeltplatzes auf.
Auf der Suche nach Wärme besuchen wir auch den etwas heruntergekommenen Reptilien-Park. Der Eintritt ist reduziert, da die Tiere in den Aussengehegen wegen der Kälte evakuiert worden sind. Nur das Krokodil bleckt vor Hunger die Zähne.
Die 7-tägige Pause hat unseren Reisevirus von neuem entfacht. Morgen geht’s weiter Richtung Coober Pedy.
7.– 8. Juni: Alice Springs – Rainbow Valley – Kulgera Campground – Coober Pedy
Wetter: Blauer Himmel, warm bei 30°C
Rainbow Valley Conservation Reserve war für die Aborigines ein Ort, wo Zeremonien abgehalten wurden. Für uns ist es ein magischer Ort, der ob seiner perfekten Schönheit leichte Hühnerhaut aufkommen lässt.
Ca. 100 km südlich von Alice Springs zweigen wir auf eine holprige Piste ab. Der Regen hat Spuren hinterlassen. Doch die Natur lässt dies vergessen. Sie ist üppig und die Desert Oak in ihrer filigranen Eleganz verzaubert uns.
Dann erscheint nach 24 km wie eine Fatamorgana das Rainbow Valley, das vor 20 Millionen Jahren entstanden ist, eine Augenweide 🤩
Das Ort Kulgera bietet ein Campingplatz für die Durchreisende. Es ist schäbig und heruntergekommen. Wenn Not am Mann ist, ist ok. Sonst … weiterfahren.
8. – 10. Juni: Coober Pedy und Umgebung
Wetter: Blauer Himmel, warm bei 19-21°C
Coober Pedy, die Stadt der Opalminen, der unterirdischen Häuser und der fantastischen Sonnenuntergänge. Die Fahrt auf der Stuart Highway ist langweilig. Unmerklich verändert sich die Landschaft. Je mehr wir Richtung Süden gelangen, umso trockener und flacher wird die Umgebung. Eine kleine Erhebung wird zu einem Ereignis.
Und dann etwa 40 km vor Coober Pedy tauchen kleinere und grössere Hügel auf, die sich Zeltstädten gleich über weite Strecken ausdehnen. Die Opalminen. Der Mensch hat sich auch hier wie Wühlmäuse durch das Erdreich gearbeitet. Eindrücklich.
Coober Peady selbst hat eine sehr eigene Outback-Atmosphäre. Als Besucher ist man Unsicher, was Kulisse und was Wirklichkeit ist. Das Dorfbild ist von COVID gezeichnet. Viele Gebäude und Läden sind zur Miete oder zum Verkauf ausgeschrieben.
Heute haben wir die Stadt und seine Häuser und Minen von aussen besichtigt. Morgen besuchen wir auf einer Tour auch die Eingeweide von Coober Pedy.
9.6. – Coober Pedy
Auf der heutigen Town & Mine Tour erfahren wir viel über die Geschichte von Coober Pedy, die natürlich engstens mit dem Opal verbunden ist, das 1915 von einem 14-jährigen Jungen gefunden wurde. In der Stadt selbst ist der Minen-Betrieb seit über 60 Jahren verboten, des Staubes wegen. Dies tat der Aktivität jedoch keinen Abbruch. Coober Pedy ist von 1.25 Millionen Schächten umgeben. Die warnenden Schilder „Keep Out“ ergeben also durchaus einen lebensrettenden Sinn.
Ursprünglich wurden die Kirchen und Häuser aus Mangel an Baumaterial unterirdisch gebaut. Bäume gibt es in dieser sehr trockenen Region, in der es nur 155 mm im Jahr regnet, keine und die Transportkosten vom 880 km entfernt liegenden Adelaide waren sehr hoch. Neben dem Preis haben die Höhlenbehausungen jedoch den Vorteil, dass sie das ganze Jahr über und auch während der sehr heissen Sommerzeit schön temperiert bleiben (22 – 30 Grad). Der Transport von Ware ist bis heute sehr kostspielig, dennoch werden viele neuere Behausungen über der Erde gebaut. Konstante Temperatur und geringe Baukosten sind wichtig, wiegen den Blick nach draussen scheinbar nicht auf.
Heute gibt es Bäume in Coober Pedy. Ein italienischer Einwanderer begann, seiner Frau zuliebe Bäume zu pflanzen. Heute werden sie mit Borwasser bewässert.
Ihren Humor manifestieren die Bewohner mit einem Golfplatz und den vielen Memorabilien an Filme wie das Space Shuttle aus Pitch Black und den Bus von Priscilla, Queen of the Desert – den wir leider nicht gefunden haben. Die vorgenannten, wie manche andere, wurden in Coober Pedy gedreht.
Gefunden haben wir jedoch das UFO eines in die Erde gebauten nie eröffneten Hotels. Angefangene und nie beendete oder eröffnete Unterfangen gibt es viele.
Gegen Abend häufen sich die lauten, alkoholisierten Stimmen, die ihrem Ärger, ihrem Frust und Unmut Luft machen. Dies Zusammen mit der Information des Busfahrers, der uns heute vier Stunden begleitet hat, dass der Vandalismus an öffentlichen Anlagen, aber auch an privaten Häusern in Coober Pedy ein riesiges Problem darstellt, stimmen uns nachdenklich.
Ist die Stadt einen Besuch wert? Auf jeden Fall!
10.6. Coober Pedy – Kanku – Break Aways
Die Farb- und Formspiele in den Breakaways ca. 35 km nordöstlich von Coober Pedy sind beeindruckend schön. Manche der Überbleibsel dieser erodierten Tafelberge erinnern an einen Pudding oder auch eine Pavlova.
Im Abendlicht erscheint die Landschaft sehr lieblich und hat so gar nichts mit der harschen Wirklichkeit zu tun.
Auf dem Weg dahin fährt man ein Stück entlang des über 5600 km langen Dog oder Dingo Fences, der die Schafweiden des Südostens von Down Under vor Raubtieren schützen soll. Er wird noch heute instandgehalten.
11. Juni: Coober Pedy – Arckaringa Station – Painted Desert
Wetter: Blauer Himmel, warm bei 29°C
Vorräte, Wasser und Diesel aufstocken sowie kurz bei der Tourist Information Neuigkeiten zum Strassenzustand erfragen. Eine notwendige Routine bevor wir ins Outback Richtung Oodnadatta aufbrechen.
Von weitem sind nur die breiten grünen Bänder der trockenen Flussbette sichtbar. Sonst durchbricht nichts die topfebene, glimmernde Schotterwüste. Korrigenda: manchmal sehen wir schon von weitem riesige dunkle Körper, Leiber von weidenden Rindern und gelbe, trockene Grasbüschel. Was fressen diese armen Viecher nur, ausser Staub und Steine? Dies erschliesst sich uns nicht. Allerdings machen sie keinen vernachlässigten Eindruck und schauen uns neugierig hinterher.
Nach rund 140 km kommen wir beim Arckaringa Station an. Für den Camping gilt Self-Check-in, da die Farmerin bis 15:30 ihre Kinder via „School of the Air“ unterrichtet bzw. betreut, keine Seltenheit im Outback von Australien.
Nach unserem Lunch brechen wir zur Painted Desert auf. Der rund 2 km lange Loop durch die farbigen Hügel begeistert uns. WOW!
Am Abend tauschen wir uns mit zwei älteren Ladies und einem älteren australischen Ehepaar, grey nomads wie wir, am Lagerfeuer aus. Ein erfreulicher Austausch, der mehr als nur „von wo kommst du“ und „wohin gehst du“ enthält.
12.6. – Dalhousie Springs
Wetter: Leicht bewölkt, warm bei 24°C
Die Painted Desert, an der wir am frühen Morgen nochmals vorbeifahren bleibt das heutige Highlight.
Im Pink Roadhouse, wo man gemäss der Tourist Information von Coober Pedy den Desert Pass kaufen kann, weist man uns darauf hin, dass dies online zu tun ist oder beim Ranger vor Ort. Wie wir erleben werden, ist aber vor Ort kein Ranger, sondern ein Schild, dass auf das Online-Prozedere hinweist. Wenigstens gibt es eine Telefonnummer und eine der Sonne ausgesetzte Kabine. Ich habe Glück, ich erreiche um 16.55 tatsächlich eine Lady, die mir die Camping-Bewilligung für eine Nacht (25.- AUSD) verkauft und die Quittung dafür an meine E-Mail sendet. Diese sollte ich nun bei meiner Windschutzscheibe anbringen. Doch hier gibt es weder Drucker noch E-Mail-Empfang …
Die komplizierten Verfahren sind eine Spezialität der Australier, ebenso dass man eine heisse Kartoffel gerne weitergibt … was dazu führt, dass viele sich nicht an die Regeln halten … was viele wiederum animiert, Schilder mit den „dos and don’ts“ anzubringen, die niemand liest …
Dalhousie Springs ist bekannt für seine warmen, reichlich sprudelnde Quelle (ca. 38 Grad) und dies am Rande der Simpson Desert. Der ungepflegte Zeltplatz ist überfüllt mit Abenteurern, die diese Wüste auf der Frenchline nach Birdsville durchqueren wollen 424 km und unzählige Dünen gilt es zu bewältigen.
Wir geniessen den Sonnenuntergang ohne das obligate Bad in der warmen Quelle und werden dennoch von unzähligen Midges gebiessen, was zu hässlichen roten, entzündeten Beulen führt, wie wir gut 36 Stunden später entdecken …
Natürlich haben wir am späten Nachmittag auch noch die Dalhousie Ruinen der ehemaligen Farm angeschaut, die in unserer Erinnerung von vielen Palmen umgeben waren. Davon ist leider nicht mehr viel zu sehe.
13.6. – Old Andado Homestead
Wetter: Blauer Himmel, warm bei 24°C
Die Wüste grünt!
Auf unserem Weg auf dem „Old Andado Track“ (auch Binns Track genannt) begegnen wir den Zeichen des starken Regens, der vor zwei Wochen hier niederging und auf eine Beschilderung, die wir nicht begreifen. Unvermittelt treffen wir nach rund 150 km Fahrt auf die Aufforderung, dass wir für die Durchquerung des Farmgeländes eine Genehmigung benötigen. Wir machen es wie die Australier, denen wir in Old Andado begegnen, wir ziehen das Gatter hinter uns zu und fahren weiter.
Je mehr wir uns dem Homestead der verstorbenen Molly Clark (1920-2012) nähern, umso reizvoller wird die Landschaft. Wir verstehen, warum sie trotz aller Schicksalsschläge an diesem Ort blieb, bevor sie mit fast 90 nach Alice Springs zog.
Molly war eine sehr starke Frau. Dies spüren wir beim Besuch von Old Andado. Sie lebte nach der Devise: ‚I was dealt a certain hand in life and I just got on with it.‘ Sie liess sich nicht unterkriegen. In den 70ern verlor sie zuerst einer ihrer drei Söhne und drei Jahre später ihren Ehemann. Trotzdem betrieb sie die Farm weiter. 1984 musste sie ihre Rinderherde infolge einer ansteckenden Krankheit abtun. Sie verkaufte den grössten Teil des Landes und eröffnete 1985 einen Campingplatz mit Unterkünften und Touren auf ihrem Homestead. Respekt!
Molly Clark war mit jeder Faser ihres Wesens eine Pionierin. Unzufrieden mit der Untervertretung der Frauen in der „Hall of Fame“ in Longreach eröffnete sie 1993 die „National Pioneer Women‘s Hall of Fame“ in Alice Springs. Für ihre Leistungen wurde sie mehrfach ausgezeichnet.
Heute wird dieser geschichtsträchtige Ort mehr schlecht als recht von einer Stiftung unterhalten. Schade.
14.6. – Binns Track – Akerre Reserve
Wetter: Blauer Himmel, warm bei 26°C
Unser erster heutiger Stopp gilt dem von Molly Clarks Ehemann gegründeten Naturschutzgebiet, das einem der seltensten Bäume Australiens gewidmet ist, der Acacia Peuce. Sie sind in der Simpson Desert verbreitet und aufgrund der Rinderhaltung in diesem Gebiet in ihrem Fortbestand bedroht .
Der weitere Verlauf der Piste bis Alice (ca. 300 km) ist sehr abwechslungsreich und kurzweilig. Auf die roten mit dichter, grüner Vegetation bewachsenen Dünen folgen die üppigen Floodways mit dem dichtem White Gum-Bewuchs der Trockenflüsse und schliesslich begrüssen uns rot leuchtende Gebirgskämme, denen manchmal dunkle, runde Hügel vorgelagert sind. Das bilderbuchschöne Red Centre in all seiner Pracht.
Als wir in Alice ankommen, erwartet uns eine Überraschung. Unsere Zeltplatznachbarn sind BE mit einem Böhlendach (das zweite von ihm je gebaute) auf ihrem Toyota Landcruiser. Genug Gesprächsstoff für zwei unterhaltsame Abende in der Brewery von Alice Springs.
Weitere Berichte zur Australienreise findest du hier.