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Der Bergsee Estany de Malniou
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  • Beitrag zuletzt geändert am:Januar 28, 2025
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Spanien 2021: Reisetagebuch

1. - 6. Juli

Vingrau (Frankreich) - Puiscerdà (Spanien)

 

Das Wichtigste in Kürze:

Es ist Zeit, in die Berge zu fahren! Wir fahren mit Hannibal diverse Pisten in den pyrenäischen Bergen und kommen aus dem Staunen über die herrlichen Landschaften des Naturpark „Serra del Cadi-Moixero“ nicht mehr heraus.

 

 

Donnerstag, 1. bis Dienstag, 6. Juli: Vingrau – Camprodon – Puigcerga
Wetter: Sonne mit leicht kühlem Wind und ab und zu etwas Regen, Temperatur 27°C

Es ist Zeit, in die Berge zu fahren! Die Wetterprognosen sind uns für die nächsten Tage gut gesinnt. Wir verlassen Vingrau und wählen aus dem Offroad-Buch von Abenteuer Pistenkuh «Pyrenäen» (PK Pyrenäen) eine einfache Piste über die Berge mit schönen Weitsichten. Sie führt von Ille-sur-Têt nach Arles-sur-Tech und weist einen Schwierigkeitsgrad von 1 auf. Bei einer kleinen Kirche inmitten eines Feldes von wilder Minze geniessen wir unser Mittagessen. Eine ganze Baguette mit Butter und Schinken von Vingrau.

Als wir Mollò (Spanien) erreichen, ist bereit später Nachmittag. Nach der Übernachtung im Camping von Camprodon, führt unsere Piste heute nach Ribes de Freser über zwei Pässe mit jeweils 1906 und 2051 Höhe. Ein Vorgeschmack auf die alpine Landschaft, die wir in den kommenden Tagen in Andorra antreffen werden. Es sind hauptsächlich Weideflächen, die unsere Piste säumen. Der Wind ist kühl und ein Geruch von frischem Kuhmist schwebt durch die Luft. Hoch über unseren Köpfen kreisen zwei Adler auf der Suche nach Essbarem. In der Weite ertönt das Gebimmel der Kuhglocken, die friedlich die schmackhaften Bergkräuter abgrasen. Was will man mehr!

Nach so viel Natur brauchen wir etwas für den Geist. Bevor wir die Piste nach Puigcerga unter die Räder nehmen, besichtigen wir das benediktinische Klöster von RipollRipoll war früh eine Industriestadt, die ihre Fähigkeiten und Kreativität einst der Produktion von Waffen gewidmet hat. Die Überbleibsel der Produktionsgebäude stehen heute verlassen am Stadteingang. Sind diese Zeugen eines Gesinnungswandels? Wohl kaum.

Das Kloster ist ein Prachtstück. Insbesondere sein reichlich dekoriertes Eingangstor ist ein Besuch wert. Covid sei Dank haben nur wenige verlorene Seelen den gleichen Gedanken wie wir. Unter «normalen Bedingungen» muss – gemessen an der Anzahl Busparkplätze am Stadtrand – das Kloster von hunderten, wenn nicht tausenden von Touristen täglich unter Belagerung genommen werden.  Heute haben wir die Attraktion beinahe für uns allein, was für ein Luxus. In Ripoll ist heute Markttag. Markt bedeutet viel Leute … und so finden wir keine grosse Motivation, die Stadt zu besichtigen. Wir belassen es beim Besuch einer Konditorei und gönnen uns einen «Caffé con leche» und etwas Süsses.

Als wir in Puigcerda ankommen, bereuen wir es, so viel Zeit auf einer langweiligen Piste verbracht zu haben. Müde und gereizt buchen wir 2 Nächte im Camping Pirineus (ein Steinwurf von Puigcerda entfernt). Der Platz ist fast leer, schön schattig und grün. Wir müssen unser Tagebuch pflegen und Sabine hat eine «Schwette» Wäsche zu waschen.

 


Montag, 5. – Dienstag, 6. Juli, Puigcerdà

Wetter: Sonne mit leicht kühlem Wind und ab und zu etwas Regen, Temperatur 28°C

Nach dem vielen Fahren in den letzten Tagen benötigen wir etwas Bewegung. Beim gestrigen Check-In hat uns ein ziemlich gelangweilter und desinteressierter Campingangestellter einen «Berg» Broschüren (es sah so aus, als ob wir von der MUBA zurückgekommen wären) mit Informationen zu Aktivitäten während unseres Aufenthaltes in der Region überreicht. Wir entscheiden uns für eine Wanderung zu den pittoresken Estany de Malniu (Bergeseen): Uns erwartet eine wohltuende und hübsche hochalpine Natur. Wir flanieren durch einen paradiesischem Fichtenwald, durchsetzt mit Findlingen und einer bunten Blumenpracht (sogar Alpenrosen) und begegnen Kuhherden und leutseligen Spaniern. Wir rätseln über die Fähigkeit dieser Nation das Mundwerk ohne Unterbruch am Laufen zu halten. Als sie bei einer Kuhherde vorbeikamen, schauen diese sie mit ihren Kolleraugen an und schüttelten den Kopf nachdenklich.

Am Abend kehren wir beglückt, erfüllt und zufrieden nach Puigcerdà zurück.

Nach einer eher kühlen Nacht brechen wir am Dienstag in den Naturpark Serra del Cadi-Moixero auf. Wir kurven auf einer engen Strasse durch einsame Täler nach Estana und wandern gut eineinhalb Stunden auf einem steinigen, stark ansteigenden Pfad zur Prat de Cadi, einer hochgelegenen Weide mit Kühen und Kälbern, umgeben von steilen Bergwänden und Wald. Der Blick ist spektakulär. Er erinnert uns an den bekannten «Mount Rushmore» in den USA, wo die Gesichter von vier US-Präsidenten aus der Felsenwand gehauen wurden. Wir können uns kaum sattsehen und verweilen hier eine gute Stunde, Fabrizio mit Zeitrafferaufnahmen und Fotografieren, Sabine mit Beobachten und dem Lauschen des Gebimmels der Kuhglocken und des Vogelgezwitschers. Ein weiterer traumhafter Tag in den Pyrenäen … wenn da nicht eine Schar Pfadfinderkinder gewesen wären, die Fabrizio dauernd vor die Kameralinse gelaufen sind.

 

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