15. – 31. Juni: Alice Springs – N’Dahla Gorge – Arltunga Historical Reserve – Chambers Pillar Historical Reserve – Alice Springs – West MacDonnell Ranges – Kings Canyon – Ayers Rock
Das Wichtigste in Kürze:
Während einer Woche entdecken wir die Umgebung von Alice Springs. Wunderschöne Schluchten, magische und historische Orte wie Chambers Pillar, Zeuge einer harten Vergangenheit wie die ehemaligen Goldminen von Arltunga. Ein sehr vielfältiges Bild. Australien hat für jeden Geschmack etwas zu bieten. Wir fahren dann Richtung Kings Canyon und staunen wieder über die gewaltige Kraft der Natur. Ayers Rock und die Olgas, obwohl sie von Touristen regelrecht überrannt sind, bleiben einen Besuch Wert.
16.6. – East MacDonnell Ranges
Wetter: Blauer Himmel, warm bei 24°C
Trephina Gorge
Die Wüste blüht!
Dies ist der erste überwältigende Eindruck bei unserer kleinen Wanderung auf die Anhöhe der Schlucht. Die heftigen Niederschläge vom 30. Mai lassen die Natur nun in ihrer schönsten Farb- und Formvielfalt erscheinen. Was für ein Schauspiel!
Prächtig präsentieren sich auch die roten, aus dem weissen Sand senkrecht aufsteigenden Schluchtwände. Einen Akzent setzen die grünen, üppigen Grasbänder im Flussbett.
Die Farbe Grün hat heute Morgen bei uns für Staunen und vor allem für einen riesigen Schrecken gesorgt. Was bewegt sich da in unserem Abwaschbecken? … wie sich später herausstellt eine ungefährliche Huntsman Spider.
N‘Dhala Gorge Nature Park
Eine 11 km lange etwas ruppige Wellblechpiste durch eine schöne Auenlandschaft bringt uns zur N‘Dhala Gorge Nature Park, wo auf uns etwa 5000 – 6000 Gravuren und Petroglyphen warten.
Von den vielen Zeichnungen ist wenig zu sehen, zu üppig ist momentan die Vegetation, was wiederum paradiesisch schön ist. Wir verstehen die Aborigines gut, warum für sie diese Schlucht eine besondere Bedeutung gehabt hat. Es ist für uns eine sehr meditative Umgebung, die Raum für Kreativität lässt sowie die Seele baumeln zu lassen.
Hale River Homestead
Ein Juwel in the middle of nowhere, so erleben wir Hale River Homestead, das am Rande der East MacDonnell ca 130 km von Alice Springs liegt.
Neben uns campt einzig ein älterer Herr. Er scheint mit den Besitzern verwandt zu sein. Er spielt mit den Kindern, erzählt Geschichten und entfacht für uns ein Lagerfeuer für die Nacht. Die Rinderfarm bietet auch kleinere und grössere Häuser als Unterkunft an. Die zackige Besitzerin lädt uns ein, alles genauer unter die Lupe zu nehmen. «Die Bar ist heute Abend geschlossen» sagt sie uns auf die Frage, ob es möglich wäre, ein Bierchen auf der schön eingerichteten Veranda zu trinken. Sie selbst hat heute ein Familiendinner.
Es gibt vieles zu entdecken. Die ganze Anlage wurde mit sehr viel Liebe und Sorgfalt in den letzten 8 Jahren aufgebaut. Wir fühlen uns sehr wohl hier und bedauern, dass wir nur eine Nacht bleiben können. Hannibal hat einen Termin in der Garage und so müssen wir nach Alice zurück.
Die ganze Nacht heulen die Dingos. Wir fühlen uns im Bauch von Hannibal jedoch sicher!
17.6. – Arltunga Historical Reserve
Wetter: Blauer Himmel, warm bei 24°C
Auf dem Weg nach Alice erkunden wir Old Arltunga, wo Ende des 19., Anfang des 20. Jahrhunderts Gold gefunden wurde.
Auch wenn sich die Natur aktuell prächtig präsentiert, werden wir uns bewusst, wie hart das Leben hier für die Pioniere gewesen sein muss. Am Tage wurde in den engen staubigen Stollen geschuftet. Nachts gab es für die meisten nur eine sehr einfache Bleibe, wenn überhaupt. Wasser war ein karges Gut und Lebensmittelnachschub gab es nur alle drei Monate von Adelaide.
Ein Leben für Hartgesottene oder Desperados! … oder hartgesottene Desperados!
Die Bedingungen für das Schürfen waren zu menschenfeindlich und das Wasser, das für den Extraktionsprozess des Goldes notwendig war, war rar. Nach nur zwei Dekaden zogen die Goldschürfer weiter. Weiter zu einem neuen Ort der Hoffnung. Reich wurden die wenigsten. Zurückgeblieben sind ein paar Gemäuer, rostige Maschinenteile und eine durch die eingesetzte Zyanidsäure kontaminierte Natur.
17. – 22.6. – Alice Springs
Wetter: Blauer Himmel, warm bei 17° -19°C
Nochmals verbringen wir ein paar Tage in Alice. Die Canning Stock Rout (CSR) Tour will vorbereitet sein.
Wir rechnen nochmals den Proviant für rund 30 Tage durch, kaufen die vom Touroperater geforderten Ersatzteile inklusive eines zweiten Reserverades ein und brauchen fast einen Tag, um den neuen, notwendig gewordenen Packplan dann auch umzusetzen.
Die beiden Dachboxen müssen neu in Hannibals Bauch verstaut werden. Dafür wird der zweite Pneu auf das Dach gezurrt. Jeder Quadrat-cm Stauraum wird kritisch hinterfragt. Was muss zuerst greifbar sein, was braucht man am häufigsten …? Fragen über Fragen. Doch am Abend ist alles verstaut, auch die eingekauften Lebensmittel und der zusätzliche Wasserkanister. Hannibal ist ein Platzwunder. Wir feiern dies mit einem Entrecôte mit Bratkartoffeln sowie einer Flasche Wein.
Am nächsten Tag geben wir uns frei und bestaunen um die Mittagszeit die steil aufragenden Wände des zu den East MacDonnell gehörenden Standley Chasm.
22.6. – Chambers Pillar Historical Reserve
Wetter: Blauer Himmel, warm bei 13° -19°C
Auf dem Weg zum heiligen Gral der frühen Entdecker und Abenteurer – dem Chambers Pillars – begegnen wir dem zeitgemässen Hexenbesen bei den Ewaninga Rock Carvings.
Die Strecke ist optisch sehr attraktiv mit ihren dunklen Bergen in der Ferne und den roten Dünen davor, die sich unter einer dichten Vegetation verstecken. Wären da nur nicht die Spuren des Finke Races, deren Rennfahrer riesige Schneisen in die Landschaft gefräst haben und deren Fans, die ihren Müll in der Natur entsorgt haben.
Doch dann zweigen wir Richtung Südwesten ab und aus der breiten Gravelroad wird ein schmaler Single Track, der sich durch den Busch und über die Dünen schlängelt. Die tiefen Rillen der Wellblechpiste zerreissen Hannibal fast in Stücke. Da nützt auch das neue Accessoire auf Anraten der Regierung von NT nichts.
Und dann nach einem sehr steilen Anstieg sehen wir in der Ferne die senkrecht in den Himmel ragende Säule, die 1860 vom Schotten MacDouall entdeckt wurde und zu Ehren seines Freundes Chambers Pillar genannt wurde. Fortan war diese Sandsäule eine Orientierungsmarke für Entdecker des roten Zentrums. Doch Chambers Pillar steht nicht alleine in der Landschaft. Daneben bzw. in Fussdistanz steht der Castle Rock und in weiterer Ferne noch weitere markante Sandsteinformation.
Am späteren Nachmittag wandern wir wie in Trance um die beiden Berge, die im Abendlicht ihr Gewand mehrmals ändern, ein Feuerwerk an Farben.
24.6. – West MacDonnell – Ellery Creek Big Hole
Wetter: Blauer Himmel, warm bei 21°C
Der Gebirgszug der West MacDonnell ist in regelmässigen Abständen durch Schluchten unterbrochen. Sie sind seit eh und je ein Rückzugsort für Menschen, Tier und Pflanzen und haben vor allem für die Aborigines eine besondere Bedeutung.
Die Schluchten sind mal lieblich, mal brachial, mal nass, mal trocken, mal sehr gut besucht, mal fast einsam und auf jeden Fall einen Besuch wert.
Neben diesen Wundern der Natur gilt unsere Bewunderung den Wanderern des Larapinta-Trails, der Jakobsweg von Australien. 230 km lang ist die Strecke, die vom Tal immer wieder die steilen und unwegsamen Berghänge hinauf- und hinunterführt. Eine unglaubliche Willensleistung und eine Erfahrung, die seinesgleichen sucht.
Die Ellery Creek Big Hole ist sehr pittoresk mit ihrem dunklen Wasser und dem crèmefarbenen weissen, feinen Sand. Im Sommer für viele ein Ort für ein erquickendes Bad. Jetzt im Winter eine Erfrischung für Tollkühne.
Serpentine Gorge
Nur im richtigen Licht offenbart die Serpentine Gorge ihre Geheimnisse und ihre ganze Pracht. … und uns wird dieses Glück zuteil!
Ochre Pits
Vor 700 Millionen Jahren wurde die Grundlage für die Ockergrube geschaffen. Damals war das Zentrum von Down Under von einem seichten Meer in der Grösse des Mittelmeers bedeckt.
400 Millionen Später falteten tektonische Kräfte die über Jahrmillionen gebildeten kompakten Schichten zu den MacDonnell Ranges. Dabei wurden die tiefsten Ablagerungen ganz nach oben geschoben. Die Ochre Pits kamen am Fusse des Gebirgszuges, der die Höhe des heutigen Himalayas hatte, zu liegen. Daraufhin liessen Wind und Regen das Gebirge erodieren und die heute sichtbaren Kurven entstanden. Je mehr Eisenoxyd eine Schicht enthält desto dunkler und roter und auch wertvoller die Farbe.
Das Ocker wurde von den Aborigines in Zeremonien und Tänzen sowie zur Zierde verwendet, aber auch zu medizinischen und kosmetischen Zwecken. Im Tauschhandel war es ein wertvolles Gut.
Uns fasziniert, wie die Erdgeschichte hier sichtbar gemacht wird und die schiere Schönheit dieses Ortes.
25.6. – West MacDonnell
Redbank Gorge
Wetter: Blauer Himmel, warm bei 17°C
Wow! In der Redbank Schlucht werden die brachialen Kräfte, die hier gewirkt haben, sichtbar.
Einmalig schön.
Der Nationalpark bietet dem Touristen zwei Campingmöglichkeiten an. Einfach, grosszügig in die Natur eingebettet, ruhig und empfehlenswert. Wir haben die beiden kühlen Nächte (ca. 0-3 Grad), die wir hier verbracht haben, geschätzt.
Ormiston Gorge
Nach der Redbank Gorge wirkt die sehr einfach zugängliche und populäre Orminston Gorge etwas blass auf uns.
Vom Aussichtspunkt aus beeindruckt uns die Schlucht und die lebendige Vogelwelt schon mehr. Unberührte Natur erlebt man sicherlich auf dem 3-4-stündigen Pondwalk. Dafür sind wir jedoch zu spät dran. So bummeln wir am Rande der senkrecht abfallenden Kliffs noch etwas weiter, beobachten Wellensittich-Schwärme, geniessen den Ausblick und die Ruhe bevor wir zu Hannibal zurückkehren.
26.6. West MacDonnell – Kings Canyon
Tnorala (Gosse Bluff) Conservation Reserve
Wetter: Blauer Himmel, warm bei 19°C
Vor 142 Millionen Jahren kollidierte hier ein Komet mit einem Diameter von 1 km mit der Erde. Dabei wurde eine Million Mal mehr Energie freigesetzt als bei der Atombombe von Hiroshima. Ein Krater entstand. Heute ist nur noch der Kern mit einem Diameter von 5 km vorhanden. Der äussere Ring ist komplett wegerodiert.
Egal, die Reste dieses Kraters sind von aussen und von innen betrachtet sehr besonders. Wiederum verstehen wir die Aborigines für die dieser Ort in der Vergangenheit aber auch in der Gegenwart eine besondere Bedeutung hat.
Bei der Anfahrt werden wir bei einem Fotostopp auf die riesigen Spuren eines Dingos aufmerksam. Im Kraterinnern fasziniert uns der runde Kegel eines Ameisenhügels und die leuchtenden Farben der Blumen.
27.6. – Watarrka – Kings Canyon
Wetter: Blauer Himmel, warm bei 26°C
Heute lustwandeln wir im Kings Canyon durch den Garten von Eden.
Zuerst müssen wir jedoch auf dem Rim Trail den steilen Einstieg auf einem gut ausgebauten Pfad mit rund 500 Treppenstufen hinter uns bringen. Doch dann oberhalb und am Rande der Schlucht kennen die Form- und Farbvielfalt keine Grenzen und wir sind froh, dass wir im Zeitalter der digitalen und nicht der analogen Fotografie sind.
Je nach Lichteinfall erscheinen die Felsformationen und die eigentliche Schlucht von gelb über orange bis rostrot und manchmal auch dunkelbraun bis schwarz. Zusammen mit der zurzeit üppigen Flora eine Augenweide. Wir benötigen für die 6 km rund 4 Stunden, weil uns diese wunderbare Landschaft magisch anzieht und festgehalten werden will. Nicht, dass unsere Fotos der erlebten Natur gerecht werden könnten, jedoch sollen sie helfen, unsere Emotionen später wieder abzurufen.
28.6. – Yulara – Uluru – Kata-Tjuta National Park
Wetter: Blauer Himmel, bei 14°C
Die Zeichen häufen sich, dass wir uns dem Hotspot von Australien nähern. So weisen Schilder auf das Linksfahren hin und die roten Sanddünen häufen sich.
Auf dem Sunsetpunkt am Abend sprechen die Bilder mehr als Worte über den Entwicklungsstand unserer Gesellschaft.
Der geplante Ausflug zu den Olgas fällt heute förmlich ins Wasser. Selbst die Vogelwelt scheint nicht wirklich amused über dieses nasskalte Wetter.
30.6. Yulara – Uluru-Kata-Tjuta NP
Wetter: Bewölkter Himmel, bei 18°C
Auf unserem Weg zu den Olgas zeigt sich der mystische Ayers Rock in einem geheimnisvollen Kleid.
Die Olgas selbst sind umgeben von einer üppig grün strahlenden Natur. Einzigartig diese Bergkuppen so erleben zu dürfen. Ein Genuss für die Augen und Balsam für die Seele. Auch die Nase wird mit einem feinen Geruch von Majoran und Geranien umschmeichelt. Ab und zu jubiliert ein Vogel … und ein anderer antwortet.
Nach ein paar Wochen im Red Center verabschieden wir uns bis Ende Juli auf diesem Kanal. Unser Abenteuer, die begleitete Canning-Stock-Route-Tour, beginnt. Wir werden hunderte von roten Dünen überqueren, und in den kalten Outback-Winternächten die Hände an einem Lagerfeuer wärmen, den unglaublichen Sternenhimmel betrachten, Kamelen und Dingos begegnen …
Das Teilen der Erlebnisse muss jedoch warten, bis wir wieder Internet haben.
Wir wünschen allen eine gute Zeit und bis bald.
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