4.9. – 11.9.2024: Cairns – Hughenden – Winton – Opalton – Longreach
Das Wichtigste in Kürze:
Es ist Zeit, Cairns hinter sich zu lassen. Hannibal ist bereit, sich den nächsten Abenteuern zu stellen. Wir durchqueren das üppig grüne Aetherton Plateu, besuchen kurz den Regenwald und machen uns auf den Weg nach Hughenden, einer bedeutenden Fundregion für Dinosaurierfossilien. Im Vergleich zu vor 25 Jahren hat sich Hughenden zu einer angenehmen Stadt entwickelt, die mit Graffiti-Wandmalereien und öffentlich zugänglichen Kunstwerken geschmückt ist.
In Winton, einem weiteren wichtigen Fossilienzentrum, fahren wir hinunter nach Opalton, einem Opalabbaugebiet, wo wir die letzten Bergleute treffen. Ein hartes, entbehrungsreiches Leben, immer in der Hoffnung, etwas Lebensveränderndes zu entdecken.
Wir besuchen den Lark Quarry, ein nationales Denkmal mit 4000 Dinosaurier-Fussabdrücken, und fahren weiter nach Longreach, wo wir Hannibal bei der örtlichen Toyota-Garage überprüfen lassen. Was wir für einen Lenkungsfehler hielten, bewahrheitet sich zum Glück nicht.
In Longreach besuchen wir die Berühmte Stockman’s Hall of Fame, ein Tribut zu den Pionieren und Stockmans (Cowboy in den USA).
4.9. Pinnarendi Station
Wetter: Leicht bewölkt, regnerisch bei 27°C
Wir verlassen Cairns unter einer dicken Wolkendecke. In der Nacht hat es geregnet. Die Natur rund um uns herum dampft. Der steile Anstieg durch dichten Regenwald zum Atherton Tableland ist eindrücklich bei diesen Wetterverhältnissen.
Im Hochland, das bis auf über 1100 m ü. M. ansteigt und an die Schweizer Voralpen erinnert, hat sich in den Talsenken Nebel festgesetzt. Auf den Wiesen weiden Kühe. Es ist empfindlich kühl.
Im Mount Hypipamee National Park besichtigen wir die ersten Wasserfälle des Barron Rivers, bevor er seinen Abstieg zur Küste nördlich von Cairns beginnt, wo er ins Great Barrier Reef einmündet. Die Fälle sind nicht spektakulär. Mehr beeindruckt uns der 85 m unter der Besichtigungsplattform liegende und mit einem 70 m tiefen See gefüllte Krater.
Wie überall in Down Under wird vor der Begehung eines – notabene leicht begehbaren – 1.3 km langen Naturpfades gewarnt. Man stelle sich vor, die Schweiz würde es auch so handhaben.
Beeindruckend ist auch der uns umgebende, mit mächtigen Bäumen durchsetzte Hochlandregenwald. Neben Possums, Baumkängurus und vielen Vögeln sollen hier auch die 2 m grossen Kasuarinen (straussähnliche Urvögel) leben. Diese haben uns 1999 das Fürchten gelernt, als sie eine Familie beim Picknick in die Flucht trieben, vom Tisch Orangen stahlen, diese ganz hinunterschluckten und sich dann uns zuwandten… Mit ihren scharfen Krallen und kräftigen Beinen können sie Menschen ernsthafte Verletzungen zuführen. Es gelang uns dann doch noch, uns auf die Regenwald-Wanderung zu begeben. Doch bei jedem Knacken zuckten wir vor Schrecken zusammen und spähten ängstlich in das Dickicht. Nach 20 Minuten mussten wir damals unser Vorhaben abbrechen. Uns entgegen kamen unerschrockene Australier in Flipflops, T-Shirt und Shorts während wir in Wanderschuhen, langen Hosen und Regenjacke sicher eingepackt waren.
Am späten Nachmittag schlagen wir bei Nieselregen unser Camp auf der Pinnarendi Station auf, eine sehr empfehlenswerte Adresse. Nach den lärmigen Nächten in Cairns schätzen wir hier die Ruhe und auch die freundliche Farmersfamilie. Zu empfehlen ist auch der Pizza-Abend. Der selbstgemachte Sauerteig-Pizzaboden ist eine Wucht und die Toppings von traditionell bis innovativ sind lecker. Über zwei Stunden werden den Gästen, die an einem langen Tisch sitzen, immer wieder neue Variationen serviert. Satt und zufrieden begeben wir uns heute Nacht zu Bett.
5.9. – Hughenden
Wetter: Leicht bewölkt, regnerisch bei 27°C
Die Fahrt entlang der gut ausgebauten Kennedy Development Road – nur ca. 20 km sind noch Gravel – müssten wir als monoton beschreiben, hätten wir nicht einen Emu-Vater mit seinen sieben Küken, eine grössere Känguru-Gruppe beim Spielen, eine Monitor-Echse und eine King-Brown-Schlange beobachten können.
Geärgert haben wir uns auch wieder über das komplizierte Buchungssystem in den Nationalparks. Die Zeltplätze müssen vorgängig via Internet gebucht und bezahlt werden – früher bezahlte man vor Ort in einen gesicherten Briefkasten, eine sogenannte Honesty Box. Dies ist nicht mehr möglich. Doch wie soll das neue System funktionieren, wenn es im Outback grösstenteils keine telefonische Abdeckung bzw. Internet gibt? Selbst in den Dörfern kann die Verbindung sehr lückenhaft sein. Wir als Reisende wissen oft nicht, wann wir ein Ziel erreichen. Auch möchten wir spontanen Begegnungen und Entdeckungen Raum bzw. Zeit geben können. Das ist des Travelers Luxus und Privileg!
So versuchen wir beim ersten Nationalpark Kontakt zum Ranger zu schaffen, um etwas mehr über die Campingplätze zu erfahren, was nicht gelingt. Beim zweiten sind wir so genervt, dass wir, obwohl der Platz schön ist, nicht nochmals 10 – 20 km zurückfahren möchten auf der Suche nach der Telefonverbindung.
So beschränkt sich unser Besuch des Porcupine National Parks auf die Stippvisite des Campings beim Pyramide Lookout sowie dem leicht zugänglichen Hauptaussichtspunkt, von wo die Sicht von oben auf die Schlucht beeindruckend ist.
6.9. – Hughenden
Wetter: Blauer Himmel, warm bei 32°C
Wir bleiben noch einen Tag in Hughenden, lassen bei Hannibal etwas kontrollieren, besuchen das Flinders Discovery Centre, begeben uns auf den 95 km langen Basalt Tourist Drive und flanieren gegen Abend durch das Städtchen.
In den letzten zwei Wochen schüttelt es Hannibal alle etwa 1000 km auf Asphalt so richtig durch. Sind dafür Belagsschäden verantwortlich oder stimmt etwas in der Mechanik nicht? Fabrizio glaubt, eine Ungereimtheit festgestellt zu haben. Der Besuch einer Garage soll uns Klarheit verschaffen. Doch der Mechaniker scheint nicht zu wissen, was er tut. Als er schliesslich mit dem Hammer an die Sache gehen will, stoppt ihn Fabrizio. Wir beschliessen unverrichteter Dinge weiterzureisen, unsere Garage in Thun um Rat zu fragen und die Sache weiterhin unter Kontrolle zu behalten.
Das Flinders Discovery Centre ist nicht nur wegen der 7 m langen Replica eines Muttaburrasaurus einen Besuch wert, sondern auch wegen der engagierten jungen Frau an der Theke, die uns mit ihren Tipps und Informationen die Gegend und das Städtchen schmackhaft machen will.
Im Museum sind Fossilien, Halbedelsteine und Memorabilien aus der Pionierzeit ausgestellt. So erfahren wir, dass im Bezirk Hughenden, der etwa die Fläche des Kanton SZ hat, Ende des 19. Jahrhunderts über eine Million Schafe gehalten wurden. Wanderarbeiter gingen dann von Farm zu Farm, scherten die Schafe und säuberten die Wolle. Erst dann konnte sie verkauft werden. Hard work! Heute haben die meisten Farmen auf Rinder umgestellt.
Der Basalt Tourist Drive präsentiert sich zu dieser Jahreszeit nicht spektakulär. Keine Blumen oder blühende Sträucher unterbrechen das ausgetrocknete Grasland. Da wir gegen Mittag unterwegs sind, sind die Basaltfelsen der in der Ferne liegenden Hügeln kaum auszumachen. Ausser Kühen und Pferde sehen wir keine Wildtiere. Die Kängurus un Emus ruhen sich wohl im Schatten der Bäume an den ausgetrockneten Bachläufen auf. Vergebens war diese Rundfahrt für uns trotzdem nicht. Auf der guten, einspurigen Naturstrasse erleben wir die Landschaft intensiver und wir fühlen die Abgelegenheit und Weite des Outbacks wie vor 25 Jahren.
Zu Fuss laufen wir gegen Abend die Attraktionen von Hughenden ab. Einige Werke der von den lokalen Künstlern geschaffenen Street Art sind beachtlich. Ingesamt ist es eine Initiative, den Ort für Touristen und Lokale herauszuputzen sowie eine Identität zu schaffen.
So werden öffentliche Toiletten, grau Mauern und Wassertanks mit Wandmalereien aufgepeppt. Aus Metallabfall entstehen Dinosaurier-Skulpturen, Fischtreppen oder die Regenbogen-Schlange aus der Entstehungsgeschichte der Aborigines (Dreamtime).
Willkommen in Winton!
7. – 8.9. – Winton
Wetter: Blauer Himmel, warm bei 32°C
200 km geradeaus bis Winton, links und rechts der Strasse die unendlichen Mitchell grassplains und ab und zu eine Kuh- oder Schaffherde, dabei kaum Verkehr. Fazit: Es gibt spannendere Strecken.
Gegen Abend lässt die Hitze in Winton und auch der nervende Wind nach, Zeit, um das Outback-Städtchen mit knapp 900 Einwohnern zu erkunden. Hier wurden Quantas gegründet, 1895 die Waltzing Matilda (die inoffizielle Nationalhymne Australiens) geschrieben und heute ist die Gegend für die bedeutendsten Funde von Dinosaurierknochen in Australien bekannt.
Sehr beeindruckt hat uns die Geschichte des chinesischen Einwanderers Willie Mar, der mit seinem Lebensmittelgeschäft und Marktgarten Winton ab 1923 mit Gemüse und Früchten versorgte. Sein Sohn führte das Geschäft bis 2000 weiter. Mit Fleiss und Durchhaltevermögen haben Sie in den ariden Verhältnissen von Winton eine Vision fruchtbar umgesetzt.
Und da gibt’s noch The Crackup Sisters, die leider nur einmal in der Woche auftreten. So sehen wir das Varietee-Theater, das Lust auf mehr macht, leider nur von aussen.
Zum Ende des Tages noch eine Quizfrage:
– Wo hat die Wäsche nach dem Waschen mehr Flecken als zuvor?
– In Australien.
Die 30 Minuten Kaltwäsche (Standardprogramm in Caravanparks) hinterlässt bei dunklen Kleidern Seifenrückstände. Darüber, ob die Kleider auch wirklich sauber sind, möchte lieber gar nicht nachdenken.
9.9. – Opalton Bush Camp via Bladensburg National Park
Wetter: Blauer Himmel, warm bei 32°C
Im Bladensburg National Park sehen wir heute Dutzende von Kängurus. Sie lagern in Kleinfamilien im Schatten der Bäume. Oft ist nur die Silhouette ihres Kopfes mit den spitzen Ohren auszumachen. Meistens sind wir mit dem Fotografieren zu spät. Kaum nehmen sie uns von weitem wahr, hoppeln sie schnell weg. Etwas mehr Mühe mit der Wahrnehmung haben da die Emus, die Hannibal erst im letzten Moment sehen, und sich dann noch einig über die Fluchtroute werden müssen.
Die „Waterholes“ sind mittlerweile ausgetrocknet und übelriechend. Wir steuern sie deshalb gar nicht an. Auch so bietet der Scrammy Drive im Nationalpark genügend Abwechslung. Wir besuchen eine ehemalige Scheune für die Schafschur, das nicht besetzte Informationszentrum im einstigen Bladensburg Homestead, die üppig bewachsene Scrammy Gorge mit ihren unterhöhlten Wänden und den Scrammy Lookout auf einem kargen Tafelberg, von wo man eine eindrückliche Aussicht über das unendlich scheinende Grassland hat.
Auf dem Weg nach Opalton begegnen wir einem besonders gelungenen Wegweiser zu einer Farm, wo der längst verrostete Traktor eine neue Aufgabe erhalten hat.
Von schlechtem Geschmack zeugen die an einem Baum zur Schau gestellten aufgehängten Wildhunde und Katzen. Für wen ist dieses Mahnmal gedacht? Kaum für die Tiere. Oder wollte der Jäger den Nachbarn und Vorbeifahrenden die Trophäen seines Erfolges zeigen? Wir verstehen, dass die von den Pionieren eingeführten Haustiere in Australien eine Plage sind und die einheimische Fauna und Flora bedrohen. Doch dieser makabre Opferbaum sagt mehr über den Jäger als die Gejagten aus.
Opalton war 1890 einmal das Zuhause von 600 Opalsuchern und ihren Angehörigen. Hier wurde mit 3 m der grösste je in Australien gefundene Opal entdeckt. 25 Jahre später, als die Opalpreise fielen und das Trinkwasser knapp wurde, gab man die Opalfelder auf. Die Minen, die hier viel weniger offensichtlich sind als in Coober Pedy, sind gut im Busch versteckt. Heute leben nur noch fünf verlorene Seelen auf der Fläche der früheren Siedlung. Sie sind älteren Jahrgangs und scheinen sich bewusst von der heutigen Zivilisation zurückgezogen zu haben. Unklar bleibt für uns, wie gut sie von ihrer Fossicking-Ausbeute leben können. An uns Campern werden sie auf jeden Fall nicht reich. Gerade einmal fünf AUS$ (3.- CHF) bezahlen wir für eine Nacht, eine warme Dusche inbegriffen.
10.9. – Lark Quarry Conservation Park
Wetter: Blauer Himmel, warm bei 33°C
Die mehr als 4000 Fussabdrücke entstanden, aufgrund einer panikartigen Massenflucht (Stampede) von zwei Arten von Dinosauriern, die die Grösse von Hühnern (Fussabdruck 4.5 cm, Carnivor) bzw. Emus (Fussabdruck 6.7 cm, Pflanzenfresser) hatten, als Sie den dichten, schützenden Wald in Richtung Wasser über eine Schlammpassage verliessen und von einem etwa 300 kg schweren und 1.65 m hohen (bei den Hüften gemessen) fleischfressenden Dinosauriers (Fussabdruck 30 cm) gejagt wurden. Dies geschah vor etwa 95 Mio. Jahre. Die Abdrücke, die unter einer 60 cm sowie 1 cm mächtigen Sandstein- bzw. Eisengesteins-Schicht lagen, wurden in den 1960er Jahren von einem Farmer zufällig entdeckt, aber erst 10 Jahre später wissenschaftlich erforscht.
Die Fussabdrücke können nur in einer geführten Tour besichtigt werden. 30 Minuten bestehen abwechslungsweise aus informativen Videos und einem mündlichen Vortrag über die Entstehung, Entdeckung und Einordnung der Funde. Erst dann können die freigelegten Exponate in einer Halle von einer Plattform aus für 15 Minuten besichtigt werden.
Hat es sich gelohnt? Jein. Einerseits ist es weltweit die einzige solche Fundstätte andererseits hatten wir etwas andere Erwartungen an die Tour. Für uns standen der theoretische Teil und die praktische Besichtigung der Exponate in einer grossen Halle mit diffusen Lichtverhältnis in einem Missverhältnis. Die Entfernung zu den Abdrücken war zu gross, um Details zu erkennen. Allenfalls mit Gipsabdrücken wäre eine Begutachtung von nahem möglich gewesen.
Würden wir den Park wieder besuchen? Ja, bei uns lag er auf dem Weg nach Süden. Als Ausflug von Winton aus (2×115 km) eher nein.
Doch hat uns gestern Nacht in Opalton eine Hiobsbotschaft unseres Schweizer 4×4-Spezialisten erreicht. Das Problem mit der Verbindung der Lenkstange und dem Lenkrad muss dringend behoben werden. Die Garage ist vertraut mit diesem Schaden, der durch die argen Wellblechpisten und den damit verbundenen starken Vibrationen verursacht werden kann – sind dies die Nachwehen unserer Canning Stock Route-Tour, fragen wir uns.
Zudem rät uns unsere Vertrauensperson keinen Meter mehr zu fahren! Das ist höchst unrealistisch, wir sind rund 400 km von der nächsten Toyota-Garage entfernt. So zählen wir auf Hannibals Durchhaltevermögen und nehmen die Fahrt zur Garage am frühen Morgen mit einem Stopp beim Lark Quarry Conservation Park unter die Räder.
Nichts ist unmöglich, TOYOTA!
Longreach
11.9. – Longreach
Wetter: Blauer Himmel, warm bei 31°C
Wir wurden heute reich beschenkt. Am Morgen haben wir die beeindruckende und informative Australian Stockman’s Hall of Fame zum Pensionierten-Tarif besucht, die Toyota Garage hat am Nachmittag gratis und franko Hannibal für eine Stunde auf Herz und Nieren geprüft und uns Entwarnung gegeben – alles ist gut – und am Abend haben wir nach einem unterhaltsamen Gespräch mit unseren australischen Nachbarn zwei Paar selbst gestrickte Socken und eine ebenfalls zuhause genähte Tasche erhalten. Die Aussies haben sich heute in ihrer Grosszügigkeit übertroffen.
Die Australian Stockman’s Hall of Fame ist den australischen Pionieren gewidmet. Mit viel Pathos werden die Geschichten von mutigen Menschen im Outback erzählt: Surveyors (Landvermessern), Viehzüchtern, Stockmen (Neudeutsch Cowboys), Frauen, die ihre Männer begleiteten …
Einen Charakterzug war allen gemein, im Beruflichen wie auch im Privaten: „The Art Of Making Do“: Um Musik in das Outback zu bringen, baute ein Stockman eine Violine, ein Hufschmied machte Spielzeugfiguren für seine Enkel und ein Viehtreiber schnitzte zur Verzierung die Früchte eines Baobab-Baums. Diese Beispiele zeigen die praktische Begabung, Geschicktheit und den Einfallsreichtum, den die Menschen im Outback hatten, Dinge zum Funktionieren zu bringen. Zudem brauchte es auch die Bereitschaft zur „hard yakka“ (harte Arbeit).
Bis heute sagt man, Not am (Fach-) Mann macht erfinderisch. Diesen Geist spüren wir bis heute im Outback. Nicht immer ist dieser von Erfolg gekrönt. So rinnen im Outback viele Wasserhähne, die Abläufe überschwappen oder sind verstopft, die Köche haben wenig Ahnung vom Kochen …
Ein anderer Wesenszug, um sich im Outback erfolgreich behaupten zu können, ist der „common sense“ (gesunde Menschenverstand). Der sogenannte „Cattle King“ von Australien, Sir Sidney Kidman (1857 – 1935) errichtete mit folgendem Rezept sein Imperium: follow the water, listen to to the Aboriginal people and build a chain of properties from north to south along the water.
Ein besondere Schlag Mensch musste auch der Pöstler des Birdsville Tracks, Tom Kruse, gewesen sein. Sein Einzugsgebiet wurde wie folgt beschrieben: „from the middle of nowhere to the back of beyond.“ 21 Jahre lieferte er entlang dieser über 500 km langen Piste Briefe, Pakete aber auch Lebensmittel, Treibstoff und Medikamente aus. Seine Tour dauerte 2 Wochen. Er musste Pannen, Fluten und Steckenbleiben im Sand alleine meistern können. Zum 150-sten Jubiläum von South Australia (1986) wurde diese Postroute mit Tom Kruse und 80 Begleitfahrzeugen nochmals gefahren, 1999 wiederholte man das Event. Wir haben diesen Konvoi damals getroffen und somit den legendären 85-jährigen Postman gekreuzt
Ein Teil des Museums ist dem Theologen, Humanisten und RFDS-Gründer (Royal Flying Doctor Service) John Flynn gewidmet. Er war so berührt von Schicksal eines Stockman, der schwer verletzt im Outback geborgen wurde, dann aber an den Komplikationen der unsachgemässen Behandlung starb, dass er es sich zur Aufgabe machte die Lebensbedingungen im Outback zu verbessern. Anfang des 20. Jahrhunderts waren vor allem die Kommunikation und die Distanzen grosse Herausforderungen. Beide Schwierigkeiten konnte John Flynn mit seinem Willen, Lösungen zu finden, überwinden:
Interessiert an den neuen Technologien experimentierte Flynn mit dem Radiofunk und nach dem 1. WK standen schliesslich genügend Piloten und Flugzeuge für zivile Aufgaben zur Verfügung.
1927 hob dann das erste Flugzeug der RFDS ab. Der Arzt wurde nun zum Patienten gebracht. Heute verfügt RDFS über 79 Flugzeuge und im Jahr werden 330‘000 Einsätze in ländliche, abgelegene Regionen geflogen. Während wir im Museum waren, waren 49 Flugzeuge im Einsatz. Beeindruckend!
Weitere Berichte zur Australienreise findest du hier.