Spanien 2022: Reisetagebuch
19. - 21. April
Männedorf – Figuères
Das Wichtigste in Kürze:
Bereits in Spanien angekommen regnet es in Kübel. Wir warten mit der Weiterreise ab und sitzen die miserable Wetterlage ab.
19. – 21. April: Anreise nach Figuères
Wetter: Männedorf sonnig (aber eine lästige Bise geht bis auf die Knochen), in Figuères regnet es in Kübeln: 9 – 12°C
Obwohl wir Hannibal nicht zum ersten Mal beladen, zieht sich diese Prozedur in die Länge. Nach 4 Tagen schichten und umschichten sind wir startbereit. Spaniens Wetterprognosen sind alles andere als rosig: seit Wochen regnet es häufig und die Temperaturen verbinden wir eher mit Island als mit der sonnigen iberischen Halbinsel. Wir haben genug gewartet. Jetzt wo „coronamässig wieder alles seine gewohnten Bahnen geht“, möchten wir keine weitere Reisezeit mit Warten versäumen.
Beim Verlassen unserer Wohnung sind wir nachdenklich gestimmt. Für uns bedeutet das „Verlassen“ der Anfang eines neuen Abenteuers, die Entdeckung und Erforschung neuer Gebiete und auch die Vorfreude, wieder in den sicheren Hafen unserer Gemeinde zurückkehren zu können. Nicht so weit weg von der Schweiz, verlassen Millionen von Menschen gezwungenermassen hastig ihre Wohnungen, ihre Häuser, ihr Zuhause und machen sich in eine unsichere, düstere Zukunft auf. Wir sind uns bewusst, wie privilegiert wir sind!
«Stop and go» ist angesagt! Die «never ending» Baustellen auf der Autobahn zwischen Zürich und Bern sind wie gewohnt nervig. Wir haben diese Strecke seit 40 Jahren noch nie ohne Verkehrsbehinderungen erlebt. Bauen wir in der Schweiz so schlecht, dass wir ständig am Flicken sind? Oder neigen wir etwa zum übertriebenen Perfektionismus? Oder verfügen wir über unendliche finanzielle Ressourcen und wissen damit nichts Besseres anzufangen?
Im Dorf Neydens (kurz nach Genf auf der französischen Seite) schlagen wir erstmals unsere Zelte auf (Camping La Colombière, sehr empfehlenswert), essen zum ersten Mal in unserem Leben Rösti aus der Verpackung und tauschen uns mit Manfred und Margrit (zwei sehr sympathische Ostschweizer auf der Durchreise nach Avignon) aus.
Die erste Nacht ist kalt (ca. 5-7°C). Hannibals Standheizung rettet und vereinfacht uns den Einstieg in den neuen Tag. Wie weit sollen wir heute fahren? Bis Nîmes oder sogar bis Figuères? Da in Figuères der Campingplatz Masnou grosszügig angelegt ist (was bei schlechtem Wetter sicherlich von Vorteil ist) und die Einkaufsmöglichkeiten (unser Kühlschrank ist leer) zu Fuss erreichbar sind, nehmen wir heute die knapp 650 km lange Strecke bis Spanien unter die Räder.
Um 15:00, kurz nach Valence, beginnt es zu regnen. Der Himmel wird je südlicher wir fahren zusehends dunkler und bedrohlicher. Regenschauer-Zellen entleeren sich in regelmässigen Abständen auf die Autobahn. Hannibal pflügt sich stoisch durch das Unwetter, wie ein Containerschiff durch die Wellen eines aufgebrachten Meers.
Gegen 19:00 treffen wir in Figuères ein. Petrus meint es gut mit uns und legt eine kurze Regenpause ein. Dies erlaubt es uns, unser Camp im Trockenen einzurichten. Die Freude ist von kurzer Dauer. Starke Böen lassen die Seitenblachen unserer Markise wie zerrissene Segel im Wind flattern. Fabrizio rennt im strömenden Regen mit einem Hammer herum und versucht die losen Seitenwände mit Schnüren und Heringen zu fixieren. Immer wieder werden ihm die Blachen von einem heftigen Windstoss aus den Händen gerissen. Doch schlussendlich bleibt er Sieger im Kampf mit den Naturelementen und unser Wind- und Regenschutz ist sturmfest montiert. Kurz danach entleert sich der Himmel und Regen in biblischer Menge prasselt von Blitz und Donner begleitet zu Boden.
Nach 15’ ist der Spuck vorbei. Zurück bleiben Wasserpfützen, abgerissene Äste und Blätter. Die Luft ist merklich kühler geworden. Nach einer wohltuenden warmen Dusche und einer schmackhaften Pizza, schlüpfen wir in unsere wohligen Schlafsäcke und lassen uns ohne Widerstand in den Schlaf gleiten.