Griechenland 2023: Reisetagebuch
1. - 10. Mai
Insel Lefkada – Insel Poros
Das Wichtigste in Kürze:
Die archäologische Stätte von Delphi beeindruckt uns durch ihre Dimension und präzise Baukunst. Auf dem Weg zum Kap Melakavi durchfahren wir immer wieder verkohlte Kiefernwälder – keine Brandschneisen scheinen dem Feuer Einhalt geboten zu haben.
Wir überqueren in Korinth den gleichnamigen Kanal und staunen über dieses gigantische Bauwerk. In Mikenes erleben wir sintflutartige Regefälle. Auf der vulkanische Halbinsel Methana übernachten wir erstmals wild in der Nähe von erstarrten Lavafeldern und geniessen einen fantastischen Blick auf das Meer. In Poros geniessen wir die Vorzüge der griechischen Küche in einer ausgezeichnete Taverne.
1.5. – Insel Lefkada – Delphi
Wetter: regnerisch … kühl
Temperatur: 14°C
Halbherzig verlassen wir Lefkada in Richtung Delphi. Der Wettergott meint es nicht gut mit uns. In den nächsten Tagen wird es weiterhin nass und kühl bleiben. Wir hätten nicht gedacht, dass wir so weit südlich der Schweiz noch frieren müssen.
Auf unserer Route durchqueren wir die Städte Agrinio, Nafpaktos und folgen der Küste bis Eratini. Als wir in Galaxidi einen Halt einlegen wollen, um das schmucke Dorf zu besichtigen, quellen die engen Dorfstrassen mit Leuten über und alle vorhandenen Parkplätze sowie die Strassenränder sind bereits besetzt. Wir fahren mit Hannibal wie mitten durch eine «Chilbi». Alle Restaurants sind bis auf den letzten Tisch mit hungrigen, wartenden oder bereits essenden Gästen belagert. Schwer in der Luft liegt der Duft von grilliertem Fleisch, Fisch und Gemüse. Wir müssen eingestehen, auch wir hätten auch gern an diesem Essgelage teilgenommen.
In Itea biegen wir landeinwärts in Richtung Hrisso. Wir durchqueren ein Meer von Olivenbäumen, die in Reih und Glied wie Soldaten unter dem leicht ansetzenden Regen geduldig auf die nächsten Befehle warten. Erst von oben (in Delphi) lässt sich das gigantische Ausmass dieser Plantagen bewusst erfassen.
Ca. 4.5km unterhalb von Delphi stoppen wir im gleichnamigen Camping. Wir richten uns ein, waschen uns den Schweiss ab und trotteln voller Erwartung zum Campingrestaurant. Von innen ertönt griechische Volksmusik. Eine Gruppe Engländer mit bereits etwas zu viel Promille im Blut, unterhält sich leutselig. Laute Gelächtersalven explodieren in unregelmässigen Abständen wie Tretminen.
Ein solcher Abend kann nicht ohne folkloristische Darbietung zu Ende gehen. Gesagt … getan. Drei Tänzer stilgerecht in eine landesübliche Tracht gekleidet, tanzen eine Runde Sirtaki, erzählen etwas über die Geschichte Griechenlands und die osmanische Besatzung und – wie könnte es anders sein – laden die sitzenden Gäste ein, auch ein paar Schritte mitzutun.
Spätestens zu diesem Zeitpunkt bezahlen wir unsere Rechnung und gehen schlafen. Übrigens, das Essen im Campingrestaurant war gar nicht schlecht und der Landwein für 5 Euro der Halbe Liter absolut trinkbar.
2.5. – Delphi
Wetter: zu Beginn leicht bewölkt, dann regnerisch … kühl
Temperatur: 14-17°C
Wir stehen spät auf. Es hat die ganze Nacht geregnet und wir kommen irgendwie nicht auf Touren. Wartend auf Wetterbesserung verschieben wir unseren Besuch der archäologischen Stätte von Delphi auf den Nachmittag. Vom Campingplatz schlängelt sich ein alter Pfad bis zum Dorf Delphi hinauf. Nach ca. 45 Minuten erreichen wir den Eingang des archäologischen Museums. Vor uns stehen bereits drei Bussladungen italienischer Studenten in der Warteschlange … im Regen. Eine junge Frau betrachtet ihre nassgelaufenen modischen Sneakers mit entsetzten und fängt voller Entsetzen zu fluchen und weinen an. Eine andere versucht ihre zu kurz geratene Lederjacke zu strecken, um damit ihren nackten Bauch vor den Regentropfen zu schützen. Andere filmen sich selbst oder schiessen Selfies. Wiederum andere kümmern sich wenig um den Regen und stehen, ohne zu murren Kolonne.
Die archäologische Stätte von Delphi ist schlicht durch ihre Dimension und präzise Baukunst beeindruckend. Erbaut vor knapp 3000 Jahren verfiel Sie für über 1500 Jahre in einen Dornröschenschlaf bzw. in Vergessenheit, bevor sie Ende des 19. Jahrhunderts wiederentdeckt wurde.
Wir bestaunen im Museum die Handwerkskunst, lernen etwas über die antike Mythologie hinzu und werden beim Lustwandeln durch die archäologische Anlage von einem gewaltigen Wolkenbruch überrascht.
Das ach so berühmte Orakel versteckt sich jedoch in den Nebelschwaden, die sich die Berghänge hinaufschleichen und der Besuch des Apollo-Tempels fällt dem Regen zum Opfer.
Am Abend wärmen wir uns bei einem halben Liter lokalem Rotwein und einer üppigen Moussaka auf und geniessen ein letztes Mal den herrlichen Ausblick über die gewaltigen Olivenhaine bis zum Golf von Korinth.
2./3.5. – Delphi – Korinth
Wetter: leicht bewölkt
Temperatur: 14-20°C
Überzelt, Markise und unsere Regenbekleidung sind noch feucht als wir Delphi verlassen. Auf dem Weg zum Kap Melakavi durchfahren wir immer wieder verkohlte Kiefernwälder – keine Brandschneisen scheinen dem Feuer Einhalt geboten zu haben.
Am Kap Melakavi positioniert sich der Leuchtturm auf der Felsenklippe in bester Fotoposition. Bei der direkt am Parkplatz liegenden Ausgrabungsstätte Heraion mit hübscher Badebucht zeigt sich einmal mehr, dass man mit Abstand betrachtet den besseren Überblick erhält als von nah – wo sich uns nur ein Steinhaufen präsentiert.
Weiter geht es in Richtung Korinth. Hier überqueren wir den gleichnamigen Kanal und quartieren uns nach einem anstrengenden Tag im bescheidenen, aber sauberen Camperstopp Ancient Corinth für eine Nacht ein.
4.5. – Korinth – Mikenes
Wetter: zu Beginn schönes Wetter, dann regnerisch, dann sintflutartige Regenfälle in Mykene begleitet von starken Windböen
Temperatur: 14-20°C
Über dem Campingplatz thront hoch oben auf einem Tafelberg wie auf einem Adlerhorst die Ausgrabungsstätte Akrokorinth, ein seit der Antike befestigter, uneinnehmbarer Ort. Die Festungsanlage war die Akropolis und der höchste Punkt der antiken Stadt Korinth. Die Anlage ist frei zugänglich. Die gewaltigen Festungsmauern überragen die Felsen und flössen Respekt ein. 1500 Menschen – Christen und Moslems – lebten hier über Jahrhunderte hinweg friedlich zusammen … Aus heutiger Sicht kaum zu glauben.
Nach zwei Stunden brechen wir auf nach Mikenes. Die Landschaft wird allmählich lieblicher, Rebberge lösen Felder ab. Nemea ist auf dem Peloponnes für seine Wyneries bekannt.
Nach einem prächtigen und sonnigen Tagesbeginn wird der Himmel gegen 17:30 sehr dunkel. Ein starker Ostwind fegt durch die Gegend. Am Campingplatz Atreus in Mikenes angekommen, haben wir gerade noch Zeit, uns einzurichten, bevor sich die Himmelsschleusen mit Blitz und Donner begleitet über uns öffnen und sintflutartige Regefälle den Platz unter Wasser setzten.
5. – 7.5. – Mikenes
Wetter: Regnerisch, begleitet von starken Windböen … dann zeigt sich endlich die Sonne
Temperatur: 14-20°C
Wir haben die Nacht überstanden. Rund um Hannibal herum haben die starken Regenfälle den Boden in tiefen Matsch verwandelt. Sich ins Innere von Hannibal zu begeben, ohne die halbe Erde mitzunehmen … bleibt ein Wunschtraum. Auch heute regnet es fast den ganzen Tag. Wir sitzen unter unserer Markise schreiben Tagebuch, kochen mehrmals uns wärmenden Tee und lassen uns am Abend (bei Windstille) im Campingrestaurant verwöhnen.
Die Speisekarte ist sehr klein, aber alles wird frisch und mit viel Liebe zubereitet. Die Campingbesitzerin ist schon sehr früh am Morgen mit Kochen beschäftigt (insbesondere, wenn am Abend den Gästen eine Moussaka kredenzt wird). Sie ist ein wahres Energiebündel, hat alles fest im Griff, sieht alles und dirigiert ihren Mann, der nebenbei noch einen Landwirtschaftsbetrieb führt, mit klaren und lauten Befehlen. Auf seine Frau angesprochen, bestätig dieser uns «sie sei ein WAHRES Energiebündel und sei auch sehr STARK!»
Nicht destotrotz sind beide sehr liebenswerte Personen. Sie freuen sich sehr, wenn man Gefallen an ihre Küche zeigt. Sie begegnen uns immer mit einem Lächeln auf den Lippen. Die Moussaka ist hammermässig gut (ausnahmenweise schmeckt sie leichter und weniger fettig als erwartet), der Souvlaki ist zart grilliert und wird mit Pommes (auch nicht fettig) serviert, der griechische Salat ist frisch und kommt nicht direkt aus der Tiefkühltruhe, die Fasolada (Bohnensuppe) ist ein wahres Wohlfühlessen. Einzig der Landwein ist etwas dürftig aber im Kontext … passt er … irgendwie. Nicht zu vergessen ist die uns offerierten Desserts: Hausgemachter Griesspudding und Joghurt mit Honig und Erdbeermarmelade.
Zwei Hunde gehören auch noch zur Familie. Der einen sieht dank seinen Zotteln eher wie ein Schaf aus, der andere ist ein kleiner «Wadenbeisser» mit viel zu viel Specke auf den Rippen.
Begleitet von einem humpelnden Strassenköter legen wir am nächsten Tag die 3 km bis zur antiken Ausgrabungsstätte Mikenes zurück. Der Weg kommt uns sehr lange vor. Verwegen bewegt sich der uns folgende Hund mitten auf der Strasse, oft sogar auf der Mittellinie… Busse, Camper und PWs müssen abrupt bremsen und weichen ihm aus. Doch er schafft es heil mit uns bis zum Kuppelgrab des Atreus, ein Zeugnis der ausserordentlichen mykenischen Architektur, das vor rund 3300 Jahren errichtet wurde.
Herausragend ist das Löwentor … wenn da nur nicht so viele Selbstdarsteller ein Selfie machen müssten. Bei den restlichen Ruinen bleibt vieles der Vorstellungskraft des Betrachters überlassen.
An den Exponaten des Museums können wir uns kaum satt sehen. Die fein verzierten Tongefässe, die Kultfiguren, die goldene Maske von Agamemnon lassen uns Staunen über die künstlerische Begabung dieser antiken Kultur.
Das Dorf Mikenes hat die Covid-Zeit anscheinen schlecht überstanden. Etliche Restaurants und Geschäfte haben diese Periode nicht überlebt. In einem grossen Speisesaal sind die Tische noch mit Tischtüchern gedeckt … als ob jeden Moment Kunden eintreffen würden und die vom Koch köstlich zubereiteten Speisen dem Gast serviert würden. Unrat stapelt sich teilweise vor den geschlossenen Eingangstüren und die Katzen haben diese Freiräume als ihr Territorium beschlagnahmt. Es riecht penetrant nach Katzenurin.
Viele Häuser befinden sich im «Dauerbau». Aus den unfertigen Geschossen ragen noch die rostigen Armiereisen hervor. Es scheint die Hoffnung zu bestehen, dass das nächste Stockwerk bald gebaut werden kann … vielleicht, sobald ein Familienmitglied aus dem Ausland Geld nach Hause schickt …
8.5. – Mikenes – Epidaurus
Wetter: Sonnig und warm
Temperatur: 17-25°C
Wir bewegen uns an die Ostküste des Peloponnes. Die antike Kultstätte Epidaurus, die zum UNESCO Weltkulturerbe gehört ist unser Ziel. Als wir dort kurz vor 13:00 Uhr ankommen, verlassen viele Touristenbusse den riesigen Parkplatz.
Das Amphitheater, das 12‘000 Zuschauer fasst und vor über 2400 Jahren gebaut wurde, ist eindrücklich, vor allem die Akustik, die viele Besucher zu einem Ständchen animiert. Die restlichen dem Heilgott Asklepios und seinem Vater gewidmeten Bauwerke sind zu Ruinen zerfallen und ihr Zweck für einen Laien kaum mehr erkennbar. Dazu trägt auch der üppige Blumenteppich bei, der die Fundamente überwuchert. Unklar ist oft auch, woran noch gearbeitet wird oder wo allenfalls vergessen wurde die rostigen Gerüste abzubauen.
Das kleine Museum ist inhaltlich und was die Ausstellungsqualität anbetrifft, eine Enttäuschung.
Wir übernachten im grosszügigen und sauberen Camping Bekas Beach in Palea Epidavros.
8./9.5. – Palea Epidavros – Halbinsel Methana
Wetter: Leicht bewölkt und windig
Temperatur: 17-20°C
An Fischfarmen vorbei fahren wir auf die Halbinsel Methana, eine Vulkaninsel ca. 35km südlich von Palea Epidavros. Dass es sich um eine Vulkaninsel handelt, merken wir sofort als wir das gleichnamige Dorf Methana erreichen. Ein persistenter Geruch von faulen Eiern ruft uns unverblümt ein «Hallo!» zu. Ein grosses mit milchigem Wasser gefülltes Bassin und eine geschlossene Badeanstalt am Dorfeingang zeugen von einer blühenden Kurzeit anno dazumal.
Ein grosser roter Kater lieg quer auf dem Trottoir und schaut uns mit gespielter Indifferenz an. Nachdem er merkt, dass es bei uns nichts zu holen gibt, schliesst er die Augen und gibt sich weiter dem süssen Dolcefarniente hin.
Auf der Suche nach rauchenden Fumarolen treffen wir auf achtlos entsorgten Abfall und erleben unverhofft etwas Offroad-Spass… Auch auf der Inselüberquerung begegnen wir inmitten der grandiosen Natur auf rostige Autos, Landmaschinen …
Die steilen Aufstiege und Abfahrten erinnern an die Kapverden. Nach sehr leckerem fangfrischem Fisch in einer kleinen feinen Taverne (Taverna Palaiokastro) direkt am Strand fahren wir wieder zurück zu unserem wilden Stellplatz mit einer 5 -Sterne-Aussicht.
Was für ein erfüllter Tag.
9./10.5. – Halbinsel Methana – Insel Poros
Wetter: Leicht bewölkt und windig
Temperatur: 17-20°C
Die Insel Poros hat nicht einmal 4000 Einwohner und verweilt zurzeit im Winterschlaf. Ein paar Segler bringen ihre Schiffe auf Vordermann, ein paar wenige Belegschaften nutzen die Zeit am Hafen für einen gemütlichen Umtrunk und ein paar ältere Fischer wiederum bringen ihre Netze in Ordnung.
Was machen wir, wenn das Wetter unstabil, die Wanderwege vor allem entlang geteerter Strassen führen und die Sehenswürdigkeiten eher bescheiden sind? Wir lassen uns von der bestbewerteten Taverne vor Ort, der APAGIO taverna, verwöhnen: Der Melitzanosalata (Auberginen-Dip) sowie das Bohnenpüree schmecken köstlich, der grillierte Fisch sowie die regionaltypische Kaitafi-Pasta, die an einen Steinpilz-Risotto erinnert, stehen der Vorspeise in nichts nach.