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Die Burgruine von Gosol
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  • Beitrag zuletzt geändert am:Juni 6, 2025
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Spanien 2025: Reisetagebuch

27. Mai - 4. Juni

Empuriabrava - Vic - Berga - Gòsol - Pobla de Ségur - Tremp - Ager

Das Wichtigste in Kürze:

Wir sind bereit zum Aufbruch. Wir lassen Empuriabrava hinter uns und fahren langsam auf die Pyrenäen zu. In Vic und Berga besichtigen wir die wunderschönen historischen Zentren. In Gosol, einem abgelegenen Dorf inmitten des Nationalparks Cadí del Moixero, genießen wir die spektakulären Gipfel der Pedraforca, vertreten uns die Beine in den umliegenden Wäldern und entdecken die ersten Geisterdörfer.

Unser erster Ausflug mit Hannibal führt uns in die Sierra de Bomort. Ein Nationalpark von seltener Schönheit. In Pobla de Ségur bereiten wir unsere nächsten Schritte vor, besichtigen Burgen und mittelalterliche Brücken und geniessen die gute ländliche Küche des örtlichen Campingplatzes.

 

27.05. – Vilanova de Sau
Wetter: sonnig bei 23°C

Wir fahren auf Nebenstrassen durch enge Täler entlang steiler Hänge mit dichter Vegetation zum Pantá Sau, einem Stausee. Es hat kaum Verkehr, ausser ein paar unerschrockener Fahrradfahrern. Als in den 60er Jahren die Staumauer errichtet wurde, mussten fünf Dörfer weichen. Die Menschen wurden in den neu angelegten Ort Vilanova de Sau umgesiedelt.

Taradell: Embalse Pontà de Sau
Taradell: Embalse Pontà de Sau

Als wir beim Stausee ankommen, müssen wir leider feststellen, dass die fotogenen Überbleibsel der überschwemmten Dörfer sich unter den Wassermassen versteckt halten oder wie der Turm der Kirche des Ortes Sant Romà de Sau kaum aus dem Stausee herausragen – das Becken ist aufgrund des letztjährigen nassen Sommers gut gefüllt. So geniessen wir die den See umgebenden steilen Bergen, deren Wände beinahe 600 m senkrecht zum See abfallen und die im Frühling üppige Natur.

Unseren Tag beenden wir bei einer Caña auf derm Dorfplatz der Kleinstadt Taradell, bevor wir zum etwas überteuerten Campingplatz zurückkehren.

Vìc, Street-Art
Vìc, Street-Art

28.05. – Vic
Wetter: sonnig bei 26°C

Vic hat einen bezaubernden mittelalterlichen Kern. Die wunderbare, quadratische Plaça Major mit ihren Prachtbauten lädt förmlich zum Verweilen in einer der vielen Bars ein. Wären da nur nicht die vielen Autos sowie der moderne Bühnenaufbau inmitten des Hauptplatzes, dann begäbe ich mich wohl gedanklich auf eine Zeitreise in eine vergangene Epoche.

Eine Crux für eine Amateurfotografin wie mich, ist es, die fotogenen Häuser entlang der engen Gassen zweidimensional auf ein Bild zu Bannen und die Perspektive nicht ganz und gar zu verfälschen … schon befriedigender sind da die Graffitis.

Vic ist auch eine politische Stadt. Immer wieder blickt uns das Konterfei des katalanischen Politikers Puigdemont von Hauswänden entgegen, auch vom Rathaus.

Das Restaurant La Compétencia, das uns vom leider vollen Di Vicnus empfohlen wurde, entsprach nicht unseren Erwartungen. Die Gerichte des Mittagsmenüs waren nicht schlecht, doch fehlte ihnen das gewisse Etwas. Umso mehr haben uns am Abend die in Vic erstandenen Buttifarras und Fuets (aus Schweinefleisch hergestellte aromatisierte Salami) der Region gemundet.

Buenas noches! Das sagt sich wohl auch die Katze.

Berga, Street-Art
Berga, Street-Art

29.05. – Berga
Wetter: sonnig bei 23°C

Prats de Lluçanès soll ein schönes Dorfbild haben, entlang der Hauptgasse Geschäfte, die noch altes Handwerk pflegen und einen alten sehr schönen Waschplatz. Deshalb stoppen wir hier auf unserem Weg nach Berga. Nun, der Waschplatz ist sehr vernachlässigt, viele Geschäfte entlang der Hauptgasse sind ev. für immer geschlossen und das Dorfbild … na ja, eigentlich kein Umweg wert.

Berga ist auf jeden Fall einen Stopp – aber für uns keinen Aufenthalt – wert. Über eine mit Bäumen beschattete Flaniermeile aus neueren Zeiten und eine steile Treppe mit Grafitty erreichen wir die viel gepriesene Plaça Sant Père, das Zentrum der Altstadt. Der Platz ist für spanische Verhältnisse erstaunlich klein und leider mit Autos zugestellt. Die auf sie zuführenden Gassen sind eng und kühl. Auch entlang der Hauptgasse stehen viele Geschäfte leer oder zum Verkauf. Beim Anheben oder Senken des Blickes ist jedoch die eine oder andere Kuriosität zu entdecken …

Nach einem Rundgang entscheiden wir uns nach Gosol weiterzufahren. Nicht ohne jedoch zuvor den einmaligen Ausblick vom Santuari de Queralt über Berga und die Umgebung zu geniessen.

Die Burgruine von Gosol
Die Burgruine von Gosol

30.05 – Gosol
Wetter: sonnig bei 24°C

Gosol, ein kleiner idyllischer Ort inmitten der Cadi-Moixero, einem Naturpark. Von der Burgruine geniessen wir am Abend eine herrliche Aussicht auf die Umgebung, die wir am nächsten Tag zu Fuss erkunden.

Am nächsten Tag erwachen wir zu Kuhglocken-Gebimmel in der Ferne. Die noch liebliche Sonne wärmt uns beim Frühstück begleitet von Vogelgezwitscher. Die 17 km lange Wanderung führt uns dann durch bunt blühende, parfümierte Wiesen an Kuhherden vorbei, in den Fichtenwald hinein, über den Coll de Gosol zum Geisterdorf Moripol und schliesslich über den hübschen Weiler Sorriba zurück zu Hannibal.

Danach gönnen wir uns im Restaurant des Campings eine Cerveza mit einem französischen Paar, die ebenfalls mit einem Toyota Landcruiser in den Pyrenäen unterwegs sind, zu einem Erfahrungsaustausch. Ein perfekter Tag.

31.05. – Gosol
Wetter: sonnig bei 24°C

Anstatt zu Fuss fahren wir heute mit Hannibal zum Pedraforca, dem Hausberg von Gosol. Es ist einiges los an diesem Samstag. Viele Touristen kommen von Barcelona hoch, um das Wochenende in der frischen Bergluft zu verbringen. Die Wanderparkplätze sind gut belegt und es gibt auch viele Biker. 

Wir stoppen auf Rund 1800 hm und bestaunen nicht nur die Berggipfel sondern auch die vielfältige, bunte Flora. Gegen Abend ergiesst sich ein kurzes heftiges Gewitter über Gosol. Es wird die Luft von den Pollenwolken, die über dem Tal schweben, reinigen. Alles ergibt Sinn.

01.06. – La Seu d’Urgell
Wetter: sonnig bei 28°C

Eine schöne Fahrt auf engen kurvigen Bergstrassen durch die dünn besiedelte Sierra del Cadí bringt uns nach La Seu d‘Urgell.

Die mit Arkaden gesäumten Gassen in der Altstadt sind an einem Sonntag wie ausgestorben. Die schlichte Kathedrale aus dem 12. Jahrhundert ist schon von weitem sichtbar und imponiert durch ihre Masse. Leider ist das dazugehörige Museum an einem Sonntag geschlossen und so ist uns auch der Zugang zum Kreuzgang verwehrt.

Wir überbrücken die gewonnene Zeit mit einem Mittagessen in der Braseria l’Equip, wo uns eine aufgestellte junge Mannschaft ein ordentliches Mittagessen serviert. Unser Fleischhunger ist auf jeden Fall für eine gewisse Zeit getilgt.

Unterwegs in der Sierra de Boumort
Unterwegs in der Sierra de Boumort

01.06. – Sierra de Boumort
Wetter: sonnig bei 30°C

Durch die wildromantische Sierra de Boumort, einem Kletterparadies und einem Refugium für Wildtiere, fahren wir in drei Stunden nach Pobla de Segur.

Gerne würden wir eine Nacht in dieser Landschaft geprägt von ausgedehnten Kiefernwäldern und tiefen Schluchten verbringen. Eventuell könnten wir so eine der seltenen Wildkatzen, ein Auerhuhn oder einen Hirschen erspähen oder Bart- und Gänsegeier beim Kreisen ihrer Runden beobachten … aber das Zelten ist auf ein paar wenige Plätze beschränkt, die wir auf den Informationstafeln leider nicht ausmachen können.

So beschränken wir uns auf einen Stopp, wo Dinosaurier-Spuren im Felsen mit roter Farbe verdeutlicht und Eier dieser längst ausgestorbenen Tiere zu sehen sind.

02.06. – La Pobla de Segur
Wetter: regnerisch bei 21°C

Es regnet. Wir legen deshalb einen Ruhetag ein. Wir trinken Kaffee, lesen und gönnen uns ein Mittagsschläfchen. Erst gegen Abend begeben wir uns auf einen kurzen Spaziergang entlang des Flusses Noguera Palleresa mit hohem Wasserstand.

Die Ruinen des ehem. Dorf von Orcau
Die Ruinen des ehem. Dorf von Orcau

03.06. – Orcau, Boixols, Castell de Llorda 
Wetter: sonnig mit Tendenz zu Regen bei 28°C

Auf Waldwegen entlang des gut gefüllten Sant Antoni Stausees und dann einen steilen Forstweg hoch entdecken wir zuerst ein schön gelegenes Geisterdorf bevor wir nach Orcau gelangen. 

Das Dorf Orcau schmiegt sich an einen steilen Berghang. Jeder Quadratmeter Fläche muss dem Berg mühsam mit Terrassen abgerungen werden. Es riecht verführerisch nach Feigen und Jasmin. 

Als wir oberhalb des Ortes über schmale Wiesenwege die auf einem Hügel liegende Schlossruine erklimmen, löst jeder unserer Schritte eine Duftwolke von ätherischen Öle der Wildkräuter aus. Es duftet nach Rosmarin und Thymian … ein Sonntagsbraten käme uns gerade gelegen. Doch ein Restaurant gibt es hier nicht. So fahren wir weiter.

Boixols

Fast würde man an dieser kleinen jedoch spektakulär gelegenen, mittelalterlichen Brücke vorbeifahren. Zum Glück war sie in der Broschüre „Camins del Jussa“ erwähnt. Der steile Abstieg bzw. das Hochkraxeln danach lohnt sich auf jeden Fall. Wir können uns an dieser in diese enge und wilde Schlucht perfekt eingebettete Steinbrücke gar nicht sattsehen.

… und dann machen wir auf der gegenüberliegenden Talseite plötzlich das Dorf Abella de la Conca aus, das förmlich am Felsen klebt. Unglaublich, zu was für Parforceleistungen der Mensch fähig ist. 

Castell de Llorda
Castell de Llorda

Castell de Llorda 

Unsere heutige Schlossruinen-Tour können wir nicht beenden, ohne das ebenfalls strategisch auf einem Hügel gelegene Castell de Llorda zu besuchen. Es ist eine befestigte Anlage aus dem 11. Jahrhundert. Es handelt sich um eines der besten Beispiele für die nicht streng religiöse, sondern wohnliche Architektur des wichtigsten in Katalonien erhaltenen Hochmittelalters, ein Werk von Arnau Mir de Tost.

Leider ist das Gelände des gut erhaltenen Schlosses abgeriegelt. 

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