24. Juli – 18. August: Wolfe Creek NP – Halls Creek Goldfields – Purnululu NP – Kununurra – Lake Argyle – Halls Creek Goldfields – Kununurra
Das Wichtigste in Kürze:
Trotzt Müdigkeit in den Knochen machen wir uns nach der Überquerung der Canning Stock Route zu den Goldfeldern von Halls Creek auf. Wir besuchen den Wolfe Crater NP und staunen über die noch üppige Vegetation, die den Krater mit seinen Farben zu einem absoluten Hingucker macht.
Auf den Goldfeldern machen wir weiter, wo wir vor knapp zwei Monaten aufgehört haben. Die «Goldgötter» sind mit uns gut gesinnt. Wir finden einen neuen Goldnuggets-Patch. Trotzdem geht die Goldsuche an unsere Substanz. Nach knapp sieben Tagen geben wir auf. Mit 22 Goldnuggets in der Tasche besuchen wir den Purunululu NP und wandern durch die traumhafte Landschaft des Piccanniny Creek und des Dome Trail. Höhepunkt ist die majestätische Cathedral Gorge.
In Kununurra erholen wir uns kurz von den letztmonatigen Strapazen bevor wir Lake Argyle einen Besuch abstatten. Hier holen wir uns eine lästige Magenverstimmung (Fabrizio) und eine hartnäckige Erkältung (Sabine).
Fabrizio will es nochmals wissen, bevor er das Goldsuchen an den Nagel hängt. Wir kehren ohne Erfolg nach Halls Creek zurück.
24.07.24 – CSR – Wolfe Creek NP
Wetter: sonnig bei 30°C
Vor 300‘000 Jahren kollidierte hier ein mehrere Tausend Tonnen schwerer Meteorit (brennender Stern) mit der Erde. Der Einschlag hinterliess einen Krater von 850 m im Durchmesser. Erst 1947 wurde dieser von Weissen entdeckt. Ein bis dahin wohl gehütetes Geheimnis der Aborigines.
Wir erleben den Wolfe Krater mit Wasser im Inneren, Blumen und blühenden Büschen. Ein ganz anderes Bild als vor 25 Jahren, wo die ganze Umgebung ausgetrocknet war. Durchschnittlich fällt hier – am Rande der Tanami-Wüste – gerade mal 400 mm Regen im Jahr während 3000 mm verdunsten. Die hier wachsenden, robusten Pflanzen schützen sich gegen den Wasserverlust mit dicken Blättern und Dornen.
Wir geniessen ein paar ruhige und schöne Momente am Kraterrand bevor eine Gruppe von rüstigen, älteren Aussies den Kraterrand für ein Sonnenuntergangsfoto besteigt. Wir spazieren zu Hannibal zurück und geniessen einen Abend zu zweit.
Wir sind nach der CSR müde und planen ab morgen, ein paar Tage auf den Goldfields von Halls Creek zu verbringen.
25. – 31.07.24 – Halls Creek – Goldfields (7 Tage)
Wetter: sonnig bei 27-30°C
Fabrizio fährt in den Goldfields da weiter, wo er vor zwei Monaten aufgehört hat, Gold suchen.
Zuerst um das wunderschöne, wilde Camp – wo wir die ersten zwei Tage verbringen und an den restlichen immer wieder zurückkehren, wo aber goldmässig leider nichts zu holen ist. An den späten Nachmittagen und an den Abenden lässt es sich hier wunderbar entspannen. Die Sonne verabschiedet sich am Abend besonders schön, indem Sie die Wolken in leuchtendes Orange, Gelb oder Rot einfärbt und den Horizont feuerrot auflodern lässt.
Als wir am dritten Tag in die Gegend zurückkehren, wo er im Mai sechs Nuggets gefunden hat, erwartet uns eine Überraschung, die dürre Vegetation wurde brandgerodet. Ein trauriges Bild. Doch, wer sich überwindet, wird belohnt. Fabrizio findet in weniger als zwei Stunden drei Goldstückchen und am übernächsten Tag nochmals 6 usw..
Doch man braucht sich keine Illusionen machen. Das Goldsuchen ist heute eine äusserst harte Plackerei. Nicht nur die Schuhsohlen zeigen Ermüdungsspuren … Nur in einem Gebiet findet Fabrizio das gelbe Edelmetall. Bei allen anderen Versuchen geht er leer aus. Ausser bei Blechabfällen – das von einem lauten Piepen angekündigt wird – bleibt der Detektor stumm!
Manchmal begleite ich Fabrizio und verfolge ihn wie einen Schatten. Manchmal arbeite ich an unserem Blog, lese oder meditiere im Rhythmus der sich wiegenden Spinifex-Ähren.
Die Fotosafari von vor zwei Monaten lässt sich so nicht wiederholen, zu trocken und monoton erscheint nun die Landschaft. Nur ab und zu erhasche ich eine Echse, die von Spinifex-Busch zu Spinifex-Busch eilt. In den Brandschneisen gibt es vorderhand kaum Leben. Doch in ein paar Wochen wird die Vegetation dunkelgrün spriessen und die Natur zu neuem Leben erwachen. Uns Model stehen einige Bäume, die büschelweise belaubt und vom Feuer gezeichnet sind. Trotzdem stehen sie in ihrem knappen Kleid adrett in der Landschaft und scheinen uns zuzurufen, fotografier mich …
Einzig der Wind mit zum Teil starken Böen macht uns das Leben schwer. Bei mir löst er neben Schnupfen auch Kopfschmerzen aus und uns beide ermüdet er unheimlich. Bereits vor 20:00 heisst es Lichter löschen und dann versinken wir in einen tiefen Schlaf bevor uns gegen 5:30 Uhr die aktive, singende Vogelwelt weckt. Wir leben hier nach unserer inneren Uhr, einen natürlichen, für die moderne Welt ungewöhnlichen Rhythmus.
01.08.24 – Sawpit Gorge
Wetter: sonnig bei 31°C
Auf unserem Weg von den Goldfields zum Purnululu NP (Bungle Bungle) besuchen wir die grünen Oasen von Palm Springs und Sawpit Gorge an der Duncan Road.
Wir werden einmal mehr von der Üppigkeit der Natur in einer sonst trockenen Umgebung überrascht. In den idyllischen Palm Springs erfreuen sich ein paar Kinder am tiefen Pool, der sich hier gebildet hat.
In der brachialen Sawpit-Schlucht verbringen wir den Nachmittag im Schatten einer Paper Bark und werden von zwei liebenswerten und interessanten Bushies zu einem Sandwich und einem sehr geschätzten Bier eingeladen. Beautiful!
Gegen Abend statten uns zwei neugierige Dingos einen Besuch ab. Sie scheinen keine Scheu vor uns zu kennen. Sie werden von unseren australischen Bekannten abgehalten, das Camp näher auszukundschaften.
Fabrizio hat gestern einen schweren Entscheid gefasst, das Goldsuchen in Australien zu lassen. Das Prospecting ist körperlich und geistig zu zermürbend geworden. Als wir jedoch heute durch die nordöstlichen Goldfields fahren, kommen die ersten Zweifel auf. Auch war der Ertrag bisher gar nicht so schlecht. Noch ist der Detector nicht verkauft. Es bleibt also Zeit für die finale Entscheidung! Doch Fabrizio ist sich bewusst, ein harter und schmerzhafter Prozess erwartet ihn.
02. – 03.08.24 – Purnululu NP (Bungle Bungle)
Wetter: sonnig bei 30°C
Nach fünf Wochen Outback müssen wir uns in den Bungle Bungle erst wieder an die Menschenmassen gewöhnen. Die besonderen Sandsteinformationen, die bis in die 80er Jahre nur den Aborigines, den Farmern und einigen Wissenschaftlern bekannt waren, werden heute kommerziell stark ausgeschlachtet. Busladungen von Touristen werden täglich zum einzigartigen Nationalpark und UNESCO-Kulturerbe hochgekarrt oder per Helikopter hochgeflogen und in 4×4-Bussen von Attraktion zu Attraktion gefahren, ein riesiges Programm für einen Tag.
Obwohl wir bereits 1999 und 2004 die Bungle Bungle, auch Purnunulu genannt, besucht haben, planen wir auch diesmal drei Tage ein. Die 4×4-Piste wurde seit unserem letzten Besuch vor 20 Jahren kräftig ausgebaut. Dennoch brauchen wir für die 53 km zwei Stunden. Die Strecke ist sehr kupiert, führt durch eine raue, wilde und hügelig schroffe Landschaft und es müssen viele Bachläufe durchfahren werden, bis auf etwa 10 sind jedoch alle trocken.
Wir beschränken uns auf die Erkundung des Südens mit seinen berühmten Domen und der eindrücklichen Cathedral Gorge sowie auf eine Wanderung durch das mit markanten grauen Steinbändern und feinem weissen Sand ausstaffierten Piccanniny-Flussbettes.
Wir haben das Glück, am Spätnachmittag des ersten Tages die Cathedral Gorge nur mit einem Paar zu teilen. Auch sie sind von der brachialen Schönheit dieser Schlucht überwältigt. In andächtiger Stille erleben wir diese steilaufragenden, sich nach oben verjüngenden rot-weiss-grauen Sandfelsen die nur noch einen kleinen Himmelsausschnitt freigeben. Der Boden ist mit feinem weissem Sand bedeckt und vor dem imaginären Altar ist eine Vertiefung mit Wasser gefüllt. Eine Perfektion, die uns berührt.
Am zweiten Tag stehen wir um 05:00 für eine längere Wanderung entlang des Piccanniny Creeks auf. Das Licht am frühen Morgen ist perfekt. Bis zum Besucherparkplatz wird es ein ständiges Stopp-and-go.
Trotzdem schnüren wir unsere Wanderschuhe bereits vor 06:30 und haben das Glück, das ausgetrocknete Bachbett in der Morgenfrische noch fast für uns allein zu haben. Während der Wanderung beginnen wir langsam zu glauben und zu spüren, dass in der Regenzeit dieses nun lieblich daherkommende bei genauerer Betrachtung jedoch brachiale Bachbett sich in der Regenzeit zu einem reissenden Strom entwickeln kann.
Nach gut zwei Stunden Wanderung sind wir klitsch nass. Wir spüren die Hitze von gut 30 Grad und eine grosse Müdigkeit in uns. So kürzen wir die Strecke um rund 4 km ab, steigen jedoch nochmals zur Felskathedrale hoch, die nun sehr gut besucht ist.
Die mehrheitlich älteren Menschen der geführten Touren tun uns fast ein bisschen leid, wie sie mit hochrotem Kopf den 500 m langen Pfad zur Cathedral Gorge hochkeuchen. Ein älterer Herr fragt mich atemlos, als ich die Schlucht verlasse, Bucket List?
Um die sogenannten Traumziele abzuhaken, ist der Australier bereit, viel Mühsal auf sich zu nehmen, auch bei fehlender Fitness. Die Wanderung wird mit der Schwierigkeit 4 von 5 eingestuft und ist für den Durchschnittsaustralier eine Strapaze bzw. eine enorme Leistung. Uns Europäern erschliesst sich mit grosser Wahrscheinlichkeit der Schlüssel für diese Klassifizierung nicht.
Am Abend entscheiden wir, unseren Aufenthalt im Nationalpark einen Tag früher zu beenden Die Aufnahmefähigkeit unserer CPU ist bei Null angelangt. So verzichten wir auf den erneuten Besuch der spektakulären Felsspalte Echidna Chasm zugunsten der Zivilisation.
04. – 07.08.24 – Kununurra
Wetter: sonnig bei 30°C
Wie im Flug waren die drei Erholungstage in Kununurra um. Erholung? Wir haben eingekauft, Kleider gewaschen, Hannibal von innen und von aussen geschrubbt, an der Homepage gearbeitet …. und ab und zu gab‘s auch ein Schwätzchen mit einem Nachbarn oder einem Passanten.
Der rote Sand war auch in der hintersten Ritze zu finden und nach vier Monaten unterwegs und fünf Wochen wild campen brauchte Hannibal ein bisschen extra Aufmerksamkeit.
Der Campingplatz Kimberleyland ist wunderschön an der Lily Creek Lagoon gelegen, einem gestautem Nebenarm des Ord-Flusses. Wir hätten ein paar Tage länger ertragen können, aber wir hatten bereits unseren Aufenthalt am geschäftigen Lake Argyle gebucht.
08. – 10.08.24 – Lake Argyle
Wetter: sonnig bei 31°C
Lake Argyle ist ein Stausee von gigantischer Grösse, heute auch ein wichtiges Feuchtgebiet für die Zugvögel, Reservoir für Fische und Süsswasser-Krokodile.
Das Ausmass (rund 1000 km2) dieses Sees kann nur aus der Vogelperspektive oder auf einer Cruise erfasst werden. Wir wählen die vierstündige Sunset Cruise, wo uns Freshies (Süsswasserkrokodile), an Inzucht leidende Kängurus und Catfish’s (Gräte sind giftig) gezeigt werden.
Auf den Apéro im See verzichten Fabrizio und ich, obwohl wir nicht auf dem Speiseplan der Freshies stehen, wie uns der Kapitän versichert. Der vierstündige Ausflug hat sich in jedem Fall gelohnt – nur so kann man die Dimension des Sees erfassen, obwohl wir insgesamt nur einen kleinen Teil des über 70 km langen Sees erkundet haben.
Den nächsten Tag verbringen wir auf dem Campingplatz, einerseits haben wir uns einen schönen einsamen Rasenplatz ergattert und andererseits leidet Fabrizio an einer Magenverstimmung. War es der gestrige «Apéro riche», der Billigwein, der serviert wurde, die tropische Hitze, die Müdigkeit oder von allem etwas? Das Dolce-far-niente, die Vögel beobachten und sich in ein Buch vertiefen tun uns auf jeden Fall gut.
Nur ein Zwischenfall stört die Ruhe: eine Schlange versucht sich über den weichen Rasen zu schlängeln. Sie wird von zwei Aussies wieder in den Busch zurück gedrängt.
11. – 15.08.24 – Halls Creek – Goldfields (5 Tage)
Wetter: sonnig bei 30-32°C
Diesmal wollen die Goldfelder ihren gelben Schatz nicht mit Fabrizio teilen. Unser fünftägiger Besuch wird nur mit einem einzigen winzigen Nugget gekrönt. Jedoch stossen wir auf Abfall jüngeren und älteren Datums.
Auf einer Strasse aus einem Suchgebiet hinaus wird uns der Weg plötzlich von einem 4×4 versperrt. Was ist da los? Das Rätsel löst sich, als der Herr sich als Officer des westaustralischen Mine Department vorstellt und von uns die erforderliche Bewilligung für die Goldsuche verlangt, die wir ihm vorlegen können. Trotzdem sind wir positiv erstaunt in eine Kontrolle geraten zu sein, ein seltenes Ereignis, da er für die ganzen Kimberley’s verantwortlich ist, ein Gebiet 10 mal so gross wie die Schweiz.
Das Goldsuchen ist eine sehr harte Arbeit. Von aussen sieht das Gelände flach und lieblich aus. Einmal drin erweist es sich als sehr kupiert, Bachläufe mit steilen Böschungen sind zu überqueren und das stachlige Spinifexgras würde uns ohne Schutz die Beine komplett zerkratzen. Dazu kommt die nun stechende Sonne und die durch den Wind staubige Luft. Die Vegetation ist nun schon sehr stark ausgetrocknet, ebenso die Bachläufe bis auf wenige sogenannte Waterholes, Becken wo sich das Wasser gesammelt hat.
Leider sind wir während unseres Aufenthaltes auch gesundheitlich angeschlagen. Fabrizio plagt eine Magen-/Darmverstimmung und mich eine starke Erkältung. Keine optimale Voraussetzung für unser Vorhaben. So entscheiden wir, drei Tage früher in die Zivilisation zurückzukehren und verabschieden uns von dieser lieblichen jedoch sehr harschen Natur.
Weitere Berichte zur Australienreise findest du hier.