Spanien 2021: Reisetagebuch
15. - 20. September
Cazorla - Albarracin
Das Wichtigste in Kürze:
Die Wüste von Gorafe haut uns mit ihrer „irren“ Landschaften aus den Socken. Die unfassbaren schönen Sierra de Cazorla und Sierra de Segur. Wir fühlen uns gleichzeitig in Namibia, USA und Mongolei versetzt.
Die technisch teilweise schwierige Piste, die uns nach Albarracin führt, kompensiert die Strapazen mit magischen Panoramen. Das Juwel Albarracin mit ihren sehr kalten Nächten.
Mittwoch, 15.– 20. September: Cazorla – Albarracin
Wetter: Sonnig bei 17-32°C mit vielen schönen Wolken.
Der Entscheid unseren Rückweg nach Teruel und Albarracin via Cacerès und Cazorla anzugehen, ist Gold wert. Den Entscheid haben wir in Segovia getroffen. Wir hätten von dort auf dem direktesten Weg nach Teruel/Albarracin fahren können, aber eben, welcher Verlust wäre dies gewesen. Dieser «Umweg» hat uns mehr als 1’000 km «gekostet», war aber jeden Kilometer, jede Strapaze wert. Wie wir diese Zeile schreiben, verbringen wir gerade einen Ruhetag in einem Campingplatz ausserhalb von Riopar. Zu viele sind die Eindrücke und die Emotionen der letzten zwei Tagen, die wir zu verarbeiten haben, als dass wir unsere Reise fortsetzen könnten.
Von Cazorla aus werden wir die kommenden Tage einer Route folgen, die uns von Gorafe nach Teruel bringt. Wir haben zu diesem Zweck bei www.vibraction.org ein Roadbook und die entsprechenden GPS-Koordinaten des Tracks gekauft. Wir gehen diesen Track gegenüber dem Roadbook – bis auf den ersten Tag – in umgekehrter Fahrrichtung an.
Kurz vor Hinjoares zweigen wir rechts in die Piste hinein. Nachdem wir einen halbwegs verlassenen Bauernhof, eine sehr steile Abfahrt und eine Plantage von Oliven und Orangen hinter uns gelassen haben, tauchen wir in die Vorposten der Wüste von Gorafe ein. Eine von Hannibals «Lärm» aufgescheucht Gruppe Hirsche kreuzt unsere Piste im Galopp und verschwindet hinter den Büschen. Linkerhand heissen uns die Berge «El Coto» und «Salto de Lirio» mit ihren gewaltigen Bergflanken willkommen.
Die Piste schlängelt sich den Berghang hinauf. Wir schlängeln uns gemütlich im zweiten Gang dem unbefestigten Weg entlang und geniessen mit herunterhängenden Kiefern das Panorama. Mehr als ein «Fahren» handelt es sich hier um ein «Stopp – and – go». Stoppen, aussteigen und fotografieren bzw. bestaunen, wieder einsteigen und losfahren. Auch hier haben die Holzwirtschaft und das Feuer deutliche Spuren hinterlassen. Verkohlte Baumstämme, «kahlrasierte» Bergflanken.
Als wir auf einer Bergkuppe stoppen, um Mittag zu essen, erfreut uns ein frischer Wind. Halt! Nicht einmal 100 m von uns entfernt, liegen zwei Steinböcke im Schatten einer Baumgruppe und geniessen anscheinend auch das Panorama. Sie stehen kurz auf, als sie unser Kommen bemerken, legen sich jedoch wieder gemütlich hin, als wir Hannibals Motor abschalten. Fabrizio packt seine Kamera aus, setzt einen zweifachen Telekonverter auf (so wird aus einem 200mm- ein 400mm-Tele) und knipst etliche Bilder.
Nach der Mittagspause ändert sich die Landschaft allmählich. Hochstämmige Bäume weichen Sträuchern und Grasbüscheln. Die Hügel schmücken sich mit farbigen, roten Erdstreifen – wir sind bei den «Colorados» angekommen. Von Weitem ähneln sie eher Dünen als festen Hügeln. Die Landschaft erinnert uns an unsere Australienreisen von 1999 und 2004 wo wir uns in den Northern-Territories von den omnipräsenten hübschen Spinifex-Gräser entzücken liessen.
Wir verlassen die unbefestigte Strasse kurz vor dem Dorf von Dehesas de Guadix und zweigen kurz danach wieder auf eine Piste ab. Was uns hier erwartet übertrifft jegliche Vorstellungskraft. «Sind wir im Grand Canyon angekommen?» Fragt Sabine mit grossen Augen. Nein, wir sind bloss in Andalusien. Die Schlucht braucht sich in Bezug auf ihre Schönheit nicht zu verstecken und keinen Vergleich zu scheuen: Monolithische Säulen, die uns an den antiken Tempel «Parthenon» in Athen erinnern, säumen die ausgewaschenen Bergflanken.
Die Piste folgt jetzt hauptsächlich der Krete und ist mit einer einzigen Ausnahme sehr einfach zu befahren. Hie und da treffen wir auf alte, in die Felsen gehauene Behausungen. Heute werden diese als Schafsgehege genutzt.
In Gorafe, in dem sehr viele dieser Wohnhöhlen gut erhalten sind und heute als «Casa Rural» den Touristen angeboten werden, wollen wir uns über eine geführte Besichtigung zu einigen der mehr als 200 Dolmen der Region erkundigen. Das InfoCenter ist bereits geschlossen. Einziger Hinweis: es werden zwei 1-stündige Besichtigungen um 12:00 und 17:00 Uhr angeboten. Über die Durchführbedingungen (bei nur zwei Teilnehmern) und -tage lässt sich nur spekulieren. Wir entscheiden weiterzufahren und falls pandemiebedingt im 2022 alle Fäden reissen sollten, nochmals hierherzukommen und diese spannende Region besser unter die Lupe zu nehmen.
Am Ufer des Staudammes von Negratin übernachten wir in einem sich noch im Bau befindenden Camping. Es hat zu regnen begonnen!
Donnerstag, 16. September: Freila – Los Molinos
Wetter: Am Morgen regnerisch bei 14°C, Wetterbesserung im Laufe des Tages, 25°C
Es ist schwierig gewesen, über Nacht die vielen Impressionen des gestrigen Tages zu verarbeiten. Sabine und ich haben, obwohl wir hundemüde waren, schlecht geschlafen. Die heutige Etappe verspricht eine bombastische Pistenfahrt über die Sierra de Cazorla und Sierra de Segur. Nach dem Dorf Pozo Alcon fädeln wir in eine alte Forststrasse ein, die zur Quelle des Rios Guadalquivir führt. Subalpine Landschaft mit bizarren Karststeinformationen, die teilweise an diejenigen des Schrattenfluh im Entlebuch erinnern. Andere, dafür massivere Steinformationen, erinnern uns an den Zion Nationalpark in Utah (USA). Es ist schwierig – vor allem, da sich die Augen nicht am Panorama satt sehen können – sich auf die Piste zu konzentrieren. Ein Reh und eine freche Wildsau (diese nimmt sich wirklich viel Zeit und trottelt im Schritttempo und ohne Eile vor Hannibal durch) überqueren die Piste nonchalant, ohne uns zu beachten. Hier ist ihr Revier. Hoch über unsere Köpfe kreisen zwei Steinadler.
Wir erreichen die Quelle des Rios Guadalquivir und treffen erstmals auf anderen Fahrzeugen, die von der umgekehrten Richtung der Sierra sich hinaufgekämpft haben. Am Hauptparkplatz bedrängen drei Füchse die dort ankommenden Touristen um Futter.
Wir halten nicht an. Irgendwie haben wir eine Aversion für sehr touristischen Ziele entwickelt und die Szene mit den Füchsen schreckt uns zusätzlich ab. Das heisst, wir fahren bergab in Richtung Vadillo Castril. Von hier aus biegen wir rechts ab und klettern den Berg wieder hinauf. Was uns sich hier zeigen wird, verschlägt uns die Sprache. Eine Hochebene liegt wie ein ausgebreitetes Leintuch vor Hannibal’s Nase. Eine farbige Steinwüste wie wir sie in Namibia 2013 angetroffen haben, eine Steppenlandschaft wie wir sie aus Bildern und Reportagen über die Mongolei kennen. Ein frischer Wind bläst unermüdlich und wirbelt hie und da Staub auf. Die Sonne lieg bereit tief über dem Horizont und lässt die Farben aufleuchten. Aus Neugierde besuchen wir eine der unzähligen «Refugios» (Schutzhütten), die hier oben anzutreffen sind. Diese sollen Hirten und heute vor allem Wanderern bei schlechtem Wetter Schutz bieten. Wir betreten einem diesen Refugios und … ausser Unrat und Graffitis haben diese leider wenig zu bieten. Sie sind mit ihren Pendants in Island keinesfalls zu vergleichen. Weder Betten noch ein Bettrost, kein Erstehilfe-Material, kein Notfunkgerät … einfach nichts!
Da es verboten ist, in Nationalparks zu übernachten (wir wurden am frühen Nachmittag diesbezüglich von einem vorbeifahrendem «Park-Ranger» mit Nachdruck daran erinnert), suchen wir einen Campingplatz für die Nacht. Es dauert eine Weile, bis wir fündig werden (diverse sind bereits geschlossen, andere haben dieses Jahr gar nicht aufgemacht). Kurz vor Siles halten wir an. Wir haben Glück. Es ist bereits 20:30 Uhr und der Campingplatz hätte in Kürze seine Tore zugemacht. Nachdem wir Hannibal parkiert haben, werden wir von einem deutschen Touristenpaar angesprochen. «Möchtet ihr ein Bier trinken?» fragen sie uns mit einem breiten Lächeln im Gesicht. «Ja» antworten wir, ohne zu zögern. Im Nachhinein denken wir, mir müssen so hundemüde ausgesehen haben, dass sie mit uns Erbarmen hatten.
Übrigens: neben dem Wildschwein und den Steinadlern trafen wir heute auf mindesten ein Dutzend Rehe. Die Natur ist hier noch sehr Wild und sie zeigt uns ihre Schätze.
Freitag, 17. September: Los Molinos – Riopar
Wetter: Am Morgen frisch bei 10°C, am Nachmittag um die 25°C
Gestern haben wir einen epischen Tag erlebt. In einem einzigen Tag waren wir in den USA, in Namibia und in der Mongolei. Kein Wunder, dass wir heute immer noch auf «den Felgen» sind. Wir entscheiden uns Kurzerhand, nur etwa 40 km bis Riopar zu fahren, um im dortigen Campingplatz mit besserer Infrastruktur auszuruhen. Leider wird mit der Ruhe nichts. Der Platz Rio Mundo ist sehr schön und grosszügig angelegt. Wir beziehen eine Parzelle ohne direkte Nachbarn. Kurz nachdem wir uns eingerichtet haben (ca. 11:00), bricht bei einem jungen Paar zwei Parzellen links von uns entfernt ein Streit aus. Dieser zieht sich bis gegen 16:00 hin!! Uns ist der Grund des Streits unklar. Aus dem Verhalten des Mannes tippen wir auf Eifersucht. Er schreit seine Frau/Freundin an, beleidigt sie mit üblen Worten und fuchtelt mit der Campingausrüstung umher. In seiner Bedrohlichkeit wirkt er lustig. Insbesondere als er im Zelt Koffer und Taschen gegen die Zeltwände schmeisst und ihm diese wieder auf die Füsse fallen … und es wird weiter geflucht.
Seine Frau/Freundin (dieses Rätzel konnte wir nicht lösen) versucht ihn lange zur Raison zu bringen … vergeblich! Irgendwann gibt sie auf und fängt an, das Auto zu packen. Gegen 16:00 schleicht dann auch ihr Mann/Freund aus dem Zelt, hilft ihr beim Packen und um 16:30 verlassen sie, ohne ein Wort miteinander zu reden, den Campingplatz.
Na endlich, wir freuen uns auf die wohlverdiente Ruhe … denkste! Kaum sind sie weg, parkiert rechts von uns, obwohl der Zeltplatz fast leer ist, ein Wohnmobil (das eher einem Flugzeugträger gleicht) einer spanischen Familie. Die Türen gehen auf und … eine Horde Kinder, Hunde und etliche Erwachsene steigen aus. Die ganze Umgebung muss jetzt wissen und spüren, dass SIE da sind. Eine halbe Stunde später parkieren Freunde dieser Familie links neben unserer Parzelle und stellen drei Grosszelte auf. Sabine und ich schauen uns an …«Hurra … Familientreff!» Bis sie sich eingerichtet haben, dauert es bis um 20:00. Danach wird gekocht, gegessen und laut, sorry, sehr laut bis nach Mitternacht miteinander diskutiert. Diese Nacht haben wir den Erfinder oder der Erfinderin der Ohropax im Himmel gelobt.
Samstag, 18. September: Riopar- Alcalà del Jucar – Minglanilla
Wetter: Am Morgen frisch bei 14°C, am Nachmittag um die 30°C
Dieser Abschnitt der Piste ist, abgesehen von unserer Stippvisite des Dorfes Alcalà de Jucar und der guten Pizza, die wir im Restaurant des Campingplatzes von La Venta de Contreras gegessen haben, ziemlich unspektakulär.
Zu Beginn machen wir Halt im Dorf Riopar Viejo, das einst auf einem Hügel im Schutz einer Burg (Ruine) entstanden ist. Die meisten Gebäuden sind hübsch renoviert und werden heute als «Casa Rural» den Touristen angeboten. «Eine solche Casa wäre eine gute Idee für das nächste Mal» sagen wir unisono. Wir könnten so den Monat August überleben und die Umgebung, die sehr faszinierend ist, besser unter die Lupe nehmen.
Nach Riopar Viejo führt die Piste durch Pinien-Wälder. Sie ist ok, aber im Vergleich mit dem vorgestrigen Tag «langweilig». Hannibal hat Durst! Pistenfahren benötigt etwas mehr «Most» als das Fahren auf geteerter Strasse. So tanken wir nochmals kurz vor Alcalà de Jucar. Der Tankstellen-Wart macht grosse Augen als wir bei der Zapfsäule anhalten. «Sehr schönes Fahrzeug!» bemerkt er. Die Freude ist ihm ins Gesicht geschrieben. Man könnte meinen, er hat gerade die heilige Maria gesehen. «Man sieht nicht so viele … hier». Hannibal ist in Spanien ein «Paradiesvogel». Überall wo wir durchfahren, zieht er Blicke, meistens von Männern aber auch von Knaben auf sich. In den Campingplätzen bleiben sie sogar vor ihm stehen und bestaunen ihn gründlich. Nicht selten wurden wir gefragt, ob wir etwas mehr über den Umbau «erzählen» können. Wir machten uns einen Spass, «Eintrittsgeld» für die Führung zu verlangen. Nach der anfänglichen Überraschung brachen sie (und wir) in Gelächter aus.
Alcalà de Jucar ist ein Touristenmagnet. Das Dorf liegt in einer Schlucht oberhalb des Rios Jucar. Eine gut erhaltene römische Brücke, eine Burg und schroffe, senkrecht abfallende Felswände sind ihr Markenzeichen. Die Parkplätze am Dorfeingang sind praktische restlos besetzt. Wir finden trotzdem ein Plätzchen für Hannibal. Wir schlendern kurz durch die engen Gassen. Sie werden von Souvenirläden mit dem üblichen Kram gesäumt. Die warme Luft des Nachmittags hat sich darin versteckt und bringt uns zum Schwitzen. Nachdem wir ein Paar Bilder von der römischen Brücke «im Kasten haben», fahren wir weiter.
Gegen 19:00 erreichen wir den Campingplatz La Venta de Contreras, der am Fuss eines Staudammes liegt. Drei junge schwarze Kätzchen und ein aufgebrachter Esel heissen uns willkommen. Nachdem wir uns eingerichtet haben, gehen wir Pizza im Campingrestaurant essen. Gemäss Tripadvisor müssen diese lecker sein. Mal sehen! Unsere Erfahrung mit Pizza essen in Spanien ist bis jetzt, mit einer löblichen Ausnahme, sehr ernüchternd gewesen. Auf einer Terrasse mit Blick auf dem Staudamm sitzend bestellen wir einen gemischten Salat und zwei Pizzas. Der Salat ist lecker (Geheimnis: wurde mit Salaten und Tomaten aus dem eigenen Garten zubereitet, so versichert uns mindestens der Restaurantbesitzer), die Pizzas sind gut, auch wenn der Boden nicht selbstgemacht ist.
Der Vollmond ist aufgegangen und beleuchtet mit einem orangen Lichtstrahl die bereits vor Jahren errichtete, hohe Staumauer. Sie und wirkt sehr bedrohlich schaut uns «von oben herab» an. «Hoffen wir, dass sie hält!»
Sonntag, 18. September: Minglanilla – Albarracin
Wetter: Am Morgen frisch bei 12°C, am Nachmittag um die 25°C
Nach Villargordo de Gabriel verläuft unsere Piste dem rechten Ufer des «Embalse de Contreras» entlang. Was uns heute erwartet, können wir uns zu Tagesbeginn noch kaum vorstellen. Das Roadbook von Vibraction.org erwähnt, dass die Piste in dieser Strecke steile und ausgewaschene Passagen aufweist. Und so ist es! Im Schritttempo fahren wir den steilen Abhang hinunter zum See und später die steile Bergflanke wieder hinauf. Spitzkehren mit langen (aber nicht sehr tiefen) Auswaschungen verlangen eine präzise Lenkung. Mehrmals müssen wir rückwärts fahren um die «Kurven zu kriegen». Die Sicht auf den Stausee ist «magisch». Blaues Wasser inmitten eines grünen dichten Waldes. Einfach wild! Die Auswaschungen zwingen uns oft zum Aussteigen. Wir erkunden die schwierigen Passagen zu Fuss und diskutieren gemeinsam über «den besten Weg», sie zu meistern. Nicht selten erweist sich dieser Weg als reiner Balanceakt. «Nicht mit den Rädern in eine Auswaschung hineinzurutschen» ist die Devise. Wir sind froh, dass die Piste trocken ist. Die Räder haben einen guten Griff … und dies vereinfacht die Aufgabe ungemein. Während ca. 30 km kommen wir mit knapp 10km/h vorwärts.
Als wir das «Gröbste» hinter uns gelassen haben entspannen sich unsere Gesichter merklich. «Zum Glück sind wir auf keinen Gegenverkehr gestossen» sagt Sabine als wir die Nähe des Dorfes Enguidanos (am Ende des Stausees) erreichen. Auf dieser engen Piste hätte es kompliziert werden können.
Der Rest der Route führt uns durch verlassene Kohlenminen, entlang tiefer Schluchten und wunderschöner Tafelberge. Ein Meer von wilden Rosmarinbüschen, die in den Wäldern überall zu finden sind, begleitet uns den ganzen Tag. «Hannibal wird heute Abend wie ein Braten riechen».
Kurz vor Teruel wird die Landschaft nochmals dramatisch und atemberaubend (wir wissen es … wir verwenden das Wort «atemberaubend» sehr oft … aber wir finden kein besseres Wort, um die Landschaften, die wir angetroffen haben, zu beschreiben). Die Bergformationen von «Las Muelas» und «Las Musas» erinnern uns stark an den Grand Canyon in den USA. Bereits Im Abendlicht und noch vor dem Sonnenuntergang erglüht die Schlucht rot und «zwingt» uns zu einem Fotostopp. Wir bleiben mehr als eine Stunde, erklimmen die steilen Abhänge des Canyons soweit es geht, sehen eine Familie Steinböcke und schiessen dutzende von Bildern. Einfach majestätisch und imposant ist dieses Wunder der Natur! Und in der Gegend gibt es noch mehr davon.
Die Sonne ist bereits hinter dem Horizont verschwunden als wir Albarracin erreichen. Es ist kalt. Nicht ungewöhnlich aber zusammen mit unserer Müdigkeit und dem bedrohlichen Himmel (dichte und dunkle Wolken haben sich wie ein Leichentuch über unsere Köpfe gelegt) bringt uns dies zum Frösteln. Zum Glück ist der Campingplatz sehr gut und grosszügig eingerichtet und es lässt sich sogar ein Blick der denkmalgeschützten mittelalterlichen Altstadt mit islamischem Flair von unserer Parzelle aus erhaschen.
Montag, 18. September: Albarracin
Wetter: Regnerisch bei 7°C am Morgen. Am Nachmittag bewölkt mit sonnigen Phasen bei 18°C
Der Herbst hat auch in Spanien Einzug genommen. Die Tage werden allmählich kürzer und die Nächte spürbar kälter. In der Nacht hat es sogar geregnet (die Prognosen für die Woche sind ebenfalls schlecht). Für uns in diesem Sommer ein seltenes Ereignis. Am frühen Morgen haben wir zum ersten Mal auf dieser Reise die Standheizung eingesetzt.
Vom Camping aus lässt sich Albarracin bequem zu Fuss erkunden, was wir nach dem Frühstück auch tun werden – seit unserer Zeit in den Pyrenäen ist unser Laufbilanz zwar immer noch ansehnlich, hat sich aber «dramatisch» verschlechtert und muss aufpoliert werden.
Albarracin ist ein Städtchen mit gut 1000 Einwohnern, das uns aufgrund der Geschichte, der geografischen Lage und des gut erhaltenen Stadtbildes seit Reisebeginn fasziniert hat. Wir sind froh, die lange und teilweise beschwerliche Fahrt bis hierher in Angriff genommen zu haben. Ursprünglich ist der Ort in einer Flussbiegung auf einem Felsen von den Mauren errichtet worden. Die schützende Stadtmauer mit Festung und der Alcazar (Schloss) erinnern an diese Zeit sowie noch diverse andere Bauten im Stadtzentrum. Die Verwaltung hat anscheinen viel Geld und Zeit in den Erhalt der historischen Bausubstanz investiert. Die meisten Gebäuden sind gepflegt und weisen noch Spuren der Zeit auf. Uns zieht das Städtchen schnell in seinen Bann und so – obwohl von der Grösse her nicht ganz vergleichbar – kommen bei uns die gleichen Emotionen wie bei den Besichtigungen von Alquezar, Salamanca, Cacères und Trujillo hoch.
In einer vom Touristen-Hauptstrom abgelegenen Bäckerei kaufen wir zwei Butter-Croissant und ein mit Zucker und Mandeln gesüsstes Fladenbrot. Einfach nur lecker.
Die Sonne spielt Verstecken mit den Wolken und Fabrizio will sich die Möglichkeit einen Zeitraffer zu machen nicht entgehen lassen. Sabine geniesst daneben das Panorama und verschlingt genüsslich ihr Butter-Croissant (Fabrizio hat diese «lästige» Aufgabe gerate vor dem Bäckereieingang erledigt).