1. – 24 Juli: Canning Stock Route Tour
Das Wichtigste in Kürze:
Wir haben die berühmt/berüchtigte Canning Stock Route (CSR) unter die Räder genommen.
Abwechslungsreich und vielfältig haben wir sie erlebt: Wir sind an vielen Salzseen vorbeigekommen, haben stundenlang Dünen überquert, wurden von alten Gebirgszügen und der Prärie überrascht und hatten das Privileg, die Wüste grün zu erleben. An der blühenden Flora konnten wir uns kaum sattsehen und der unglaublich weite Sternenhimmel sowie die nur von Vögeln und bellenden Dingos unterbrochene Stille haben uns immer wieder von neuem verzaubert.
Tiere haben wir wenig gesehen. Zu üppig die Vegetation und zu reichlich die natürlichen Wasserquellen. Vom Leben in der Wüste zeugten jedoch die vielen Spuren im Sand: Kamele, Kängurus, Dingos, Echsen, Schlangen, Käfer, Vögel …
Die Isoliertheit in dieser nach aussen manchmal lieblichen, in der Realität jedoch sehr harschen und lebensfeindlichen Natur, haben wir während den letzten drei Wochen verinnerlicht. Wir sind jetzt noch überzeugter, dass die Tagalong-Tour für uns der richtige Entscheid war.
Die CSR verlangt Fahrer und Material alles ab. Die Wellblechpiste vergibt keine Mängel. Der Materialverschleiss ist riesig. Kaum ein Fahrzeug blieb von einem Schaden verschont. Um die Schäden am 4×4 zu minimieren, ist dreidimensionales Denken eine wichtige Voraussetzung. Die geringste Unaufmerksamkeit des Fahrers kann für das Fahrzeug fatal sein.
Was haben wir von den Menschen in diesen drei Wochen gelernt? Die Aussies verlieren auch in schwierigen Situationen ihren Humor nicht. In einer Notsituation stehen alle zusammen und unterstützen sich.
01.07.24 – Great Central Road – Warakurna Roadhouse
Wetter: verhangener Himmel bei 15°C
Wir starten die CSR-Tour mit dunkel verhangenem Himmel. Eine kühle Brise weht. Bei den verschiedenen Stopps frösteln wir mit hochgezogenen Schultern.
Die Piste ist von der Regenzeit im tropischen Norden (die sogenannten Trockenflüsse verursachten Überschwemmungen bis in den Süden) und lokalem, kürzlich gefallenem Regen gezeichnet. Erinnerungen und die schlechten Erfahrungen bei unserem Abenteuer auf dem Tanami Track vor einem Monat kommen wie geschissen hoch. Unser Convoy von 10 4×4-Fahrzeugen muss einigen Schlammlöchern ausweichen.
Wir stoppen beim Grab des Entdeckers Harold Lasseter, einer Höhle, in deren Nähe er auf der Suche nach Gold 1930 starb. In sein Tagebuch schrieb Lasseter die kraftvollen Sätze: „What good a reef worth millions? I would give it all for a loaf of bread“
Zwei weitere Stopps gelten den von den sogenannten „Surveyors“ (Landvermessern) eingeschlagenen Pfählen. Sie setzten ihren Plan von Strassenverbindungen gleich in die Realität um und zogen Walzen hinter sich her, die eine Schneise in den Busch legten. Die so entstandenen Wege bzw. Tracks, die in verschiedene Himmelsrichtungen liefen, benannte der Surveyer Beadell nach seiner Frau und seinen Kindern. Uns beeindrucken diese mutigen Männer, die sich mit minimaler Ausrüstung und noch sehr lückenhaften Ortskenntnissen, waghalsig in das weite und einsame Outback aufmachten.
Surveyor Tafel
Nach rund 340 km halten wir für die Nacht im Warakurna Roadhouse, ein einfacher aber sauberer Campingplatz einer Aboriginal Gemeinde.
Dass wir uns auf dem Gelände von Indigenous People befinden, wie die weissen Aussies sie auch nennen, erkenne ich an den Schildern und den mit Gittern eingepackten Tanksäulen, um die Menschen vor dem Kraftstoff-Sniffen zu bewahren. Alkohol und Drogen sind bei den australischen „Black People“ leider ein grosses Problem.
Am Abend versammeln wir uns vor dem Lagerfeuer und lernen uns (15 Teilnehmer + Führer) ein bisschen besser kennen. Eine frostige Nacht erwartet uns.
02.07.24 – Great Central Road – Tjukayirla Roadhouse
Wetter: verhangener Himmel bei 16°C
1956 wurde die noch heute operative Giles Weather-Station gegründet, benannt nach einem europäischen Entdecker, der sich 90 Jahre früher bis hierher gewagt hatte. Sie ist die abgelegenste von 400 Stationen, die täglich einen Messballon gegen den Himmel bis zur Stratosphäre aufsteigen lässt. Mit den dadurch erhaltenen Daten werden die Wetterprognosen für das Zentrum, den Süden sowie den Osten von Australien erstellt.
Vor dem kleinen Museum mit einem interessanten Dokumentarfilm zum Aufbau der Wetterstation und den damaligen Lebensbedingungen – die Aborigines waren in den 50er Jahren noch nomadisierende Jäger und Sammler – stehen die Walze, mit der der Landvermesser und Strassenbauer Len Beadell den Verlauf der Strasse bestimmte und daneben die Grader-Maschine, mit der 30‘000 km Piste angelegt wurden. Beadell war auch ein talentierter Zeichner und Author. Einige seiner Bilder werden im Museum gezeigt.
Die Wetterstation wurde auch genutzt zur Einschätzung der Windbedingungen für die in Woomera in den 60er-Jahren durchgeführten Atomraketentests.
Den ersten Kaffestopp machen wir bei einer mit einer Metallstrucktur abgesicherten Rockhole, daneben liegt ein gründlich gesäuberter Kamelknochen. Bei der Mittagspause können wir uns die Beine etwas vertreten. Unsere Fotosammlung wird um ein paar Blumenbilder reicher.
Die heute sehr gute Great Central Road (474 km), mehrheitlich Piste mit zwei längeren geteerten Abschnitten, säumen unzählige Autofracks, auch jüngeren Datums.
Am Abend werden wir zu einem Crevettenragout eingeladen – wegen den Quarantänebedingungen für WA dürfen Krustentiere ebenso Gemüse und Obst nicht eingeführt werden. Wir steuern Zucchini und Reis bei. Ein unterhaltsamer Abend beginnt, der wie gewohnt am wärmenden Lagerfeuer endet.
03.07.24 – Leonora
Wetter: verhangener Himmel bei 14°C
Heute sind wir das Schlusslicht des Konvois. Unsere Aufgabe ist es, die Durchsagen des Tour- Guides zu repetieren, damit sichergestellt werden kann, dass alle die gleiche Info mitbekommen haben. Doch der Konvoi von unseren 4×4-Fahrzeugen zieht sich in die Länge, so dass wir zum Teil zu stark zurückliegen, um alle Durchsagen zu verstehen. Eine weitere Herausforderung ist die gleichmässige Geschwindigkeit. Immer wieder müssen wir auf einer Piste auf über 90 km/h beschleunigen, um den Anschluss nicht zu verlieren.
Zur Kaffeepause werden wir an einen Ort geführt, der einerseits dem Mulgabaum gewidmet ist und andererseits dem spirituellen Leben von heute und in der Vergangenheit, wie die Felszeichnungen von Aborigines zeigen.
Bei den pittoresken Giles Breakaways, einem Überbleibsel eines alten beinahe wegerodierten Gebirgszuges, verbringen wir die Mittagspause.
Auf dem Weg nach Leonora fahren wir an vielen kleineren und grösseren Wasseransammlungen vorbei, Zeichen der ergiebigen Regenzeit im tropischen Norden und der kürzlich gefallenen lokalen Niederschläge.
Werden wir die ganze Canning Stock Route (ca. 1800 km) fahren können? Eine wohl berechtigte Frage. Die letzte Tour musste am 17. von 26 Tagen bzw. nach dem 33. von 51 Brunnen von der Route abweichen, da der letzte Teil unpassierbar bzw. überschwemmt war.
Morgen biegen wir auf diesen früheren Viehtriebstrack ein und werden am ersten Brunnen unser Camp aufschlagen. Bevor wir die Zivilisation jedoch hinter uns lassen, geniessen wir in einem Pub in Leonora ein Abendessen und ein kühles Bier.
04.07.24 – CSR – North Pool
Wetter: regnerisch bei 14°C
Zwischen Leonora und Leinster werdwn wir uns mir der für die Natur sehr invasiven jüngeren und aktuellen Minenarbeiten bewusst. So weit das Auge reicht mache ich am Horizont immer wieder gigantische Tafelberge mit Zyanid behandeltem Aushub aus. Alles andere als die harte Romantik der Goldgräber der frühen Zeiten, die allerhöchstens kleine Tunnel im Umfang eines Menschen gruben und kleinere, von weitem nicht sichtbare Hügel produzierten.
Nachdem wir unsere Vorräte ein letztes Mal für die nächsten 23 Tage aufgestockt haben, passieren wir etwa 80 km vor Wiluna die nach Kalgoorlie grösste im Tagbau betriebene Mine, die Mount Keith Mine. Was für eine enorme Verletzung des Erdreiches.
Nach der Mittagspause kommen wir zum ersten Brunnen, Well 1: 1908 ausgehoben und 13.5 m tief. Ca. alle 20 km werden wir auf einen Brunnen treffen, welcher die von den Kimberley’s nach Süden getriebenen Rinder tränkte.
Am idyllischen North Pool schlagen wir unser Camp auf. Eine kühle Nacht erwartet uns.
05.07.24 – CSR – Well 3
Wetter: verhangener Himmel bei 16°C
Nach 38 km auf guter Gravelroad zweigen wir auf die CSR ab. Auf der nun einspurigen Piste folgen Schlammpassagen auf sehr tiefe Corrugations (wellblechartige Piste) und steinige Passagen mit sehr scharfkantigen Felsbrocken. „Watch out for your tyres“ heisst die Devise.
Am 3. Ziehbrunnen gibt es zwar Wasser, jedoch stinkt dieses fürchterlich. Gleich daneben schlagen wir unser Camp am frühen Nachmittag auf.
Alle nutzen die Gelegenheit, um sich an der Sonne etwas aufzuwärmen. Rebecca und Michael laden uns zu einem Gin Tonic ein. Wir sind die einzigen der Gruppe, die keinen Alkohol mithaben. Dafür haben wir schlichtweg keinen Platz. Hannibals Bauch lässt sich keinesfalls noch mehr dehnen. Gut so.
06.07.24 – CSR – Well 6
Wetter: die Sonne scheint wieder bei 15°C
Nach einer klaren, kalten Nacht treffen wir uns um 8.30 Uhr zum allmorgendlichen Kurzbriefing. Die heutige Piste verlangt die volle Aufmerksamkeit vom Fahrer. Nur eine Sekunde den Blick in die Weite schweifen lassen und schon kann daraus ein platter Reifen resultieren.
Auf den ersten 10 km überqueren wir neun Flüsse, glücklicherweise führen sie kein Wasser. Immer wieder queren gute Pisten, die zu Minen führen, die CSR. Die Regierung von Westaustralien plant, in den nächsten 20 Jahren eine Autobahn von Perth nach Darwin zu bauen. Diese wird zum Teil über die CSR führen, was den definitiven Todesstoss für diese legendäre Viehtriebsroute bedeuten wird, die seit ihrem Bestehen Anfang des 20. Jahrhundert nie unterhalten bzw. instandgesetzt wurde. Wird eine Stelle unpassierbar, suchen die Fahrer eine Umfahrung im freien Gelände.
Die Windich Springs sind ein idyllischer Ort. Michael und Beven wagen sogar den Sprung ins kalte Wasser. 32 m tief ist der 5. Ziehbrunnen, der Wasser führt. In einem kräftezehrenden Akt können etwa 30l pro Kessel zutage gefördert werden.
Eine Nebenpiste führt uns zu unserem ersten Salzsee auf der CSR, faszinierend schön. Wären da nur nicht diese Autospuren. Die Aussies machen keinen Schritt zu viel. Der Strand, die Dünen, die Salzseen, die Flussbetten … alles muss mit dem 4×4 bezwungen werden.
Unser Camp schlagen wir beim Well 6 auf. Nicht nur der restaurierte Brunnen hat Topqualität, sondern auch das lauwarme Wasser, dass über eine Ziehkurbel in einem Eimer zutage gefördert wird. Beweis für das reichlich vorhandene Wasser sind die ausladenden White Gums.
07.07.24 – CSR – Well 12
Wetter: sonnig bei 20°C
Heute wird die Sandflagge montiert. Neben 6 Brunnen in mehr oder weniger gutem Zustand erwartet uns eine erneut steinige und nervenaufreibende Wellblechpiste. Doch die Australier verlieren trotz aller Unwegsamkeiten den Humor nie.
Eine Stunde vor unserem Camp fahren wir durch eine unglaublich schöne Dünenlandschaft, in deren Mitte wir in einem Desert Oak Wäldchen für die Nacht stoppen.
08.07.24 – CSR – Durba Springs
Wetter: sonnig bei 23°C
Die erste Nacht, in der wir nicht vor Kälte aufwachen. Ein erster warmer Tag erwartet uns. Ein ausgebrannter Landrover erinnert uns daran, dass wir Pass und Medikamente für den Notfall immer bei uns tragen sollten. In den 70ern versuchte ein Abenteurer, mit einer Schubkarre die CSR von Süden nach Norden zu Fuss zu überwinden. Er scheiterte … doch er wurde besser. Ein paar Jahre später war sein Versuch von Norden nach Süden erfolgreich.
Am Abend erreichen wir die grüne Oase Durba Springs, umgeben von den senkrecht aufsteigenden roten Schluchtwänden. Ein Campingplatz mit Rasen und einigen natürlichen Wasserpools erwartet uns, welch ein Luxus.
Die erste Erkundungstour am Abend führt uns zu einigen Felsmalereien der Aborigines.
Hier legen unsere erste Tourpause ein. Ein Tag im Schatten der Whitegums. Duschen, Kleider Waschen, unseren Haushalt wieder in Ordnung zu bringen … und sonst sich von den ersten Strapazen erholen ist der Tagesprogramm.
09.07.24 – CSR – Durba Springs
Wetter: sonnig bei 26°C
Die brachiale Schlucht von Durba Springs ist atemberaubend schön. Auf dunkelrot, senkrecht aufsteigenden Wänden haben sich immer wieder White Gums ihr Territorium gesichert. Im Tal hat es noch viele Wasserpools, die den Pfad bis zum Ende der Schlucht unter sich verbergen.
Die Umwege sind nicht offensichtlich und Fabrizio und ich lassen uns zu einer Kletterpartie über riesige Felsen bis zu den mit eiskaltem Wasser gefüllten Felspools oberhalb der Schlucht verführen. Wie aus einem Bilderbuch ist die Szenerie. Wir sind froh, dass wir unsere Angst und Bedenken überwunden haben. Mitgeholfen hat auch ein junges Paar, das uns den einfachsten Weg hoch und die besten Handgriffe und Fusstritte gezeigt hat. Danke Michael und Rebecca.
Den Abend verbringen wir vor dem hypnotisierenden Lagerfeuer unter einem magischen Himmelszelt.
10.07.24 – CSR – zwischen Well 19 + 20
Wetter: sonnig bei 29°C
Bevor wir uns entlang der CSR weiter Richtung Norden bewegen, erkunden wir noch Felszeichnungen von Aborigines der besonderen Art. Auf einem abgestürzten Felsbrocken ist die Gravur eines Riesenwesens gut erkennbar. Bei genauerem Hinsehen entdecken wir noch einige eher verbreitete, grafische Zeichnungen.
Der heutige Tag führt uns durch eine traumhaft schöne Dünenlandschaft. Hannibal meistert die heutige Herausforderung, ohne zu zögern und lässt auch das Überqueren von weichem Sand bzw. steilen Anstiegen wie ein Kinderspiel erscheinen. Majestätisch schreitet er über noch so unwegsam erscheinendes Gelände. Bravo, wir fühlen uns sicher aufgehoben in deinem Cockpit.
Am späteren Nachmittag überqueren wir den südlichen Wendekreis, Tropic of Capricorn. Unsere nächsten Tage werden wir in den winterlich warmen Tropen verbringen. Fertig mit den frostigen Nächten. Hipp Hipp Hurra. Freude herrscht.
Der heutige Tag ohne Wellblechpiste war erholsam für Geist und Körper. Mit einem Hochgefühl errichteten wir unser Camp in einem zauberhaften Desert-Oak (Wüsteneiche) -Wäldchen.
11.07.24 – CSR – Georgia Bore
Wetter: sonnig bei 26°C
Landschaftlich steht die heutige Fahrt mitnichten der gestrigen nach. Der Savory Creek überrascht inmitten der Wüste mit der Wassermenge, die er führt.
Der Salzsee Lake Disappointment scheint einem Rothko-Bild entsprungen. Es fehlen die Superlative, um die Schönheit dieses Ortes zu beschreiben.
Und dann geht unsere Fahrt weiter zwischen oder über die mit blühendem Spinifex und den bezaubernden Desert Oaks bedeckten roten Dünen. Diese Landschaft werden wir für immer an einem speziellen Ort in unseren Herzen verwahren!
Immer häufiger werden die für die Tropen so typischen riesigen Termitenhügel und dann beginnen wieder die heiss geliebten Corrugation (Wellblechpiste), zum Glück nicht ganz so heftig wie in den ersten Tagen auf der Canning Stock Route, wo wir befürchten mussten, dass sie Hannibal mit Inhalt auseinander reissen würden.
Zu früh gefreut. Plötzlich kommen sie, diese einem durch und durch schüttelnden Corrugations, wieder. Scheinbar gibt es nur ein Mittel dagegen: Geschwindigkeit. So brettern wir mit über 60 km/h über die Piste, ganz schön anstrengend und auch gefährlich!
12.07.24 – Detour – South Bore
Wetter: sonnig bei 22°C
Der Tag beginnt mit einer materialzerreissenden 20 km langen Wellblechpiste. Der sogenannte „sweetpoint“, wo es nicht mehr so arg schüttelt, liegt bei uns etwa bei 70 km/h. Bei einer Naturstrasse benötigt dies sehr viel Konzentration vom Fahrer.
In Parnngurr, einer Aboriginal Gemeinde, tanken wir und stocken unsere Vorräte auf. Typischerweise wird auch hier die Tankstelle mit dazugehörigem Laden von Weissen geführt. Im Laden geht es geschäftig zu und her. Vor dem Bankomaten hat sich eine Schlange gebildet ebenso vor der Kasse. Vor dem Eingang sitzen ein paar ältere Menschen gelangweilt auf einer Bank und beobachten das Geschehen. Auf der Strasse jagen ein paar Hunde hintereinander her. Fabrizio macht sich einen Spass daraus, sie mit seinem «Wauwau» zu verwirren und tatsächlich halten sie für einen Augenblick verwundert inne.
Immer wieder sausen ein paar alte und in Mitleidenschaft gezogene 4×4 über die staubigen Strassen. Oft ersetzt Karton die Fenstergläser, manchmal fehlen sie auch ganz. Die Karossen sind auch reich an Blechschäden. Doch das scheint hier draussen, 370 km vom nächsten Minendorf Newman entfernt, niemanden zu kümmern.
Bei uns bleibt nach dem rund einstündigen Aufenthalt die Frage unbeantwortet, womit sich die Menschen hier den ganzen Tag beschäftigen.
Kurz vor dem Karlamilyi (Rudall River) NP errichten wir unser Camp. Ein wunderbarer Ort in einem White Gum-Hain inmitten einer mit gelben Halmen wiegenden Wiese. In Gehdistanz ein paar rote Dünen unter einem grünen Kleid.
Hier haben wir schon vor 20 Jahren eine Nacht verbracht, die wir über all die Jahre immer noch in bester Erinnerung haben. Wir haben diesen magischen Ort sofort wieder erkannt und freuen uns morgen auf die Erkundung des Nationalparks, der ebenso einer unserer Sehnsuchtsorte ist.
13.07.24 – Detour – Karlamilyi (Rudall River) – NP – Desert Queen Baths
Wetter: sonnig bei 25°C
Heute geht also in den abgelegensten und trockensten Nationalpark von Australien, den Karlamilyi NP. Zu unsere Kaffeepause stoppen wir am magischen Tjingkulatjatjara Pool – der Name ist ein echter Zungenbrecher. Es fällt schwer, sich von diesem zauberhaften Wasserloch mit hohem Wasserstand loszureissen. Das hoch in den White Gums gesammelte Laub gibt einen Anhaltspunkt, wie hoch der Wasserstand in der Regenzeit reichen kann.
Unser Herz schlägt höher, als wir Richtung Desert Queen Baths abzweigen. Wie werden wir diesen speziellen Ort antreffen? Wir waren bereits hier … vor 20 Jahren!
Die von Erosion gekennzeichneten ehemaligen Tafelberge oder deren Überbleibsel markieren unseren Weg zu den „Bädern“. Wir erinnern uns nicht mehr an die Details dieser Zufahrt. Der Camping umgeben von tiefroten schroffen Bergen am Rande der Schlucht ist bereits gut besetzt. Vor 20 Jahren waren wir zu zweit und eine Nacht sogar alleine.
Die Ankunft wird überschattet von einem weiteren schweren Schaden an einem Fahrzeug. Bei der hinteren Aufhängung, der Blattfederung fehlt der Bolzen! Einige Meter oder Kilometer weiter und ein Disaster wäre passiert. Auch hier schaffen es die Buschmechaniker der Gruppe, den Schaden nach 3-4 Stunden zu beheben.
Fabrizio und ich sind zu einer Degustation von „Schlauch“-Weinen eingeladen. Die Qualität des gut durchgeschüttelten, gegärten roten Traubensafts (Shiraz vom Margret River und Cabernet Sauvignon) sind sehr ansprechend. Many Thanks to Jens & Beven!
Am nächsten Tag, einem weiteren Ruhetag, kontrollieren alle ihre Fahrzeuge. Die CSR mit ihren sehr ruppigen Wellblechpisten verlangt langsam ihren Zoll. Bei der Kontrolle werden lose Schrauben und Teile geortet. Bei Hannibal ist eine Halterung der Radiator-Abdeckung gebrochen. Ein Kabelbinder muss reichen, um das Ganze an der Karosserie festzuzurren.
Den Rest des Sonntags, verbringen wir mit der Besichtigung der königlichen Bäder, einem Ausflug zu einer Höhle vis-à-vis mit guter Fernsicht – aber dilettantisch restaurierten Felszeichnungen – waschen von Kleidern und ausruhen.
Bei den Desert Queen Baths kommen wir nur bis zum dritten Pool. Die Bäder sind so gut gefüllt, dass entlang des Kliffs die Pfade im Wasser begraben sind. Um zu den weiteren fünf zu gelangen, müssen mindestens zwei weitere eiskalte Pools schwimmend überquert werden… Nichts für die Monkeys.
15.07.24 – CSR – Georgia Bore
Wetter: sonnig bei 25°C,
Der heutige Tag war geprägt von Pannenstopps. Heute traf es drei Fahrzeuge: eine lockere Schraube bei den hinteren Aufhängungen, ein Chockabsorber-Ersatz bei den Stossdämpfern sowie ein Leck im Dieseltank, das mit einem Stück Seife gestopft werden konnte.
Am Abend sind wir alle etwas nachdenklich. Welcher 4×4 wird als nächster Opfer des Verschleisses, den die CSR fordert? Wir entschuldigen uns bei Hannibal für die Strapazen, denen wir ihn unterziehen und geben ihm einige Extra Streicheleinheiten.
… und trotz allem, die Stimmung ist weiterhin unterstützend, gut und humorvoll. Davon könnten wir Schweizer uns manchmal eine Scheibe abschneiden.
16.07.24 – CSR – Well 26
Wetter: sonnig bei 23°C
Heute nehmen wir es etwas gemütlicher. Der Dieselfässer-drop-off (Lieferung von Fässern auf Bestellung) beim Well 23 musste eingestellt werden, als die Treibstoffdiebstähle sich häuften. Nun stellt ein Dorf der Aborigines mit einer Tankstelle die Versorgung sicher.
Die Gibson Desert grünt und blüht, unglaublich dieses Blumenmeer, dessen Wirkung sich leider nicht in einem Bild festhalten lässt. Dafür sind die lila, gelben und weissen Blüten zu klein, aber eine Augenweide bei näherer Betrachtung.
Lunch feiern wir auf einer Düne mit Ausblick auf einen temporären See, noch ca. 1.5 m tief. Dann bei einer der ersten Dünen fährt sich ein erfahrener 4×4-Fahrer fest. Wieder setzt sich ein Teil der Gruppe für die „Rettung“ mit der Seilwinde ein und Jens gleicht mit seiner Schaufel die tiefsten Löcher aus. Zum ersten Mal braucht Hannibal zwei Versuche.
17.07.24 – CSR – Thring Rock
Wetter: sonnig bei 26°C
Eine kühle Nacht erinnert uns an Australiens Winter. Am Morgen fahren wir an den dunkelroten Gerippen von uralten Gebirgszügen vorbei. Hübsch anzusehen, aber da wir gegen die Sonne fahren, macht es keinen Sinn, zu fotografieren.
Dann am 27. Brunnen ist es wieder soweit, die Hinterachse des 4×4 unseres Tourguides hat sich wieder verschoben und muss justiert werden. Kurzerhand werden die Werkzeugkästen hervorgeholt und nach Begutachtung des Schadens kommt auch die Seilwinde zum Einsatz. Nach gut zwei Stunden rollt unser Konvoi wieder.
Zwei wenig spektakuläre Brunnen später aber eine umso spektakulärere Dünenlandschaft weiter machen wir uns zu unserem Camp dem Thring Rock auf. Der Weg dorthin ist ruppig, eng und mit den schlimmsten Schräglagen, die wir je gefahren sind. Hannibals Flanken werden von den Gebüschen nicht gestreichelt, sondern auf breiter Front zerkratzt. Autsch. Sorry Hannibal!
Morgen werden wird unser letzter Tag auf der Canning Stock Route sein. Die meisten sind – so spüren wir es – nicht traurig darüber, dass der Norden der CSR von den Landbesitzern noch nicht freigegeben wurde. Die mechanischen Schwierigkeiten häufen sich und niemand will der Nächste sein oder sein Fahrzeug abschleppen lassen müssen.
18.07.24 – CSR – Well 33 – Kunawarritji
Wetter: sonnig bei 23°C
Als Überraschung erwartet uns im nächsten Dorf Kunawarritji eine warme Dusche. Dafür stehen wir auch gerne eine halbe Stunde früher auf.
Eine ständig sich verändernde Strecke erwartet uns. Zuerst fahren wir an dunklen Gebirgszügen vorbei, die mit hellen Grasbüscheln durchsetzt sind, ein Bild wie von einem Künstler des Pointillismus.
Dann geht’s über unzählige Dünen. Sind sie steil und holprig kommt die Empfehlung von Wylie „a little bit of right foot“ bzw. Gas geben. Die Spur über und zwischen den Dünen wird auch sehr gerne von Tieren benutzt, davon zeugen die vielen Spuren von Kamelen, Kängurus, Dingos, Eidechsen, Schlangen, Vögeln, Käfern … Doch wo sind sie denn nur geblieben? Die dichte Vegetation und die überdurchschnittlich vielen Wasserquellen lässt die Fauna in der Weite verschwinden.
Dann kommen wir in die Fläche und in die Prärie. Goldene Grashalme auf den noch grünen Spinifexkissen wiegen sich im Wind, eine wunderbar beruhigende Kulisse.
Kurze Zeit später durchqueren wir sogenannt verbrannte Erde. Doch dies gehört zur Bewirtschaftung der roten Erde. Gewisse Pflanzen wie zum Beispiel der Eukalyptus brauchen dies, um ihre Samen zu verbreiten. Und tatsächlich grünt und spriesst es in diesen ehemaligen Brandabschnitten unglaublich.
Kurz vor Well 33 im Dorf Kunawarritji können wir nach gut zwei Wochen das erste mal in einem kleinen, jedoch für den isolierten Ort gut assortierten Laden einkaufen. Während Fab und ich unsere Vorräte mit Gemüse und Früchten aufstocken, kaufen die Aussies vor allem Fleisch und Süssigkeiten ein.
Und dann wird plötzlich alles anders! Die Neuigkeit, die Canning ist bis zum vorletzten Brunnen offen, schlägt gegen 15.15 Uhr wie eine Bombe ein. Der Ältestenrat der Aborigines (zugleich auch die Landbesitzer) hat zusammen mit den Rangern der Naturschutzgebiete getagt und die Freigabe des CSR-Tracks ab Well 33 – 50 beschlossen. Der letzte Brunnen 51 ist immer noch überflutet und so die Flussüberquerung nach Billiluna unmöglich. Nach Well 50 muss der Lake Gregory grossräumig umfahren werden, um die Tanami Road zu erreichen. Dies sei klar markiert.
Was uns fehlt, sind die offizielle Bewilligung von den Aborigines, um hier durchzufahren, und die genaue auf einer Karte bzw. elektronischem Routing-System festgehaltene Umfahrung. Wylie mit Unterstützung einer Bürokraft beantragt über Nacht sämtliche Bewilligungen, klärt die Umfahrung ab und versucht, den Riss in seinem zweiten Dieseltank zu reparieren.
Wir Teilnehmer stehen um eine behelfsmässig eingerichtete Feuerstelle, werden von Wylie einzeln zu unserer Meinung interviewt und warten gespannt auf den morgigen definitiven Entscheid des Touroperators. Denn es gibt neben der Route auch das Risiko der bereits von der CSR gezeichneten 4x4s, insbesondere jenes unseres Guides, zu evaluieren.
19.07.24 – CSR – vor Well 37
Wetter: sonnig bei 26°C
Und es geht weiter auf der CSR! Wylie verkündet uns den Entscheid mit müden Augen. Er hat bis tief in die Nacht hineingearbeitet. Dafür applaudieren wir ihm. Ein Paar entscheidet sich für den Ausstieg. Die Schäden an ihrem Fahrzeug sind zu gross. Goodbye Leanne and Michael! Safe Travel!
Nach einer geschätzten warmen Dusche, die wir von gestern auf heute verschoben haben und einem letzten Einkauf, geht’s los. Anfangs nochmals über die gefürchteten Corrugations, bevor wir für den Rest des Tages in eine wunderbare Dünenlandschaft eintauchen.
20.07.24 – CSR – Well 41
Wetter: sonnig bei 27°C
Heute fahren wir alle zwei Minuten über eine Düne. Bis am Abend sind es weit über hundert. Ich liebe es und Fabrizio mittlerweile auch. Für Hannibal sind die „Sandberge“ ob fest oder weich, ob glatt oder mit Löchern versehen, ein Kinderspiel.
Neben den prächtigen Dünen, einigen Kamelen sind heute lila blühende Büsche die eigentlichen Stars. In Nichts stehen die gelben Blütenteppiche von niedrigen Büschen in der Fläche nach. Einen hübschen Kontrast bilden auch die silberfarbenen Pflanzen. Und im Hintergrund je nach Lichteinfall orangerote, altrosa oder beige Dünen, mal mehr, mal weniger bewachsen. Die blühende Wüste verzaubert, uns auf jeden Fall.
In einem Salzsee posieren ein paar Kamele, Ägypten lässt grüssen.
Zwei Stopps haben mit der Geschichte der Aborigines zu tun. Bei einer Rockhole, die aktuell kein Wasser führt, weist Wylie auf menschgemachte Kerben hin. Hier haben die Aborigines ihre Speere geschliffen. Dann besuchen wir das Grab eines Landvermessers, der von Aborigines mit einem Speer getötet wurde. Daraufhin wurde dieser mit einem Gewehrschuss hingerichtet. Auch ihm wurde ein Denkmal gewidmet.
Die heutigen Brunnen sind alle nicht mehr funktionstüchtig. So auch ein weiteres Fahrzeug, welches Probleme mit der Batterie hat. Nach einer längeren Reparaturpause kann es wieder gestartet werden. Auch Wylies Hinterachse scheint sich wieder leicht verschoben zu haben. Mit einem Eingriff wird vorerst zugewartet, denn wer weiss, was dann passiert!
21.07.24 – CSR – Well 46
Wetter: sonnig bei 26°C
Ca. 140 Dünen auf 183 km, fünf Brunnen oder was davon übrigbleibt sowie Flächen mit Termiten- oder Ameisenbauten durchsetzt prägen die Etappe.
Die eigentlichen Spielverderber sind die sogenannten „Scratchy Doors“-Büsche, die Tunnel gleich unserer Piste Spalier stehen. Zum Schutz haben wir an den Seiten von Hannibal (von der Stossstange zum Dach) Zurrbänder gespannt. Dennoch piksen die Äste der Büsche unaufhörlich in Hannibals Flanken und zerkratzen seinen Lack. Hannibal hat eine dicke Haut und beklagt sich nicht. Da müssen wir durch, ohne wenn und aber. Kosmetische Schäden werden untergeordnet!
Unser Camp schlagen wir heute auf einer grünen Wiese beim einst restaurierten und leider vom letzten Hurrikan zerstörten Well 46 auf. Ein hübsches Camp. Wir haben jedoch wenig Zeit, um dieses zu geniessen. Kurz nachdem wir uns eingerichtet und gekocht haben, dunkelt es bereits ein (ca. 17.45 Uhr) und die Temperaturen fallen in kürzester Zeit um beinahe 20 Grad. Höchste Zeit, um sich vor dem gut lodernden Feuer aufzuwärmen.
22.07.24 – CSR – nach Well 51
Wetter: sonnig bei 27°C
Der letzte Tag auf der originalen CSR-Route und zwei Gruppenmitglieder schaffen es tatsächlich zum letzten Brunnen, Well 51.
Zuerst finden wir jedoch heraus, wie die heute rot blühenden hübschen „Scratchy Doors“-Büsche heissen – Holy Grevillea – verabschieden uns von den weniger und kleiner werdenden Dünen, meistern mit Unterstützung einiger Gruppenmitglieder die für Hannibal sonst unpassierbare Schräglage und fahren an einem magischen Gebirgszug vorbei mit dem Aushängeschild Crown Head.
Und dann nach rund 3500 km kommt unsere CSR-Tour 2 km vom letzten Brunnen entfernt, zu einem jähen Ende. Well 51 ist unter den Wassermassen des Lake Gregory verschwunden. So nah und doch so fern. Nicht für Rebecca, Michael und Jens, die sich zu Fuss ins Marschland aufmachen. Als sie bei Dunkelheit im Camp ankommen berichten sie freudestrahlend „we made it to well 51, swimming!“ Die von Bec gemachten Fotos beweisen es. Bravo, ihr habt die Gruppenehre gerettet!
23.07.24 – CSR – Paruku-Lake Gregory-Handover Camp
Wetter: sonnig bei 28°C
Da nach Well 51 die Piste in den Fluten des Lake Gregory versunken ist, müssen wir den See auf einer behelfsmässigen Piste – für die in der Region lebenden Menschen wurde aus der Not ein neuer Pfad mitten durch unberührtes Grasland gelegt – weiträumig umfahren.
Unwissend was uns erwartet, fühlen wir uns ein klein wenig wie Entdecker. Die mit rosa Bändern sogenannt klar gekennzeichnete Umfahrung erweist sich als weniger offensichtlich als gedacht. Wir drehen uns 10 km buchstäblich im Kreise, bevor wir einen undeutlichen Pfad über eine Düne ausmachen können. Auf den 80 km sehen wir gerade mal zwei rosa Bänder.
Die Umfahrung ist sehr sehr holprig und ermüdend, aber nicht im eigentlichen Sinn schwierig (rough, wie die Aussies die Strecke beschreiben). Wir fahren im Schnitt nicht einmal 20 km/h.
Die Strecke ist von Weideland umgeben und wir treffen auf viele Kuhherden. Dutzende von Rindvieh-Augenpaaren schauen unserem Konvoi neugierig nach. Sie scheinen keine Angst vor den sie passierenden Vehikeln zu haben. In der Ferne sind immer wieder die Wassermassen des Lake Gregory zu sehen.
Zur Mittagspause haben wir bereits unser Camp am Lake Gregory erreicht. Die Sicht auf das aktuelle Binnenmeer verschlägt uns den Atem. Wasser so weit das Auge reicht. Unglaublich schön!
Nach knapp 700 km über Hunderte von Sanddünen brauchen die leeren Mägen unserer 4×4 Nachschub. Diesen finden wir in der Aboriginal Community von Mulan. Verrostete Reihen von ausrangierten Autos begrüssen uns. Das Dorf selbst gibt ein tristes Bild ab. Viel Unrat liegt herum, auch in den umzäunten Vorgärten der renovationsbedürftigen Häuser. Trotz dieser desolaten Umgebung begegnen uns die Menschen freundlich. Wir entspannen uns.
Die spielenden Kinder vor dem ordentlichen Lebensmittelgeschäft lachen uns mit leuchtend weissen Zähnen entgegen und fragen uns nach unserem Namen. Nachdem sie uns auch ihren genannt haben, verabschieden sie sich mit einem „give me five“-Handschlag und sausen auf ihren Rollern davon.
Wir sind zurück in der Zivilisation! Fabrizio kauft sich eine Diet Coke und feiert diese kühle Erfrischung auf seine Weise.
Am Lagerfeuer wird uns langsam mulmig zumute. Morgen ist es für Fabrizio und mich soweit, uns von der Gruppe, mit der wir über drei Wochen verbracht haben, zu verabschieden. Sie fahren nach Alice Springs (SO), wir Richtung Halls Creek (NW). Der erste Abend alleine wird komisch sein. Wir haben die Menschen mit ihren unterschiedlichen Charakteren in den letzten drei Wochen schätzen gelernt und in unsere Herzen geschlossen.
HERZLICHEN DANK WYLIE, Darren & John, Pedro & Sherry, Jens, Bevan, Michael & Leanne, Michael & Rebecca, Pit & Jenny and Chris. Ihr habt die CSR-Tour für uns einzigartig gemacht. Wir werden euch vermissen!
24.07.24 – CSR – Balgo
Wetter: sonnig bei 30°C
Die nächste Aboriginal Community Balgo überrascht uns durch ihren adretten Auftritt. Wir treffen nette Holzhäuser mit farbig blühenden Bougainvillea im Vorgarten, einen grossen Sportplatz, einen Spielplatz und eine geschlossene Badi an, alles sauber und gepflegt.
Doch was ist nur vor dem Lebensmittelgeschäft los? Verbrannter Abfall überall und eine uns ratlos erscheinende Menschenansammlung erwarten uns. Wylie winkt uns in den Laden. Schnell schnell, eine Versammlung steht an und das Geschäft wird dann geschlossen. Das Sortiment ist sehr sehr vielfältig, auch beim Gemüse und bei den Früchten. Die weisse Shopmananagerin erklärt uns das derzeitige Tohuwabohu: zwei Jugendliche haben in der Nacht die Abfalltonne sowie die Wascküche abgefackelt und einen Schaden von rund 50‘000 AUS$ verursacht! Sie entschuldigt sich für die Unbill und schiebt nach, die Bewohner von Balgo seien stolz auf ihr Dorf und dulden keinen Vandalismus. Auf meine Nachfrage, ob solche Ereignisse häufig seien, antwortet sie mit einem klaren NEIN.
Lohnend ist der Besuch der Art Galerie. Wir kaufen nichts, da das uns faszinierende Bild vor der Nase weggeschnappt wird. Doch wir sind uns sicher, das Kunstwerk wird bei Pit und Jenny ein würdiges neues Zuhause erhalten.
Wir besuchen mit der Gruppe noch einen spektakulären Aussichtspunkt am Dorfrand und fahren dann zur Tanami Road. Nach rund 3‘750 km heisst es nun, endgültig Abschied zu nehmen. Es war eine tolle und lehrreiche Zeit.
Zeit um auch ein FAZIT zu formulieren:
Abwechslungsreich und vielfältig haben wir die CSR erlebt: Wir sind an vielen Salzseen vorbeigekommen, haben stundenlang Dünen überquert, wurden von alten Gebirgszügen und der Prärie überrascht und hatten das Privileg, die Wüste grün zu erleben. An der blühenden Flora konnten wir uns kaum sattsehen und der unglaublich weite Sternenhimmel sowie die nur von Vögeln und bellenden Dingos unterbrochene Stille haben uns immer wieder von neuem verzaubert.
Tiere haben wir wenig gesehen. Zu üppig die Vegetation und zu reichlich die natürlichen Wasserquellen. Vom Leben in der Wüste zeugten jedoch die vielen Spuren im Sand: Kamele, Kängurus, Dingos, Echsen, Schlangen, Käfer, Vögel …
Die Isoliertheit in dieser nach aussen manchmal lieblichen, in der Realität jedoch sehr harschen und lebensfeindlichen Natur, haben wir während den letzten drei Wochen verinnerlicht. Wir sind jetzt noch überzeugter, dass die Tagalong-Tour für uns der richtige Entscheid war.
Die CSR verlangt Fahrer und Material alles ab. Die Wellblechpiste vergibt keine Mängel. Der Materialverschleiss ist riesig. Kaum ein Fahrzeug blieb von einem Schaden verschont. Um die Schäden am 4×4 zu minimieren, ist dreidimensionales Denken eine wichtige Voraussetzung. Die geringste Unaufmerksamkeit des Fahrers kann für das Fahrzeug fatal sein.
Was haben wir von den Menschen in diesen drei Wochen gelernt? Die Aussies verlieren auch in schwierigen Situationen ihren Humor nicht. In einer Notsituation stehen alle zusammen und unterstützen sich.
Und noch dies …
Hier noch einige Bilder, die die Einzigartigkeit und die Unbarmherzigkeit der Canning Stock Route darstellen.
Autowracks und verstorbene Menschen
Die Canningstock Route geht mit den Fahrzeugen hart ins Gericht …
… auch mit den Menschen.
Weitere Berichte zur Australienreise findest du hier.