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Las Bardenas Reales
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  • Beitrag zuletzt geändert am:Januar 28, 2025
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Spanien 2021: Reisetagebuch

3. - 5. August

Huesca - Las Bardenas Reales

 

Das Wichtigste in Kürze:

Das „Castillo de Loarre„, dass aus dem Buch «Im Namen der Rose» von Umberto Eco zu entspringen scheint und die spektakulären Felsformationen „Los Mallos“ in der Nähe vom Dorf Riglos. Die «Spaghetti-Western» Kulisse der „Bardenas Reales“ mit seiner magischen Bergformationen und wüstenähnlichen Landschaften.

 

 

Dienstag 3. August – Donnerstag 5. August, Huesca – Las Bardenas Reales
Wetter: Sonnig und gegen Abend sehr warm, 20°C – 35°C

Huesca liegt bereits hinter uns. Heute sind wir (für unsere Verhältnisse) bereits sehr früh unterwegs. Ca. um 09:45 erreichen wir die Stadtgrenze und richten Hannibals Nase in Richtung Riglos aus. Dort sind spektakuläre Felsformationen zu besichtigen. Wir wählen eine Piste, die Fabrizio aus Wikiloc heruntergeladen hat. Sie erweist sich für Hannibal als zu eng. Äste und dürres Gebüsch hinterlassen sichtbare Kratzspuren auf beiden Flanken. Wir brechen die Übung nach wenigen Kilometern ab und folgen einer Nebenstrasse bis zum Castillo de Loarre. Das Castillo scheint dem Buch «Im Namen der Rose» von Umberto Eco zu entspringen. Gebaut um das Jahr Tausend auf einem Fels ist die Burg die Hauptattraktion der Gegend. Als wir dort ankommen, staut sich bereits eine Horde Menschen vor der Eintrittspforte, um sich ein Ticket zu ergattern.

Uns löscht es ab. Keine Masken, keine Distanzen, drängende Leute. So bestellen wir zuerst zwei «Café con Leche» und trinken diese genüsslich auf der Terrasse des Empfangszentrums, danach fotografieren wir die Burg aus unterschiedlichen Perspektiven von aussen. Fabrizio «schiesst» ein paar Langzeitaufnahmen und lässt sich dabei von grossen schwarzen Ameisen unter Belagerung nehmen.

Kurz nachdem wir den riesige Parkplatz des Castillo de Loarre verlassen, biegen wir rechts auf eine Piste ab. Diese führt uns nach knapp zwölf Kilometern zu einem Bartgeier-Beobachtungsposten und einem Aussichtspunkt. Von dort oben sind die Malos de Riglos leicht zu sehen und in ihrer ganzen Pracht zu bestaunen. Sie erinnern in ihrer Form (nicht in der Farbe!) leicht an «Die Gurke». Der berühmte Bau von Normann Foster im Finacial District von London. Durch die sehr starken Windböen, die die Bergflanke hinaufrasen, ist es praktisch unmöglich scharfe Fotos zu knipsen. Sabine und ich wanken hin und her, wie zwei Betrunkene die nach einer Sauftour den Weg nach Hause zu finden versuchen.

Von Riglos tuckern wir gemächlich durch kleine Dörfer (LuesiaUncastilloSadaba), die noch Überbleibsel der bewegten Geschichte von Anfang des vorletzten Jahrtausends vorzuweisen haben: Burgen, Wehrmauern und immer wieder überdimensionierte Kirchen. Der Geruch von Feigenbäumen und von Staub empfangen uns jedes Mal als Willkommengruss, wenn wir Hannibal verlassen, um durch die Gassen dieser Dörfer kurz zu schlendern. Es ist bereits später Nachmittag und die Sonne zeigt sich von ihrer heissen Seite. Sie brennt auf unserer Haut und bringt uns zum Schwitzen.  Die Sitze in Hannibals Kabine kleben an unseren Schenkeln. Wir fühlen uns wie Fliegen, die sich an einem klebrigen Streifen Fliegenpapier hoffnungslos verfangen haben.

Vom Campingplatz Bolaso (ca. 12km süd-östlich von Sádaba) bis zu den Las Bardenas Reales sind es ca. 50 km. Wir entscheiden uns für einen späten Ausflug. Wir erhoffen uns davon ein besseres Licht für Fabrizios Fotos – was dann auch zutrefft – und mildere Temperaturen – nee … es bleibt heiss bis zur späten Stunde. Um 16:00 Uhr verlassen wir den Campingplatz, um kurz nach Sádaba auf eine Piste abzuzweigen, die uns zum Eingang «El Paso» der Bardenas Reales bringt. Nomen ist Omen!

Eine «Spaghetti-Western» Kulisse liegt vor der Motorhaube Hannibals. Die Ruinen von verlassenen verstaubten Bauernhäusern säumen die Hauptpiste, im Hintergrund machen wir Bergketten mit von der Erosion gezeichnete Felswände aus. Die Piste schlängelt sich gemächlich durch diese Landschaft wie eine träge Schlange nach einer üppigen Mahlzeit. Hinter jedem Hügel erwarten wir, von einer Horde aufgebrachter Indianer angegriffen zu werden oder auf eine Einwandererkarawane auf der Suche nach einem besseren Leben zu stossen. Sabine «darf» zum zweiten Mal Hannibal lenken. Sie macht es gut. Hannibal verhält sich ruhig, wie ein Gaul, der bereits gewohnt ist, geritten zu werden.

Die Las Bardenas Reales sind ein magischer Ort. Wir sind begeistert … auch wenn wir auf gewisse Widersprüche stossen. Teile des Gebiets sind für die Besucher gesperrt, da sie als Vogelschutzzone deklariert sind (Fahr- und Wanderverbotstafeln sind am Rand dieser Zone in regelmässigen Abständen aufgestellt). Inmitten dieses Gebiets dürfen aber Landwirte immer noch Getreide anbauen und ein Teil ist sogar zur Militärsperrzone erklärt worden.

Nichts destotrotz treffen wir auf eine Gruppe französischer Enduro-Fahrer, die uns aus dieser Zone entgegenkommt. Wir stoppen und machen sie auf das Fahrverbot aufmerksam. «Ah … es ist verboten?» geben sie uns zum Besten. Man muss ein hochgradiger Analphabet oder blind sein oder über einen IQ eines Dolendeckels verfügen, um die grossen und mit klaren Symbolen ausgestatteten Tafeln zu übersehen bzw. sie nicht lesen oder verstehen zu können/wollen. Es sind diese Momente, die uns für kurzer Zeit den Tag verderben! Dieses Gefühl oder diese Erwartung, die gewissen Leuten haben, alles sei unmittelbar erlaubt oder stehe zur eigenen Verfügung. No Limits!

 

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