Spanien 2025: Reisetagebuch
15. - 24. Juni
Gràus - Fonz - Peralta de la Sal - Barbastro - Alquèzar - Rodellar - Loarre - Sos del Rey Catòlico - Ansò - Val de Hecho
Das Wichtigste in Kürze:
Wir lassen Graus hinter uns und besuchen kleine Orte wie Fonz, Peralta de la Sal mit seinen tausendjährigen Salinen. In Barbarastro halten wir kurz an der Bodega Sommos und bewundern die bizarre Architektur der Weinkellerei.
In Alquezar wagen wir uns in eine der unzähligen Schluchten der Region und wandern entlang der berühmten Paserelas del Vero, Fussgängerbrücken, die an einer steilen Felswand verankert sind.
In Rodellar entdecken wir die Geheimnisse der Sierra de Guara auf einer epischen Wanderung. Wir besuchen das prächtige Castillo de Loarre, die bizarren Felsformationen Los Mallos und wagen uns auf anspruchsvolle 4×4-Pisten.
In Sos del Rey Catòlico schlafen wir zum ersten Mal in einem Hotelbett und in Ansò und Hecho entdecken wir zwei typische pyrenäische Bergdörfer. Wir nutzen die Gelegenheit für langen, anstrengenden Wanderungen.
15.06. – Fonz, Peralta de la Sal, Barbastro
Wetter: sonnig und warm bei 31°C
Fonz ist eine Stadt fern der ausgetretenen Touristenpfade mit einem bedeutenden historischen Kern aus der Renaissance. Zu dieser Zeit (16. und 17. Jahrhundert) war Spanien die führende europäische Macht und erlebte ein kulturelles Glanzzeitalter. Dies ist in Fonz deutlich erkennbar.
So bestaunen wir den Kalkstein-Brunnen aus der Mitte des 16. Jahrhunderts, oder den Palacio de los Barones de Valdeolivos, der heute etwas baufällig wirkt und ein Altersheim beheimatet. Andere einst zugängliche Gebäude sind aktuell aus Sicherheitsgründen geschlossen. Beeindruckend ist die langgezogene Plaza Mayor mit ihren Herrenhäusern und dem Rathaus. Das Restaurants am Ende des Hauptplatzes scheint anhand der ausladenden Aussenbestuhlung viele Gäste zu erwarten.
Die Pfarrkirche vis-à-vis ist offen und wir nutzen die Chance dem Sakralbau eine Stippvisite abzustatten. Doch kaum eingetreten kommt der Küster mit dezidiertem Schritt auf uns zu und weist uns bestimmt hinaus. Wir bemerken nun auf der Plaza Mayor unterhalb der Kirche ein erhöhtes Verkehrsaufkommen und es wird darauf immer enger, da die Seiten zugeparkt werden und förmlich gekleidete Menschen aus den Autos aussteigen… Nun erkennen wir den Grund für die Hektik. Es ist Sonntag und Jung und Alt macht sich gegen 12:00 Uhr zum Gottesdienst auf und danach vielleicht auf einen Apéro und Schwatz im Restaurant auf der Plaza Mayor.
Peralta de la Sal
Die Salinen von Peralta de la Sal haben eine historische Relevanz. Archäologische Untersuchungen ergaben, dass hier bereits vor 4500 Jahren Salz gewonnen wurde.
Heute liegt die Saline brach. Auch wenn sie von Aragon 2007 zum Kulturerbe erklärt wurde, sind für uns keine Anstrengungen zum Erhalt dieser Anlage zur Salzgewinnung erkennbar.

Barbastro
Es ist heiss. Wir beschränken unsere Besichtigung von Barbastro auf die Bodega Sommos, des Gebäudes wegen.
Es ist kein Frank Gehry Entwurf, sondern das Design eines spanischen Architekten.

16.06. – Alquézar
Wetter: sonnig und warm bei 32°C
Alquézar ist ein aragonesisches Dorf maurischen Ursprungs. Es ist wunderschön im Naturpark Sierra y Cañones de Guara gelegen und wird von der imposanten Stiftskirche Santa María la Mayor überwacht.
Aufgrund seines intakten Ortskerns ist es als Kulturgut ausgezeichnet und durch seine hübschen Gassen zu schlendern, ist eine wahre Freude, besonders in der Nebensaison, wo es noch nicht von Touristenhorden überrannt ist.
Ein weiterer Anziehungspunkt sind die Pasarelas del Vero, eine 3 km lange Wanderung, die in und durch die Vero-Schlucht führt und deren steilsten und unwegsamsten Passagen entlang der senkrechten Felswände mit Stegen zugänglich gemacht wurden, einst für die Bewegung von Heeren und Handelsreisenden, heute für die Touristen.
Auf jeden Fall eine eindrucksvolle Art und Weise, diese Schlucht zu erleben.

18.06. – Rodellar
Wetter: sonnig und sehr warm bei 34°C
Rodellar ist ein kleiner, zurzeit noch verschlafener Ort in den Bergen der Sierra de Guara. Wie wir auf dem Camping merken ist es ein Sportkletterer- und Canyoing-Eldorado, am Fusse der Mascùn-Schlucht.
Über Jahrmillionen haben Wind und Wasser eine tiefe, eindrucksvollen Schlucht in das Karstgebirge geschnitten. Es gibt auch viele Höhlen und unterirdische Flüsse.
Da wieder ein Hitzetag vorausgesagt ist, starten wir schon früh am Morgen (07:40). In der noch schattigen engen Schlucht erreichen wir auf steilen Pfaden durch tiefgrüne Eichenwälder nach knapp zwei Stunden eine Hochebene, wo uns ein super Blick auf die fernen Pyrenäen und der Dolmen Losa Mora, der vor rund 5000 Jahren als Grabstätte für Tote errichtet wurde, erwarten.
Über gelb gepolsterte mit Buchsen durchsetzte Wiesen erreichen wir 45 Minuten später das Geisterdorf Nassare. Die Bewohner dieses Weilers sind Mitte des vorherigen Jahrhunderts abgewandert, zu entbehrungsreich wurde für sie das Leben in dieser Abgeschiedenheit. Die Errungenschaften von 100ten von Jahren harter Arbeit wurden dem Verfall überlassen. Zeugen dieser Vergangenheit sind neben den hübschen Steinmauern und Ruinen eine pittoreske, guterhaltene romanische Kirche aus dem 11.Jahrhundert sowie ein paar Eisenkreuze auf dem Friedhof. Die Ziegen, die wir ab und zu hören bzw. riechen und selten sehen, sind verwilderte Haustiere.
Auf alten, ausgetretenen und zum Teil vom Wetter ausgewaschenen Verbindungswegen gelangen wir an weiteren verlassenen Häusern vorbei zum Weiler Odin, wo die Gebäude ebenfalls notgedrungen dem Zerfall überlassen wurden. Mit Blick auf die Ruinen nehmen wir im Schatten von einer Eiche das mitgebrachte Picknick zu uns.
Der Blick beim Abstieg auf die Mascùn-Schlucht verschlägt uns beinahe den Atem. Ein Wald von Felsnadeln und -türmen schaut vom Talboden zum stahlblauen Himmel hoch, dazwischen drehen Greifvögel ihre Runden. Magisch … und gefährlich zugleich, da der steile Pfad durch losen Schotter führt. Jeder Schritt muss kontrolliert werden. Dabei sind wir gnadenlos der Sonne ausgesetzt.
Nach rund acht Stunden, 30‘000 Schritten und knapp 20 km erreichen wir zufrieden, aber müde, Rodellar. Nun haben wir uns ein kühles Bier mehr als verdient.
19.06. – Castillo de Loarre
Wetter: sonnig und sehr warm bei 36°C
Es ist heiss, sehr heiss. So beschränken wir uns, in Huesca unseren Proviant aufzufüllen und peilen einen Track an, der uns von der Ebene etwas in die Höhe führt.
Die Route von Ayerbe aus hat einige Höhepunkte zu bieten. Zuerst das Castillo de Marcuello, von dem nur noch eine Wand des Turms in die Höhe ragt, dann die grandiosen Felsformationen der Mallos de Riglos, vor denen Gänsegeier ihre Runden in den Lüften drehen und am Ende der Tour taucht unvermittelt das Märchenschloss Castillo de Loire vor unseren Augen auf, eine der am besten erhaltenen romanischen Burgen in Spanien. Wow…
Nachdem uns 2021 eine riesengrosse Menschenmenge von der Besichtigung abgehalten hat, treffen wir heute auf dem Parkplatz auf gerade einmal zwei Cars und eine Handvoll Autos. Eine Viertelstunde nach Kauf unserer Tickets (2×7.50 €) beginnt unsere Führung, die exzellent ist und die wir mangels Interessenten ganz für uns allein haben.
Der Ursprung des Castillos geht auf eine Festung zurück, die schon im 11. Jahrhundert gegen die Mauren im Süden errichtet wurde. Nur wenige Jahrzehnte hatte sie eine militärische Funktion. In den folgenden Jahrhunderten diente das Castillo in erster Linie als Wohnstätte für die adeligen Herrscher. Dies ist der Grund, dass sie mehr als 1000 Jahre später immer noch so gut erhalten ist.
Wir betreten die Burg über die steilen Treppen des später errichteten Klosters, dessen romanische, schmucklose Kirche noch gut erhalten ist. Über die Ausstattung der Kirche und das Klosterleben selbst ist kaum etwas bekannt, da die Schriften des Klosters, als es aufgelöst wurde, in einem Archiv eingelagert wurden, das später abbrannte.
Auch wie die militärische Burg organisiert war, fusst weitestgehend auf Vermutungen und archäologischen Untersuchungen, die auf das Jahr 1904 zurückgehen. Dennoch ist die Besichtigung ein Erlebnis, nur schon die Lage ist atemberaubend schön.

20.06. – Sos del Rey Católico
Wetter: sonnig und sehr warm bei 36°C
Rund 160 km und zwei Pistenkuh-Tracks sind wir von Sos del Rey Católico entfernt. Die Route Castillo Loarre – La Pena bringt uns nochmals an den Highlights von gestern vorbei, bevor eine steile Piste in eine wilde und felsige Schlucht führt. Am Vortag haben wir Motorradfahrer getroffen, die diese Naturstrasse befahren haben. Sie hatten mit der Steilheit der Piste sowie mit den Auswaschungen zu kämpfen. Dank Hannibal hatten wir damit keine Probleme, doch haben wir uns die Verhältnisse (SG2, Schwierigkeitsgrad 2 von 5) etwas einfacher vorgestellt, als dass wir sie angetroffen haben.
Auf dem Weg zum nächsten Trackbeginn, Luesia, kommen wir in Agüero nochmals an fotogenen Mallos vorbei. Wir begnügen uns mit einem Blick von weitem.
In Luesia fahren wir gemütlich auf recht gut unterhaltenen Pisten in die Sierra de Santo Domingo. In einem Pinienwald treffen wir schon bald auf einen grossen Parkplatz. Die Attraktion, die im Sommer (Juli, August) Massen anziehen muss, ist ein pittoresker, malerisch von Felsen umrahmter Naturpool (Pozo Pigalo). Ein paar mutige Jugendliche springen vom hohen Felsen in den tiefgrünen Pool, während andere sich ein im frischen Wasser gekühltes Bier im Schatten eines Baumes genehmigen. Wir begnügen uns mit dem leicht erfrischenden Wind der aus dem Wald kommt.
Nach einer längeren Pause schraubt sich die Piste kurvenreich durch dichtes Waldgebiet. Wir geniessen auf dem Kamm die etwas angenehmeren Temperaturen, bevor die Piste wieder in die Gluthitze des Talbodens führt. Nun sind wir nur noch 25 km von unserem Hotelzimmer in Sos del Rey Católico entfernt. Doch bevor wir uns gegen 19:30 Uhr auf Entdeckungstour begeben, kühlen wir uns im klimatisierten Hotel etwas ab.
Der Denkmalgeschützte Altstadtkern ist beeindruckend intakt. In den engen Gassen ist es erstaunlich frisch. So kostet uns die Erkundung am Ratshaus vorbei, zur Burganlage mit Kirche hoch und wieder zum Hauptplatz zurück, wo wir unseren Tisch im Restaurant El Leñador reserviert haben, nur wenige Schweisstropfen. In der Kneipe wird uns einfache Hausmannskost zu einem guten Preis serviert – für einen Dreigänger mit Wasser und Wein legen wir 25.50 pro Person aus. Äusserst vernünftig oder nicht?
21.06. – Monasterio San Salvador de Leyre
Wetter: sonnig und sehr warm bei 35°C
Der Einstieg des heutigen Tracks erweist sich als ruppig. Höchste Konzentration ist von Fabrizio gefordert, um Hannibal auf der sehr steilen Piste um die tiefen Auswaschungen herum zu navigieren und die vielen engen Serpentinen zu meistern. Wie immer löst das Dreamteam die Aufgabe bravourös, auch wenn es für die ersten 10 km bis auf den Bergkamm eine Stunde benötigt.
Hat sich die Mühe gelohnt? Die Aussicht von der Krete ist aus unserer Sicht nicht spektakulär und der Bergkamm wäre auch auf einer sehr guten Piste erreichbar gewesen. Und dann kurz nach einer Pause bei einer verschlossenen Kappelle ist es endgültig Schluss. Eine Schlammpassage verhindert das Weiterkommen. Wir kehren um und weichen auf eine gute Waldstrasse aus, die bald von Asphalt abgelöst wird. Die drei Geisterdörfer, die wir auf den nächsten 35 km antreffen, haben nach fünf Wochen Spanien etwas von ihrem Reiz verloren. Wir stoppen nur noch kurz bzw. betrachten sie von Ferne oder fahren daran vorbei, wie auch am Yesastausee. Es ist Sonntag und sehr heiss, die möglichen Parkbuchten sind gut belegt.
So beschliessen wir, dem Kloster von Leyre, das seit 1897 unter Denkmalschutz steht, einen Besuch abzustatten. Doch als wir dort ankommen, werden wir von einer grossen Baustelle begrüsst. Das Gästehaus mit Restaurant wird renoviert.
Besichtigt werden können einzig die eindrückliche Krypta aus dem 9. Jh., in der drei Könige von Navarra begraben wurden und es schön kühl ist sowie die romanische Kirche aus dem 12. Jh., die lange nicht so prachtvoll ausgestattet ist, wie wir angenommen haben.
Wieder draussen scheint die heisse Luft zu flimmern. Schleunigst ab in die Berge …
22.06. – Ansó
Wetter: sonnig und sehr warm bei 33°C
Ansó hat die Auszeichnung „uno de los pueblos más bonitos de España“ erhalten und wir können dem nichts hinzuzufügen. Uns hat der Zufall hierhergeführt und wir sind schlicht überwältigt von der Schönheit und dem guten Zustand des Dorfkerns. Obwohl viele Spanier über das Wochenende Ansó besuchen, hat das Dorf seinen Charakter behalten. So flanieren nicht nur Touristen am Abend in den Gassen und gönnen sich einen Aperitif, sondern auch Einheimische. Man grüsst sich und tauscht Neuigkeiten miteinander aus. Die Wege und viele Fensterbänke sind mit Blumen geschmückt. In Ansó leben die Bewohner noch in den historischen Häusern im Dorfkern. Was wir sehen ist nicht nur eine leblose Fassade.
Uns gefällt es so gut, dass wir unseren Aufenthalt um einen Tag verlängern.
23.06. – Val de Hecho
Wetter: sonnig und angenehm warm bei 26°C
Eine eher unspektakuläre Wanderroute entlang des Rio Aragón bringt uns zu einer grandiosen Naturkulisse, den Aguas Tuertas, wo sich ein Tal mit einer idyllischen, saftiggrünen Weide auftut.
Vielleicht erleben wir den Weg bis zur Hochweide als eher unspektakulär, weil heute Alpaufzug ist und ein aufgeregter Einheimischer mit seinem 4×4 mehrmals an uns vorbeisaust – dabei wirbelt er auf der Naturstrasse gehörig Staub auf – und mit den Hirten, die die Kühe treiben, ein Schwätzchen hält. Zudem kommt das Fahrverbot später als wir angenommen haben und wir legen vor dem eigentlichen Wanderparkplatz für diese Wanderung noch ca. 2 km auf Asphalt und weitere 2 km auf einer guten Kiesstrasse zurück.
Interessant sind wiederum die Zeugen längst vergangener Zeiten, auf die wir kurz vor bzw. auf der Passhöhe treffen: einerseits auf einen kleinen Dolmen und andererseits auf einen Tumulus mit einem Radius von 15 m, beides Grabstätten.
Am Morgen haben wir in Hecho noch Proviant für die bevorstehende Wanderung eingekauft: eine sehr leckere Chorizo und Brot. Zu einem Verbleib hat uns diese Stippvisite nicht animiert. Nach Ansó hat es wohl jedes Bergdorf schwer.