Spanien 2025: Reisetagebuch
19. - 27. Mai
Neydens (F) - Empuriabrava (E) - Figuères - Cadaqués - L'Escala
Das Wichtigste in Kürze:
Wir lassen Männedorf hinter uns und fahren weiter nach Empuriabrava. Hier verbringen wir mehrere Tage. Wichtige Tage zur Akklimatisierung und zum Auftanken, bevor wir unsere Reise in die Pyrenäen fortsetzen.
Wir besuchen Empuriabrava und seine Kanäle im „venezianischen Stil“, lassen uns im Parc Natural dels Aiguamolls de l’Emporda von Mücken auffressen, brechen im Dali-Museum in Figuères durch die Besuchermassen hindurch, entdecken die Perle Cadaques und die Kleinstadt L’Escala südlich von Figuères.
18.05. – Neydens
Wetter: bewölkt bei 22°C
In den letzten gut fünf Monaten seit wir von Australien zurückgekommen sind, gab es kaum Erholung. Sehr anspruchsvolle Situationen waren sowohl in meiner als auch in Fabrizios Familie zu meistern. Wir wurden gebraucht und wir waren froh, präsent zu sein und unterstützen zu können.
Hannibals Bauch zu füllen, überstieg beinahe unsere stark angeschlagenen Kräfte. Doch einmal die Fahrerkabine bestiegen, war es ein bekanntes Gefühl der Freude, der Erleichterung, der Lust auf das was kommt, der Freiheit und der Dankbarkeit, dass wir aufbrechen bzw. dass wir die Leidenschaft des Reisens leben dürfen.
Unser Ziel sind die spanischen Vorpyrenäen. Hier wollen wir uns Zeit nehmen, die Seele baumeln und es uns gut gehen lassen, historische (Geister-) Dörfer entdecken und uns viel in der Natur bewegen. Doch haben wir auch vor, uns in den an Kultur und grandioser Architektur reichen Städte wie Zaragoza treiben lassen … VOR allem steht aber unser Wunsch nach Ferien. Wir brauchen Erholung …
Heute haben wir unser Nachtlager bereits nach der Schweizer Grenze in Neydens aufgeschlagen und im Nachbarort zu Feier des Tages feine Mezzes gegessen. Kurze Strecken fahren und sich verwöhnen lassen gehören ebenfalls zum Runterfahren und sich im Reisemodus einfinden.

20.5. – Empuriabrava
Wetter: bewölkt und teilweise regnerisch bei 22°C
Nachdem es uns gestern nirgends zu stoppen gelüstet hat und wir 660 km mit kurzen Pausen durchgefahren sind, wollen wir uns in der Ende der 60er Jahren entstandenen Retortenstadt Empuriabrava, dem katalanischen Venedig, für ein paar Tage niederlassen und uns in unsere Ferien einleben.
Empuriabrava, am Golf de Roses gelegen, ist trotz seines 25 km umfassenden Kanalnetzes keine Augenweide, auch wenn es gewisse architektonische Besonderheiten zu entdecken gibt.
Besonders ist auch, dass der bequem gelegene Campingplatz MAS NOU – in der Nähe von Restaurants und Einkaufszentrum – zu mindestens 80% von Camping erfahrenen Holländern belegt ist. Manche von ihnen verbringen hier gar den ganzen Sommer.
Um sich am Pool zu aalen, braucht man ebenso wenig das Campinggelände zu verlassen, wie um eine äusserst erschwingliche Cerveza (2.20 die Stange) oder Papas Fritas an der Poolbar zu erstehen. Wohl bekomm’s!

21.5. – Parc Natural dels Aiguamolls de l’Empordà
Wetter: sonnig und windig bei 23°C
Mit gemieteten Fahrrädern machen wir uns heute zum zweitwichtigsten Feuchtgebiet Kataloniens auf, dem Parc Natural dels Aiguamolls. In den 70er Jahren war hier die Errichtung einer touristischen Yachthafensiedlung für 60.000 Personen geplant. Die Proteste der lokalen Bürger und Gemeinden gegen dieses Bauvorhaben hatten Erfolg und mündeten 1983 in die Gründung dieses Naturschutzgebietes.
Den besten Blick über diese im gesamten Mittelmeerraum bedeutende Lagunenlandschaft haben wohl die Vögel, einheimische wie Zugvögel. Allerdings wird auch dem Besucher in einem in einem ehemaligen Reissilo eingerichteten Observationsturm ein wunderbarer Weitblick über die gesamte Region und die Bucht von Roses ermöglicht.
Das Klappern der wieder hier beheimateten Störche begleiten uns neben dem vielfältigen Singsang des kleineren Federviehs im Zentrum des Parks. Während wir die Störche schon von weitem sehen, lassen sich ihre kleineren Artgenossen kaum im Laub der Bäume erspähen. Nur den mit riesigen Teleobjektiven ausgerüstet Fotografen, scheint ab und zu ein Schnappschuss der Singvögel zu gelingen. Gut sichtbar hingegen sind die Camargue-Pferde, die hier einen natürlichen Lebensraum vorfinden.
Um viele Eindrücke und mindestens zwei Dutzend Mückenstiche reicher (Sabine), kehren wir am Abend zufrieden zu Hannibal zurück.

23.5. – Figuères
Wetter: sonnig und stürmischer Wind bei 23°C
Nach einem stürmischen Tag gestern und einer Nacht, in der wir unser Lager morgens um 3:00 von der Attika nach unten auf unser knapp 90 cm breites Notbett verlegen mussten, war auch am heutigen Tag wegen Windböen von bis zu 62km/h ein Schlechtwetterprogramm angesagt. So ergattern wir zwei Tickets für das Dali-Museum in Figuères und fahren mit dem Bus in die Geburtsstadt des Künstlers.
Wie zu erwarten, ist das Museum gut besucht. Doch mit etwas Geduld, gelingt es uns, ein paar Sekunden mit einem Gemälde ganz für uns allein zu erhaschen.
Über den Stil des surrealistischen Malers Salvador Dali kann man unterschiedlicher Meinung sein, allerdings ist sein handwerkliches Können meisterhaft und seine Fantasie war grenzenlos. Dies beweist nicht zuletzt das von ihm umgebaute frühere Theater, das er in der 70er-Jahren zu seinen Ehren umbauen und zu einem Museum umfunktionieren liess.
Besonders angetan war Dali von alten Meister wie zum Beispiel dem holländische Barockmaler Vermeer. Er versuchte diese vergangenen Techniken zu beherrschen und integrierte sie in seine Werke meisterlich. Uns hat vor allem der vom Künstler geschaffene Schmuck begeistert. Ob er immer bequem zu tragen war, kann ich nicht beurteilen, ein Augenschmaus war er alleweil.
Der Besuch eines Museums macht hungrig. Das Restaurant 50 Voltes hat nicht nur unseren Geschmackssinn befriedigt, sondern uns auch mit seiner Einrichtung, dem Service und dem Anrichten der Gerichte überzeugt. 50 scheint das Motto dieses Restaurants zu sein. Für 50 CHF wird uns ein exquisiter 3-Gänger mit einem Glas Wein, Mineralwasser und einem Café solo sowie einem offerierten Cava geboten, ein Service der Superlative.
24.5. – Cadaqués
Wetter: sonnig und windig bei 25°C
Cadaqués ist eine Perle an der Costa Brava. Von Roses gilt es in einer knapp halbstündigen Fahrt, das Cap de Creus zu durchqueren, wo die Ausläufer der Pyrenäen auf die Wogen des Mittelmeeres treffen. Eine spektakuläre, enge und kurvige Strasse erwartet uns – für uns zum Glück im Bus.
In Cadaqués erwartet uns eine bizarre Felslandschaft umgeben von mediterraner Vegetation. So verwundert es uns nicht, dass Cadaqués schon vor 100 Jahren beliebt war und bis heute nichts von seiner Faszination verloren hat. Dali lebte hier bzw. In Portlligat für 50 Jahre. Auch andere Künstler wie zum Beispiel Picasso liessen sich von dieser einzigartigen, sehr pittoresken Lage inspirieren. Und heute ist es bei den Touristen, die zum Teil das zehnfache der Wohnbevölkerung ausmachen, immer noch ein Anziehungspunkt. Und dies zurecht. Cadaqués hat geschafft, was anderen Orten hier an der Costa Brava nicht gelang. Es hat seine Seele behalten. Das Dorfbild ist trotz der übermässigen Zahl an Restaurants und Boutiquen intakt geblieben. Es ist ein Genuss, sich entlang der Hafenpromenade treiben zu lassen.

26.5. – L‘Escala – Ausgrabungen von Empúries
Wetter: sonnig bei 24°C
Rein die Lage der Ausgrabungsstätte MAC Empúries in einer hübschen Bucht am Meer ist fantastisch und ein Ausflug wert. Jedoch beeindrucken auch die Ausmasse dieser antiken Städte.
Während die Griechen bereits, im 6. Jh. v. Chr. Emporion gründeten, bauten die Römer im 2. Jh. v. Chr. zuerst eine Militärstation auf dem Hügel auf und ein Jahrhundert später auch eine Stadt. Dank der friedlichen Koexistenz der beiden Kulturen und dem Handel florierten diese beiden Siedlungen, sodass die Griechen ihre Infrastruktur zugunsten ihrer Bürger erneuern und ausbauen konnten. Nach und nach wuchsen die Städte zu Municipium Emporiae zusammen.
Die Zeit überdauert haben die klar erkennbaren Strukturen der beiden Siedlungen – wobei erst 25% der Gesamtfläche der römischen Siedlung bisher freigelegt sind – die Gemäuer von Häusern, Villen, Zisternen, Tempelanlagen und Marktplätzen sowie einzelne Säulenstümpfe, die aus den Ruinen ragen. Herausragend für mich sind jedoch die Mosaikböden. Ihre Muster erscheinen mir auch heute noch durchaus aktuell. Nur wäre es wohl schwierig, Handwerker zu finden, die diese Technik beherrschen und ihre Arbeit auch entlöhnen zu können.
Das in einem Kloster aus dem 17. Jahrhundert untergebrachte Museum zeigt sehenswerte Funde aus der hellenistischen und der römischen Stadt Empúries. Immer wieder bin ich von der feinen Handwerkskunst der Antike fasziniert.
Die Besichtigung des archäologischen Parks macht natürlich hungrig. So schlendern wir an der Meerespromenade entlang zum hübschen mittelalterlichen Ort Sant Marti d’Empúries und leisten uns eine leckere Paella negra mit einem feinen Verdejo.