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Berat
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  • Beitrag zuletzt geändert am:Januar 27, 2025
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Albanien 2023: Reisetagebuch

10. - 17. Juli

Korça - Berat (via Ohrid, Nordmazedonien)

 

Das Wichtigste in Kürze:

Wir geniessen etwas Stadtleben in Korça und machen einen kurzen Ausflug nach Orhrid in Nordmazedonien. Nach weiteren anstrengenden Pistenfahrten landen wir in der Stadt der 1000 Fenster, Berat.

 

 

11.7. – Ohrid
Wetter: Sonnig und sehr warm
Temperatur: 20 – 35°C

Wir gestatten Ohrid, eine historisch berühmte Stadt in Nordmazedonien (unweit der albanischen Grenze) einen Besuch statt. Ohrid und der gleichnamige glasklare See, der zu den ältesten Seen der Welt zählt und der älteste bekannte noch existierende See Europas ist, gehören beide zum UNESCO-Welterbe gehören.

Die Fahrt bis zu Struga am Ausfluss des Schwarzen Drins ist unspektakulär so wie die von uns gefürchteten Zollformalitäten an der nordmazedonischen Grenze. Ein eher gelangweilter Beamte, der gerade ein Youtube-Film auf seinem Smartphone schaut, verlangt die Pässe, den Fahrzeugausweis und die grüne Karte. Er schaut sie kurz an und mit einem Kopfzeichen gibt er uns zu verstehen, dass wir weiterfahren dürfen.

Was uns beiseite der albanischen Grenze auffällt, ist wie ordentlich hier alle aussieht. Breit geteerte Strassen, schön gebaute Häuser und praktisch kein Abfall … ach … wir hätte es fast vergessen: der Dieselpreis ist hier sehr günstig.

Im Camping Rino 2 (4 km vor Struga) ergattern wir noch eine Parzelle direkt am Seeufer. Eine Warntafel informiert uns, dass hier ungiftige Wasserschlangen unterwegs sind und wir uns nichts zu fürchten haben. Mit einem starken Kaffee und einem Glas Raki werden wir vom Campingbesitzer willkommen geheissen. Den Rest des Tages verbringen wir mit Faulenzen.

Nach einer Nacht mit wenig Schlaf, in Struga wurde eine Hochzeit bis tief in die Nacht gefeiert,  fahren wir nach Ohrid

Als wir gegen 12.00 einen Parkplatz ergattern ist es schon brütend heiss. Wir beschränken uns deshalb auf die Sehenswürdigkeiten in der Fläche: die byzantinische Sophienkirche mit ihren bedeutenden Fresken aus dem 11. Jahrhundert, das Haus der Kaufmannsfamilie Robev aus dem 19. Jahrhundert sowie das nicht fehlen dürfende Postkartenmotiv , die Kirche des Heiligen Johannes von Kaneo. Ins rund 1 km entfernte Zentrum lassen wir uns danach mit dem Boot bringen und geniessen den erfrischenden Wind.

Zur Festung mögen wir nicht aufsteigen, dafür ist der Sommer schon zu weit fortgeschritten. Das boomende Ohrid ist sicherlich einen Besuch wert – vorzuziehen ist jedoch die Nebensaison.

12.07.23 Vevchani
Im mazedonischen Bergdorf Vevchani sind die Gassen im alten Dorfteil so eng, dass wir die historischen Häuser nicht auf ein Bild kriegen. Der Geruch nach Pilzen füllt die Luft, erinnert uns an unsere Kindheit und dann sehen wir diesen der Natur abgerungenen Schatz. Vor einer Werkstatt auf Gitter gestapelt liegen in feine Scheiben geschnittene Steinpilze und Pfifferlinge zum Trocknen. Geschätzt handelt es sich hier um mind. 50 kg frische Pilze.

Auf einen blumigen Ehrerweis an Italien treffen wir am Ortseingang und auf eine Hommage an die Schweiz in der Dorfmitte.


13./14. – Offroad zum Tomorrmassiv und via Gjerbës nach Përmet
Wetter: Sonnig und sehr warm
Temperatur: 20 – 35°C

Nach den Partynächten am Ohridsee (es wurden zwei Hochzeiten im Nachbardorf gefeiert) sehnen wir uns nach Ruhe. Wir tanken Hannibal voll – in Nordmazedonien liegt der Preis für Diesel umgerechnet bei 1.10 CHF – und fahren zurück nach Albanien. Wir peilen die Stadt Elbasan an. Die Zollformalitäten ziehen sich in die Länge. Die nordmazedonischen Zollbeamten nehmen es sehr genau. Pässe, Fahrzeugausweis und Grüne Versicherungskarte werden verlangt und genau überprüft. Nach der Grenze folgen wir einer neu geteerten Strasse entlang des Shkumbini Flusses. Wer sein Fahrzeug waschen möchte, findet hier dutzendweise «Lavazh» (Autowaschanlagen). Mit laufenden Wasserfontänen zeigen die Waschanlagebesitzer an, dass sie in Betrieb sind und man willkommen ist.

Von Elbasan aus wählen wir einen einfachen Track zum und rund um das Tomorr-Bergmassiv. Und wir haben Glück. Die Piste erweist sich als einfach, führt entlang eines Bergkamms, vorbei an kleinen Dörfern inmitten von Lavendelfeldern, Olivenhainen, Nussbäumen, Reben, Tabakplantagen, Weiden und Kiefernwald. In der Ferne das Tomorrgebirge, das den Sufis heilig ist.

Am Abend lagern wir im Kiefernwald in einer weiten Strassenbiegung über einem Dorf und hören am Abend den Hirten die Geissen und Schafe in den Stall rufen begleitet vom aufmerksamen Gebell der Hunde.

Um 00.29 erwache ich (Sabine): es ist taghell in unserem Schlafgemach und es rumpelt schrecklich. Ich setz mich auf, während Fabrizio friedlich weiterschläft. Und da saust an uns ein 4×4 mit Scheinwerferlicht vorbei. Er stoppt etwa 1 km von uns entfernt, die Lichter an. Nach etwa einer 1/4 Stunde fährt er weiter und ich suche für lange Zeit den Schlaf.

Die Nacht war kühl und hat etwas Erholung gebracht. Nach dem mageren Frühstück (unser Kühlschrank ist langsam leergefegt) folgen wir der Piste bis zum Bergdorf Gjerbës.

Auf dem grossen Dorfplatz, der mit zwei Hotels, vier Kaffees und zwei Minimarkets gesäumt ist …. und dies notabene in» the middle of nowhere», gönnen wir uns einen exzellenten Kaffee. Er wird von einer älteren Frau serviert und gehört zu einem der weltweit besten, die wir je getrunken haben. 

Weiter geht es auf einer holprigen Piste, die durch etliche Steinbrüche führt. Wir treffen auf grosse Muldenkipper und Wassertank-Lastwagen. Es staubt und es ist sehr warm. Bei den wenigen Versuchen aus Hannibal auszusteigen, um ein Foto zu knipsen, wird uns von der Hitze fast schlecht. Bei diesen Temperaturen scheinen sich nur die lästigen Fliegen und die lärmenden Zikaden wohlzufühlen. Am Pistenrand kreuzen wir ein paar Esel, die unter der sengenden Sonne wie erstarrt scheinen. Jedenfalls würdigen sie uns keines Blickes.

Auf diese Piste sind wir die einzigen «Fremden». Sowieso, wir haben bis heute nur ein österreichisches Paar in einem Land Rover getroffen … und dies in Griechenland vor etwa drei Wochen.

Kurz vor Çorovodë, als wir schon beinahe auf dem Talboden sind, treffen wir auf den nicht zugänglichen Gradeci Canyon und eine osmanische Brücke.

In Çorovodë beobachten wir von einer Terrasse aus, wie der Polizist den wild vor einem Gartenrestaurant Parkenden Bussen verteilt. Diese versuchen, das Ungemach wild gestikulierend und laut debattierend abzuwenden. Die Ordnungsmacht bleibt unbeeindruckt und heftet den Busszettel unter den Scheibenwischer.

Für die Touristen an ein paar Stellen mit Parkbuchten sichtbar gemacht wurden die senkrecht abfallenden Felswände des 13 km langen Osum-Canyon, die wohl nur vom Fluss her in ihrer vollen Pracht zur Geltung kommen.

 

Und dann wartet auf uns eine nicht mehr enden wollende, steinige Schüttelpiste und ein sehr einfacher, schlecht organisierter und etwas liebloser Eco-Camping in Permët.

 

15. – 17.7. – Berat
Wetter: Sonnig und sehr warm
Temperatur: 20 – 38°C

Wir sind nicht traurig als wir Permet verlassen. Heute folgen wir einer alten Verbindungstrasse (SH74) von Këlcyrë (ca. 18 km östlich von Permet entfernt) nach Berat, die «Stadt der Tausend Fenster». Die ca. 80 km lange Strecke führt uns durch Täler und Berge. Sie ist meistens mit Pflastersteinen bedeckt und ist noch in einem relativ guten Zustand. Die üblichen Auswaschungen und Schlaglöcher sorgen für eine «bewegte» Fahrt.

Glücklicherweise funktioniert die Klimaanlage Hannibals bestens. Draussen liegt die Verweilzeit bei max. 1 Minute bevor man von der sengenden Sonne richtiggehend durchgebraten wird.

In Berat angekommen freuen wir uns sehr über einem schattigen Stellplatz im schönen River Side Camping. Der Empfang ist sehr freundlich und wir werden mit frischen Früchten willkommen geheissen.

Etwas von der Hitze gelähmt, verstecken wir uns im Schatten und warten bis die Temperatur ein für uns erträgliches Niveau erreicht hat. Wir lassen eine Erstbesichtigung von Berat für heute aus. Erst gegen 19:00 können wir uns zu einem Spaziergang aufraffen. Es ist Samstag und die Albaner sind mit ihren geliebten Autos unterwegs. Die Haupteinfahrtstrasse ist bereits verstopft und die Blechlawine bewegt sich im Zeitlupentempo vorwärts wie ein verschlafener Tausendfüssler.

Die Nacht ist zu unserer Überraschung kühl. Der Empfehlung der Campingbesitzerin um 06:30 aufzustehen, um die Altstadt zu besichtigen, können wir beim besten Willen keine Folge leisten. Wir sind keine Frühaufsteher. Erst am Abend wagen wir uns in die Stadt und «kriechen» die steile Auffahrt zur Burg hinauf (sie liegt gegen 17:00 im Schatten und der Aufstieg ist somit keine Tortur mehr).

Einige Familien leben noch heute hier oben. Viele Häuser sind zu Restaurants und Hotels umgebaut worden. Weitere zerfallen zu Ruinen. Es gibt diverse Souvenirläden und «fliegende» Verkäufer, die den üblichen Kitsch feilhalten. Wir laufen bis zur äussersten Ecke der Burganlage und geniessen von dort ein wunderschönes Panorama über die darunterliegende Neustadt, das Gorika- und Mangalem Viertel, die Gorica-Brücke (eine siebenbogige Steinbrücke).

Selbstverständlich lassen wir es uns danach nicht nehmen, die lokale Gastronomie zu testen.

 

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