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Die Festung von Methoni
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  • Beitrag zuletzt geändert am:Januar 27, 2025
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Griechenland 2023: Reisetagebuch

30. Mai - 13. Juni

Kalamata - Ioniko

 

Das Wichtigste in Kürze:

Nach Kalamata fahren wir die malerische Küste in Richtung Süden hinunter und entdecken schöne Dörfer und die einsamen Strände Tsapi. Das Dorf Methoni verblüfft uns mit seiner gigantischen Burg und in Mesochori treffen wir Nicole und Jassin, die biologisches Olivenöl produzieren. In Pylos und Giavlova sind wir von der Schönheit der Bucht von Navarino und des Strandes von Voidokilia hinweggefegt.

In Olympia besuchen wir die Ruinen des antiken Olympia und reisen weiter über Stock und Stein in Richtung Norden. Wir erleben beim Wildcampen eine frostige Nacht und werden in den Wäldern von Bienen belagert. Nach einer technisch sehr anstrengenden Fahrt über steilen und holprigen Berghängen erreichen wir den Golf von Korinth.

 

 

30.5. – Kalamata – Tsapi
Wetter: Leicht bewölkt mit Sonnenschein.
Temperatur: 18-27°C

Unser Kühlschrank ist wieder leer und muss aufgefüllt werden. Nach dem Einkauf umfahren wir Kalamata und richten Hannibals Motorhaube nach Süden aus. Das Fischerdorf Koroni mit seiner dominanten Burg hat unser Interesse geweckt und wir wollen dieses erkunden. Das Dorf mit seinen engen Gassen, kleinen Atelier-Werkstätten und unzähligen Restaurants ist sicherlich einen Besuch wert … wir nutzen die Gelegenheit, um uns einen Cappuccino zu gönnen. Die Sonne ist heute guten Mutes und heizt die Luft so richtig auf, so dass wir uns den Besuch des gleichnamigen Burg schenken.

Auf der Höhe von Vasilitsi biegen wir links Richtung Küste ab und folgen einer holprigen und mit ein paar engen Kehren gespickten Piste bis zum Selitsa Strand. Hier, in voller Abgeschiedenheit, geniessen wir im Schatten eines Baumes und vom hypnotischen Geräusch der Wellen eingelullt unser Mittagessen (Hummus, Karotten und Streichkäse).

Am Strand von Tsapi buchen wir im immer noch verschlafenen Camping Tsapi zwei Nächte. Abgesehen von ein paar verlorenen Seelen, die sich hier per Zufall eingefunden haben, ist der Camping leer. Eine sehr desinteressierte Campingmanagerin, die den ganzen Tag vor dem Eingang eines leeren Mini-Markets sitzt und in ihr Smartphone guckt, «überwacht» hier das Geschehen.

 

31.5. – 1.6. – Tsapi
Für die kommenden Tage ist Schönwetter angesagt. Wir nutzen diese Gelegenheit um «Hannibals-Eingeweide» zu reinigen. Im Laufe der Jahre (zurzeit sind es fünf) hat sich viel Dreck angesammelt, der entfernt werden muss.


1.6. – Tsapi – Giavlova (Ochsenbauchbucht)
Wetter: Leicht bewölkt mit Sonnenschein. Am Abend regnet es in Strömen.
Temperatur: 18-27°C

Knapp 5 km vom Camping Tsapi entfernt entdecken wir einen weiteren schön gelegenen wilden Strand, Megalo Marathi. Der Weg dorthin ist holprig und teilweise ausgewaschen. Wir sind nicht überrascht als wir dort nur auf eine verlorene Seele treffen … einen österreichischen Landi-Fahrer. Wir tauschen unsere Griechenland-Erfahrungen aus und ziehen nach Methoni weiter. Das hübsche Dorf Methoni wird von einer gigantischen Festungsanlage dominiert. Während zwei Stunden wandern wir voller Bewunderung durch die einzelnen noch erhaltenen Bauwerke.

Auf der Suche nach einem Restaurant stossen wir auf das Restaurant Sapientza. Hier dürfen wir der Köchin, um unser Mittagessen zusammenzustellen, wieder einmal in die Töpfe Schauen. Was dann auf den Teller kommt, ist unglaublich gut … der Preis günstig.

Den Nachmittag und Abend verbringen wir mit zwei herzensguten Menschen, Nicole und Janiss.  Nicole ist die Schwester von Fabrizios ehemaligen Bürokolleg Eric. Das griechisch schweizerische Paar produziert in Mesochori exzellentes biologisches Olivenöl. Für diese bereichernde und aussergewöhnliche Begegnung sind wir sehr sehr dankbar.

Im strömenden Regen verlassen wir Mesochori und suchen Schutz im Camping Erodios in Gialova. Wir können noch den letzten freien Platz ergattern.


2.6. – Giavlova

Wetter: Leicht bewölkt mit Sonnenschein. Warm und schwül. Am Abend braut sich ein Sturm zusammen … wir bleiben zum Glück verschont.

Temperatur: 18-27°C

Trotz des warmen und schwülen Wetters wagen wir die mehrstündige schweisstreibende Wanderung hoch zur Palaiocastro Nauarinou, einer Burgruine.

Die Sicht von oben auf die sogenannte Ochsenbauchbucht ist spektakulär. Beim in die Knie gehenden Abstieg, gesichert mit Stahlseilen und Eisentritten, kommen wir an einer von der Natur geschaffenen Kathedrale vorbei, der Nestor‘s Cave.

Am Voidokilia Beach mit seinem klaren türkisblauen Wasser und dem feinen weissen Sand glaubt man sich in der Südsee. Da das Grollen des Gewitters immer näherkommt, verweilen wir nicht in dieser Traumkulisse, sondern machen uns auf den 6 km langen Rückweg zu Hannibal.

Auffällig in dieser Region sind die vielen Schakale, die die Wildnis beherrschen. Gegen 21:00 abends beginnen sie mit ihrem Gejaule, ihrer Frage-Antwort-Kommunikation, ihrem gut eingeübten Konzert. Wir fühlen uns manchmal in den wilden Westen versetzt.

 

3.6. – Giavlova – Pylos – Polylimnio-Wasserfälle – Giavlova
Wetter: Sonne pur … und keine Wolken … den ganzen Tag.
Temperatur: 18-27°C

Das beschauliche Städtchen Pylos ist an der Navarino Bay gelegen. Dies haben mittlerweile auch die Golfclubs erkannt. So wurden auf zwei riesengrossen, abgeschlossenen Geländen erst kürzlich Golf-Clubs errichtet. Lokale haben uns berichtet, dass die Konsequenzen auf das Grundwasser bereits in der Landwirtschaft spürbar sind, der Wasserspiegel sinkt.

Sehr informativ ist das Museum der Burgruine, das einen weiten Bogen von der Steinzeit bis ins 19. Jahrhundert und von der „Land“- zur „Meeres“-Archäologie spannt. Überwältigend ist auch die Sicht auf die Navarino Bay, den grössten natürlichen Hafen auf dem Peloponnes.

Da kein Kreuzfahrtschiff geankert hat, gehört heute Morgen das Städtchen den Einheimischen und ein paar wenigen Touristen. Rund um den Dorfplatz wimmelt es nur so von Geschäften und Restaurants. Es werden Brot und Gemüsen eingekauft, mit dem Nachbarn ein kurzer Schwatz abgehalten und in der Bar ein geeister Kaffee getrunken. Die Atmosphäre ist entspannt, die Menschen sind friedlich.

Als wir beim Parkplatz der Polylimnio-Wasserfälle ankommen, überraschen uns die vielen Autos – doch wir erinnern uns, dass die Griechen ein verlängertes Wochenende haben.

Nun sind sie mit „Kind und Kegel“, mit Buggy, Luftmatratzen, Picknick-Körben sowie im Badekostüm und mit Flipflops oder Sandalen bekleidet zu den Naturpools und Wasserfällen unterwegs – Fabrizio und ich tragen zum Glück Wanderschuhe.

Nach ein paar hundert Meter geht der mit Steinplatten belegte Weg in einen guten Naturweg und kurz darauf in einen Pfad über, auf dem felsige Kletterpartien auf uns warten. Den wenigen Menschen, denen wir hier begegnen, sprechen meistens Deutsch und sind entsprechend ausgerüstet.

Das Rauschen des Wassers, die Farben, die Schmetterlinge und das Vogelgezwitscher erinnern uns an die Südsee. Die Fälle selber laden die Fotografen ein, ihre Stative auszufahren, das Licht zu messen, die verschiedenen Filter auszuprobieren… So blockieren sie die schönsten Plätze für Besucher, die nur ein Erinnerungsfoto knipsen wollen.

Da wir auf eine «wilde» Übernachtung keinen Bock haben, kehren wir zurück zum Campingplatz in Giavlova. Neben uns hat sich eine Familie Bulgaren eingerichtet. Eine sehr leise und umsichtige Familie … wäre da nicht der kleine Schnauzer, der uns auf Trab hält: Ohne Ausnahme begrüsst er jeden, der vorbeiläuft und quittiert jedes Geräusch (auch das leiseste) mit seinem aufgeregten Gebell. Irgendwann nach zwei Tage geht er uns mächtig auf dem Sack. Glücklicherweise fahren wir morgen in Richtung Olympia weiter und lassen diesen Köter hinter uns.


4.6. – Giavlova – Olympia
Wetter: Wieder Sonne pur … und keine Wolken … den ganzen Tag.Temperatur: 18-27°C

Heute fahren wir auf dem direktesten Weg nach Olympia. Diese beschauliche kleine Stadt – wäre es nicht für das archäologische Museum und die gewaltigen Ruinen des antiken Olympia würde man an ihr ohne ein Augenzwinkern vorbeifahren – liegt inmitten von üppigen Wäldern. Erst von der Terrasse des Campingplatzes Alphios aus kann man die wahre Schönheit dieser Gegend wahrnehmen und geniessen. Der Struktur eines Eierkartons gleich dehnen sich die grünen Hügel bis zum Horizont aus. Hie und da ragt ein Ziegeldach oder ein Blitzableiter aus der Vegetation heraus.

Am Campingplatzt werden wir vom Prototyp einer sauren Schwiegermutter empfangen (gemäss ihren Aussagen fungiert sie nur als Aushilfe ihrer Tochter, die den Campingplatz kürzlich frisch übernommen hat). Sie dirigiert uns mit klaren Befehlen und eindeutigen Handbewegungen zu unserem Stellplatz. Als sie merkt, dass wir etwas unentschlossen sind, sagt sie mit lauter Stimme, die der eines Feuerwehrkommandanten im Einsatz ähnelt, «Sie bleiben nur eine Nacht … also seien sie nicht so wählerisch!». Eingeschüchtert parkieren wir Hannibal an dem uns zugewiesenen Platz und laufen, ohne einen weiteren Ton von uns zu geben, hinunter ins Stadtzentrum.

In der Taverna Orestis erholen wir uns von der Schwiegermutter und bestellen zwei exzellent gekochte Gerichte, geschmorte Ziege und Kaninchen an Zitronenmarinade. Das Ganze runden wir mit zwei Gläsern dezentem offenen Weisswein ab.

Als Verdauung-Spaziergang besuchen wir das archäologische Museum und die Ruinen der antiken Stadt. Es ist 16:00 und die Sonne heizt schön ein (wir sind an diese Temperaturen noch nicht gewöhnt und kommen schnell ins Schwitzen). Glücklicherweise ist das Museum klimatisiert. Wir sind von der Schönheit der ausgestellten Objekte sprachlos. Insbesondere die Marmorstatuen von griechischen Göttern und Göttinnen sowie römischen Imperatoren sind bezaubernd und zeugen von exquisiter Handwerkskunst.

Mehrere von einem Guide angeführte Touristengruppen «fliessen» zäh wie ein sich langsam bewegender Lavastrom durch die Räumlichkeiten. Sie zwängen sich ungeniert an uns vorbei, verdecken die Sicht zu den ausgestellten Exponaten, verstopfen die Durchgänge oder irren aufgelöst auf der Suche nach «ihrer» verlorenen Gruppe umher. Aus ihren teilweisen glasigen Blicken interpretieren wir, dass von ihnen die Visite des Museums eher als Pflicht wahrgenommen wird und ihnen keine Freude bereitet. Sie sind unwiderruflich im Strudel der Gruppendynamik gefangen und finden keinen Weg hinaus.

Die Ausgrabungsstätte des antiken Olympia, die zum UNESCO-Weltkulturerbe gehört, ist sehr weitläufig. Überreste von imposanten Gebäuden, Kultstätten, Thermalbädern, Tempeln etc. ragen zwischen grossen und schattenspendenden Bäumen hervor. Am Wegrand sind unzählige Informationstafeln aufgestellt, die anhand von Abbildungen zeigen, wie die einzelnen Konstruktionen «im Original» etwa ausgesehen haben. Einfach majestätisch!

 

5. – 7.6. – Olympia – Akrata Beach
Wetter: Sonne pur mit Schleierwolken, die sich im Laufe des Tages auflösen.
Temperatur: 8-27°C

Von Olympia tauchen wir in die ursprüngliche Bergwelt von Arkadien ein. Eine Fahrt durch eine dünn besiedelte Gegend. Die wenigen Menschen, denen wir begegnen, sind in sich gekehrt und schauen uns scheu, ja eher im versteckten nach. Wir fahren an vielen Häusern mit geschlossenen Jalousien vorbei. Werden sie noch bewohnt oder kehrt erst im Juli, August etwas Leben in sie zurück?

Wir übertreiben nicht, wenn wir behaupten, dass die Strecke zwischen Olympia und der Akrata Beach an der Nordküste des Peloponnes, einer des schönsten und vielfältigsten ist, die wir bis jetzt gefahren sind.

Wir folgen zuerst der EO74 durch eine hüglige und üppige Landschaft bis Vasilaki und dann weiter bis Livadaki. Kurz vor Bertsia biegen wir rechts ab und folgen der 1240 bis Liodora, Melissopetra, Markos und Dimitsana. Auf dieser Strecke dominieren die Kastanien- und Nussbäume.

Ca. 10 km vor Dimitsana, nachdem wir der zweiten Hornviper unserer Reise begegnet sind, stoppen wir auf dem Parkplatz des neuen Filosofou Klosters und werden von einer Horde hungriger Katzen begrüsst. Von hier aus wandern wir entlang der Louisios-Schlucht – die uns ein wenig an das Verzasca-Tal erinnert, zu zwei Felsenklöstern, die Schwalbennestern gleich an steilen Wänden kleben. Während das etwas heruntergekommene Kloster Prodromou noch von Mönchen bewohnt wird, kann das Filosofou-Kloster wegen Einsturzgefahr nur noch von Ferne besichtigt werden. Wieder einmal erreichen wir das bewohnte Kloster just in der Mittagspause (13.00 – 17.00). So müssen wir mit einem Blick aus der Ferne sowie einer neugierigen Katze und der sich in Sicherheit bringenden Blindschleiche als Empfangskomitee vorliebnehmen. Die Wanderung ist anstrengend. Erst steigen wir in die Schlucht hinunter … dann wieder hinauf. Die vielen, teilweise hohen Treppenstufen ermüden unsere Knie. Glücklicherweise befindet sich der Wanderweg hauptsächlich im Schatten und von der Tiefe der Schlucht kämpft sich eine kühle Brise hoch. Wir begegnen erschöpften Wanderern, die sich bereits auf dem Rückweg befinden und ein paar störrischen Eseln, die nicht vom schmalen Wanderpfad weichen wollen.

Zurück bei Hannibal kämpfen wir uns entlang einer etwas holprigen Landstrasse bis zum traditionellen, arkadischen Dorf Dimitsana hinauf. Die Wanderung hat unseren Energiereserven geleert und wir müssen schleunigst etwas zwischen die Zähne bekommen. Obwohl das Dorf auf Touristen ausgelegt ist, scheint es wie ausgestorben zu sein. Die Läden und Restaurants sind zwar offen, aber es läuft nichts. Desinteressiert schwatzen die Besitzer mit dem Nachbarn oder starren in ihr Handy. Sie bemühen sich nicht mal ansatzweise, uns anzuwerben.

Als einzige Gäste – einzige ja, aber von mindestens sechs Katzen genau beobachtet – eines Terrassenrestaurants verspeisen wir einen Dako-Salat (Dako ist ein trockenes Brot, das mit Wasser und Essig etwas aufgeweicht wird und mit Tomaten, Gurken, Paprikas, Kapern und dem allgegenwertigen Feta serviert wird) sowie zwei Souvlakis mit Schweinefleisch und Bratkartoffeln. Das Essen ist zwar gut, aber wir haben offensichtlich dem Kellner und Koch das private Mittagessen mit Familie verdorben … kaum verlassen wir das Lokal, setzen sie sich an einen Tisch mit Frau und Kind. Hier fühlen wir uns nicht wohl und so setzen wir unsere Reise fort.

Da es in dieser Gegend keinen Camping gibt, machen wir uns auf die Suche nach einem Übernachtungsplatz. Nach Dimitsana folgen wir der 1243 in Richtung Karkalou. Von wo wir entlang der EO74 nach Vytina gelangen und dann ins Skigebiet der Region hinaufsteigen. Dichte Fichtenwälder säumen die Strasse. Sie scheinen gesund zu sein. Wir sehen selten einen ausgedörrten Baum. Auf der Suche nach einem Stellplatz testen wir diverse Waldwege, bis wir auf knapp 1500 m ü. M. den perfekten Standort in einer von Bäumen geschützten Wiese ausmachen.

Weit entfernt von uns, fällen Waldarbeiter Bäume. Der Lärm der Motorsägen ist noch schwach zu hören. Sonst bildet das Surren von Käfern, die wir mit unserem Dasein aufgescheucht haben, unsere Geräuschkulisse. Wir wärmen uns nach dem langen Tag in den letzten Sonnenstrahlen. Bald wird hier die Dunkelheit Herrscherin über unser Geschehen sein. Kaum ist die Sonne hinter der Baumkrone verschwunden, schon beginnen es sich Kälte und Feuchtigkeit häuslich zu machen.

Die Nacht wird frisch … sehr frisch. Begleitet vom letzten Gezwitscher einzelner hyperaktiven Vögel schlafen wir ein.

Die letzte nach war kalt. So kalt, dass am Morgen die Grashalme mit einer dünne Schicht Eis überzogen sind. Eine abwechslungsreiche lange Etappe (rund 170 km) in einer faszinierenden Bergwelt erwartet uns heute.

Nach einem Kaffeestopp in Levidi werden wir von einem entgegenkommenden Auto gestoppt. Von dem, was wir begreifen, sucht der aufgeregte Grieche seinen Hund. Leider können wir ihm nicht weiterhelfen.

Nachdem wir vom serpentinenreichen Pass des Lyrkio-Gebirges in die Ebene hinunterfahren, suchen unsere Augen vergebens den Stymfalia-See, eine Zwischenstation für Zugvögel. Was wir sehen, sind Maschinen, die Bewässerungskanäle im Sumpf ausheben … Im Tal wird intensiver Acker- und Rebbau betrieben.

Kaum steigen wir bergwärts entzücken bunte Magerwiesen, Fichtenwälder sowie schroffe Berggipfel unseren Blick. Sind wir tatsächlich in Griechenland oder etwa in den Alpen? Ab ca. 1000 – 1200 m ü. M. wird hier auch Alpwirtschaft betrieben. Die Hirten überwachen in Ihren Pick-ups die Geissen- und Schaf-Herden, die Schäferhunde bellen uns an und begleiten uns rennend während einer kurzen Strecke. Müssen wir dies als Spiel oder als bitteren Ernst interpretieren?

Und nicht zu vergessen, beim Fotografieren der attraktiven Bienenkästen wurde ich (Sabine) von einer Bewohnerin ins Ohr gestochen, wofür sie mit dem Leben zahlen musste.

Nach dem Track KaldinaGoura, gesättigt von Eindrücken und auf dem Weg zum Golf von Korinth, überrascht uns die nächste Naturschönheit, eine prächtige, senkrechte rötlichgraue Felswand. Diese will, auch wenn wir erschöpft sind, erkundet sein. So schwenken wir ein weitere Mal nach links zu den Felswänden von Tarsos ab. Danach fahren wir über steile, schmale und sehr direkte Strassen an die Küste weiter und lassen uns im Camping Akrata Beach nieder.

 

7. – 9.6. – Akrata Beach
Wetter: Schleierwolken. Die Temperatur während der Nacht bleibt warm. Der Sommer ist angekommen.

Temperatur: 22-27°C

Die Wetterprognosen melden Regen. Wir verschieben die Weiterfahrt in die Bergen auf morgen und beschäftigen uns mit Kleiderwaschen, Tagebuchschreiben und Relaxen. Zwischendurch essen wir im Campingrestaurant.

 

9./10.6. – Akrata Beach – Erineos
Wetter: Die Sonne spielt Verstecken mit den Wolken
Temperatur: 15-27°C

In den nächsten beiden Tagen werden wir die Aussage, dass Griechenland zu 70% in den Bergen liegt, verinnerlichen. Auch wenn wir dies in der Vorbereitung gelesen haben, sind wir doch immer wieder von dem hochalpinen Charakter des Peloponnes überrascht.

Unsere Kletterpartie über das Skigebiet Kalavryta hinauf zur Panachaiko-Gebirgskette wird abrupt durch einen Erdrutsch im steilen Geröllhang kurz vor dem Erreichen des höchsten Punktes der Route auf ca. 1760 m ü. M. gestoppt.

So kehren wir von der vegetationslosen, kargen Bergwelt zurück auf ca. 1250 m ü. M., wo wir auf einem grünen Hügel bei einer Kapelle einen von höherer Gewalt bewachten Schlafplatz finden. Bei Hummus, Karotten und Philadelphia-Cheese geniessen wir die 5-Sterne-Aussicht auf Patras. 

Nach einer kühlen und erholsamen Nacht machen wir uns auf den Weg, den zweiten Teil unserer Route unter die Räder zu nehmen. Die ersten 35 km bis zum Einstieg sind Strassenarbeitern sei Dank einfach.

Dann müssen aber das Team Hannibal und Fabrizio ihr ganzes Können unter Beweis stellen. Bevor wir den Grat des Bergzuges mit seinen 40 Windrädern erreichen, müssen schlammige Passagen und Auswaschungen sowie enorme Schräglagen gemeistert werden. Dazu kommt eine sehr ruppige Piste und die steilen Auf- sowie Abfahrten mit Haarnadelkurven gilt es auch noch zu bewältigen. Nicht ohne Nervenkitzel lösen wir die heiklen Stellen bravourös. Ich weiss nicht, ob sie das atemberaubende Bergpanorama sowie den Blick auf die moderne Rio-Andirrio-Brücke ebenso geniessen konnten wie ich. Den Nachmittag und Abend verbringen wir am dem vom Wind etwas aufgebrachten Golf von Korinth im Campingplatz Tsolis.

 

11.6. – Erineos – Ioniko
Wetter: Sonne und blauer Himmel
Temperatur: 20-27°C

Die Wetterprognosen für den Festland für die kommende Woche sind miserabel. Immer wieder Regen ist angesagt. Für die geplanten Offroad-Touren sind diese keine aufbauenden Nachrichten.

Wir entscheiden kurzerhand diese Situation auszusitzen, indem wir in Richtung Süden nach Ioniko, ca. 90 km südlich von Patras, fahren und die nächsten Tage im Camping Ionion Beach verbringen.

 

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