Spanien 2021: Reisetagebuch
24. - 31. August
Santiago de Compostela - Salamanca
Das Wichtigste in Kürze:
Galizien, Santiago de Compostela sowie Teile der galizischen Küste können uns irgendwie nicht in ihren Bann ziehen. Die von der Holzwirtschaft „verschandelten“ Berghügel und die Monokulturen von Eukalyptus-Bäumen hinterlassen einem einen bitteren Nachgeschmack. Einzig die galizische Küche konnte uns immer wieder vom Neuem überraschen und begeistern.
Mittwoch, 25. August: Santiago de Compostela – Fisterra
Wetter: Sonnig, 14°C – 26°C
Santiago de Compostela liegt bereits hinter uns und wir sind in Richtung Küste unterwegs. Wir werden heute und die kommenden Tage versuchen, die berühmte wilde galizische Küste zu erkunden. Ca. 5km südlich von Porto do Son besichtigen wir die Ruinen des keltischen Dorfes von «Castro de Baroña». Erst 1933 entdeckt, ist dieses heute als Weltkulturerbe eingetragen und geschützt. Auch hier schlängeln wir uns durch Menschenmengen. Kinder spielen mit dem Segen ihren Eltern mit den Steinen der Gemäuer, andere Besucher klettern – um ein besserer Blick auf die Anlage zu bekommen – auf die Ruinen und weitere sitzen gemütlich in Gruppen zusammen, gerade dort wo die Wege am engsten sind. Da die Anlage frei zugänglich ist, gibt es auch keine Kontrolle und die Menschen tun somit was sie immer tun … they do not care!
Es ist 14:30 Uhr und unser Magen reklamiert «Ich bin hungrig!». Sein Hilfeschrei ist unüberhörbar. In Porto do Sol essen wir im Hotel Gastronomico Vil einen «epochalen» arroz y marisco, einer der Besten, den wir je auf unsere Gabel bekommen haben.
Seitdem wir Galizien erreicht haben, erleben wir am Morgen beim Erwachen eine dichte Nebelschicht. Der Himmel ist weiss, die Schlafsäcke sind feucht und die Campingstühle nass. Es dauert bis gegen 11:00 Uhr bis die Sonne Oberhand bekommt. Als wir das Cabo Fisterra erreichen, ist die Sicht auf knapp 5m geschrumpft. Pilger, die hier ihre «Reise» beenden wollen, erscheinen wie Geister am Strassenrand. Der Nebel hat die Menschen nicht daran gehindert, hierher zu fahren (uns auch nicht). Der Parkplatz ist bereits besetzt und überall tauchen Menschen aus der Nebelsuppe auf. Vorsichtig kehren wir Hannibal und machen uns aus dem Staub.
Donnerstag, 26. August – Sonntag, 29. August: Fisterra – Valdoviño.
Wetter: Sonnig, 12°C – 30°C
Das letzte Ferienwochenende für die Spanier hat es in sich. Es ist lärmig … überall! Die Liebe der Spanier zu den «Perros» hat die Campingplätze in Hundeausstellungen verwandelt. Links und rechts kläffen sich die Köter die Seelen aus dem Leib. Die Besitzer versuchen, mit weniger Überzeugung, ihre Lieblinge zur Ruhe zu bringen. Erfolglos! Bis tief in die Nacht hallen die «Wau … Waus» in der Luft.
Abgesehen vom schönen Strand, hat Valdoviño wenig zu bieten.
Was bleibt uns von dieser Strecke in Erinnerung? Ja, schade konnten wir in Betanzos keinen Halt machen. Diese Stadt ist für ihre schöne weissen Häuser in typisch galizischen Stil bekannt. Wir haben hier leider keinen Parkplatz ausmachen können.
Kurz vor Ferrol entscheiden wir uns spontan, das Restaurant «Muiño do Vento» zu besuchen. Als wir die dort parkierten Autos sehen, merken wir, dass es sich hier um ein «spezielles Restaurant» handeln muss. Diverse Gault Millau Auszeichnungen am Restauranteingang zeugen von einer guten bis sehr guten Küche. Der Maître de Table mustert uns skeptisch, als wir ihn nach einem freien Tisch fragen. «Habt ihr eine Reservierung?», fragt er uns etwas hochnäsig (bilden wir uns das mit der «Hochnäsigkeit» nur ein?). «Nein» ist unsere prompte Antwort. Er blättert wichtigtuerisch in seinem Reservierungsbuch …. und sagt dann unverhofft, «folgen Sie mir».
Wir essen sehr gut. Die Rechnung fällt für schweizerische Verhältnisse, Gault Millau zum Trotz, günstig aus.
Sonntag, 29. August – Dienstag, 31. August: Valdoviño – Salamanca
Wetter: Sonnig, 14°C – 30°C
Der Entscheid steht fest: wir möchten Galizien hinter uns lassen und ins Landesinnere in Richtung Salamanca aufbrechen. Eine ca. 1000km lange Reise, die uns entlang der galizischen Küste, bis O Porto do Baquero und über Umwege nach Puebla de Sanabria und von da über eine Piste durch die «Sierra de Culebra» nach Salamanca bringt, steht uns bevor. Nach Puebla de Sanabria lassen wir Hannibals Aufhängungen so richtig «krachen» und träumen in Pino de Oro, wo wir eine alte römische Goldmine besichtigen, vom Goldsuchen (mindestens Fabrizio). Salamanca ist nicht mehr weit. Hier kommen wir am Dienstagabend um 18:30 Uhr an und gönnen uns ein prächtiges Nachtessen.
Aber … alles der Reihe nach ….
Die galizische Küste zeigt sich zwischen Cedeira und O Porto do Baquero von ihrer rauen Seite. Sehr schöne weisse Sandstrände alternieren mit spektakulären, steilabfallenden Klippen. Unzählige Leuchttürme (allesamt sicherlich einer Besichtigung Wert) säumen die Küste und machen die Seefahrer frühzeitig auf die Gefährlichkeit der Meeresgründe aufmerksam.
Die Inlandstrecke zwischen O Porto do Baquero und Becerreà biete für unser Geschmack wenig. Ganze Landstriche sind der Holzwirtschaft zum Opfer gefallen. Kahl «rasierte» Berghänge wecheseln sich mit Eukalyptus-Monokulturen ab. Obwohl uns dieser Blick an Australien erinnert, entflammt sich in uns kein Feuer.
Es soll Wölfe geben! 8 km südlich von Puebla de Sanabria ist diesem missverstandenen und immer noch verteufelten Tier ein Forschungszentrum gewidmet: das «Centro del Lobo Ibérico». Leider, leider muss man sich hier im Voraus ein Ticket im Internet erstehen (was wir kläglich versäumt haben). Und so treffen wir auf verschlossene Türen als wir voller Freude beim Centro ankommen. Die nächste Gelegenheit für eine geführte Besichtigung bietet sich erst in drei bis vier Tagen wieder. So lange möchten wir in dieser Gegend nicht ausharren.
Fabrizio hat sich von Wikiloc eine Piste heruntergeladen. Sie führt uns auf Wegen, die für die Forstwirtschaft zur Waldnutzung und -pflege erstellt wurden, querbeet durch die «Sierra de Culebra» (wo es noch freilebende Wölfe geben soll). Wir freuen uns sehr, wieder auf Mischwälder zu treffen. Die Piste ist, bis auf wenige Stellen, leicht zu befahren. Das «Dreamteam» Hannibal & Fabrizio müssen sich nur zweimal beweisen als es tiefe bzw. steile Schluchten und Auswaschungen zu überwinden gilt.
«Schau mal!» ruft Sabine aus dem Nichts und zeigt mit der Hand auf eine Infotafel am Dorfeingang von Pino de Oro (Nomen ist Omen!). «Sendero de la minas romanas de oro» steht auf der Tafel. «Let’s have a look» frohlockt Fabrizio. Die Landschaft ist hier von erodierten Granitblöcken und Quartzadern geprägt. «Ich habe das schon gesehen» sagt Fabrizio euphorisch. Im 2016 und 2018 als er in North-Queensland, Australien, auf Goldsuche war. Ausser, dass es hier keine gefährlichen Schlangen und Kängurus gibt, sieht diese Region derjenigen zwischen «Mt. Hogan» und «Gilberton» sehr ähnlich. Wir verbringen eine gute Stunde entlang des «Sendero de la minas romanas de oro» und staunen, über das was die Römer für eine Ausbeute von mickrigen 3gr/t Gestein alles angestellt haben.


Nach Pino de Oro ändert sich die Landschaft radikal. Die lieblich hügelige mit ihren Steinzäune kleinräumig unterteilte Landschaft geht abrupt in eine Ebene mit riesigen, abgeernteten und stoppeligen Getreidefeldern und Weiden für die Rinderzucht über.